[Interview] Marc Jenneßen (DSA-Autor)

Auch Marc J., der „einarmige Bandit des deutschen Rollenspiels“, konnte meinem fast schon sprichwörtlichen Charme nicht widerstehen und hat im Facebook-Chat ein paar Fragen beantwortet, auch wenn er gerade mal wieder dabei war, einer Deadline zu zeigen wo der Hammer hängt:
1. Marc – schildere
doch mal bitte kurz deinen Weg ins Rollenspiel.
Ungefähr als ich elf war, hatte sich ein Kumpel zuerst MERS
geholt – ich weiß nicht mehr, welches Buch, es waren jedenfalls viele Drachen
drin. Wir haben uns das ganze angeschaut und auch gerne drin gelesen, wussten
auch, dass es sich um ein Spiel handelte, aber wussten echt nicht, um was für
ein Spiel es sich handelt – und wie man es spielt. Naja, die Karten waren
schön, aber anscheinend war es kein Regelbuch. Ein paar Wochen später hatte mein
Kumpel dann die Helden des Schwarzen Auges zu Hause. Darin haben wir uns auch
zurecht gefunden und bald hatten wir unsere ersten Charaktere. Da mein Kumpel
sich auch gleich das neue Abenteuer Hexennacht geholt hat, baute er sich eine
Hexe und ich einen Zwerg.
Ein paar Abenteuer später hatten wir ne Runde zusammen und infizierten den
kompletten männlichen Teil seiner Schulklasse mit DSA. Allerdings sollte man
erwähnen, dass wir nach Schatten über Travias Haus relativ lange der Meinung
waren, dass die Grüne Ebene jetzt uns gehörte und wir haben Travingen zu einer
Festungsstadt ausgebaut… Kurz darauf hab ich mein erstes Abenteuer selbst
„geschrieben“ – es bestand aus einem Plan… in dem Räuber Reisende auf der
Straße von Selem nach Norden ausraubten. Ich hatte ja keine Ahnung, was es mit
Selem so auf sich hatte – war ja nur ’n Häuschen auf der Aventurienkarte. Bald
sind dann aber neue Boxen und Abenteuer dazu gekommen. Meine erste eigene Box
hat übrigens gerade mal ein halbes Jahr gehalten, da ich sie überall hin
mitgeschleppt habe…
2. Es war also (fast)
die typische Einstiegsdroge DSA. Wie hältst du es mit anderen Systemen?
Da war ich ziemlich lange ziemlich konservativ – selbst
Myranor hab ich zuerst mal skeptisch angeschaut. Aber danach hab ich mir dann
zuerst einzelne Publikationen von Shadowrun geholt und auch dazu alles
gesammelt – mittlerweile ist die Sammlung vollständig. Und ein wenig Cthulhu
ist hinzugekommen (aber irgendwie sagt es mir nicht so recht zu – auch wenn ich
Horror sehr mag) Naja, dazu kommt noch HEX (Hollow Earth Expedition) und Space
1889. Ja, das war’s… Also mehr oder weniger die Mainstreamsysteme.
3. Ich vermute mal,
dass DSA noch immer das System ist, das dir am meisten am Herzen liegt.
Verteidige es doch mal bitte kurz gegen die fiesen Nörgeler!
Von allen Systemen, die ich bisher kennengelernt habe, hat
es ein relativ griffiges Profil, man findet leicht rein (auch wenn ich die
Regeln für Einsteiger ein wenig zu komplex finde) und es bedient eine Vielzahl
von verschiedenen Settings. Darüber hinaus gibt’s ne Menge Material, was mir persönlich
gefällt, da mir beim Lesen immer wieder neue Ideen kommen. Was ich ebenfalls
schön finde ist die fortlaufende Geschichte – man weiß, irgendwann wird etwas
zu einem bestimmten Thema passieren. Es muss mir dann nur noch gefallen und
schon bin ich glücklich (zumindest im Rollenspielbereich).
4. Nun strickst du ja
seit einiger Zeit an dieser fortlaufenden Geschichte mit – wie kam es dazu?
Im Grunde ist das Jahr des Feuers schuld…
Da erhält man ja die Baronie Retogau als Lehen. So auch bei uns: Nach einem
kurzen Anruf beim Regeltelefon habe ich mit einigen Leuten aus meiner damaligen
Runde begonnen, das ganze auszugestalten. Und da wir wollten, dass andere auch
was davon hatten, haben wir ne Website gestaltet, die heute noch online ist – www.retogau.de – aber das sind
irgendwie Jugendsünden.
Auf der Ratcon bin ich mit Michael Masberg ins Gespräch gekommen und genau wie
er bin ich tierischer Maraskanfan und ich hab ihm gesagt, dass ich einen Plan
von Boran gezeichnet hab (die Stadt hatte damals noch keinen). Ein paar Tage
später hab ich ihm den Plan geschickt und einige Zeit später hat Michael
gefragt, ob ich Lust hätte, ihm ein Expose für ein Anthologieabenteuer zu
schicken – heraus kam Das Lächeln des Raben in Bardensang und Gaukelspiel.
Danach gings dann schnell…
5. Das ist eine der
Sachen, die mir schon immer ein Mysterium sind – erklär doch mal bitte was es
mit diesem Lehens-Spiel auf sich hat und wie es funktioniert.
Hahaha, keine Ahnung! Die Baronie, die wir hatten war ja zur
freien Ausgestaltung vorgesehen und nicht ins Briefspiel eingebunden. Wir haben
UNSER Lehen einfach ausgestaltet und dort einige Abenteuer erlebt – unsere
Gruppenmagierin hat ihre eigene Akademie gegründet, aber das ist alles nie
offiziell geworden. Von den Regularien des Lehens-Spiels habe ich keine Ahnung
– auch wenn ich schon mehrfach gefragt wurde, bei einem mitzumachen bzw. mal
dran gedacht habe, eins selbst zu initiieren (Al’Anfa). Aber im Grunde geht es
einfach darum, SEIN Haus oder SEIN Land auszugestalten und mit Leben zu füllen.
Also, wie seinen Charakter, nur in größerem Maßstab.
6. Okay. Schade, dann
wird das weiterhin ein weißer Fleck auf meiner Rollenspiel-Verständniskarte
bleiben. Dann kommst du jetzt nicht mehr darum herum, ganz kurz (und vor allem
im Rahmen dessen, was du darfst) über deine derzeitigen Projekte zu erzählen.
Ok, abgegeben hab ich die Texte zu Sumublüten, dem
Nachfolger des Myranor-Abenteuers „Knochenblei und Schwarzes Blut“. Auch in
diesem Abenteuer durfte ich meine Leidenschaft für Zombies ausleben und wie es
sich für Fortsetzungen gehört ist alles etwas größer als beim Vorgänger – es
gibt mehr Zombies, eklige Mutanten und wesentlich mehr Ekelszenen. Insgesamt
ist das Abenteuer fast dreimal so dick wie der Vorgänger (etwa 130 Seiten) und
hat wieder ein paar wunderschön creepige Pläne von Hannah Möllmann drin.
Insgesamt gibt es nicht einen, sondern bis zu vier unterschiedliche Dungeons. Das
heftigste dürfte wohl ein Fleischdungeon sein, wo man sich durch Magenkammern
kämpfen muss und richtig die schweren Geschütze auffahren darf.
Aktuell arbeite ich an den letzten Texten zum Tempelband, für den ich die
Bandredaktion inne habe. Auch das ist ein ziemlich dickes Ding (ziemlich dick
sogar!). Neben einem allgemeinen Teil zum Leben im Tempel und zur Ausbildung
von Geweihten gibt es Kapitel zum Tempelbau und zur Finanzierung der Kirchen –
und detaillierte Beschreibungen von etlichen Tempeln der Zwölfgötter und des
Namenlosen. Abgerundet wird das ganze durch ein paar Regeln und neue Liturgien.
Wichtig ist es mir, dass die Tempel im Spiel genutzt werden können und so gibt
es mehrere Abenteuerplots, dazu eine kleine Tempelkampagne und viele Meisterinformationen.
Gerade angefangen habe ich mit Schleierfall, dem Nachfolger zum
Aranien-Abenteuer Schleiertanz, in dem sich um die Verschwörung hinter dm
Schleier gekümmert wird. Nachdem ich den ersten Teil immer als Mischung aus
„Indiana Jones“ und „Die neun Pforten“ beschrieben habe, verlagert sich das
ganze nun hin zu „Bourne Identität“ meets „Operation Walküre“. Danach stehen
auch noch einige interessante Projekte an…
7. Man kann ja auf
Facebook oft mitverfolgen wie viele Zeichen du so in ziemlich kurzer Zeit
raushaust. Kennst du keine Schreibblockaden?
Haha, doch. Mein Umzug hat mich ziemlich viel Zeit gekostet,
in der ich wenig geschrieben habe, ebenso jetzt kürzlich die Spielemesse, da
hab ich fast zwei Wochen gar nichts geschrieben, sondern mir abends lieben ’n
guten Film angeschaut. Da war ich aber auch zeitweilig sehr unkreativ. Hat man
halt manchmal. Aber auch die schönen Ablenkungen wie eine neue Beziehung können
einen vom Schreiben ablenken. Anscheinend leg ich aber doch ’n nettes Tempo vor
– muss ich auch, wenn ich sehe, was ich in den nächsten Monaten an Zeichen vor
der Brust habe – und manche DSA-Fans wollen am liebsten die Fortsetzung eines
Bandes am liebsten gestern haben.
8. Wie gehst du mit
Kritik um – die sich ja im Bereich DAS kaum vermeiden lässt?
Konstruktive Kritik nehme ich mit und versuche, diese Dinge zu
verbessern. Es gibt aber leider auch die Leute, die sich auf ein kleines Detail
konzentrieren und dieses aus irgendeinem Grund schlecht finden und dann Post um
Post darüber lästern. Da ist es schwer was Konstruktives mitzunehmen. Aber ich
versuch’s. Und liebe DSA-Fans, denkt daran: Auch wir Autoren haben Gefühle…
Naja, Scherz beiseite. Man kann sein Bestes versuchen, ich will mit meinen
Sachen zufrieden sein und die Erwartungen erfüllen. Irgendwas geht immer schief
und nachher haut man sich nur vorn Kopf und fragt sich, wie so etwas passieren
konnte. Nobody is perfect…
9. Könntest du dir
vorstellen alleine vom Schreiben von Rollenspielmaterial zu leben?
Hm, einen guten Teil meiner Einkünfte beziehe ich über das
Schreiben, aber ich hab eben noch nen Sicherheitsjob, der mich in der Zeit
ernährt, in der ich gerade mal keinen Einkünfte durchs Schreiben habe. Aber
auch da hab ich mit Rollenspielen zu tun, da ich in einem Spielwarengeschäft
arbeite *Schleichwerbungsmodus an* die Spielzeit in Krefeld
*Schleichwerbungsmodus aus*. Aber nachdem ich zuletzt eine Aufzählung von einem
Bestsellerautor bekommen habe, was bei ihm nach Steuer, Agent und Exfrau übrig
bleibt, behalte ich bis zu meinem ersten Weltbestseller noch ’nen
Sicherungsjob, der mir viel Spaß macht. Wenn ich aber den nächsten Harry Potter
(der sich natürlich um Rollenspiel dreht) geschrieben hab und damit Rollenspiel
wieder massentauglich gemacht hab, kann sich das ändern. Naja, wir haben alle
unsere Träume….
10. Das wäre fast
schon ein schönes Schlusswort – ich muss dir aber leider in die Parade fahren
und die einmalige Gelegenheit anbieten,
ein paar Worte an das „Volk“ zu richten, die ich fett markieren und rot
einfärben werde…
Spielt mehr Rollenspiel, geht in die
Jugendzentren, Bibliotheken oder Kneipen, in denen Spieleabende angeboten
werden und bietet dort Rollenspiele an. Zeigt dabei möglichst vielen
Interessierten, wie toll unser Hobby ist. Seid nicht so abgehoben gegenüber
Neulingen, die Interesse am Rollenspiel haben und mobbt sie nicht, wenn sie
nicht wissen, wie der Drache Nachtmeister starb oder was das Geheimnis um
Kaiser Hal war. Denn: Die wollen doch nur spielen! Genau wie ihr. Oder macht’s
wie Moritz und organisiert Cons oder Gratisrollenspieltage.

