[Interview] Georg Pils (Finsterland-Autor)

Immer mal wieder flackert in meinem Facebook Chatfenster einer der Finsterland-Autoren auf – Anlass genug, ihn der hochnotpeinlichen Befragung zu unterziehen:

1. Georg – schildere
doch mal bitte kurz deinen Weg ins Rollenspiel.
Mit vier Jahren habe ich in einem Kasten bei uns zu Hause
die rote Box von D&D entdeckt. Mein Vater hatte sich das Ding gekauft, weil
er in der Zeitung davon gelesen hatte, hatte es aber nicht spannend genug
gefunden. Auf jeden Fall war da ein Drache drauf. Und ein Krieger. Ich war hin
und weg. Leider konnte ich noch nicht lesen und keiner meiner Verwandten war
bereit, sich darauf einzulassen. Also habe ich die Bilder angeschaut und mir selbst
ausgedacht, was man wohl damit machen könnte.
2. Das hört sich nach
dem frühesten Einstieg ins Rollenspiel EVER an – wann hast du dann das erste
Mal richtig gespielt?
Mit 12, DSA. Elfenfrieger. You know the drill.
3. Herrje. Warum hast
du denn nicht mit der roten Box gespielt? Banause!
Ehrlich? Ich hab’s probiert, aber ich war überfordert. Diese
ganze THAC0-Sache … Jetzt ist es kein Problem mehr, aber damals war das
zuviel.
Es hat mich allerdings bei den DSA-Sachen gestört, dass da
nicht 100.000 verschiedene Monster zur Verfügung standen.
4. Wenn ich mir
deinen Facebook-Account ansehe, lese ich etwas von einer französischen Schule –
haben wir etwa etwas gemeinsam und du hast auch früher DSA auf Französisch
gespielt?
Interessanterweise nicht. Ich habe auf Französisch zwar Call
of Cthulhu und Warhammer gespielt, sogar so schräge Sachen wie Teenagers from
Outer Space und Amber, DSA nicht. Komischerweise sind wir auch nie auf
Simulacres gekommen.
5. Dann liegt das
einfach an den 6 Jahren Altersunterschied und du warst minimal zu spät für die
französische DSA-Welle Mitte bis Ende der 80er. Okay, aber nun hast du dein
„eigenes System“ und brauchst „uns Deutsche“ gar nicht mehr. Gib mir doch mal
bitte spontan den Fahrstuhl-Werbetext für Finsterland!
So kann man das nicht sagen: Jetzt brauche ich die Deutschen
noch mehr als jemals zuvor!
6. Aber ihre
Rollenspiele nicht mehr. Also los, mach mich heiß auf Finsterland!
Finsterland ist ein Steampunk-Rollenspiel, das in einem
fantastischen Zeitalter nicht unähnlich der Jahrhundertwende in Zentraleuropa
spielt. Dampfmaschinen treiben die Welt an, Kriege werden ausgefochten und der
Kampf um die Freiheit tobt!
Doch in den Tiefen der Erde schlummert eine uralte Bedrohung, die die durch die
Konflikte geschwächte Menschheit erneut unterjochen will. Wird es den Spielern
gelingen, ihre Figuren durch diese Zeit des Umbruchs zu lenken und eine bessere
Zukunft zu erkämpfen?
7. Hört sich gut an.
Was kann mein Charakter in dieser Welt denn so alles tun?
Das hängt von den Vorstellungen der Gruppe ab: Man kann
einfache Geschichten als Aufträge inszenieren und die Probleme anderer Leute
lösen, aber man kann auch eine epische, die Welt ändernde Kampagne gestalten,
bei der die Handlungen der Charaktere das Schicksal der Menschheit beeinflussen.
Das Setting wurde nämlich bewusst offen gestaltet, um nicht zuviel der Zukunft
vorwegzunehmen.
Natürlich gibt es auch Spieler und Spielerinnen, die die
Darstellung des fiktiven Umfelds ins Zentrum rücken. Dann kann man eine
klassische Aufstieg- und Fall-Geschichte machen. So à la Buddenbrooks. Oder
Krupp.
8. Also erwartet uns
in Zukunft kein Settingband, der einen Metaplot vorgibt?
Die Sache mit dem Metaplot ist schwierig. Ich mochte die
Exzesse in World of Darkness nicht besonders und ich muss auch sagen, dass es
den Einstieg erschwert. Was es aber geben wird (morgen kommt das Erste heraus),
sind gewisse Ereignisse, die man in seine Kampagne einbauen kann und die das
Setting verändern. Ich beginne jetzt einmal mit ein wenig Politik, aber demnächst
sollte es auch ein paar technologische Neuerungen geben. Diese Konzepte sind
freiwillig und man kann sie anpassen, um die eigenen Bedürfnisse abzudecken.
9. Das beruhigt mich
etwas – aber zu etwas anderem: Das Finsterland-Team trifft man auf so ziemlich
jeder größeren Con an. Welche anderen Faktoren versucht ihr noch zu manipulieren,
um euer System möglichst populär zu machen?
Wir versuchen, einen guten und verlässlichen Online-Support
zu garantieren und Rezensionen von den relevanten Kritikern und Kritikerinnen
der Branche zu bekommen (Danke nochmal!). Wir hatten auch schon ein
Gewinnspiel. Was noch nicht so gut funktioniert, ist der Auftritt auf den
wichtigen Foren der deutschsprachigen Rollenspielszene, weil da keiner von uns
wirklich gut verankert ist. Das wäre wohl der nächste Schritt!
10. Ha! Da muss ich
einhaken (ich kleiner Beckmann des Rollenspiels). Nur aus persönlichem
Interesse: Nenne bitte spontan die drei „wichtigsten“
deutschsprachigen Foren.
Soweit ich weiß, gibt es Tanelorn und, ja, da haben wir das
Problem. Ich bin zwar oft auf RPG.net, aber das war’s dann auch schon.
Die Aktion Abenteuer-Leute sagen mir auch was.
11. Nachdem ich es
jetzt geschafft habe, dass du dich in fast allen Foren nicht mehr blicken
lassen kannst, bedanke ich mich herzlich für deine Zeit und gebe dir jetzt die
einmalige Chance ein paar Worte an das „Volk“ zu richten, die ich fett
markieren und rot einfärben werde…
Es freut mich, dass Finsterland so vielen
Leuten gefällt. Unser Team freut sich über Wünsche und Anregungen, um unser
Setting und System zu verbessern. Ohne die Unterstützung unserer Spieler und
Spielerinnen sind wir nur ein paar Nerds aus dem Wiener Becken, aber mit Euch
sind wir die Erschaffer einer neuen Welt!
Danke übrigens für die Gelegenheit für das
Interview.

Ein Gedanke zu „[Interview] Georg Pils (Finsterland-Autor)“

Kommentare sind geschlossen.