[Rezi] Das Feuer des Mondes (Spielbuch – Mantikore 2014)

Wow! Endlich gibt es das Ding in gedruckter Form. Ich habe ja schon ein recht frühes Manuskript gesehen,
aber seitdem ist ordentlich was geschehen. 
Ich präsentiere mit einem Hauch von Stolz, obwohl ich mit der Entstehung des guten Stücks nichts, aber auch überhaupt nichts am Hut hatte: „Das Feuer des Mondes„…
Titel: Das Feuer des Mondes
Autoren: Christian und Florian Sußner
Art: Spielbuch
Verlag: Mantikore
Format: A5, broschiert, 417 Seiten, 3*200 Abschnitte plus Regeln, Karten, Rätsel…
ISBN: 978-3-939212-63-8
Preis: 14,95€
Links: Manti-Shop, offizielle Homepage mit Downloads
Gestaltung:
Ich schrieb es bereits öfters – die Mantikore kriegen mittlerweile richtig, richtig gute Cover hin. Die würden mich sogar ansprechen un d ich würde den Stil wiedererkennen, wenn ich sie irgendwo in einem Bücherladen oder einer Bahnhofsbücherei zwischen 1000 anderen Fantasy-Romanen sehen würde. Obwohl Alex Kühnert, der Godfather of Spielbuch und Mantikore-Allzweckwaffe wohl nur am Rande beteiligt war und nicht in den Credits auftaucht, ist das Abenteuer vom Inhalt und von der Form her echt herausragend geworden. Fehler muss man mit der Lupe suchen, falsche Verweise sind mir nicht vorgekommen (obwohl ich im Fei-Wald manchmal Ost-West-Probleme hatte – keine Ahnung, ob das Problem am Buch lag oder meiner eigenen Vertrotteltheit geschuldet war). Also Sprache und „Verlinkungen“ sind astrein, aber gerade ob der sehr komplexen Struktur des Buches hätte ich mir als Leser und Spielbuchfan ein paar kleine Unterstützungen gewünscht – wie zum Beispiel an der Seite einen deutlichen Anzeiger, in welchem Buch man sich befindet (oben an der Seite geht das irgendwie unter – und außerdem würde dort viel besser die Info hinpassen welche Abschnitte man auf der Seite findet), Für die Anhänge mit Regeln, Bibliographie (supernette Idee), Ausbildungswegen und Karten hätte ich mir auch irgendeinen Rand gewünscht, der eine schnellere Suche ermöglicht hätte – aber da lässt sich doch hoffentlich in den Folgebänden etwas machen, oder…?
Ansonsten ist das Layout absolut solide und das gesamte Buch macht einen guten Eindruck – mit der kleinen Einschränkung, dass für mich persönlich der Stil der Innen-Illus a) etwas zu amateurhaft und b) etwas zu comichaft geraten ist. Um die Stimmung des Buches zu transportieren, oder gar zu verstärken, wären da doch eine deutlich ernsthaftere und düsterere Bebilderung wünschenswert gewesen., aber Schwamm drüber, das Spiel ist so gut, dass ich das problemlos verschmerzen kann.
Inhalt:
In drei Büchern erforschen wir, ein tapferes, aber unerfahrenes Mitglied der Stadtwache von Waldheim, unser Schicksal, das uns eiskalt erwischt, als wir direkt zu Beginn des Abenteuers auf ein merkwürdiges Wesen treffen. Dieses hinterlässt ein merkwürdiges Rabensymbol auf unserer Brust und nach und nach erfahren wir, dass die Karben, eine Organisation des Bösen, sich auch in unserer Heimat ausbreiten und so ist es nun an uns, unser Schicksal und das unserer Heimatstadtin die Hand zu nehmen. Die Ziele sollten sein, das Rabenzeichen loszuwerden und die Karben zu vertreiben. An dieser Stelle möchte ich nicht viel mehr verraten, bloß, dass Buch 1 in Waldheim spielt, Buch 2 im südlich gelgenen Fei-Wald und Buch 3 im verwunschenen nördlichen Wald Kalrir. Apropos „verraten“ – das ist ein verdammt gutes Stichwort, denn man sollte sich wirklich immer gut überlegen, wem man vertrauen kann und will.
