[Rezension] Die Glasstraße (Brettspiel)

Die Jungs von Feuerland sind ja nicht gerade dafür bekannt, leichtfüßige Pusteblumen-Spiele zu machen – und da ich mich ja mittlerweile auch an etwas komplexere Sachen herantraue, war Die Glasstraße vom „Godfather of Klugscheißerspiele“ Uwe Rosenberg eine gute erste Anlaufstelle, um mich etwas in das Verlagsprogramm einzufuchsen, bevor ich mich an Terra Mystica herantraue.

Das Cover – (Co) Feuerlandspiele
Name: Die Glasstraße
Verlag: Feuerland
Autor: Uwe Rosenberg
EAN: 0-610098-413776
Preis:ca. 40 Euro
Link: Verlags-HP
Alter: 12+
Spieler: 1-4
Dauer: 20 min pro Spieler
Genre: Drafting, Plättchen legen, Gebäudebau, Ressourcenmanagement
BGG-Ranking: 167
Aufmachung
Viele, viele (und ich meine wirklich viele) Plättchen, 15 Charakterkarten pro Farbe, eine zentrale Gebäudetafel, 4 Landschaftspläne, 40 Warenmarken aus Holz und – als Clou – 4 Produktionstableaus mit je 2 Produktionsrädern.
Insgesamt eine wirklich stimmige Sache mit Illustrationen aus der Feder von Dennis Lohausen. Ich erwähnte bereits an verschiedenster Stelle seinen fluffig-comichaften Zeichenstil…
Die Ausgangssituation für zwei Spieler auf unserem Wohnzimmertisch
Das Spiel
Ziel des Spiels ist es ganz einfach, Gebäude zu errichten, deren Gesamtmenge an verbauten Glasfenstern über den Sieg entscheidet. Dazu stehen einem bis zu 15 Arbeiter zur Verfügung, die man möglichst sinnvoll einsetzen muss.
Die Verwendung eben jener Arbeiter ist eines der Hauptelemente des Spiels, denn zu Beginn jeder der vier Bauperioden muss man 5 Arbeiter-Typen auswählen, die man nun in den drei Kartenrunden zur Verfügung hat. Nun wird in jeder Runde verdeckt ein Arbeiter ausgespielt, und je nachdem, ob ein anderer Spieler auch diesen Arbeiter besitzt oder nicht, kann ich stärkere oder schwächere Aktionen durchführen – das könnte der geneigte Brettspieler im Jahr 2016 in ähnlicher Weise vom Kennerspiel des Jahres 2015 „Broom Service“ kennen. Mit Hilfe dieser Arbeiter generieren wir nun Ressourcen, die wir auf unseren beiden Produktionsrädern markieren dürfen.
Diese Produktionsräder sind der zweite clevere Mechanismus des Spiels, denn hier kann man ganz einfach mit den farbigen Holz-Token feststellen, wie viele Rohstoffe man zu jedem beliebigen Moment besitzt – gleichzeitig wird automatisch der Zielrohstoff (Ziegel oder Glas) produziert, wenn das Feld rechts neben dem längeren Zeiger frei ist.
Zurück zu den Arbeitern, denn mit den durch sie erwirtschafteten Ressourcen kann ich mir nun Gebäudekarten errichten, von denen es drei verschiedene Typen gibt – Umwandlungsgeäude, die eine Ressource in eine andere umwandeln, Sofortgebäude, die einen einmaligen Effekt haben und Reine Punktegebäude, die entweder allgemein oder unter bestimmten Bedingungen Siegpunkte generieren. Sowieso finden sich auf den meisten Gebäuden kleine Beutel mit einer zahl an, die die Menge an verbautem Glas (= Siegpunkte) anzeigen.
Trotz der beiden ausgezeichneten Anhänge mit Zusammenfassung aller Personen und Gebäude ist das Spiel zu Beginn doch ein ziemliches Stochern im Dunklen, und die ersten Synergie-Effekte entstehen meist durch Zufall, aber so langsam fuchst man sich ein und gute Spielzüge sind immer häufiger eine geplante Sache und nicht nur auf Fortunas Mist gewachsen.
Fazit
Ich bin ja mittlerweile auch seit einigen Jahren im Brettspielbereich unterwegs, aber ich bin immer wieder beeindruckt wie viele der unterschiedlichsten Mechanismen sich mit Gazillionen Themen kombinieren lassen. Und hier haben wir ein schönes und unverbrauchtes Thema (in Kombination mit touristischen Tipps), das mit zwei bis drei schicken Mechanismen kombiniert einfach gut funktioniert und spätestens nach der zweiten Partie wirklich Spaß macht.
Es ist einfach eine befriedigende Geschichte, wenn man mal so richtig gut laufende Produktionsstraßen errichtet hat und die Konkurrenz mal so richtig nass macht. Dabei ist es auch gelungen, die Downtime zu minimieren, sodass einem zu keinem Zeitpunkt langweilig wird.
Gut gefallen hat mir auch das Solo-System, mit dem man sich etwas in die Mechanismen einfuchsen kann – da wurde schon einiges richtig gemacht.
Bewertung
4,5 von 5 mundgeblasene Kelche