[Theorie] Railroading zu Abenteuerbeginn

Vor einigen Tagen hörte ich das System MattersPodcastinterview, das die Koryphäe des deutschsprachigen Swords&Wizardry Günther mit Gazer PressMarkus führte.

Darin ging es unter anderem um das demnächst erscheinende Abenteuer Wintertod und die Tatsache, dass die Charaktere sich in diesem direkt zu Beginn in Gefangenschaft befinden und das Abenteuer darin besteht, sich daraus zu befreien. Die beiden sprachen dann im Zuge dessen über Railroading und die Tatsache, dass es mehrere vorgeschlagene Einstiege gäbe, um eben dieses Railroading umgehen zu können. Eigentlich ja ein nobles Ansinnen, das ich unterstützen würde, aber…

Ich habe da echt während mehrerer Laufrunden drüber nachgedacht und habe versucht, meine persönliche Meinung dazu halbwegs kohärent zu formulieren. Denn – und das war es, was mir im Kopf herumspukte – eben diese ganzen unterschiedlichen Optionen und Vorschläge sind natürlich Railroading in Reinform. Die Gruppe kann hier tun und lassen was sie will – am Ende führen alle Wege in die Gefangenschaft.

Da ist es wirklich deutlich ehrlicher (in einem One Shot) zu sagen: „Eure Charaktere befinden sich in Gefangenschaft – befreit euch!“

Für eine Kampagne würde ich mir da sämtliche Vorschläge schenken, die Machtgruppe, die die Charaktere gefangen nehmen wird, in die Handlung einbauen und dann wirklich das Abenteuer so lange liegen lassen, bis die Gruppe wirklich einmal auf „natürliche“ Art und Weise in Gefangenschaft gerät. Passiert dies nicht, ist zwar das Abenteuer für die Füße und ich habe es umsonst gekauft, aber ich muss mich wenigstens nicht verbiegen. Selbstverständlich wird die gegnerische Partei, wenn es in ihre Pläne passt, versuchen, der Charaktere habhaft zu werden, aber ich würde das wirklich nicht forcieren oder über das Knie brechen wollen.

Was denkt ihr? Tue ich mich da unnötig schwer? Ist das Kokolores? Liege ich richtig?

[Podcast] Gruftschrecken Podcast: Folge 40: Im Spinnenwald

Ahoi zusammen. Vielleicht gibt es einige Leser*innen, die es noch nicht wissen, aber ich bin alt, männlich und weiß – natürlich bin ich bei zahlreichen Podcasts beteiligt. Aktuell ist da Folge 40 des Gruftschrecken Podcasts erschienen.

Und da gehen wir aus unserer Komfortzone heraus, dahin wo es weh tut. Zu diesem Zweck erklären wir DSA 1 einfach zu „deutscher OSR“ und sehen uns einen absoluten Klassiker an, den ich eigentlich sogar noch sehr gut in Erinnerung hatte, da ich ihn zu Beginn der 90er stark modifiziert mit AD&D geleitet habe.

Aber erst einmal ein Schritt zurück: Was sind die Gruftschrecken?

Bei den Gruftschrecken besprechen Benjamin und ich jeweils ein OSR-Werk oder ein OSR-System und stellen es es exemplarisch anhand einiger Räume oder Spielmechanismen vor. Grob gelten die Regeln – alle 10 Folgen gibt es einen alten Klassiker (das waren bisher Abenteuer für D&D Classic, AD&D oder Tunnels & Trolls), den wir mit Stargäst*in besprechen. (Und ja, Eevie, wir hätten dich sehr gerne im Podcast.)

Ganz regulär darf sich grob jeder von uns beiden abwechselnd ein Produkt wünschen, sodass meine Folge oft ein Produkt aus den Retroklon-Urzeiten (2006-2008) sind, während Benjamin mich immer dazu zwingt, irgendwelchen neumodischen Schnickschnack zu begutachten.

Und neuerdings haben wir uns überlegt jeweils in 5er Folgen etwas Abseitigeres zu besprechen, was aber dennoch einen Zusammenhang mit OSR-Rollenspielen hat. Filme, ganz besondere Abenteuer, vielleicht Musik-Alben… Seid gespannt auf Folge 45.