[Interview] Christian Saßenscheidt (Myranor-Autor)

Schon vor einiger Zeit habe ich Sassi, eines der Myranor-Uhrgesteine zu einem Interview geprügelt. Ein grandioser Kerl, der gerade in seinem Aufruf doch weit über den Rollenspieltellerrand hinausschaut…
1. Christian –
schildere doch mal bitte kurz deinen Weg ins Rollenspiel.
Das war eigentlich ganz klassisch: Ein Freund aus meiner
damaligen Siedler-von-Catan-Runde lud mich damals, 1997, zu einem Spiel ein,
das sich etwas komisch anhörte … Kurz darauf war ich begeisterter
DSA-Spieler.
2. Absolut klassisch!
Wie kam es dann zu deinem Engagement für Myranor?
Tatsächlich durch das Jahr des Feuers. Die Kampagne
enttäuschte meine Erwartungen sehr und die Umgestaltung Aventuriens war so erst
mal nichts für mich. Nach damals 9 Jahren Aventurien nahm ich dann 2006 das
Myranor-HC zur Hand und war begeistert von der Erweiterung meiner DSA-Welt und
ihren Möglichkeiten. Speziell das Aufnehmen klassischer DSA-Elemente in anderen
Kontexten ist etwas, was ich sehr liebe und auch in meinen Runden in Myranor
wie den Dunklen Zeiten praktiziere.
3. Wie schafft man
den Schritt von „begeistert sein“ zu „etwas zu einem offiziellen Produkt
beitragen“?
Puah. Das war eine Kombination aus vielen Zufällen, die ich
kaum mal eben kurz zusammenfassen kann. Ich habe mich recht bald aus Eigennutz
für Myranor engagiert – ich wollte ja mehr Material haben – und habe
angefangen, Runden im örtlichen Spieleladen und auf Cons anzubieten. So kam ich
in Kontakt mit der Memoria Myrana und darüber dann zu ersten Autorenkontakten.
Zudem hatte ich den Vorteil, dass ich mich sehr für die DSA4-Regeln
interessiere – und da gab es einfach gerade bei den Myranor-Autoren einen
kleinen Mangel. Olaf Michel konsultierte mich bei seinen ersten Überlegungen zu
einem neuen Magiesystem, und plötzlich war man Bandredakteur … Halt wie die
Jungfrau zum Kinde.
4. Du kannst dir
sicher denken, dass „Myranische Magie“ vermutlich das Rollenspielwerk ist, das
am weitesten von meinen persönlichen Präferenzen entfernt liegen dürfte. Wie
überzeugst du mich davon, es doch einmal aufmerksam zu lesen?
Bei dir? Keine Chance! Wäre Zeitverschwendung. Zumindest,
was den kompletten Regelteil angeht. Du solltest dir wirklich nur die Formeln
durchlesen, für dein Art des Rollenspiels reicht die formale Zauberei völlig,
Ausbauregeln und Spontanzaubern sind nix für dich …
Du siehst, worauf ich hinaus will;)? Es ist modular genug, dass du auch
sehr simple Konstrukte finden kannst, mit denen zu spielen sich lohnt. Das
zieht sich bei Myranor auch konsequenter durch: Es wird so modular wie möglich
gehalten, um auch verschiedene Spielstile gut bedienen zu können. Was ich
übrigens auch in meinen Runden praktiziere, die haben sehr unterschiedliche
Myranors.
Ergo: DU liest dir nur die Formelsammlung durch und die allgemeine Einleitung
zum Zaubern. Den Rest lässt du links liegen und schreibst in der Zeit besser
ein Dungeon, das ich dann crawle…
5. Schreibst du derzeit
noch an offiziellem Myranor-Material?
Im Moment nur an meinem persönlichen Projekt, dem
Era’Sumu-Band, zu dem auch schon einiges an Texten existiert. Leider lässt
meine persönliche Situation – einerseits der Endspurt bei der Dissertation,
andererseits das Versagen meiner Nieren vor 2 Jahren und die sehr zeitraubende
Dialyse – derzeit kaum mehr als konzeptionelle Gespräche zu, obwohl ich gerade
am Regelteil von Myranisches Zauberwerk riesiges Interesse habe.
6. Trotzdem bist du
immer noch im Einsatz als Myraniar. Wie habe ich mir das vorzustellen?
Das ist auch etwas, das ich keinesfalls aufgeben will! Die
Basis meines Engagements war immer das Myranor-Meistern – und den Kontakt zu
den Fans und eben zum praktischen Spiel will ich nicht missen. Außerdem ist es
ein fantastisches Gefühl, zu sehen, was die Leute aus dem machen, was von mir
ins Spiel eingeflossen ist, wen Rassen bespielt werden, die ich regeltechnisch
mitkonzeptioniert habe, oder wieder mal meine Lieblinge, Erasumier oder
Satyare, auftauchen. Und viele Spieler, die ich auf Cons bespaße, haben
teilweise einen längeren Weg mit Myranor zurückgelegt als ich.
Aber zum Thema „wie muss ich mir das vorstellen“:
Ich denke mir ein Szenario aus (fast immer ergebnisoffen).
Dann fahre ich zur Con.
Dann ziehe ich mein T-Shirt an, hänge die Runde aus und
warte.
Und dann schaun mer mal, was die Spieler mir entgegenwerfen
… Ich hatte schon alles von einer wahnvorstellerischen Aventurierin, die sich
für Hela-Horas hielt, über Baramunen bis zum aventurischen Novadi oder einen
Shingwa-Architekten in der Runde.
Es ist eben genauso bunt und vielseitig wie Myranor selbst.
Und genau das liebe ich daran und werde es auch nicht
aufgeben, solange es möglich ist!
7. Das scheint mir
echter Enthusiasmus zu sein. Hattest du den immer in allen Jahren des
Rollenspiels?
Ja.
8. Ich hasse
Interviewer, deren Fragen länger sind als die Antworten der Interviewten.
Könntest du dir vorstellen DAS „untreu“ zu werden und auch für andere Systeme
zu schreiben?
Klar.
(Und ja, auch für Dungeonslayers könnte ich mir das
vorstellen.)
9. Danke für deine
Zeit. Wie alle anderen Interviewten hast auch du nun die Chance auf die
Seifenkiste zu steigen und
ein paar
Worte an das „Volk“ zu richten, die ich fett markieren und rot einfärben werde…
Wenn ihr das hier lest, muss ich euch zu Rollenspiel nichts
mehr erzählen. Daher hier ein anderer Hinweis, der mir sehr wichtig ist: Ich
warte auf ein Organ. Derzeit werde ich wohl noch 5-6 Jahre warten. Ich weiß,
dass viele Menschen in der letzten Monaten misstrauisch gegenüber der
Organspende geworden sind, aber alle Skandale hatten nur einen Grund: Dass es
zu wenig Spenderorgane gibt. Daher bitte ich jeden, der noch keinen Ausweis
hat: Bitte, bitte, BITTE tragt einen bei euch! Man kann ihn einfach hier herunterladen:

http://www.organspendeausweis.org/
Und hier könnt ihr mich einmal live bei der Dialyse sehen:

http://www.sat1bayern.de/news/20120307/welt-nieren-tag-am-8-maerz/
Überlegt es euch. Bitte. Für mich bedeutet es „nur“ massiv erhöhtes
Infarktrisiko, Schmerzen beim Stechen, Verlust von etwas Leistungsfähigkeit und
15 Stunden die Woche im Krankenhaus. Aber andere sterben, weil es keine Organe
für sie gibt!

