[Rezension] Haste Worte? – Jubiläumsedition (Brettspiel)

Vor etwa 47892402350 Jahren haben die alten Haudegen Kramer/Kießling mal ein schickes Wortfindungs-Partyspiel entworfen – in Anbetracht der Tatsache, dass auf meinem Rezi-Stapel noch zwei Strategiekracher von Huch&Friends liegen, bin ich wirklich froh, dass ich hier etwas vor der Flinte habe, was sich ebenso schnell und zügig spielen wie rezensieren lässt…
Das Cover – (Co) Huch & Friends
Name: Haste Worte? – Jubiläumsedition
Verlag: Huch & Friends
Autoren: Wolfgang Kramer / Michael Kiesling
Preis: ca. 20 Euro
Link: Verlags-HP
Alter: 10-99
Spieler:3-8
Dauer: 30-45 min
Genre: Wörter, Party, Taktik
BGG-Ranking: 3356
Gestaltung
Hmmm… Box und Spielbrett versprühen ganz leichte Party-Stimmung, aber so richtig hauen mich die paar Luftschlangen nicht weg. Das ist aber bei diesem Spiel auch vollkommen nebensächlich, denn es lebt nicht von seiner Aufmachung, sondern vom Spielspaß und dem Wettbewerb.
Was enthält die Box?
– Spielplan
– 148 Karten
– 8 Spielfiguren
– 1 Sanduhr
– 1 (viiiiiel zu kleinen) Block, den wir noch nie benutzt haben
Das Spiel
Zu einem zufällig bestimmten Oberbegriff (Wörter, die mit CH beginnen / Götter und Göttinnen / Käfer…) schreibt jeder Spieler so viele passende Wörter auf, wie es während der Laufzeit der Eieruhr möglich ist. Das ist aber nur eine Komponente des Spiels, denn es gibt noch zwei taktische Elemente und einen erschwerenden Faktor.
Hat man nämlich alle Begriffe notiert, gilt es, anzugeben, wie viele Begriffe man später von seinem Zettel vorlesen kann. Das sind aber beileibe nicht so viele Begriffe, wie man notiert hat, denn hier muss man zocken und auf die Qualität der notierten Wörter hoffen. Jeder Spieler legt verdeckt, wie viele Wörter er vorlesen kann und nun wird beim geringsten Wert begonnen – alle Wörter, die von nun an genannt werden, müssen die anderen Spieler nun von ihren Zetteln streichen – selbst dann, wenn nur der Wortstamm übereinstimmt.  Hat man also hoch gepokert, so ist es gut möglich, dass man nicht mehr genügend Begriffe auf dem Zettel hat, wenn man erstmal an der Reihe ist – und man darf immer nur dann so viele Felder vorrücken, wie man angegeben hat, wenn es einem gelingt, die vorgelegte Anzahl zu nennen.
Jeder Spieler ist zudem im Besitz einer Veto-Karte und einer Doppelt-Karte. Die Veto-Karte muss man raushauen, wenn man mit einem Überbegriff gar nix anfangen kann, denn dann gibt es einen neuen Begriff – und die Doppelt-Karte legt man beim Tippen der Wortanzahl, denn dann gibt es – ihr werdet es kaum glauben – in dieser Runde doppelte Punkte.
Die letzte bisher noch nicht erklärte Regel bezieht sich auf die letzten 12 Felder des Spielbretts, die mit einem Ausrufezeichen markiert sind. Wer sich nnämlich hier befindet, muss eine Handicap-Karte ziehen und mit dem jeweiligen Handicap leben – beispielsweise dürfen seine Wörter nur mehr als 2 Vokale haben oder er darf nur 5 Wörter notieren. Fies, aber ganz nett als „catch up mechanism“, damit die anderen Spieler noch eine Chance haben aufzuholen.
Fazit
Wirklich schön und genau mein Ding, denn ich denke und schreibe gerne schnell – wenn ich mich recht entsinne habe ich auch bisher eine ziemlich makellose Siegesbilanz…
Neben dem schnell Schalten und Schreiben gefällt mir der Taktik-Part auch noch als eigenes Spiel im Spiel ganz ausgezeichnet, wobei ich mich da oft brutal verschätze und wahrscheinlich viel mutiger sein könnte.
Unter den Wort-Party-Spielen ist Haste Worte auf jeden Fall ganz weit vorne in meiner Rangliste und da es bei den unterschiedlichsten Menschen gut ankommt, wird es nicht so schnell in den hinteren Regionen meiner Spielregale landen.
Bewertung
4 von 5 Steno-Kurse