Sei es wie es sein – in unserer Folge 40 haben wir den armen Nico von Orkenspalter TV geschnappt (okay, wir haben ihm eins mit dem Knüppel übergezogen), ihn mit Flügelhelm als DSA-Experten verkleidet und mit ihm Teil 1 der Orkland-Trilogie „Im Spinnenwald“ besprochen. Es war ein großes Fest und wir hoffen sehr, dass sein Puls mittlerweile wieder unter 180 liegt.

Und hier nochmal, falls ihr es oben übersehen habt – der Link!

[Abenteuer schreiben] Der Brief

Auf dem Weg zum Bäcker und zurück habe ich mir die DM Talk-Podcastfolge „In 3 Schritten zum eigenen Abenteuer“ vom Spielepädagogen Chris angehört und versucht nachzuvollziehen, ob das für mich funktioniert.

Schritt 1: Die Zielsetzung

Hier gibt er die drei möglichen Säulen Exploration, Soziales und Action an und ich soll mich für eines davon entscheiden. Okay. Mache ich. Nehme ich mal Soziales, da erwartet wenigstens keine*r von mir, dass es gut wird.

Netterweise wird darauf hingewiesen, dass diese Bereiche nicht absolut sind, sondern auch gemeinsam vorkommen können.

Aufgrund dieses Ziels soll ich dann unterschiedliche Herausforderungen ableiten. Let me see. Netterweise gibt er ein Beispiel und erklärt genauer. Ich soll es einfach halten und in der Aufgabestellung ein Verb vorkommen lassen.

Gut. Meine Zielsetzung soll also sein:

Überbringt Königin Zelosia diesen Brief!

Schritt 2: Eine zentrale Herausforderung finden, die zu dem Ziel passt

Okay, Herausforderungen kriege ich hin. In einer Art Brainstorming arbeitet sich Chris jetzt durch sein Beispiel und neben der zentralen Herausforderung gibt es bei ihm auch noch weitere Herausforderungen, sprich: Hindernisse, NSC, Gegner oder Gefahren.

Ich werde nicht das klassische Trope nehmen, dass die Gruppe auf dem Weg zur Königin von einer konkurrierenden Macht aufgehalten werden soll.

Ach was soll’s! Natürlich ist Prinz Hektor begierig darauf den Brief in die Hände zu bekommen.

Weitere Herausforderungen bestehen darin, dass die Königin alt und schwach ist und sich nur eine Stunde im Thronsaal blicken lässt, um die Staatsgeschäfte zu führen. Außerdem hört sie schlecht, weswegen die Kommunikation mit ihr sich als schwierig erweist.

Schritt 3: Die Herausforderung(en) ausarbeiten

Um vorab zu wissen, ob die Herausforderungen angemessen sind, aber auch, um besser auf das Abenteuer vorbereitet zu sein. Oder, wie ich es sagen würde: um überhaupt vorbereitet zu sein und nicht wild handzuwedeln!

Puh. Der Schritt ist schwierig, Den würde ich jetzt für ein zu veröffentlichendes Abenteuer sehr gut durchdenken und alle möglichen und unmöglichen Situationen bedenken, um zu schauen, was ich alles genau beschreiben würde – aber so gibt es hier erstmal nur die bare bones.

Prinz Hektor und seine Bemühungen, den Brief in die Hand zu bekommen: Initial weiß er gar nicht, dass die SC im Besitz des Briefes sind. Er weiß, dass seine Mutter wichtige Post erwartet, weswegen er dem ihm treu ergebenen Majordomus Johannes (steif, langsam, ernsthaft) den Auftrag erteilt hat, alle Neuankömmlinge unauffällig zu befragen. Erst, wenn es einen Verdacht gibt, wird der Prinz (bedrohlich, albern, bunt) selber in Aktion treten und versuchen, in den Besitz des Schriftstücks zu kommen. Ach ja. Vielleicht gelingt es dem Majordomus ja, der Gruppe den Brief abzuluchsen. Dann wird der Rest des Abenteuers darin bestehen, diesen wieder zurück zu erhalten.