[Interview] Georg Pils (Finsterland-Autor)

Immer mal wieder flackert in meinem Facebook Chatfenster einer der Finsterland-Autoren auf – Anlass genug, ihn der hochnotpeinlichen Befragung zu unterziehen:

1. Georg – schildere
doch mal bitte kurz deinen Weg ins Rollenspiel.
Mit vier Jahren habe ich in einem Kasten bei uns zu Hause
die rote Box von D&D entdeckt. Mein Vater hatte sich das Ding gekauft, weil
er in der Zeitung davon gelesen hatte, hatte es aber nicht spannend genug
gefunden. Auf jeden Fall war da ein Drache drauf. Und ein Krieger. Ich war hin
und weg. Leider konnte ich noch nicht lesen und keiner meiner Verwandten war
bereit, sich darauf einzulassen. Also habe ich die Bilder angeschaut und mir selbst
ausgedacht, was man wohl damit machen könnte.
2. Das hört sich nach
dem frühesten Einstieg ins Rollenspiel EVER an – wann hast du dann das erste
Mal richtig gespielt?
Mit 12, DSA. Elfenfrieger. You know the drill.
3. Herrje. Warum hast
du denn nicht mit der roten Box gespielt? Banause!
Ehrlich? Ich hab’s probiert, aber ich war überfordert. Diese
ganze THAC0-Sache … Jetzt ist es kein Problem mehr, aber damals war das
zuviel.
Es hat mich allerdings bei den DSA-Sachen gestört, dass da
nicht 100.000 verschiedene Monster zur Verfügung standen.
4. Wenn ich mir
deinen Facebook-Account ansehe, lese ich etwas von einer französischen Schule –
haben wir etwa etwas gemeinsam und du hast auch früher DSA auf Französisch
gespielt?
Interessanterweise nicht. Ich habe auf Französisch zwar Call
of Cthulhu und Warhammer gespielt, sogar so schräge Sachen wie Teenagers from
Outer Space und Amber, DSA nicht. Komischerweise sind wir auch nie auf
Simulacres gekommen.
5. Dann liegt das
einfach an den 6 Jahren Altersunterschied und du warst minimal zu spät für die
französische DSA-Welle Mitte bis Ende der 80er. Okay, aber nun hast du dein
„eigenes System“ und brauchst „uns Deutsche“ gar nicht mehr. Gib mir doch mal
bitte spontan den Fahrstuhl-Werbetext für Finsterland!
So kann man das nicht sagen: Jetzt brauche ich die Deutschen
noch mehr als jemals zuvor!
6. Aber ihre
Rollenspiele nicht mehr. Also los, mach mich heiß auf Finsterland!
Finsterland ist ein Steampunk-Rollenspiel, das in einem
fantastischen Zeitalter nicht unähnlich der Jahrhundertwende in Zentraleuropa
spielt. Dampfmaschinen treiben die Welt an, Kriege werden ausgefochten und der
Kampf um die Freiheit tobt!
Doch in den Tiefen der Erde schlummert eine uralte Bedrohung, die die durch die
Konflikte geschwächte Menschheit erneut unterjochen will. Wird es den Spielern
gelingen, ihre Figuren durch diese Zeit des Umbruchs zu lenken und eine bessere
Zukunft zu erkämpfen?
7. Hört sich gut an.
Was kann mein Charakter in dieser Welt denn so alles tun?
Das hängt von den Vorstellungen der Gruppe ab: Man kann
einfache Geschichten als Aufträge inszenieren und die Probleme anderer Leute
lösen, aber man kann auch eine epische, die Welt ändernde Kampagne gestalten,
bei der die Handlungen der Charaktere das Schicksal der Menschheit beeinflussen.
Das Setting wurde nämlich bewusst offen gestaltet, um nicht zuviel der Zukunft
vorwegzunehmen.
Natürlich gibt es auch Spieler und Spielerinnen, die die
Darstellung des fiktiven Umfelds ins Zentrum rücken. Dann kann man eine
klassische Aufstieg- und Fall-Geschichte machen. So à la Buddenbrooks. Oder
Krupp.
8. Also erwartet uns
in Zukunft kein Settingband, der einen Metaplot vorgibt?
Die Sache mit dem Metaplot ist schwierig. Ich mochte die
Exzesse in World of Darkness nicht besonders und ich muss auch sagen, dass es
den Einstieg erschwert. Was es aber geben wird (morgen kommt das Erste heraus),
sind gewisse Ereignisse, die man in seine Kampagne einbauen kann und die das
Setting verändern. Ich beginne jetzt einmal mit ein wenig Politik, aber demnächst
sollte es auch ein paar technologische Neuerungen geben. Diese Konzepte sind
freiwillig und man kann sie anpassen, um die eigenen Bedürfnisse abzudecken.
9. Das beruhigt mich
etwas – aber zu etwas anderem: Das Finsterland-Team trifft man auf so ziemlich
jeder größeren Con an. Welche anderen Faktoren versucht ihr noch zu manipulieren,
um euer System möglichst populär zu machen?
Wir versuchen, einen guten und verlässlichen Online-Support
zu garantieren und Rezensionen von den relevanten Kritikern und Kritikerinnen
der Branche zu bekommen (Danke nochmal!). Wir hatten auch schon ein
Gewinnspiel. Was noch nicht so gut funktioniert, ist der Auftritt auf den
wichtigen Foren der deutschsprachigen Rollenspielszene, weil da keiner von uns
wirklich gut verankert ist. Das wäre wohl der nächste Schritt!
10. Ha! Da muss ich
einhaken (ich kleiner Beckmann des Rollenspiels). Nur aus persönlichem
Interesse: Nenne bitte spontan die drei „wichtigsten“
deutschsprachigen Foren.
Soweit ich weiß, gibt es Tanelorn und, ja, da haben wir das
Problem. Ich bin zwar oft auf RPG.net, aber das war’s dann auch schon.
Die Aktion Abenteuer-Leute sagen mir auch was.
11. Nachdem ich es
jetzt geschafft habe, dass du dich in fast allen Foren nicht mehr blicken
lassen kannst, bedanke ich mich herzlich für deine Zeit und gebe dir jetzt die
einmalige Chance ein paar Worte an das „Volk“ zu richten, die ich fett
markieren und rot einfärben werde…
Es freut mich, dass Finsterland so vielen
Leuten gefällt. Unser Team freut sich über Wünsche und Anregungen, um unser
Setting und System zu verbessern. Ohne die Unterstützung unserer Spieler und
Spielerinnen sind wir nur ein paar Nerds aus dem Wiener Becken, aber mit Euch
sind wir die Erschaffer einer neuen Welt!
Danke übrigens für die Gelegenheit für das
Interview.

[Interview] Sebastian Deutsch (Chefredakteur Savage Worlds)

Vor einigen Tagen erwischte ich Sebastian Deutsch (ich glaube fast es ist kein Künstlername…) bei Facebook. Hier könnt ihr lesen, was er zu sagen hatte…
Das Foto zeigt ihn übrigens nach drei aufeinanderfolgenden Nachtschichten über dem Spielerhandbuch von Hellfrost.


Edit: Korrektur! SD ist nicht Chefredakteur für die gesamte Savage Worlds-Kiste, sondern „nur“ für Hellfrost und Sundered Skies.
1. Sebastian –
schildere doch mal bitte kurz deinen Weg ins Rollenspiel.
Also ich hab mich dafür interessiert seit ich in den 90ern
irgendwann einen Spot von Schmidtspiele für DSA gesehen habe. Ich glaube, es war
sogar wirklich für das RPG selbst, kann aber auch für die Brettspiele gewesen
sein. Mir mangelte es lange Zeit an den richtigen Spielgefährten, so dass ich
lange Zeit mit Computerspielen meine Sucht befriedigen musste. In der 9. oder
10. lernte ich dann über drei Ecken eine Spielgruppe kennen und wurde
angeheuert.
2. War zwar sicher
einige Jahre nach meiner Computerspielzeit, aber ich muss trotzdem fragen:
Welche Computerspiele waren das?
Ich sehe evtl. jünger aus als ich bin. Eye of the Beholder,
natürlich die alten DSA Spiele. Baldurs Gate muss natürlich auch erwähnt
werden.
Ich merke gerade an meinen Antworten, dass 5 Stunden doch zu
wenig Schlaf sind. *g*
3. Kein Problem. Und
du BIST doch jünger – bei mir waren es „The Bard’s Tale 1“ und die ersten SSI
AD&D Gold Box-Spiele. Du hast also klassisch mit DSA gestartet – wie ging
es dann weiter?
Dass ich jünger bin als du weiß ich – Bard’s Tale habe ich
wirklich erst im neuen Aufguss gespielt.
Da meine erste Gruppe sehr eingefahren war und nur DSA spielen wollte, suchte
ich mir eine weitere Gruppe. Ich landete bald in einer ShadowRun Gruppe, die
auch meine Freude am Systemspringen teilte. Alles aufzuzählen wäre allerdings
fast unmöglich, da durchaus auch freie Projekte aus dem Internet gespielt wurden
und ich nie Buch geführt habe. Am meisten haben mich wohl die WoD-Systeme, wegen
dem tollen Hintergrund und – oh Wunder – Savage Worlds, weil es meinen Hang das
Setting zu wechseln so gut unterstützt, in ihrem Bann gehalten.
4. Das ermöglicht mir
den geschmeidigen Übergang zu deiner aktuellen Tätigkeit als Savage
Worlds-Redakteur. Wie kamst du zu diesem Posten?
Ich bin seit 2008 Supporter bei Prometheus Games und habe
irgendwann auch Aufgaben übernommen, die über das normale Supporten hinaus
gingen, beispielsweise indem ich mich darum gekümmert habe, dass die Kommunikation zwischen
Internet-Fanbase und Verlag besser funktionierte. So kam eines zum anderen und
Ende 2010 fragte mich Christian Loewenthal ob ich Interesse an einem
Redakteursposten habe. Ich habe „Ja“ gesagt.
5. Das beweist Mut.
Welches SW-Setting liegt dir denn persönlich am meisten am Herzen?
Das ist eine schwere Frage. Wie schon gesagt ich wechsele
gerne das System und jedes Setting hat seinen eigenen Charme. Müsste ich auf
eine einsame Insel ziehen und dürfte nur ein Setting + Spieler mitnehmen, so
würde es wohl Sundered Skies sein.
6. So leicht kommst
du mir nicht weg. Ich will einen Grund – wo es doch auch Kracher wie Rippers,
Space 1889, Hellfrost, Low-Life oder Necessary Evil gibt.
Ich war mir nicht sicher wie lang die Antwort werden sollte…
Das ist leicht umrissen – Zum einen gefällt mir das
Grundsetup von SuSk. Hier eine kleine Warnung vor bissigen Spoilern – Eine für
die Sterblichen unendliche Welt, die den Göttern gleichzeitig wie ein enger
Käfig erscheint. Eine Kampagne, bei der es um nichts weniger als die Rettung
der Welt und wohl auch aller anderen Welten geht und gleichzeitig hat man als SL die
Fähigkeit, die Welt nach eigenem Belieben zu erweitern, da keiner weiß, was für
Inseln es noch da draußen gibt.
Um zumindest etwas Schleichwerbung zu machen – der kommende
Abenteuerband wird, denke ich, sehr gut zeigen wie einfach das Erweitern geht.
7. Okay – es ist also
ein Abenteuerband für Sundered Skies in der Mache. Was kann man sonst so im
nächsten halben Jahr – sagen wir bis zur RPC – erwarten?
Dazu kann ich dir recht wenig sagen, wir feilen momentan
noch am VÖ-Plan. Grundlegend arbeite ich momentan noch am Sundered Skies
Kompendium, leider ist beim Layout aufgefallen, dass sich ein sehr böser Fehler
eingeschlichen hat, der aufwendig korrigiert werden muss.
Der erwähnte Abenteuerband, an dem Günter Lietz, Markus Finstzer und ein
gewisser Herr Mehlem mitgearbeitet haben, befindet sich meines Wissens im
Lektorat. Wie gesagt – die gesamte Redaktion brütet momentan noch am
Veröffentlichungsplan… Zusätzlich wird fleißig an einer Überarbeitung des
Spielerhandbuches für Hellfrost gearbeitet und auch der Weltenband ist (bis auf
den Titel – da zanken wir noch) fertig übersetzt und wartet nur auf den letzten
Schliff.
Zusätzlich versuchen wir momentan ein Team aufzustellen, das sich um die
Übersetzung und Produktion von freiem Material, ganz im Stil von Pinnacle und
TAG, kümmern soll.
8. Als
Hintergrundinfo für die Leser: Kannst du kurz sagen, wer alles zur SW-Redaktion
gehört?
Christian Loewenthal, Marcel Hill, Sascha und Sandra
Krajewski, Falk Bongertz und ich selbst
9. Liest sich nach
einem sehr ambitionierten Programm. Hast du die Grenze von „Spaß am
Hobby“ und „Stress, da es fast schon eine Arbeit ist“ schon
überschritten?
Stellenweise – durch Schwierigkeiten im Ablauf haben sich
leider einige Projekte, die eigentlich nacheinander abgearbeitet werden
sollten, überschnitten. Das ist, denke ich, ein typischer Fall von
Unerfahrenheit und schierem Pech. Ich denke aber ein wenig Stress gehört zu
jedem Job dazu und auch wenn es ein Job im Hobbysegment ist, so ist es für mich
dennoch ein Job.
10. Dann will ich dir
deinen Sonntag nicht noch länger mit „Beruflichem“ blockieren – du hast jetzt
die einmalige Chance ein paar Worte an das „Volk“ zu richten, die ich fett
markieren und rot einfärben werde…
Das ist wohl das Schwerste am ganzen Interview!
Mich stören die Zwistigkeiten, die sich manchmal wie ein Graben durch unser
schönes Hobby ziehen. Egal ob nun Spieler gegen Spieler, Pen and Paper gegen
LARP oder unzufriedener Kunde vs. Verlag. Wir alle gehören zum Hobby
Rollenspiel dazu und sollten zusammenspielen oder zumindest die Interessen,
Aufgaben und Fehler der anderen verstehen und akzeptieren. Das heißt nicht, dass
man alles mögen und hinnehmen muss, doch der Ton macht die Musik und gerade der lässt
oft zu wünschen übrig.
So und jetzt danke ich artig für das Interview.