Der treue Seifenkistenleser weiß ja, dass ichmeine Spielbücher immer in der Badewann spiele – das ist aber mit „Das Feuer des Mondes“ völlig unmöglich, denn dafür muss man sich hier viel zu sehr konzentrieren, um der Handlung folgen zu können und außerdem gilt es immer mal wieder sich Dinge zu notieren (und ich rate euch – schreibt alle wichtigen Sachen [speziell Zahlen] auf, um nicht später böse auf dem Schlauch zu stehen) oder Rätsel zu lösen. Insgesamt finde ich das Buch sehr old-schoolig. Nicht so wie die Fighting-Fantasy-Spielbücher, die einen bei einer falschen Entscheidung mit einem Grinsen auf den Lippen über die Klinge springen lassen, eher so old-schoolig wie ein Computer-Rollenspiel der 80er -egal ob die AD&D Goldbox-Reihe oder Bard’s Tale verglichen mit heutigen Spielen wie Skyrim. Ich muss mich viel mehr anstrengen und viel mehr investieren. Es wird nicht alles auf dem Silbertablett serviert und Unaufmerksamkeit wird gnadenlos bestraft – was logischerweise dazu führt, dass ein Erfolg noch viel wertvoller ist. So habe ich zu Beginn des zweiten Buches gedacht ich wäre ein so alter Fuchs, dass ich die doofe Karte (die man auf der HP herunterladen kann) nicht benötige und mich auch locker so zurechtfinde. Pustekuchen. Irgendwann musste ich zu Kreuze kriechen, mir die Karte ausdrucken und mir so endlich wieder zumindest ein gewisses Maß an Orientierung zu verschaffen.
Auch Dinge, die ich mir nicht notiert habe, weil ich dachte, die kann ich mir einfach merken, oder, wenn ich an die Stelle komme, das Spiel irgendwie bescheißen, sind mir später zweimal böse vor die Füße gefallen und ich bin dann danach dazu übergegangen, wichtige Infos direkt zu notieren.
Noch ein erschwerendes Element, das ich so noch nicht bei Spielbüchern gesehen habe, sind Zufallsbegegnungen. Auch dafür – Hut ab!
Fazit:
Wer gerne ein richtig kniffeliges Spielbuch mit Fantasy-Thematik haben möchte, der ist hier richtig aufgehoben. Die Sußners haben nicht gekleckert, sondern geklotzt. Die drei Büchersind sehr fordernd und noch nie habe ich bei einem Spielbuch so viel mitgeschrieben, um zu einem späteren Zeitpunkt nicht aufgeschmissen zu sein.
Die Handlung entwickelt sich langsam aber stetig, durch die Bewegung auf den Karten hat man ein Gefühl von Freiheit, das man sonst nur bei der Harkunaa-Reihe in der Form hat und die Regeln werden behutsam eingeführt.
Ein tolles Erstlingswerk und ich drücke den beiden Jungs und dem Verlag die Daumen, dass sie Swen Harders Erfolg mit seinen Reitern der Schwarzen Sonne wiederholen können.
Von den 5 maximalen Punkten kann ich nur minimal etwas abziehen – sorry, aber die Innen-Illus und die noch minimal ausbaufähige Leserfreundlichkeit sorgen dafür, dass es kein satter 5er ist… Aber im Ernst – das sind Kinkerlitzchen. Wenn ihr bis Silvester noch ordentlich knobeln und euch abrackern wollt, wodurch der Erfolg dann umso glorioser wird, der kann einfach nicht anders als hier zuzugreifen.
Bewertung:
4 von von nicht in der Badewanne spielbare Spielbücher

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