Das ganze Schloss ist voller Wachen, die entweder dem Prinzen oder der Königin treu ergeben sind (jeweils auszuwürfeln, 50% Wahrscheinlichkeit) und so ist es der eleganten Zunge oder der eleganten Klinge der Gruppe zu verdanken ob und wie sie in die Gemächer der Königin vordringen können.

Es gibt natürlich auch einen Kerker, aus dem durch Übertölpeln der Wachen oder Knacken des Schlosses entkommen werden muss.

Wahlweise stellen sie sich in der Schlange der Bittsteller*innen an, die die eine Stunde des Tages nutzen, um der Königin (schwerhörig, schwach, edel) ihren Kummer vorzustellen.

Was im Brief steht und welche Bedeutung das für die Königin und die Gruppe hat, wird in einem anderen Abenteuer erlebt werden können…

Die Projekte des alten Mannes – Teil [ich weiß nicht mehr +1]

Zum frühen Samstag gibt es ein mal wieder ein Update, woran ich rollenspielerisch gerade so arbeite und gerade steht wirklich so einiges an. Und ob groß oder klein – ich habe gerade Spaß an allem, was ich gerade auf dem Bildschirm an.

Fangen wir mal „mittelgroß“ an – das hochstufige Swords & Wizardry-Abenteuer Die Todeskammern der Dunkelelfen liegt gerade etwas brach, aber ich hatte mit Schule und Co. so viel zu tun, dass ich echt zu gar nichts kam – freue mich sehr drauf, da die nächsten Tage mit Denis weiter dran zu werkeln. Ziel ist es, das vielleicht sogar noch in diesem Jahr fertig zu bekommen.

An „kleineren“ Dingen stehen gerade zwei einseitige Artikel für den gedruckten Ringboten an – einmal gibt es etwas zum neuen Basis Set eines beliebten Kartenspiels, zum anderen einen Artikel, der sich mit einem schon etwas älteren Rollenspiel befasst, dessen Geschichte ich seit seiner Erscheinung mitverfolge.

Ein „größeres“ Ding hat sich gestern ergeben – ich darf an etwas wirklich Coolem mit übersetzen. Ich freu mich drauf – endlich mal keine langweilige 0815-Fantasy. Mal sehen, wann da alles spruchreif ist und ich euch mehr verraten darf. Uiuiui, da machen schon die ersten Seiten echt Spaß. Ach, wenn ich euch doch etwas verraten könnte …

Nachdem ich beim Spezialgelagerten Sonderpodcast eine Runde Kids on Bikes leiten durfte (Teil 1 und Teil 2) zeigte sich dort auf dem Discord großes Interesse am Thema Rollenspiel und ich habe seitdem zwei Runden 1W6 Freunde für größtenteils komplette Einsteiger*innen geleitet, was großen Spaß gemacht hat. Nächste Woche wird eine der Runden weitergehen und ich darf noch eine dritte Runde leiten. Wäre toll, wenn dort eine kleine Rollenspiel-Community entstehen könnte. Das Potential ist auf jeden Fall da.

Und ganz zuletzt wälze ich für eine wirklich interessante Aufnahme mit einem nicht ganz kleinen Nerd-Podcast seit ein paar Tagen mal wieder Literatur zu den Forgotten Realms – ick freu mir.

Stay tuned!

[Kurzbesprechung] The Stygian Library (SoulMuppet Publishing 2020)

Mein Wochenende wird wohl rappelvoll, da nutze ich den Samstagvormittag, um euch dieses tollen OSR-Abenteuer zumindest kurz vorzustellen: The Stygian Library.

Da wir Gruftschrecken ja immer maulen, dass die OSR-Szene extrem männlich geprägt ist, werde ich mir mal den Namen der Autorin – Emmy „Cavegirl“ Allen – fett auf einen Notizzettel schreiben und mir vorbehalten, das gute Stück als potentiell zu besprechendes Abenteuer vorzuschlagen.