Unterschätzte Monster 2: Monster aus Krynn

Nachdem wir uns 1 Teil 1 mit unterschätzten Untoten befasst haben, nehmen Frank und ich uns heute ein paar Monster vor, die in Krynn (der Welt der Drachenlanze) beheimatet sind:
Wir beginnen mit dem Death Knight, einem Klassiker des Drachenlanze-Settings:
Frank: Für heute habe ich das Thema Krynn gewählt. Zu Krynn habe ich ein
ganz besonderes Verhältnis – ich kam nämlich über die Drachenlanze
Bücher zu AD&D, vorher habe ich mich ausschliesslich mit DSA2
beschäftigt. Nach den Büchern kam das C64 Spiel Champions of Krynn – ach
war das schön. Naja, ich fand die ganzen Ritter auf Krynn ziemlich
beeindruckend, und ganz besonders natürlich unser aller liebster
Todesritter. Daher macht der Todesritter auch den Anfang heute.
 
Moritz: Stimmt. Ich muss zugeben, dass ich die Jungs auch aus Champions of Krynn kenne – vor den Computerspielen hatte ich das Drachenlanze-Setting kaum auf dem Schirm. Ich kannte zwar einige der Romane und auch die ersten Abenteuer, aber irgendwie sind mir da keine Todesritter im Gedächtnis haften geblieben.
Frank: Ich meine die kamen schon in den Chroniken vor – naja, das ist so
lange her, wir nehmen es mal nicht so genau. Jedenfalls habe ich eben
gelernt, dass der Todesritter eigentlich nicht dem Dl-Setting entsprang,
aber wir tun mal so. Also: CB, 9D10 HP, 75% MR, und magische
Fähigkeiten, dass ist eine ordentliche Ansage. Und Stärke 18/00 – wer wollte dies nicht haben damals?
Moritz: Ich sagte ja „im Gedächtnis haften geblieben“ – und das ist äußerst siebartig. Ich fand an ihnen immer übel, dass sie zu 11% einen auf sie gewirkten Spruch zurück“geben“. Außerdem hatten die Jungs zumeist eher unerfreuliche Schwerter.
Frank: Die Zauberfähigkeiten sind auch hart: Einen 20D6 Feuerball, können nicht vertrieben werden, Power Word Kill,… Sehr unangenehme Burschen also.
Moritz: Genau das sollte auch der Grund sein, warum ich sie nie in einem eigenen Abenteuer verarbeitet habe. Die sind echt brutal und ich glaube im Drachenlanze-Setting waren unsere „mächtigsten“ Charaktere um Stufe 5-7 herum. Mit bis zu 90 Trefferpunkten und Rüstungsklasse 0 braucht es auch schon recht amtlicher Charaktere, um ihn „einfach wegzukloppen“, bevor er mit seinen Fähigkeiten die Gruppe zu Hackfleisch verarbeitet hat.

Frank:
Im Moment kommen sie mir vor wie Lichs, nur in Ritter. somit ist denke
ich der Hintergrund das interessanteste am Death Knight, als großer
Widersacher sazusagen.
Moritz: Ja, die sind „nix für zwischendurch“! Die sind wirklich so mächtig, dass sie fast schon eher ein „Plot device“ als ein Gegner sein dürften. Was hast du als nächstes mitgebracht?
Next in line: Minotauren (Krynn-Version):
Frank: Da du mir ja verboten hast, Drakonier dranzunehmen, möchte ich
nur kurz sagen, dass ich an ihnen schön finde, bestehende D&D
Monster zu nehmen und interessant zu erweitern. Als nächstes nahm ich
nicht wirklich ein Monster – die Minotauren von Krynn. Die haben bei mir bis jetzt noch einen speziellen Platz, da ich damals
zum ersten Mal realisierte – hey, man kann ja die „Grenzen“ sprengen und
auch aus Monstern Spielercharaktere machen.
Moritz: Da fällt mir spontan nur ihr rigider Ehrenkodex ein.
Frank: Mein Englisch war viel zu schlecht damals – ich habe nur Stärke und Konstitution 20 gelesen, und damit fand ich sie super.
Moritz: Das sind auch 2 gute Argumente. Ist es daneben zu sagen, dass
ich die immer fürchterlich fand und sie sowohl als Charaktere als auch
als Gegner niemals bei mir am Tisch zu finden waren?
Frank: Überhaupt nicht! Ich war damals halt noch jung und brauchte die Stärke-/Kon-Bonis. Als nächstes: Dreamwraith.
Monster 3 ist der der Dreamwraith:
Moritz: Der sagt mir gar nix! Muss ich mal eben in meinem Monsterhandbuch wühlen. Ich tippe mal auf Untote (leicht gesagt, bei „Wraith“). Wie hießen die denn auf Deutsch?
Frank: Dreamwraiths sind im Grund genommen böse Traumgeister, die dich in einem extra dafür geschaffenen Alptraum angreifen.
Moritz: Da haben wir den Salat. Ich tue mich schwer mit Horror-Elementen in „normalen“ Fantasy-Settings. Die kommen mir da zumeist etwas deplatziert vor. Obwohl der Traumlanda-Kram mir auch bei Cthulhu nie so recht geschmeckt hat.
Frank:
Ich persönlich finde diese Elemente super, jedoch sehr schwer am
Spieltisch umzusetzen. Oft ist es ein Problem von „was in einer
Geschichte toll und spannend ist, ist es nicht unbedingt beim RSP“.
Naja, ich finde die Idee ganz nett, gibt einem der Dreamwraith doch die
Möglichkeit, kurz ein paar solche Elemente einzubauen, ohne sie ganz ins
Setting zu nehmen.
Vielleicht
zur Erklärung für die Leser: Ein böser Kleriker spricht einen Spruch
und versetzt den oder die Spieler in eine Art Alptraumwelt, wo sie dann
vom Dreamwraith attakiert werden, der stärker wird, je tiefer sie in den
Traum eindringen.
Für eine art One-Shot oder einfach zum Austesten doch ganz nett.
Moritz: Wobei es echt problematisch ist, weil es eine Regel für das „nicht an die Illusion glauben“ gibt. Das köönte dadurch viel zu schematisch werden. (Könnte ich mir zumindest vorstellen.)
Frank:
Ja, stimmt auch wieder. Ja, es gibt so ein paar Regeln die zwar gut
gemeint sind, jedoch nicht viel zur Stimmung beitragen. Sieh auch die
verschiedenen Materialien für waffen.
Insgesamt muss ich sagen, ich bin ein bisschen von DL enttäuscht.
Moritz: Nunja, ich habe dir ja die Drakonier untersagt – die hätten schon einiges rausgehauen!
Frank: Ja, das stimmt. Jedoch dachte ich schon, dass DL doch etwas mehr zu bieten hätte.
Moritz: Okay, dann treffen wir uns nächstes Mal nochmal zum Thema Krynn und ich schaue mal ob ich mich an ein paar schicke Fieslinge erinnern kann.
Frank: Nee, lass uns lieber etwas anderes machen. Such dir einfach ein Thema aus.
Moritz: Gut ich überleg mir etwas – bis dann!

