Verdammte Axt, ist die Kiste schon schwer. Kein Vergleich zu den Partyspielen, mit denen ich in letzter Zeit zu tun hatte – das hier ist im wahrsten Sinne des Wortes ein „Schwergewicht“.
Schon alleine von der Liste, was alles in der Box enthalten ist, wird mir ganz schwindelig. Kommen wir also uhne viel Federlesens zu den harten Fakten:
Spiel: Merchant of Venus (2. Auflage)
Art: Handelsspiel / Genre: Sci-Fi
Verlag: Heidelberger
Preis: 50-60€ (je nach Bezugsquelle)
Spieler: 1-4
Spieldauer: 2-4 Stunden (mir schon zu lang – AAAAANGST!
Alter: 13+
Okay, einmal habe ich es jetzt gespielt und ganz sicher nicht alle Besonderheiten auf dem Schirm. (Zumal ich auch die Standardvariante gespielt habe – die Box enthält ein zweites Regelheft mit den klassischen Regeln der ersten Auflage. Da lässt sich über „value for money“ nicht meckern.) Das grobe Spielprinzip ist schnell erklärt:
Mit seinem schicken Plastikraumschiff erforscht man per Würfelwurf und Ziehen das Weltall und deckt bei immer mehr Planeten auf, welche Alienrasse dort lebt. Dann organisiert man sich Handelswaren und verkauft sie im Idealfall irgendwelchen Aliens, die einem einen fetten Bonus in den Rachen werfen. Dabei lässt man sich von etlichen Gefahren und den dämlichen Konkurrenten nicht entmutigen und sollte nach der 30. Speilrunde den meisten Schotter angesammelt haben.
Einfach, oder?
Was übrigens bei dem doch gerade zu Beginn sehr komplexen Spiel hilft, ist die (wie eigentlich immer bei FFG/Heidelberger-Spielen) ebenso übersichtliche wie witzig geschriebene Anleitung mit der klassischen Kurzübersicht auf der Umschlagrückseite. Hier findet sich auch ein Abschnitt welches Material ich für den jeweiligen Spielmodus nicht benötige. Da habe ich mir zu Beginn doch große Sorgen gemacht, ob zwei Spiele in einer Box tatsächlich funktionieren, ohne, dass man immer irgendwas in der Hand hält, was man gar nicht braucht oder etwas anderes verzweifelt sucht, was man vorher aus Versehen in die Schachtel „wegsortiert“ hat. Ja, man könnte sogar schon daran scheitern, dass man das Spielbrett falsch herum aufgelegt hat.
Der absolute Hammer bei der ganzen auf den ersten Blick ohnehin komplexen Sache, ist wirklich, wie viele verschiedene Dinge man tun kann und wie viele unterschiedliche Wege es gibt, den Sieg anzupeilen. Als Händler – klar. Das sagt ja schon der Titel. Aber nebenher kann ich auch noch den Taxifahrer geben oder mich darauf konzentrieren, Asteroiden zu plündern…
Sehr gut gefällt mir auch, dass es im Anhang Regeln für das „Solo-Herausforderungs-Spiel“ gibt, denn man kann das Spiel auch alleine spielen und versuchen sich selber kohlemäßig zu steigern, sprich: nach Runde 30 immer mehr Geld geschaffelt zu haben. Der Herausforderungmodus gibt dem Ganzen aber etwas Pepp.
Fazit: Puh! Zu Beginn hat man echt viele kleine Pappkärtchen in der Gegend herumfliegen und muss jede Menge Dinge beachten, aber mit Hilfe der gut strukturierten Anleitung lösen sich alle Probleme recht schnell und nachdem man in einem ersten Schritt die Regeln kapiert hat (dauert bis etwa Zug 5) und in einem zweiten Schritt erste Strategien ausgedacht und überprüft hat (dauerte bei uns bis Zug 15), macht das Teil echt Spaß. Das ist natürlich ein anderer Spaß, als der Spaß, den man hat, wenn man bei Spartacus hat, wenn man den Supergladiator total günstig kaufen konnte, oder bei Dungeon Fighter, wenn man den Endgegner mit einem Wurf ins Zielscheibenzentrum geplättet hat – hier handelt es sich nicht um Spaß, den man mal so nebenbei hat. Lässt man sich darauf ein, sein Spielvergnügen aus eher längerfristig angelegtem Spiel zu ziehen (seien wir mal ehrlich – wir haben es hier mit Monopoly zu tun – zwar einer deutlich komplexeren Version, die in einem anderen Genre angesiedelt ist, aber im Endeffekt würfeln wir um zu gehen und werden an bestimmten Stellen belohnt oder eben nicht – Monopoly also…), dann ist Merchant of Venus genau das richtige Spiel.
Steht einem der Sinn nicht nach einem längerfristigen Spiel um Ressourcen, Handel und geschickter Versuche, die Gegner auszustechen und sich von Piraten fernzuhalten, dann hilft nur eins – die Flucht im gestreckten Galopp.
Noch ein kleiner Kommentar zur Spieldauer: „2-4 Stunden, my ass!!!“ Zumindest nicht beim ersten Durchlauf! Allerdings flutscht das Ganze mit zunehmender Routine wirklich immer besser und die Zeitangabe rückt in den Bereich des Realistischen.
Ach ja – wer mal einen absoluten Fan zu Worte kommen lassen möchte, sollte Eric Summerer anklicken.