Aber beginnen wir ganz von vorne – denn das Ding sieht toll aus. Ein wunderschönes handliches Hardcover – irgendwie habe ich eines der 2000 im ersten Umlauf gedruckten Exemplare erwischt – momentan könnt ihr euch das Abenteuer immerhin als PDF auf Drivethrough bestellen.

Die drei Fotos geben euch schonmal einen Eindruck wie toll dieses Abenteeur aussieht, dann kann ich ja mal direkt für euch reinblättern.

Laut Selbstbeschreibung haben wir es hier mit einem bibliophilen Abenteuer für sämtliche OSR-Systeme und für Charaktere aller Stufen zu tun. Das ist ja schonmal vollmundig – ich bin gespannt, wie die Autorin das hinbekommen wird.

Schon im Impressum wird dem guten Terry Pratchett gedankt und das kann ich vom Lesegefühl (gespielt habe ich es noch nicht) sehr gut nachvollziehen und möchte aus deutschsprachiger Sicht noch Walter Moers und seine Stadt der träumenden Bücher-Geschichten erwähnen (erscheint da eigentlich irgendwann mal Teil 3, oder schreibt George RR Moers da noch dran?). Logisch, bei einem Bibliotheks-Abenteuer, oder? Und muss ich extra erwähnen, dass ich Bücher in jeder Form liebe? Mensch, bin ich gespannt auf diese spezielle Bibliothek.

Das Impressum – (Co) SoulMuppet Publishing

Schon auf den ersten Seiten stelle sogar ich Anti-Blitzmerker fest, dass wir es nicht mit einem vorgefertigten Abenteuer zu tun haben, sondern mit einem Werkzeugkasten, mit dem ich mir mein bibliophiles Abenteuer zusammenstellen kann. Erstmal eine gute Idee, mal schauen, ob sie auch gut ausgeführt ist. Wie ist das Buch denn strukturiert?

  • Einleitung
  • Haupt-Tabellen
  • Orte
  • Details
  • Monster
  • weitere wichtige Tabellen
  • Der mumifizierte Weise (das geschieht mit SC, die in der Bibliothek sterben)
  • Der neurovore Feinschmecker (eine neue Charakterklasse – etwas … äh … gewöhnungsbedürftig)

Alleine schon die Einleitung zu lesen macht wirklich Spaß und ich hoffe sehr, dass es der Autorin gelingt, sich in der OSR-Szene festzusetzen und weitere tolle Sachen zu erdenken. System Matters – ist eine deutschsprachige Fassung schon in der Mache? Ich würde das sonst glatt machen wollen. Außerdem habe ich gerade in der Einleitung der Einleitung etwas von Gardens of Ynn gelesen, einem älteren Werk. Da bin ich doch glatt interessiert.

Auch die Gebrauchsanweisung wie das Abenteuer zu verwenden ist, gefällt mir gut. Zuerst einmal müssen die Charaktere über irgendeine weltliche Bibliothek oder Ansammlung großen Wissens die Stygian Library betreten. Von da ab gilt Folgendes:

  • 1. Auf der Ortstabelle auswürfeln, wo sie gelandet sind.
  • 2. Auf der Detail-Tabelle auswürfeln was diesen Ort besonders macht.
  • 3. Auf der Tabelle für Zufallsbegegnungen auswürfeln, was nun geschieht

Danach gibt es nur noch drei Optionen: STAY HERE. GO DEEPER. GO BACK.

Coooool. Gefällt mir sehr gut und auch hier bin ich wieder sooooo kurz davor, Leute für eine Online-Runde zusammenzutrommeln.

Äh, ja – der SHEOL-Computer – (Co) SoulMuppet Publishing

Das wichtigste Element der Bibliothek ist der SHEOL-Computer. Da können die Charaktere allerlei komische Dinge mit anstellen. und sollten sie ihn beschädigen, ziehen sie sich die Feindschaft aller Wesen der Bibliothek zu – keine gute Idee also.