Frank: Ja, bis dann.

[Interview] Tobias "Tigger" Hamelmann (Shadowrun-Chefredakteur)

Zwischen virtueller Tür und Angel habe ich noch schnell den Shadowrun-Chefredakteur ausgequetscht!

1. Tobias – schildere
doch mal bitte kurz deinen Weg ins Rollenspiel.
Mein Weg ins Rollenspiel. Ich habe mit elf Jahren
angefangen. Ein guter Freund von mir brachte eine Box mit ominösem Inhalt mit:
Die DSA-Basisbox. Wir haben uns dann jeder fünf Helden gebastelt und losgelegt:
Einer hat geleitet und der andere seine fünf Charaktere durch das Szenario
geführt. Das war der Einstieg.
2. Sehr traditionell.
Bist du dann durchgängig beim Rollenspiel geblieben, oder gab es auch mal
„Durchhänger“?
Nein, nach dem ersten Anfixen bin ich direkt süchtig
geworden. Allerdings hatte ich dann erstmal eine Zeitlang keine Runde sondern
eben nur besagten Freund, mit dem ich gespielt habe. Später kam meine erste
Runde zustande – auch DSA. Es folgten noch in der Schulzeit Ausflüge in die
Welten von Shadowrun und Traveller. In der Zivildienstzeit und während des
Studiums wurde es dann immer bunter. Eine ständige Runde in den Schatten, ein
bisschen D+D, unregelmäßiges DSA, GURPS – alles, was irgendein Freund
anschleppte, wurde auch gespielt. Auf einer Messe habe ich dann irgendwann
Crazy, den ehemaligen SR-Chefredakteur getroffen und mich direkt gut
verstanden. Parallel dazu wurde ich über meine damalige Freundin mit Daniel
Richter bekannt und bin dann sozusagen zweigleisig in verschiedene Systeme als
Autor eingestiegen.
3. Stimmt. Du bist
einer der wenigen, denen der Ulisses-Pegasus gelingt. Wie schafft man das?
Bin ich das? Eigentlich nicht. Die letzten Arbeiten für
Ulisses liegen schon eine ganze Weile zurück. Dungeonband und Donner und Sturm
waren die letzten Bücher, an denen ich mitgearbeitet oder Feder geführt habe.
Tatsächlich gibt es auch noch eine (zumindest von meiner Seite) abgeschlossene
Dungeonanthologie, von der ich aber nicht weiß, in welchem Giftschrank sie
gelandet ist. Danach habe ich nichts mehr für Ulisses gemacht. Was aber nicht
daran liegt, dass ich viel für Pegasus arbeite – derzeit mache ich eher etwas
für Uhrwerk. Und Rollenspiel ist ja nicht mein Hauptberuf, sondern eher eines
von vielen Projekten.
4. Uhrwerk? Erzähl!
Ich arbeite ja nicht nur als Autor und Redakteur, sondern
auch als Layouter. Ich habe alle Wege-Bände der DSA-Reihe gemacht, damals. Für
Uhrwerk mache ich also hin und wieder auch ein Layout. Und für Myranor schreibe
ich ein wenig – wie jetzt zum Beispiel ein paar wenige Beiträge für das
Monsterbuch. Früher habe ich auch noch was für Cthulhu gemacht, für Lodland,
für Engel … die Szene ist ja relativ eng verzahnt.
5. Am Monsterbuch war
ich auch mit ein paar Biestern beteiligt und halte es für ein wirklich geniales
Teil – auf welchen von deinen Beiträgen dazu bist du am meisten stolz?
Wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht mehr genau, was ich
geschrieben habe. Ich glaube, es waren nur zwei Monster … an die rotbekammte
Basiliskenechse kann ich mich noch erinnern. Die heißt aber im Buch anders.
6. Neben den vielen
oben genannten Projekten dürftest du den meisten über deine Arbeit an Shadowrun
bekannt sein. Wie in aller Welt wird man zum SR-Chefredakteur?
Ja, Shadowrun beschäftigt mich natürlich sehr – es gibt
immer viel zu tun. Damals, als das System noch bei FanPro war, saß ich ja schon
in der Stammbesetzung der Redaktion. Als der Wechsel zu einem anderen Verlag
anstand, kamen einige der Kandidaten zu mir und bei einigen habe ich mich angeboten.
Letztlich fiel die Wahl der Amerikaner auf Pegasus und bei denen war ich als
Chefredakteur schon halb vorgemerkt: Wir kannten uns schon aus anderen
Projekten und waren uns daher klar darüber, dass eine Zusammenarbeit gut
funktionieren würde. Ich kannte das System, ich kannte den Verlag, ich hatte
die ganzen alten Kontakte … so kam dann eines zum anderen.
7. Für mich und meine
unbedarfteren Leser – was genau tut so ein Chefredakteur genau?
Lektoren suchen, Illustratoren anwerben, Autoren
beschäftigen, Konzepte planen und sich neue ausdenken, Budgets durchrechnen,
Ansprechpartner für Verlag/Fans/Autoren sein, Bücherinhalte strukturieren,
Texte lesen und schreiben, Termine im Auge behalten – besonders letzteres.
Damit der Drucktermin der irgendwann mal geplanten Buchveröffentlichungen
eingehalten wird muss der Text zum Übersetzer, dann zum Lektor, dann ins
Layout, dann zum Fahnenlektorat, dann zum Drucker. Gleichzeitig muss ein neues
Cover gemacht werden, für deutsche Zusätze ein Redakteur oder Autoren gefunden
werden, die Illus geplant … und das alles dann zusammengeführt werden.
Außerdem will man immer mal wieder was Neues starten, rein deutsche
Veröffentlichungen müssen komplett durchkalkuliert werden und mit dem
Amerikanern muss man auch Kontakt halten … man ist also eine Mischung aus
Organisator, Terminkalender, Briefkasten und sein eigener Sekretär. Und dazu
kommt dann noch ein kleiner Prozentsatz an kreativer Arbeit.
8. Gibt es ein Buch,
das du gerne herausbringen würdest, wenn du ein tolles Team hinter dir hättest
und jedes nur erdenkliche System zur Verfügung stünde?
Nein – es gibt viele Sachen, die ich toll finde. Ich
organisiere auch einfach gerne – und wenn ich schreibe, dann am liebsten
Abenteuer. Vielleicht mal ein postapokalyptisches Spiel, das nicht nur toll
anzuschauen und interessant zu lesen, sondern auch wirklich gut zu spielen ist.
Aber da gibt es ja auch schon ein paar Kandidaten auf dem Markt. Letztlich gibt
es viele Arten von Projekten, die ich sehr spannend finde oder fände.
9. Verfolgst du auch
kleinere Systeme oder Indies? Was ist da in deinen Augen der „heißeste Scheiß“?
Derzeit bin ich auf dem Delta Green-Tripp. Außerdem leite
ich sehr gerne Marvel, das ältere, würfellose System. Wobei wir keine
Marvelhelden spielen, sondern eigene Superhelden im Zweiten Weltkrieg gegen die
Thule-Gesellschaft. Ein bisschen Pulp, ein bisschen Marvel, ein bisschen
Hellboy, ein bisschen Indiana Jones. Ein schönes Setting. Mein dritter Favorit
– abseits von Deadlands oder Shadowrun: Die drei ??? als Rollenspiel.
10. Vielen Dank! Aus
meiner versprochenen halben Stunde sind nun schon 49 Minuten geworden. Dafür
erhältst du nun das Recht,
ein paar
Worte an das „Volk“ zu richten, die ich fett markieren und rot einfärben werde…
Du meinst, die letzten Worte als Ausruf an die
Gemeinschaft: Gehet hinaus und mehret euch! Ganz ehrlich, die Szene ist derzeit
relativ stabil, aber mehr werden es auch nicht. Das liegt daran, dass kaum
Nachwuchsförderung abseits von Mund-Zu-Mund-Propaganda gemacht wird. Die Verlage
haben dazu einfach nicht die richtigen Mittel und greifen mit ihren
Werbemöglichkeiten nur immer IN der Szene nach neuen Kunden. Wenn wir also
wollen, dass unser Hobby sich ausbreitet und mal ein bisschen größer wird, dann
solltet ihr andere infizieren. Es gibt da draußen noch sehr viele
Rollenspieler, die alle nur nicht spielen, weil sie gar nicht wissen, was das
ist und wie das geht. Tragt die Kunde also hinaus in die Welt: Rollenspiel ist
toll!

[Interview] Roger Lewin (Teilzeithelden)

Und mein kleines Projekt, die deutsche Rollenspielstrukturen anhand „wichtiger Einzelner“ vorzustellen geht weiter! Dieses Mal habe ich im Facebookchat Roger Lewin genervt, einen der Köpfe hinter dem Blog Teilzeithelden, der in letzter Zeit äußerst umtriebig ist und sich ganz sicher seine Sporen im Dienste des deutschen Rollenspiels mehr als verdient hat.