[Rezension] Werwölfe – Vollmondnacht (Kartenspiel)

Ich freue mich ja immer wie ein Schnitzel, wenn ich Post von den Ravensburgern bekomme, denn die haben das etwas biedere Image der letzten Jahrzehnte überwunden und haben mittlerweile tatsächlich eine ordentliche Bandbreite zu bieten – und mit Verräterspielen kriegt man mich ja sowieso immer.

Das Cover – (Co) Ravensburger
Name: Werwölfe – Vollmondnacht
Verlag: Ravensburger
Autoren: Ted Alspach, Akihisa Okui
Preis: ca. 10-13 Euro
Link: Verlags HP
Alter: 9-99
Spieler: 3-10
Dauer: 10 min
Genre: Karten, Rollen, Verräter, Deduktion, App
BGG-Ranking: 190
Gestaltung
Eine kleine Schachtel, mit kleinen Pappkärtchen, noch kleineren Papptoken, einer mehrsprachigen Anleitung und einem Spielleiterbogen – dazu (tollerweise) eine gratis herunterladbare App, die den Spielleiter ersetzt. Ihr merkt schon, wir haben es hier nicht mit einem fetten Strategieklopper zu tun, sondern bei dieser Werwolf-Variante handelt es sich um ein kleines aber feines Verräter- Deduktions-Spiel. Die Regeln sind gut erklärt und mit App-Unterstützung sogar fast komplett obsolet und ich mag auch den comichaften Zeichenstil. Die Token hätte man sich fast noch sparen können, die dienen lediglich dazu, vor Augen zu führen, welche Rollen im Spiel sind.
Das Spiel
Das Prinzip ist denkbar einfach. Jeder Spieler bekommt verdeckt eine Rolle zugewiesen (nebst drei Rollenkarten, die in der Mitte liegen – je nach Rolle muss man während des Spiels eine Aktion durchführen, sind alle Aktionen abgehandelt, bekommt die Gruppe 5 Minuten Zeit um sich zu besprechen, dann wird gewählt, wer wohl ein Werwolf ist. Ist der Spieler mit den meisten Stimmen tatsächlich ein Werwolf, haben die Dorfbewohner gewonnen, ist es ein Dorfbewohner, haben die Werwölfe gewonnen.
Anders als bei anderen Werwolf-Varianten gibt es hier nur eine Nacht und eine Aktion, im Zentrum stehen die 5 Minuten, in denen jeder versucht, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Neben den Werwölfen und den völlig durchschnittlichen Dorfbewohnern gibt es 10 weitere Rollen: Betrunkener, Doppelgängerin, Schlaflose, Günstling, Gerber, Freimaurer, Jäger, Räuber, Seherin und Unruhestifterin. Cool ist vor allem der Günstling, der gemeinsame Sache mit den Werwölfen macht und besonders arschig ist die Unruhestifterin, die einfach zwei Karten von Mitspielern vertauscht. Na, prima!
Alle beteiligten Rollen haben nicht nur bestimmte Aktionen, sondern es gibt auch eine festgelegte Reihenfolge, in der sie agieren, sodass praktisch das ganze Spiel bis auf die Duskussionsphase programmiert ist.
Um kurz etwas zur App zu sagen – die ist wirklich idiotensicher. Selbst ich kam damit klar – und Fehler habe ich auch noch keine gefunden.
Man klickt einfach nur an, welche Charaktere an der Partie beteiligt sind, dann übernimmt die Applikation komplett und sagt genau an was wer wann warum tun muss. Top!
Fazit
Ein wirklich schönes Deduktions-Spiel, das bisher in allen Runden gut angekommen ist – besonders meine Spiele-AG (Klassen 5 bis 8) und die Ethik-Gruppe (Klasse 10) waren sehr angetan und wollten eine Runde nach der nächsten spielen. Gerade die Tatsachen, dass durch die App jeder spielen kann und dass die Rollen nach kurzer Eingewöhnungszeit recht frei zu kombinieren sind, sind sehr gut angekommen.
Wer ein Deduktionsspiel irgendwo im Schwierigkeitsgrad zwischen dem normalen Werwolf und Der Widerstand sucht, macht hier mit etwas über 10 Euro ganz sicher nichts falsch!