Die Neurovoren – (Co) SoulMuppet Publishing

Exemplarisch für die 35 (FÜNFUNDDREISSIG!!!) neuen Monster zeige ich euch die Neurovoren, böse Mensch-Oktopus-Mischwesen. Ja, mit der Kombi machst du einfach nichts verkehrt. Diese recht klassischen Bösewichte sollen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass gerade dieses Monster-Kapitel unglaublich kreativ-meta-moersig ist. Wenn ich alleine ein paar Monster nenne, wie Animate Books, Archivist Liches, Bandersnatches, Conceptual Walls, Educated Rodents … wisst ihr genau, in welche Richtung wir uns hier bewegen. Einfach wunderbar, wenn ihr euch wie ich für schöne Bücher interessiert.

Zusammenfassend denke ich, dass sich das Abenteuer trotz ( oder gerade wegen) der Andersartigkeit in Welt und Präsentation im Spiel ausgezeichnet schlagen wird. Dieses Einfach-Hineingeworfen-Werden (von SL wie auch Spieler*innen) gefällt mir super. Poah, ich habe gerade echt Bock, eine kleine Expedition in die Stygian Library zu leiten …

[Historie] TSR Silver Anniversary Collector’s Edition (WotC 1999)

Ich musste für Folge 10 des Gruftschrecken-Podcasts die Silver Anniversary Box aus dem Regal kramen – und da dachte, ich könnte sie euch gleich mal kurz mit Bildern vorstellen.

Soooo sieht sie aus. Und sie ist prall gefüllt.

Die Box – (Co) TSR / WotC

Zum Beispiel mit einem Kunstdruck und einer wirklich interessanten Broschüre über die Geschichte von TSR und den Inhalt dieser Box. Peinlicherweise fällt mir gerade nicht ein, von wem der Druck ist – ich würde auf Jeff Easley tippen, bin mir aber nicht sicher (Ihr wisst das sicher, oder?). Das Vorwort der Broschüre durfte Peter Adkinson schreiben, der im Jahr 1999 wohl stolzeste Mensch im Rollenspiel-Business, da er mit seinem einst sehr kleinen Rollenspielverlag Wizards of the Coast den maroden Branchengiganten TSR gekauft hatte. (Böse Zungen würden sagen: „… nachdem er ihn mit Magic – The Gathering sturmreif geschossen hatte.“)

Der nächste Artikel ist dann wahrlich historisch – das legendäre „blue book“, das von Dr. Eric Holmes redigierte Regelwerk aus dem Jahr, das die Stufen 1-3 abdeckte und dann in AD&D 1 überleiten sollte. Hat in dieser Zeit geklappt, aber schlussendlich entwickelten sich dann die Reihen D&D und AD&D doch sehr unterschiedlich.

Holmes Basic

Der nächste Reprint ist das wohl berühmteste Abenteuer für die D&D-Reihe (Im Bereich AD&D genießt vielleicht „Tomb of Horrors einen noch legendäreren Ruf.) – und zwar „The Keep on the Borderlands“. Natürlich von Gary Gygax persönlich geschrieben und 1980 erstmals erschienen – hatte sich doch TSR lange dagegen gesträubt vorgefertigte Abenteuer zu verkaufen, da sie der Ansicht waren, dass sie die Regeln verkaufen und die Menschen zu Hause selber ihre Fantasy nutzen werden.

The Keep on the borderlands

Das nächste Abenteuer, welches ich euch zeigen möchte und das in der Box enthalten ist, ist noch eines der sogenannten „monochrom“-Cover, die für mich einen unglaublichen Charme ausstrahlen. Diese Module haben wir im deutschsprachigen Bereich allerdings nie gesehen, denn als D&D-Abenteuer auf Deutsch erschienen, hatten die bunteren Cover sich schon durchgesetzt. Ich präsentiere also „White Plume Mountain“ von Lawrence Schick, der dieses echt tighte Turnierabenteuer geschrieben hat, aber sonst keine größeren Fußabdrücke hinterlassen konnte. In welchem Jahr befinden wir uns? 1979.