1. Roger – schildere
doch mal bitte kurz deinen Weg ins Rollenspiel.
Also, ich kam im Alter von 15, d.h. 1989, zum Rollenspiel.
Ein Schulfreund, mit dem ich auch schon immer am Rechner gezockt hatte, fragte
mich, ob ich DSA mitspielen wollen würde. Damals war das grad so im Wechseln
von der ersten zur zweiten Edition und das Spielprinzip gefiel mir auf Anhieb.
Natürlich hatten wir alle nur rudimentäre Ahnung von Aventurien und von einem
Metaplot wusste ich erst recht nichts, aber wir hatten viel Spaß beim Spielen.
Anfängertypisch habe ich damals einen Krieger gespielt aus Thorwal mit Namen
Goran von Liranark – ganz fürchterlicher Name für einen Thorwaler. Tja und aus
dem DSA und meinem Faible, mit Worten umzugehen, wurde ich dann ganz schnell
zum SL und habe zuerst Shadowrun für mich entdeckt und als dann 1992 ein Freund
anrief, ob wir mal Vampire spielen wollen, musste ich zuerst lachen, denn unter
dem neuen Konzept der World of Darkness konnte ich mir nichts vorstellen.
Letztendlich halten mich White Wolfs Produkte bis heute fest.
2. Wie gelingt ihnen
das?
Ich bin schon immer ein Spieler und SL gewesen, dem Welten
viel wichtiger als Regeln waren. Zudem, auch wenn ich Action schätze, nicht
zwingend Kämpfe, bin ich eher in der Ecke der Darsteller und Immersionsfreunde
anzusiedeln. Wenn ich taktische Kämpfe mit genau berechneten
Wahrscheinlichkeiten haben möchte, gehe ich auf mein zweites großes Hobby zu –
das Tabletop. White Wolf hat für mich ein ungemein gutes Gefühl, Spielwelte zu
ersinnen und diese interessant zu machen. Einer der großen Faktoren, die mich
halten, ist, dass es keine Schwarz/Weiß-Welten bei Ihnen gibt. Alles besteht
aus Schattierungen von Grau, es gibt kein klares Gut und Böse. Allerdings
sollte ich erwähnen, dass ich mehr und mehr von der World of Darkness nach 16
Jahren am Tisch und 11 Jahren im Live weg bin und mich auf das Aeonversum
konzentriere, also das SciFi/Superhelden-Setting.
3. Du bist ja auch in
diversen Foren aktiv – wie verhältst du dich da bei Diskussionen rund um das
„trve Rollenspiel“ ™? Deine Position sollte ja bei dem zuvor Geschilderten
recht eindeutig sein.
Ah, „True RPG“ – naja, der Begriff bringt mich
genau so zum Schmunzeln wie es True Black Metaller bringen. Ich habe aufgehört,
mit 22 den Leuten vorschreiben zu wollen, wie „richtig“ gespielt
werden muss. Jede Runde hat ihre eigene Dynamik, ihren eigenen Spielstil, ihren
eigenen Habitus. An dem gibt es nichts zu rütteln. Wenn ich natürlich gefragt
werde, ob ich Tipps geben kann, dann antworte ich gerne und helfe auch, aber
betone, dass das mein Spielstil ist, den ich da weitergebe und dass ich nicht
weiß, ob das auch passend für meine Zuhörerschaft ist. Foren haben ein Problem
– sie locken Trolle an. Meine Position ist daher oft die des Zuhörers und
manchmal des advocatus diaboli, der kritische Gegenfragen stellt, wenn wieder
ein selbsternannter Messias des Rollenspiels auftaucht.
4. Foren! Als jemand,
der das Thema Rollenspiel sehr strukturell angeht: Was würdest du sagen, auf
welche 3 deutschen Foren ein Verlag auf jeden Fall ein Auge haben muss, um
immer am Puls der Zeit zu sein?
Nun ja, die Frage ist recht einfach. Tanelorn, Aktion
Abenteuer und rsp-blogs.de. Die ersteren zwei sind auf jeden Fall große
Fundgruben wirklich wertvoller Gedanken (mit aktiviertem Trollfilter), wenn
auch Aktion Abenteuer etwas polemischer an die Themen rangeht, aber das ist ja
auch gewollt. rsp-blogs.de schätze ich, weil sich die Community dort teils sehr
kritische und auch etwas über den Tellerrand schauende Gedanken macht. Ich bin
in allen dreien, lese aber nur ungefähr einmal in der Woche die mir wichtig
erscheinenden Threads.
5. Dein (Euer) Blog
Teilzeithelden sind vor einiger Zeit in der deutschen Rollenspielszene
erschienen und haben sich rasend schnell etabliert. Wie ist euch das gelungen?
Wir sind nun 16 Monate aktiv und haben in der Zeit
tatsächlich eine gewisse Marktdurchsetzung erzielt. Wir versuchen auch gerade
das Blogimage loszuwerden und zu einem echten Webmagazin zu werden. Da wird
sich 2013 einiges tun. Der „Trick“ unseres Erfolges besteht, denke
ich, aus mehreren Teilen. Zum einen haben wir ein großes Team, zur Zeit 16
Mann, von denen jede/r gewisse Aufgaben übernimmt. Wir haben Autoren,
Redaktion, Community-Management und werden bald auch Fotografen anheuern. Zum
anderen gehen wir sehr geplant vor und planen unsere Artikel gute 3 Monate im
Voraus. Ich selbst bin beruflich im Projektmanagement zu finden und habe daher
die eine oder andere Idee gehabt, wie man das Ganze aufziehen kann. Davon
profitieren wir, denke ich. Aber ohne dieses wirklich großartige Team würde das
alles nicht funktionieren. Werbung machen wir auch, massig. Flyer, Anzeigen,
Team-Polohemden, das gehört alles dazu. Vermutlich erreichen wir deswegen auch
eine so große Leserschaft (300-800 am Tag, nach Events deutlich mehr), weil wir
nicht konzentriert auf eine Seite der fantastischen Spiele ausgerichtet sind,
sondern uns bemühen, den generalistischen Blick über alles zu halten. Wir
schreiben sowohl für den Casual Gamer als wie auch den Vollspieleprofi. Und zu
guter Letzt nehmen wir uns trotz des ganzen Herzblutes nicht zu ernst, wie man
hoffentlich an unseren Inhalten sieht.
6. Ein echt großes
Team, wenn man bedenkt, dass die Seifenkiste eine One-Man-Show ist. Braucht ihr
Verstärkung? Was sollen Leute tun, die gerne Teilzeitheld sein wollen?
Das große Team besteht, weil wir den einzelnen nicht zu sehr
belasten wollen. Der Großteil liefert einen Artikel pro Monat, einige wenige
mehr. Bedenke unsere Schlagzahl, wir liefern 3-4 Artikel jede Woche. Alle
müssen recherchiert werden, die meisten haben um die 2000 Worte. Das braucht
Zeit und Arbeit, bis so etwas entsteht. Die wenigsten schreiben das einfach so
herunter. Um ein Teilzeitheld zu werden, benötigt es vor allem Zuverlässigkeit,
Herzblut und der sichere Umgang mit unserer Sprache. Wir haben einige Workflows
etabliert, an die man sich sicher erst gewöhnen muss, die aber letztendlich
genau das machen, was sie sollen: Uns entlasten und Sicherheit geben. Wir haben
gerade einen neuen Autor für LARP an Bord genommen und sprechen mit einem
zweiten. Immerhin haben wir noch den Dienstag und den Donnerstag zu füllen in
der Woche ;)Verstärkung könnte ich mir im
Bereich Wargaming/Tabletop vorstellen. Auch wenn ich selbst ein Tabletopper
bin, fehlt dieses Thema noch gänzlich in unserem Portfolio.
7. Du hast sicher im
Zuge eurer Rezensionen schon unzählige Rollenspielwerke in der Hand gehabt.
Gibt es eines, das heraus sticht?
Zwei würde ich sagen – zum einen das erste deutsche FATE
basierte Rollenspiel, Malmsturm – einfach, weil es in Deutsch das erste ist und
weil das Team sich viel Liebe damit gemacht hat und zum anderen Finsterland.
Ich finde es beeindruckend, wie ein Team ohne großen Verlag im Rücken schon
drei Hardcoverbände herausgebracht hat und alle wirklich gut aussehen und
gleichzeitig tolle Inhalte bieten.
8. Definitiv! Zwei
sehr geile Produkte, denen ich noch Kathy Schads FreeFate in der Stahlbox
hinzufügen wollen würde. Hast du eine Idee wie wir Deutschen wieder von
„Meckerern“ zu „Machern“ werden könnten?
Möchtest Du die diplomatische oder die direkte Antwort? Ich
mach mal die direkte: „Weniger auf den Arsch des anderen schauen, mehr Mut
beweisen, weniger labern und Dinge selbst anfassen“. Projekte wie von den Owlbears
und Tarin zum LL Contest sind großartig, ich glaube auch, dass noch das eine
oder andere Schätzchen im Schrank ruht bei lang gedienten Spielleitern. Das
Fate2Go ist übrigens ein echter Brecher – ich habe es zu Hause auf dem
Schreibtisch liegen, aber es wird erst gelesen, wenn wir den Stapel von
Büchern, die wir für die Verlage rezensieren, abgearbeitet haben. Auf den
ersten und zweiten Blick macht es schon einen wirklich famosen Eindruck. Aber
du verwirrst mich, wo ist Frage 7 geblieben? Etwa abergläubisch?
9. Ha! Im Chat und in
der Liebe ist alles erlaubt. Die 7 habe ich aus Versehen vor der 6 gestellt. Und
du hast es geschafft, ich werde demnächst noch mal eines meiner alten AD&D
2-Abenteuer scannen und online stellen. Aber jetzt bist du wieder dran: Hast du
einen deutschen oder englischen Rollenspiel-Geheimtipp im Internet? Irgendeinen
Blog oder ein Forum, das mehr Leute lesen sollten?
Ich glaube, dass es eine Menge guter Blogs und anderer
Plattformen dort draußen gibt. Mich persönlich stören Blogs, die einen schlecht
formulierten und inhaltslosen Dreizeiler ins Web stellen. Die würde ich schon
mal nicht empfehlen. Einen echten Geheimtipp kann ich Dir nicht nennen, aber
ich genieße in letzter Zeit sehr die Zeit auf http://www.malspoeler.de/.
Ich finde die psychotische Möwe sehr erheiternd. Wen ich auch gerne lese, aber,
so muss ich zugeben, da muss man sich erstmal durch die Textwand durchbeißen
und den Schreibstil verstehen lernen, ist http://zornhau.rsp-blogs.de/. Der Mann hat einige gute
Gedanken, auch wenn ich nicht immer mit ihnen konform gehe. Aber ist das nicht
unser Daseinszweck? Uns zu entwickeln, dadurch, dass wir andere Sichtweisen
nachvollziehen und so unseren Horizont erweitern?
10. Nix da!
Schlusswörter gibt es erst dann, wenn ich es sage! Also nutze bitte jetzt die
Chance,
ein paar Worte an das „Volk“
zu richten, die ich fett markieren und rot einfärben werde…
Ähh……….Weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen!
Scherz beiseite – Worte ans Volk also. Lasst Euch nicht zu sehr von dem ganzen
Gerede rund um die Rollenspieltheorie und Old School/New School, Immersion und
Eskapismus, ROLLenspieler und RollenSPIELER verwirren. Spielt, wie es für Eure
Runde das Richtige ist. Findet das selbst heraus. Lest, um Euch Ideen zu holen,
scheut Euch nicht, den Rat anderer anzunehmen – aber setzt es für Eure
Spielgemeinschaft passend um. Was richtig ist, definiert Ihr, nicht irgendein
erleuchteter Kopf im Web oder Buch. Ach ja, und spendiert den Teilzeithelden
einen Kaffee! Gehen Sie weiter, das sind nicht die Droiden, die Sie suchen!

