[Rezension] Chad Corrie – Cadriths Rückkehr (Wizard King-Trilogie 1)

Ich hatte das große Glück schonmal vorab das PDF des neuen Mantikore-Fantasy-Romans zu erhalten und was soll ich sagen? Mein Old-Schooler-Herz hat frohlockt und jede einzelne Seite genossen! Aber überstürzen wir nichts…
Produkt: Cadriths Rückkehr (Wizard King-Trilogie 1)
Autor: Chad Corrie
Verlag: Mantikore
Seiten: 415, broschiert
Erscheinungsjahr: November 2014
Preis: 14,95€ (Kindle-Edition 4,99€)
ISBN: 978-3939212768
Gestaltung:
Tja, solide gesetzt, nicht allzu viele richtige „Fehler“ im Text, aber stellenweise etwas „eigenwillig“ übersetzt. Zu Papier- und Druck kann ich noch nichts sagen, da mir nur das PDF vorlag. Wenn ich mir die anderen Mantikore-Produkte so ansehe, dürfte es aber auch da nicht viel zu bekritteln geben.
Scheinbar waren dem Übersetzer einige Sprichwörter nicht vertraut, sodass da überraschende Dinge bei herauskommen. Andererseits punktet die Übersetzung damit, dass auch Mühe darauf verwendet wurde, selbst Gedichte so zu übersetzen, dass sie sich möglichst gut reimen und vom Versmaß her halbwegs passen. Solche Liebe zum Detail gefällt mir wirklich gut, also decken wir den Schwamm über die kleinen Patzer. Ich kann mir sowieso vorstellen, dass das gute Stück nicht sonderlich leicht zu übersetzen war, den Chad Corrie scheint mir die ersten D&D- und AD&D-Regelwerke mit der Muttermilch aufgesogen zu haben, denn sein Schreibstil erinnert mich doch mehr als nur etwas an das berühmt-berüchtigte „High Gygaxian“, die etwas spröde Sprache des Rollenspiel-Großmeisters Gary Gygax, der mit veraltet klingenden Vokabeln und Redewendungen auf minimalem Raum maximale Informationen zu geben verstand. Saustark, da wird schon von der Sprache her alles geboten, was der „alte Rollenspielsack“ (TM) sich so wünscht.
Inhalt:
In Tralodren geht es ordentlich ab. Valan, ein mysteriöser Magier „erobert“ – man kann es nicht anders ausdrücken – einen uralten Tempelkomplex, indem er einen kompletten Hobgoblinstamm versklavt, der nicht die geringste Chance gegen seine mächtige Magie hat. In diesem Tempel gibt es ein uraltes Tor, dessen Funktion er nun fieberhaft, und immer tiefer in den Wahnsinn abgleitend, erforscht, wozu unter anderem gehört, dass er ganze Legionen von Hobgoblins und gefangenen Menschen-Eingeborenen hindurchjagt, was diese allesamt nicht überleben. Aber Valan ist augenscheinlich nicht der Hauptbösewicht, denn er wird von einem geheimnisvollen Untoten, der scheinbar gemeinsame Sache mit einem Dämon macht, beobachtet – über diese erfährt man nicht allzuviel, aber bei einer Trilogie haben wir ja noch zwei komplette Romane vor uns – da wird sich schon noch was ergeben. (Okay, ohne viel zu spoilern bin ich mir recht sicher, dass wir über den Dämon nicht mehr viel erfahren werden.)
Die eigentlichen Helden des Romans sind die Abenteurer, die sich um den blinden Seher Gilban sammeln. In bester Rollenspielmanier treffen diese erst nach und nach aufeinander und sind sich auch nicht zu jedem Zeitpunkt untereinander so richtig grün, aber im Endeffekt haben sie scheinbar doch alle dasselbe Ziel und so arbeiten sie schlussendlich mehr oder weniger effektiv zusammen, als da wären die Elfe Alara, der Ex-Gladiator Dugan, der Nordmann (hat etwas von einem Thorwaler…) Rowan, der Zwerg Vinder und die leicht durchgeknallte Magierin Cadrissa.
Im Laufe des Romans stellt sich heraus, dass unsere Helden nicht alle das sind, was sie nach außen hin zeigen; gerade Dugan und Cadrissa scheinen – ohne es zu wissen – Figuren in einem viel größeren Spiel zu sein.
Die Abenteurergruppe ist auf der Suche nach einer Ruinenstadt, wo sie ein großes Übel verhindern wollen – auch hier treffen wir wieder auf einige klassische Rollenspiel-Tropes, denn die Motivationen sind nur allzu unterschiedlich: Gold, göttlicher Auftrag, Treue…Einfach wunderbar klassisch!
Ebenso klassisch ist es, dass sie nicht alleine auf der Suche nach der Stadt sind, denn sie wissen, dass sich vor ihnen eine größere Elfenstreitmacht befinden muss, die allem Anschein nach des gleiche Ziel verfolgt.
Fazit:
Ganz klarer Fall. Einer der besten auf Rollenspiel basierenden Romane, die ich jemals in Händen hatte. Der erste Band der Reihepunktet mit allem, was ein old-schooliges klassisches Fantasy-Rollenspiel so benötigt: interessante Charaktere, die sich erst nach und nach zu einer Gruppe zusammenfinden, fiese Bösewichte, Kämpfe, mächtige Magie, diverse Machtgruppen mit auf den ersten Blick mysteriösen Zielen, knackige Kämpfe, Verrat auf unterschiedlichen Ebenen, eine Handlung, die sich immer mehr auf ein Finale zuspitzt…
Den einen Hobgoblin, den ich gleich bei der Bewertung abziehen werde, schiebe ich auf des nicht so recht zufriedenstellende Ende, aber auch das verkraftet man problemlos, wenn man es mal darauf schiebt, dass es den Zweck erfüllt, die nächsten Bände vorzubreiten. Wenn ich mich irre, kommt auch der Name „Cadrith“ erstmals auf der letzten Seite vor – kein Wunder, dass ich mich die ganze Zeit gefragt habe, was es mit dem Titel auf sich hat.

Falls es auf der SPIEL in Essen die Print-Version gibt, ist dies einer der Artikel, die unbedingt in meinen Rucksack wandern müssen!

Bewertung:
4 von 5 in ein magisches Tor geschickte Opfer-Hobgoblins