White Plume Mountain

Der nächste Nachdruck genießt einen Ruf wie Donnerhall und ist ein paar Jahre jünger. Im Jahr 1983 erschien „Ravenloft“ von Tracy und Laura Hickman. Gothic Horror und Vampire hielten Einzug in (A)D&D. Graf Strahd von Zarovich heißt euch willkommen.

Ravenloft

Und da kommt auch schon das nächste Schmankerl um die Ecke – Die „Against the Giants“-Trilogie aus dem Jahr 1978.. Insgesamt haben die Module 32 Seiten, aber auf denen ist ordentlich was los. Gygax verstand es wirklich, auf engstem Raum gewaltige Abenteuer zu präsentieren. Und die Titel lassen die Augen gestandener Rollenspieler*innen feucht werden:

  • G1 – Steading of the Hill Giant Chief
  • G2 – The Glacial Rift of the Frost Giant Jarl
  • G3 – Hall of the Fire Giant King

… ihr merkt es schon – die Riesen-Arten werden immer krasser. Die ganze Kiste ist äußerst hochstufig.

Schlussendlich zeige ich euch noch das eigentliche Highlight der Box, denn „Deep Dwarven Delve“ ist ein AD&D 1-Abenteuer, das extra für diese Box gedruckt wurde. Nach Erscheinen der Box wurde alleine dieses einzelne Abenteuer für 75-100 Dollar gehandelt – so viel, wie die komplette Box gekostet hatte.

Das Abenteuer ist übrigens uralt und stammt aus der Feder von Len Lakofka. Der hat 1981 die ersten beiden Teile veröffentlicht:

  • L1 – Begegnung auf dem Knochenhügel
  • L2 – Auf der Spur des Attentäters
  • L3 – Deep Dwarven Delve

Diese Reihe ist die sogenannte „Lendor-Insel-Reihe“, die hier mit 18 Jahren Verspätung weitergeführt wurde.

Deep Dwarven Delve

Nun könnt ihr Vermutungen zur kommenden Podcast-Folge anstellen. Viel Spaß dabei. 😉

Falls euch einzelne Sachen in der Box besonders interessieren, fragt einfach nach. Ich werde sie mir gerne mal bei Gelegenheit näher ansehen.

[OSR Systeme] Swords & Wizardry

Ich habe erneut in den Rollenspielregalen rumgewühlt und euch ein paar Fotos gemacht. Ich bin sicher, dass ich noch mindestens zwei weitere Ausgaben habe, aber die finde ich auf die Schnelle nicht, daher müssen die in Folge angegebenen Fassungen des Retro-Klons Swords & Wizardry erstmal ausreichen.

Wie in der Gruftschrecken-Folge vorgestellt ist S&W der Versuch, OD&D (genauer den Inhalt der Woodgrain/Whits Box plus die bis 1979 erschienenen Supplements) in aufgeräumter Form darzustellen – und ich muss sagen, das gelingt wirklich gut, denn S&W spielt sich gut weg. Und in Anbetracht der Tatsache, dass Labyrinth Lord derzeit nicht mehr auf Deutsch auf dem Markt ist, denke ich, dass das in Zukunft mein Old School-System der Wahl werden wird, wenn ich nur reine OSR-Abenteuer spielen will.

Vielleicht habt ihr es noch nicht mitbekommen, aber eine deutsche Fassung, die bei System Matters schon seit etlichen Jahren ebenso angedacht wie angefangen wurde, geht nun auf die Schlussgerade und ich bin guter Dinge, dass wir noch in diesem Jahr (2021) ein deutschsprachiges Schwerter & Zauberei in Händen halten werden.

Schauen wir also mal, was ich so gefunden habe:

Die erste Fassung – hier ist „Mythmere Games“ noch mehr ein Branding als ein echter Verlag – „Mythmere“ ist nämlich einfach der Forenname, den Matt Finch überall verwendet. Für Rüstungsklassen-Freaks sei angemerkt, dass hier die Rüstungsklasse noch klassisch absteigend ist, aber immerhin auf der letzten Seite gibt es Alternativregeln für die „neumodische“ aufsteigende Rüstungsklasse. Hier bekommt ihr auf 72 Seiten alles, was ihr zum Spielen wissen müsst.