{Deadlands] Die Toten der Prärie (Interview mit Uli Lindner)

Ich habe mir kurzerhand Uli Lindner geschnappt, den Autoren des demnächst erscheinenden Deadlands-Abenteuers „Die Toten der Prärie“. Mal sehen, was ich ihm alles entlocken kann…

… und Captain Uhrwerk habe ich gleich die Erlaubnis aus den Rippen geleihert, das Cover spoilern zu dürfen. Sauber! Das Wetter passt auf jeden Fall schonmal zur Jahreszeit.

1. „Die Toten der Prärie“ – kann ich auf Untote schließen, oder sind die Toten wirklich tot?
Die Toten sind äußerst tot. Und das Aufgebot muss aufpassen, dass es nicht auch noch dazu gehört.
2. Aber „Prärie“ ist doch eine verlässliche Größe, oder? Also eine weite
Ebene, brütende Hitze, vorbeiwehende Präriegrasbüschel und schnelle
Colts?
Na klar, das Abenteuer spielt im weiten Montana. Neben deinen genannten
Punkten spielen natürlich auch noch Indianer und tapfere
Frontier-Siedler eine Rolle.
3. Ganz sicher keine Untoten? Nicht ein einziger?
Nein, außer im Aufgebot ist einer drin.
4. Zurück zu deiner letzten Antwort: „Weites Montana“ – welche Siedlung ist denn in der Nähe? Oder spielt das Abenteuer wirklich fernab jeder Zivilisation?
Zum Zeitpunkt des Abenteuers ist da keine größere Siedlung in wirklicher
Nähe, zumal das Dörfchen direkt an der Grenze zu den Sioux Nations
liegt. Hier würden nur Verrückte siedeln.
5. Ohne zu viel zum Inhalt zu verraten – worauf liegt der Fokus des Abenteuers? Interaktion? Kämpfe? Settingtourismus? …?
Vor allem viel Nachforschung und Interaktion, das Aufgebot muss in einem
nicht zu freundlichen Umfeld ohne großes Blutvergießen Licht in das
Dunkel des Abenteuers bringen. Aber auch Revolverhelden kommen auf ihre
Kosten, denn wenn das Geheimnis erstmal gelüftet ist, muss man so
manchen Gegner mit Blei vollpumpen.
6. Mit Blei vollpumpen ist immer gut! Ich ahne einen cleveren Lindner-Twist am Horizont, deswegen bohre ich an dieser Stelle nicht weiter nach – vielleicht kannst du aber die Ausgangssituation noch kurz schildern. Wie schlittert das Aufgebot ins Abenteuer?
 Es wird von einem Gesetzeshüter (gleich ob aus Nord- oder Südstaaten)
angeheuert, um den wichtigen Zeugen eines Verbrechens aufzutreiben. Der
hat seine eigenen Sünden längst bereut und sich einer fanatischen Sekte
angeschlossen, die eben in Montana ihr gelobtes Land gesucht hat. Und
eben jenen Mann muss das Aufgebot überzeugen, dass er freiwillig aussagt
– also bringt der Holzhammer hier schon mal gar nix.
7. Okay – kommen wir zu den Rahmenbedingungen. Wir kommt es dazu, dass du einfach so ein Abenteuer für Deadlands in deutscher Sprache schreiben und Uhrwerk dieses veröffentlichen darf? Ist geplant, das Abenteuer ins Englische zu übersetzen?
Patric und ich hatten uns irgendwann letztes Jahr mal darüber
unterhalten, dass ich auch gerne was für andere Systeme machen würde.
Und da ich selbst gerne Deadlands spiele, fiel uns auch das ein. Patric
hat dann einfach mal bei Shane Hensly nachgefragt, ob ein deutsches
Abenteuer denkbar wäre. Er hat das bejaht und das Exposé abgesegnet und
somit hatten wir grünes Licht. Es ist möglich, dass das Abenteuer auch
auf Englisch übersetzt wird und wir hatten schon entsprechenden Kontakt
mit Pinnacle, aber erstmal wird es nur auf Deutsch veröffentlicht und
dann gucken wir weiter. In Hinblick für eine englische Veröffentlichung
(wofür eine Anpassung von Deadlands Classic auf Deadlands Reloaded nötig
wäre) haben wir aber schon mal das Artwork in Farbe geordert.
8. Wieso ausgerechnet Deadlands?
Weil ich schon als Kind unglaublich gerne Western-Filme geguckt hab,
gerade die etwas lustigeren aus Italien. Und mit Zombies ist alles
nochmal besser.
9. Ist das ein einmaliges Projekt oder werden wir in Zukunft weitere deutsche DL-Abenteuer sehen? Sprich: Ist von deiner Seite aus etwas geplant oder wäre Patric offen für Exposés? (Keine Angst – ich hege da keine Ambitionen, aber ein geiles West-Abenteuer von Zornhau beispielsweise würde ich mir schon zulegen.)
Prinzipiell können wir uns weitere Sachen vorstellen. Ich hab auch schon
die Idee für eine Fortsetzung des aktuellen Abenteuers in der
Schublade. Und auch für Exposés sind wir da offen. Aber generell gilt
natürlich, dass wir jetzt erstmal den Erfolg des Abenteuers abwarten
müssen, bevor wir da mehr sagen können.
10. Ich bin ja ein „sucker for cool illus“. Wer war denn künstlerisch alles an deinem Abenteuer beteiligt?
Die Bilder und das Cover sind von Florian Stitz, die Karten von Daniel Jödemann. Das könnte noch interessant sein
11. Hört sich alles ausgesprochen gut an. Ist gekauft. Vielen Dank für deine Zeit und viel Spaß bei den US-Wahlen. Aber eine letzte Frage habe ich doch noch: Wie sieht es mit Untoten in deinem Abenteuer aus?
Es gibt ungefähr so viele Untote, wie wir fertige Produkte von dir erhalten haben, die du uns vor Ewigkeiten versprochen hast.
12. Oh, prima! Also schonmal mindestens 5 für die Kyrbluthaven-Reihe und noch 2 für die Beiträge zu einem Magazin-Geheimprojekt. Nicht übel! Warum heißt das Abenteuer nicht direkt: „Zombie-Invasion im Wilden Westen“?
Herr Mehlem, lassen sie lieber mal fette Quallen und muskelbepackte
Gladiatoren rüberwachsen, statt uns mit Kleinkram für Magazine
abzuspeisen! Sonst schicken wir die auf Texteintreibungs-Inkasso vorbei. Aber lassen wir die Insider damit dann mal lieber, die dürften außer uns niemanden interessieren.
 

[Interview] Patric Götz (Verlagschef Uhrwerk)

