Ich wollte ja eigentlich schon zum „Quo Vadis“ von Ulisses etwas schreiben, kam aber nicht dazu – daher probiere ich es mal wieder mit einem Rundumschlag bis hin zur aktuellen „Reiter-Aktion„…
Lemme see – was ist also insgesamt vorgefallen?
Alles begann damit, dass Ulisses auf der RPC in Köln stolz verkündeten, dass man jetzt „alle Rechte an DSA“ besitze. So weit so gut. Für den Verlag eine Sensation, für Otto-Normal-DSAler völlig nebensächlich, hart an der Grenze zu unwichtig. (Alles, was vorher mit Redakteuren und Co. los war, habe ich schon früher kommentiert.)
Gut. Man hat also die Markenrechte gekauft und alles begann mit einer
Mitteilung des Scheffs, dass man Fanrichtlinien veröffentlichen wolle, nun eine einzige
Kontaktadresse habe und ganz allgemein – seine Rechte zu schützen habe…
Außerdem kam auch der Zeitpunkt der angekündigten Umfrage (gute Idee übrigens, deren Wirkung sich allerdinsg wohl erst in 1,5-2 Jahren zeigen wird) näher und alles wartete gespannt.
Zusammen mit
dieser Verlautbarung, in der sich auch Links zu den
Fanrichtlinien und dem
Fanpaket finden, ging es dann weiter und der geschäftsmäßige Ton tat das Seine dazu, dass sich immer mehr Leute auf den Schlips getreten fühlten – und zwar zu Recht. Wenn ich mich als DSA-Fan bezeichnen würde, hätte ich auch irgendwie das Gefgühl gehabt, dass das System das ich liebe und das ich mit meiner harten Arbeit und meinen Käufen unterstütze, von den grauen Herren von Momo übernommen wurde und die das ganz sicher in die Grütze reiten werden. Gleichzeitig wurde aber auch eine Art „Blick in die Zukunft“ angekündigt, dem ich besonders gespannt entgegenschaute, da man doch den Eindruck gewinnen konnte, dass die Personaldecke (gerade bei den etwas mutigeren Schreibern) doch in der Vergangenheit amtlich ausgedünnt wurde. Ich sollte aber schon an dieser Stelle sagen, dass ich unter dieser „Vision“ etwas mehr verstehe, als eine Produktvorschau.
… okay, nebenbei wurde noch schnell und geschickt die Büchse der Pandora geöffnet und die Frage der Rechte an den Texten der unterschiedlichsten Publikationen angesprochen. Sprich – aufgrund fehlender oder nicht allzu präziser Verträge könnten etliche Autoren auch der kleinsten Textpassagen Nachdrucke diversester Bücher verhindern. So klar ist es also gar nicht, dass jetzt alle Rechte in den Händen des Verlages liegen, aber ich denke die meisten Autoren und Ex-Autoren werden da wohl keine Problem machen – nur – ganz wasserdicht ist die ganze Chose wohl nicht.
Die Probleme damit, den Fans/Kunden/Kritikern genau zu sagen was nun wie gemeint ist, führte zu mittlerweile drei FAQs – zu den
Fanrichtlinien, zur
Umfrage und zum
Kundenfeedback.
An diesem Punkt der Geschichte kristallisiert sich immer mehr heraus, dass das Hauptproblem darin liegt ,eine Balance zu finden aus „den richtigen Ton treffen“ und „sich klar und deutlich auszudrücken“. Ja, an den drei FAQs kann man das beispielsweise ganz gut erkennen.
Zwischendurch bemerkt, denke ich, dass einer der wichtigsten Faktoren in Zukunft darin bestehen wird, zu verstehen (oder anzuerkennen), dass die DSA-Kunden eben keine „Kunden“ sind. Klar kaufen sie den Kram, aber in erster Linie sind sie „Fans„, denen etwas an dem Spiel gelegen ist. Die sich dafür einsetzen, Material schreiben und einfach unglaublich kreativ sind – ja, das ist der Sinn von Rollenspiel.
Ein verärgerter Kunde ist halt ein verärgerter Kunde. Der kauft das nächste Mal einfach etwas anderes. Aber ein verärgerter Fan wird sich unter Umständen gegen seine alte Liebe wenden und ist immer eine unangenehme Sache, ist doch die Chance groß. dass er zum Multiplikator wird ganz sicher keine positive Stimmung verbreiten wird.