Und wir haben ein Mullen-Cover. Mehr muss ich wohl nicht sagen.

Wieder ein Mullen-Cover. Ein in meinen Augen brutal unterschätztes seiner Werke, hat es doch noch einen Hauch Bob Ross. Und das kann ja bekanntlich niemals schaden.

Immer noch unter dem Label Mythmere Games erschienen ist dieses eine wunderschöne von etlichen Mitgliedern der OSR-Szene mit Hausregeln kommentierte Ausgabe, die sich nur auf die Regeln der Weißen Box stützt und alle weiteren Regeln der Supplements rauslässt.

Später 2009 erschein dann unter der Regie von Michale Shorten (chgowiz) ein superkurzes Schnellstarter-Regelwerk. Hier gibt es auf nur 20 Seiten die allergrundlegendsten Regeln und den Einstiegs-Dungeon The Dungeon of Akban. Absolut lohnenswerte Anschaffung von Three Headed Monster Games – ein Label, das ich vorher und nachher nicht mehr gesehen habe. Aber „wir OSRler“ hatten ja damals alle unsere eigenen kleinen Labels – Soapbox Games – hüstel!

Zwar ohne Mullen-Cover, aber ich glaube das hier ist das schönste aller S&W-Regelwerke. Wir haben es mit einer Überarbeitung des White Box-Regeln zu tun – und das im schicken Kleinformat und in Hardcover. Liegt top in der Hand und ist wirklich gut strukturiert. In der Zwischenzeit hatte sich mein Freund John Adams von Brave Halfling Publishing die Rechte an der White Box gesichert und veröffentlichte hier die von Marv Breig editierten Regeln. Ein wirklich tolles Ding. Ich glaube ihr kommt da heute nicht mehr ohne Schwierigkeiten dran, aber falls es in eure Hände fallen sollte – greift zu.

Zurück zum ambitionierten John Adams, denn Mitte des Jahres verkaufte er die White Box Edition als – nun ja – als „weiße Box“. Ein geniales Teil, das ihn aber glaube ich total in den Ruin getrieben hat, denn er kam überhaupt nicht hinterher die Dinger zu produzieren und zu verschicken. Irgendwo im Zoll, in Johns Garage oder einem vergessenen Raum des USPS, müssen noch vier weitere Boxen rumliegen, die ich bestellt und bezahlt hatte. Wenn ich mich recht entsinne waren das $20 pro Box – kein Wunder, dass er mit Bestellungen überrannt wurde. Das hat der Gute wohl unterschätzt. Seit etwa 2011 verliert sich dann seine Spur im Rollenspielnirvana. Natürlich hege ich keinerlei Groll, denn er war es, der meine ersten Abenteuer herausbrachte und mir die Chance gab, im internationalen Rollenspielgeschäft mitzumischen. Aber das ist eine Geschichte, die an einem anderen Tag erzählt werden soll.

Mittlerweile sind wir am Ende des Jahres 2010 angekommen und hier haben wir es mit DER Fassung von S&W zu tun, an der sich alle anderen messen lassen müssen. Wenn ich es richtig im Blick habe, wird es auch diese Ausgabe sein, die wir auf Deutsch bekommen werden. Ick freu mir drauf.

Als kleinen Vorgeschmack gibt es bis dahin Continual Light, ein 48 seitiges Schnellstarter-Heftchen. Als Beispielabenteuer sind hier die Höhlen der Fäulnis enthalten, die der gute Rorschachhamster einst für einen von mir ausgeschriebenen On Page Dungeon-Wettbewerb verfasst hat. Wenn ich mich recht entsinne, hat er damit sogar gewonnen. Ich weiß nicht mehr, ob die Jungs von System Matters das Heft noch auf Lager haben – aber ihr solltet auf jeden Fall, wenn ihr dort im Shop bestellt, mal freundlich nachfragen, ob sie euch gratis ein Ewiges Lichtlein mit in die Bestellung legen können.