Nachdem ich gestern abend bei „Lasco – Die Faust Gottes“ bestens unterhalten wurde und es doch eine gewisse (Familien-)Ähnlichkeit zwischen Bruder Gladius und Patric Götz, dem Verlagschef von Uhrwerk gibt, bin ich spontan inspiriert, von den 12 Interviews, die ich noch auf Halde liegen habe, den jungen Mann aus Köln/Erkrath vorstellen.
Weswegen er hier gerade jubelt, wird wohl immer sein Geheimnis bleiben, vielleicht hat ja der FC aus Versehen mal wieder eine Bude gemacht…
Ein paar nette kleine Infos konnte ich „Silent Pat“ dann doch entringen – aber lest selber:
1. Patric – schildere
doch mal bitte kurz deinen Weg ins Rollenspiel.
Ich habe vor einer halben Ewigkeit bei einem Freund das Buch
„Der Hexenmeister vom flammenden Berg“ entdeckt und war sofort davon
fasziniert. Als ich raus bekam, dass es davon noch mehr gibt, bin ich sofort in
die örtliche Buchhandlung gerannt, aber die hatten nur eine andere Art von
Spielebüchern – also habe ich mir „Der Berg der Spiegel“ aus der
„D&D – Abenteuer ohne Ende“-Reihe gekauft und in dem Buch war hinten eine
Werbung für die rote D&D Box drin…
Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt.
2. Jetzt aber raus
damit – wir gerät man als Spieler der roten D&D Box in die Fänge von DSA?
Indem man nicht genug bekommt und auch andere Spiele
ausprobiert. Die DSA-Basis Box kam für mich recht kurz nach der D&D Box
aber ich bin D&D bis inkl. D&D 3.5 immer treu geblieben.
3. Du hattest aber im
Bereich DSA die eine oder andere „Position“ inne. Wie kam es dazu?
Das passierte über Myranor. Ich war damals mit Jörg Raddatz
und Heike Kamaris befreundet und war in der Testspielrunde für das erste
Myranor Abenteuer „Palast der goldenen Tiger“. Seitdem bin ich ein
Fan von Myranor. Als dann klar war, dass Fanpro Myranor nicht fortsetzt, habe
ich mich bei Ulisses darum gekümmert, dass wir die Lizenz bekommen und das war
der Auslöser für alles, was danach passiert ist.
4. Du schreibst von
„Ulisses“ und „wir“ – wie bist du denn als stinknormaler
Rollenspieler in die Verlagsschiene gerutscht?
Ich habe nach meiner Ausbildung und meinem Zivildienst eher
zufällig als Verkäufer bei „Welt der Spiele“ angefangen. Das war damals einer
der Rollenspiel-Großhändler, den es mittlerweile leider nicht mehr gibt. Von
einem der Chefs habe ich dann zusammen mit dem Spielzeit Verlag die
Deadlands-Lizenz übernommen. Die wir ja nach einer kleinen Auszeit immer noch
beackern.
5. Das Stichwort
„Deadlands“ merke ich mir mal für später – wie kam es von der Deadlands-Lizenz
zu deinem DSA Engagement? Der Weg scheint doch immer noch ein weiter gewesen zu
sein?
Ist ein Fall von „zur rechten Zeit an der richtigen Stelle“
sein, denke ich. eine lange Zeit in einer der Spielzeit-Läden und habe dann
irgendwann bei Ulisses angefangen, als die Leute für Verkauf und die deutsche
Version von den Sammelkartenspielen „A Game of Thrones“ und „Call of Cthulhu“
brauchten. Bei den beiden Kartenspielen war ich schon vorher recht engagiert,
habe Turniere veranstaltet etc…
Darüber habe ich auch Markus Plötz kennen gelernt.
es ist wirklich alles eine Kette von Zufällen (oder
Schicksal – wenn einem das lieber ist).
6. Kurze
Zwischenfrage – mittlerweile bist du ja nicht mehr bei Ulisses, sondern hast
dein eigenes Label Uhrwerk. Was sagst du den Leuten, die den Unterschied immer
noch nicht kennen?
„Uhrwerk“ ist eine vollständig eigenständige Firma und kein
„Unterlabel“ oder Marke von Ulisses. Nichtsdestotrotz arbeite ich sehr eng und
gut mit Ulisses zusammen. Bei Myranor, Tharun aber auch beim allgemeinen
Vertrieb meiner Produkte etc.
7. Genau danach hätte
ich jetzt gefragt – wie frei bist du in der Entwicklung von Myranor und Tharun?
Natürlich muss Ulisses alle Texte freigeben, aber das ist
auch ihr gutes Recht! Die Zusammenarbeit ist aber sehr einfach und
unkompliziert.
8. Um mal die nächsten
Monate zu überblicken – erscheint für die beiden DSA-Settings noch irgendetwas
bis Ende des Jahres? Beispielsweise ein erstes Tharun-Buch?
Ende DIESEN Jahres wird wohl noch die Fortsetzung von
Knochenblei – „Sumublüten“ erscheinen, wenn nix dazwischen kommt
Das erste Tharun Buch wird wohl eher Anfang 2013 kommen.
9. Zurück zu
Deadlands (ja, ich habe es mir wirklich gemerkt) – was sind da die nächsten
Veröffentlichungen? Ja, es darf auch gerne auf Hölle auf Erden eingegangen
werden; gerne aber auch auf DL Classic.
Für Deadlands Classic kommt als nächstes das Abenteuer „Die
Toten der Prärie“ von Uli Lindner. Das geht diese Woche noch ins Layout. Danach
wird dann Smith & Robards kommen.
Für DL: Hell on Earth kommt natürlich erstmal das
Grundregelwerk.
Alle drei Bücher werden wohl im ersten Halbjahr 2013 kommen.
10. Ich bemerke
gerade, dass es schwer wird, mein Format von 9-11 Fragen einzuhalten. Auf zum
Endspurt: Als Verlagschef bekommst du doch sicher hunderte von Mails pro Tag
mit Abenteuerexposés und Anfragen potentieller Autoren. Plauder doch mal aus
dem Nähkästchen.
Puh… sooo viele Emails sind das gar nicht.
Natürlich kommen diese Emails schon, aber in einer Menge,
die man auch abarbeiten kann.
Durch eine dieser E-Mails (oder Anrufe – ich weiß nicht mehr
genau was als erstes kam) haben wir z.B. CONTACT gemacht.
10.1 Was sollte man
denn tun, wenn man tatsächlich Lust hätte, etwas zu den Uhrwerk-Systemen
beizutragen?
Tatsächlich ist eine E-Mail mit einer relativ formlosen
Bewerbung der beste Weg. Erfahrung mit einem oder mehreren unserer Systeme ist
dabei natürlich hilfreich.
11. Danke für deine
offenen Antworten – nun ist es an dir,
ein
paar Worte an das „Volk“ zu richten, die ich fett markieren und rot einfärben
werde…
Öhm….
„Gib‘ deine verd****** Texte ab, Moritz!!!“
 Äh, ja – mal sehen…

[Interview] Andreas Schnell (Heredium, Minotauren)

Nächster „Schaffender“ in meiner Reihe ist Andy Schnell – den meisten bekannt als Autor von Heredium, der mittlerweile aber mehr und mehr ins Roman-Fach „abgleitet“…
1. Andreas- schildere
doch mal bitte kurz deinen Weg ins Rollenspiel.
Anfang der 1980er Jahre kam ich das erste Mal in Berührung
mit Rollenspiel. Damals mit der ersten Edition von AD&D. Ich hatte damals
einen Freund, der ein paar Jahre älter war und in Frankfurt einen Laden für
Bücher, Rollenspiele & Co. aufgemacht hat. Anfangs war es schwer, ein paar
vernünftige Leute zusammenbekommen, aber nach eins bis zwei Jahren gab es eine
Stammgruppe, mit der wir Jahre gespielt haben. Ich meist als SL.
2. Ich kenne es noch
aus den 80ern, dass man längere Zeit an „System“ kleben blieb und nur
sehr wenig nach links und rechts geschaut hat. War das bei euch auch so?
Auf jeden Fall. Wir waren Hardcore-D&D Spieler. Alles
andere – besonders DSA – war vollkommen verpönt. Ich habe tatsächlich erst rund
10 Jahre später die ersten Ausflüge in andere Systeme unternommen. Das waren
dann meist Nischensysteme, um so einen Kontrast zu D&D zu bekommen.
3. Was passierte
alles noch zwischen den „AD&D-Jahren“ und der Entstehung von Heredium,
durch das du bei den meisten Lesern bekannt sein solltest?
D&D in den verschiedensten Editionen war eigentlich
immer mein Haus- und Hofsystem. Es gab da immer wieder Ausflüge aber dem
D&D-Multiversum bin ich sehr lange treu geblieben. Wie es als SL so ist,
beginnt man irgendwann seine eigenen Geschichten und Abenteuer zu spinnen. So
hab ich eigentlich den Einstieg in ein engagiertes Schreiben gefunden. Anfangs
kleine Geschichten, dann immer länger. In der Zeit sind einige Romane
entstanden, von denen ich ein paar tatsächlich noch in der Schublade habe, die
man aber keinem zeigen kann. Bevor ich dann wirklich angefangen habe an
Heredium zu arbeiten bzw. an dem Vorläufersystem, habe ich aber ein paar Jahre
Rollenspiel aus den Augen verloren bzw. nur noch sehr sporadisch betrieben.
4. Heredium ist aber
nicht nur vom Setting, sondern auch von den Regeln her eher „D&D-fern“-
Wovon hast du dich stattdessen inspirieren lassen?
Man muss dazu ja sagen, dass ich Heredium ja nicht alleine
entwickelt habe. Da gab es vor allem Alexander Malik, der einigen von Degenesis
und einigen anderen Projekten bekannt sein dürfte. Wir haben Anfang der 2000er
Jahre gemeinsam an einem System gebastelt: „Caligis“. Das Ding war
eigentlich auch schon fertig, aber kurz vor der Veröffentlichung kam ein
anderes System auf den Markt, dass unseren sehr ähnlich war. Da haben wir
entschieden es nicht zu veröffentlichen. Caligis war dann eigentlich auch der
Vorläufer für Heredium. Für meinen Teil kann ich sagen, dass ich mich von der
Realität habe inspirieren lassen. Die ist – zumindest wenn man richtig
hinschaut – sehr viel spektakulärer und grauenhafter, als es Filme oder Bücher
jemals sein könnten.
5. Du hast vor
einiger Zeit auf Facebook ganz vage von einem neuen System geschrieben, das du
im Hinterkopf hättest. Ist in die Richtung etwas geschehen?
Ja, ich habe da tatsächlich ein wenig mit experimentiert. Es
ist aber noch nichts dabei herausgekommen, was vorzeigbar wäre. Die Arbeit an
Rollenspielen musste in den letzten Jahren aber auch stark zurückstecken, was
vor allem an meiner Arbeit an Romanen liegt. Darüber hinaus arbeite ich aber
auch wieder mit Alexander Malik zusammen. Er hat mit „Fehdefeuer“ ein
sehr schönes System am Start, das kurz vor der Fertigstellung steht. Dort werde
ich mich in Zukunft ein wenig stärker einbringen.
6. Okay, du hast es
geschafft und ich muss einfach nachfragen – darfst du spontan etwas zu
„Fehdefeuer“ erzählen, oder muss ich da Malik ausquetschen?
Ich könnte da einiges zu erzählen. Ich bin auf jeden Fall sehr
begeistert von dem Setting. Für Details solltest Du aber auf jeden Fall Malik
ansprechen.
7. Zurück zu dir. Du
hast schon die Romane angesprochen. Was gibt es da aus Vergangenheit und
Zukunft zu berichten?
Da läuft es auf jeden Fall auf Hochtouren. Es sind zwei
Romane fertig, die auf Veröffentlichung warten. Bei dem einen handelt es sich
um eine Geschichte, die eher im literarisch-zeitgenössischen Spektrum
einzuordnen ist und unter Umständen für den Harcdcore-Fanatsy-Fan nicht so
interessant ist. Der andere Roman „Tage des Niedergangs“ ist der
Auftakt zu einer Serie, die beim Mantikore-Verlag erscheinen wird. Ich bin von
der Geschichte sehr begeistert und bei den Lesungen, die ich zu dem Thema
bislang hatte, kam es sehr gut an. Erscheinen wird es – soweit ich weiß – zur
nächsten RPC.
8. Bei einer solchen
geplanten Serie – weißt du dann jetzt schon grob wie die gesamte Reihe
verlaufen wird, oder setzt du dir Zwischenziele und gehst dann „mit dem Flow“?
Ich sage es mal so: die groben Eckpfeiler der Story stehen
schon aber ansonsten gehe ich mit dem Flow. Allein bei dem ersten Buch gab es
schon ein paar ulkige Wendungen, die in dieser Form im Exposé nicht vorgesehen
waren.
9. Auf der MantiCon
meintest du, du hättest Lust ein Labyrinth Lord-Abenteuer mit mir zu schreiben.
Sollen wir uns mal an einen kleinen 16-Seiter wagen, den man zum
Gratisrollenspieltag drucken lassen könnte?
Auf jeden Fall. Ich bin dabei!
10. Dann kriegst du
in den nächsten Tagen eine Mail und jetzt die Chance,
ein paar Worte an das „Volk“ zu richten, die ich fett markieren und rot
einfärben werde…
Freu mich drauf. Ansonsten kann ich nur sagen: Kauft mehr
Bücher, am liebsten beim Buchhändler um die Ecke und das Sahnehäubchen wäre es
natürlich, wenn ein Titel von mir dabei wäre.