Bewertung
4,5 von 5 Werwolf-Quickies

[Rezension] Simurgh – Das Erbe der Drachenlords (Heidelberger)

… und der nächste Anlauf, die Seifenkiste wieder ordentlich ans Laufen zu kriegen.
 
 
Das Teil hier habe ich schon lange auf meinem Rezi-Stapel, aber erst jetzt komme ich dazu es zu spielen – und das dann gleich an drei aufeinanderfolgenden Tagen.
Das Cover – (Co) Heidelberger Spiele
Name: Simurgh – Das Erbe der Drachenlords
Verlag: Heidelberger (NSKN)
Autor: Pierluca Zizzi
Preis: ca. 40 Euro
Alter: 14+
Spieler: 2-5
Dauer: 90 min
Genre: Worker placement, Fantasy
BGG-Ranking:1960
Gestaltung
Schööönes Cover mit einer toll fantasievollen Stadt und einem Drachenreiter im Vordergrund – okay, der Drache ist kein „Original-Elmore-Drache“, aber wenn in der Welt von Simurgh (übrigens kein sonderlich sexy Titel) Drachen so aussehen, dann soll mir das gleich sein. Dies Stadt findet sich dann auf dem riesigen Spielplan wieder und es gibt etliche Orte mit auf den ersten Blick merkwürdigen Symbolen, die sich aber schnell einprägen und ausgezeichnet angeben, welche Aktion man an welchem Ort ausführen kann. Ihr merkt es schnell, wir sind im Bereich Worker Placement, aber mehr dazu später – was enthält die prallvolle und angenehm schwere Schachtel?
– Spielbrett
– 89 Papptafeln
– 25 Vasallenfiguren (5 Farben mit je 2 Drachenreitern und 3 Speerkämpfern)
– 5 Wertungsmarker (für die amtliche  Kramerleiste, die das ganze Spielfeld umzieht)
– 124 Ressourcenmarker aus Holz und Pappe
– 40 Fähigkeitsmarker
– Regelheft
Das Spiel
Im Prinzip ist das Spiel kinderleicht. Als Hauptzug nehme ich entweder beliebig viele meiner Speerkämpfer oder Drachenreiter vom Feld oder setze eine Figut auf den Spielplan – dazu kommen drei unterschiedliche mögliche Nebenaktionen, die ich je maximal einmal ausführen darf (Aktionstafel in die Wildnis legen, Drachenreiter auf Erkundungstafel weiterbewegen, Drachenfähigkeit nutzen). Fertig. Das ist alles.
In der Stadt gibt es nun etliche Orte wie die Drachenlord-Statue, die Brutstätten, eine Schmiede, die Kaserne…, an denen man die unterschiedlichsten Aktionen ausführen kann. Grundsätzlich geht es aber darum, mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen so geschickt zu hantieren, dass man zu Spielende die meisten Siegpunkte gesammelt hat.
An Ressourcen gibt es Gemüse, Fleisch, Holz, Stein, Weisheit und Waffen. Hat man durch Einsetzen seiner Drachenreiter oder Speerkämpfer neue Ressourcen generiert, muss man diese auf seiner Spielertafel platzieren, die als eine Art „Inventory“ dient, denn man kann auf ihnen nur 15 (im Profimodus 12) Ressourcen sammeln kann. Wenn mir jetzt noch jemand erklärt, warum die köstlichen Steaks (Fleischmarker) und die Weisheits-Pappmarker größer als die Felder sind, dann bin ich auch mit diesem kleinen Problemchen versöhnt.