[Podcast] Die Gruftschrecken

Jetzt, wo ich nach (fast exakt) einem Jahr wieder die Kraft gefunden habe, auf die Seifenkiste zu klettern, muss ich euch einfach auf einen neuen Podcast hinweisen – und das nicht nur, weil ich 50% der Besetzungsliste ausmache. Zum derzeitigen Zeitpunkt sind fünf (-einhalb) Folgen des Gruftschreckenpodcasts erschienen. Heute im Laufe des Tages sollte es Zeit für Folge 6 sein. Ich freu mich drauf.

Das Gruftschrecken-Logo (TM) Mario Bühling

Wer oder was aber sind die Gruftschrecken? Nun, wie ihr wisst, ist Twitter derzeit mein einziges soziales Medium – und so beginnen alle aktuellen „Geschichten“ aus dem Krieg dort. Irgendwie kam ich mit dem Nutzer San-Raal (@n3rdpol) ins Gespräch, für den ich ein kurzes DCC-Trichter-Abenteuer getestet habe. Wir blieben in Kontakt und irgendwann kam uns die verrückte Idee: „He, wir sind weiße Männer in ihren besten Jahren – wir müssen einen Podcast machen.“

Gesagt getan. Wir ließen unsere Connections spielen und so bekamen wir schnell eine coole Illustration des wunderbaren Mario Bühling, den ich glücklicherweise schon öfter dazu zwingen konnte, schicke s/w-Dinge für mich und meine verrückten Projekte zu zeichnen. Und ich finde er hat sowohl unser Aussehen als auch unsere Persönlichkeiten perfekt hetroffen.

Mein Podcast-Kollege (der sich übrigens um den Schnitt und alles Technische kümmert – Inshallah!) hatte dann die notwendigen Verbindungen in die Profi-Sprecher-Szene, u. a. zu Werner Wilkening, und zu einem Profi-Tonstudio und so haben wir jetzt ein perfekt eingesprochenes und abgemischtes Intro, das wirklich Seinesgleichen sucht. Ich komme mir immer vor wie in einer Geisterbahn oder einem Fahrgeschäft im Phantasialand. Ganz, ganz großartig.

Okay, okay. lange genug gefaselt. Was macht der Gruftschrecken-Podcast und weshalb solltet ihr ihn euch anhören?

Unser Konzept ist mehr als einfach. Ohne Vorgeplänkel (ja, komplett ohne themenfremdes Rumgesülze) nehmen wir uns ein Produkt der OSR genauer zur Brust und besprechen es in 35-60 Minuten – im Schnitt landen wir so bei um die 45 Minuten. Interessant für mich (und damit vielleicht auch für euch) ist die Tatsache, dass wir schnell dazu übergegangen sind, dass jeder von uns dem jeweils anderen ein Abenteuer, System oder Setting vorschlägt und wir uns so jeweils aus der eigenen Komfortzone herauslocken (ich kenne besser die Sachen um 2006-2012 – San-Raal besser die etwas aktuelleren, von denen ich nicht die geringste Ahnung habe). So ist es einerseits interessant, wenn ich mir die älteren Sachen vornehme und neu zu bewerten versuche und dann im Wechsel modernere Sachen wälze und schaue, ob die noch immer nach meinem Geschmack sind.

Highlight bisher ist die sechste Folge, die wir live und in Farbe im Stream bei den Orkenspalter*innen aufnehmen durften. Gut möglich, dass Mhaire in diesem Stream eine neue Tradition begonnen hat – lag doch bisher unser Augenmerk auf Käse – insbesondere Cheddar – könnte es nun sein, dass wir in Zukunft unsere Konzentration auf eigenartige Geräusche legen. Ich sage nur GWÖP!

Nächstes Highlight wird Folge 10, für die wir einen echten (unbekannten) Klassiker auf dem Programm haben, den wir mit einer tollen Gästin von einem anderen Rollenspiel-Podcast (im wahrsten Sinne des Wortes) besprechen werden. Ick freu mir.

Falls ihr Vorschläge für Produkte habt, die ihr gerne besprochen hättet – immer her damit. Oder falls ihr das Konzept gerne um weitere Komponenten ergänzt hättet, kommentiert einfach.