Der Vorteil daran, einen Fan nicht nur nicht zu verärgern, sondern ihn noch zu bestärken, besteht darin, dass er weiter voller Freude an seinem System basteln wird und dabei sicher ab und an aus Versehen mal etwas Positives erschaffen wird. Genau das ist es, was DSA über die Jahre stark gemacht hat – und das sollte auch der Verlag, der das System betreut nicht aus den Augen verlieren. Sprich: Die Macher, die man hat, wie die Riesland-Jungs, den Dere-Globus oder die Wiki darf man einfach nicht vergrätzen, sondern man muss ihnen einiges an Freiheiten einräumen, wenn nicht gar versuchen, sie zu unterstützen.
Kommen wir zurück zur Überschrift. Wie sich derzeit zeigt, kann Ulisses es einfach keinem recht machen, denn egal was sie tun, es wird erst einmal mit Argwohn beobachtet und negativ ausgelegt. Klar, das hat man sich selbst zuzuschreiben – gerade nach den ersten anderthalb Rundumschlägen wie man in Zukunft seine Rechte zu wahren habe. Da wurden viele Fanherzen gebrochen und viel Porzellan zerschlagen.
Denn mittlerweile wird vieles (in meinen Augen) richtig gemacht und man zeigt den Mut, sich zu ändern, aber trotzdem gibt es immer von einem ordentlichen Prozentsatz auf die Fresse.
Das gilt sogar noch weniger für das
Quo Vadis, an dem ich persönlich noch einiges zu mäkeln hätte, das aber sonst an breiter Front recht gut ankam – erstaunlicherweise kriegt gerade eine Aktion, die ich für absolut wichtig und richtig halte, wieder ordentlich Feuer.
Es werden nämlich
Beilunker Reiter gesucht. Das sollen Leute sein, die sich in Foren und Blogs umschauen und ihre Beobachtungen direkt mit dem Verlagschef absprechen und die auf Cons für Gespräche zur Verfügung stehen. Eine gute Idee und eine absolut sinnvolle Einrichtung. Wie man da jetzt schon wieder auf die Einrichtung einer Rollenspiel-Stasi kommen will… ich weiß es nicht. Auch der Ton der Nachricht ist eigentlich wohltuend selbstironisch und man nimmt sich selbst (und die latente Rechtschreibschwäche) ordentlich auf die Schippe. Mir hat der Aufruf gefallen – aber ich habe auch Verständnis dafür, wenn man vom witzig-flapsigen Ton verwirrt ist, der da auf die ersten zwei Holzhämmer von Markus und die schon etwas gemäßigtere Produktvorstellung von Mario folgt.
Hier sind wir wieder beim Punkt – nichts recht machen können. Habe ich schon angemerkt, dass dieses Phänomen immer von zwei Seiten aus betrachtet werden muss? Klar haben die bisherigen Mitteilungen Anlass gegeben, Dinge hinterher kritisch zu hinterfragen, aber man muss doch auch von der Seite des Lesers her einen Willen zur Änderung feststellen und anerkennen wollen.
Wenn man die Personen dahinter etwas einschätzen kann, wird klar, dass da einfach unterschiedliche Schreiber mit unterschiedlichen Stilen und Herangehensweisen am Werke sind – wer Ulisses als Gesamtkunstwerk oder Verlag betrachtet, wird sich über die unterschiedlichen Mitteilungen und ihre krass unterschiedlichen Tonfälle wundern. Also keine Angst – Waldems ist nicht von der Spaßpolizei überrannt worden. Ein Markus ist eben kein Clemens.
Zurück zur Idee mit den Reitern. Ich finde es gut, wenn man schneller auf Dinge reagieren kann, die im Internet schwelen. Das kam mir doch bisher etwas zu kurz. Ich würde ja auch glatt reiten, aber ich habe für so viele Verlage irgendwelche Projekte am Start, dass ich mir ein so „festes“ Engagement nicht ans Bein nageln möchte. Allerdings gibt es im deutschen Internetbereich einige Jungs (und Mädels), die ich mir in dieser Position sehr gut vorstellen könnte.
… das mal eben spontan zusammengefasst die Lage – ihr könnt gerne zu einzelnen Punkten nachfragen. Ich werde mich dann bemühen auch genauer auf interessante Details einzugehen…