Zusätzlich hat man immer noch Karten auf der Hand und kann sie an bestimmten Orten generieren, die man in der Wildnis auslegen kann, sodass im Narrativ des Spiels einer oder mehrere Drachenreiter oder Speerträger in der Wildnis Abenteuer erleben, um so zusätzliche Ressourcen oder gar direkt Siegpunkte zu generieren. Ein sehr cooler Mechanismus, denn man kann durch das Verwenden einer Waffe eine gegnerische Karte vom Spielplan fegen und eine eigene einsetzen. Eine dritte wichtige Komponente sind die Drachen, die man sich in Form der sogenannten Drachentafeln sichern kann, indem man ordentlich Ressourcen (Gemüse, Fleisch, Holz, Stein, Waffe) zur Brutstätte schleppt und sich dann eines von drei Drachentafeln nehmen kann. Und diese Drachen sind wirklich, wirklich mächtig, denn jeder Drache hat drei Fertigkeiten, die er einmalig verwenden kann (und natürlich gibt es in der Stadt ein Gebäude, wo man Machtpunkte der Drachen zurückgewinnen kann). Diese Fertigkeiten können darin bestehen, selber Ressourcen oder gar Siegpunkte zu generieren.
Man kann an dieser Stelle gar nicht die Vielzahl an Optionen erwähnen, die hier zur Wahl stehen, das muss man einfach mal gesehen haben.
Interaktion zwischen den Spielern findet nur sehr beschränkt statt, denn es gibt keinen Kampf unter den Drachenreitern oder Speerträgern, es gibt lediglich Orte, die nur von einer Figur besetzt werden können, wer zuerst kommt, malt (mahlt?!?) also auch zuerst.
Ein großes Lob gebührt hier (nachdem ich netterweise bisher die echt nicht ganz präzise Anleitung nicht erwähnt habe) der tollen Piktografie. Man weiß wirklich schnell was man woc tun kann, welchen Vasallen man dort hinstellen kann und vor allem, wie viele Figuren an einem Ort stehen dürfen. Das ist echt toll geregelt und sollte absoluter Standard bei anderen „Arbeiter-Einsetz-Spielen“ dienen.
Fazit
Fantasy-Thematik und Worker Placement sind ja genau zwei Sachen, mit denen man mich genau abholt und so habe ich Simurgh wirklich gerne gespielt. Die eher schwach strukturierte Anleitung trübt zwar etwas den Spaß beim Einstieg, aber die gute Verwendung von Farben und Symbolen führt dann doch dazu, dass man im Spiel nur selten grübeln muss, was die möglichen Optionen sind und was genau man wo tun kann. Wenn man erst einmal gelernt hat, die Synergie-Effekte zu nutzen, kommt tatsächlich ordentlich Spielspaß auf und es rockt ordentlich sich die unterschiedlichsten Strategien zu überlegen, um möglichst viele Siegpunkte zu generieren. Einige Mitspieler störte es, dass man nicht richtig gegeneinander kämpfen kann, aber es macht schon Spaß, schöne Plätze zu besetzen oder dem anderen eine in der Wildnis platzierte Karte mit einem Speer aus dem Spiel zu nehmen, um eien eigene Karte einzusetzen. Mir persönlich gefiel es gerade gut, nicht so direkt gegeneinander zu agieren, sondern sich auf sein eigenes Spiel zu konzentrieren und zu schauen, wie man das Maximum aus den eigenen Möglichkeiten herauskitzeln kann.

Bewertung
4 von 5 Plastikdrachen