[DÄMMERSTUNDEN] Geisterjahrmarkt

Ich habe ja dem Herrn Bandredakteuer versprochen, zu den in DÄMMERSTUNDEN enthaltenen Abenteuern ein paar Takte zu schreiben und komme dieser moralischen Verpflichtung natürlich sehr gerne nach.
Ich werde mich also durch die Anthologie hindurch fräsen und meine Eindrücke schildern, wenn ich die einzelnen Abenteuer durchgelesen habe.
Falls ihr euch das Teil kaufen wollt, empfehlen sich (wenn schon nicht der Laden nebenan oder ein Messestand des Verlags) der F-Shop oder Rolando, der Sphärenmeister…
Kurzinfo zum Abenteuerband:
Titel: Dämmerstunden
Enthaltene Abenteuer:
Geisterjahrmarkt (Muna Bering und Jan Bratz)
Die Nacht der geifernden Mäuler (Dominik Hladek)
Das letzte Stündlien (Martin John)
Hinter dem Spiegel (Muna und Roman Bering)
Format: 116 Seiten, A4, gebunden
ISBN: 978-3-86889-234-5
Preis: 20 Euro
Zum Cover will ich nur sagen, ich mag die Komposition der neuen DSA-Cover und da schnenken sich Markus Koch und Karsten Schreurs nicht viel. Ich kann es nicht genau festmachen, aber im Vergleich gewinnt Markus bei mir immer. So finde ich hier beispielsweise das Mädchen ganz gelungen, aber der „undefinierte Schrecken“ im Hintergrund ist so undefiniert und flächig, dass sich dann doch keine zitternden Knie einstellen wollen. Wo wir gerade beim Mosern sind – auch der Titel „Dämmerstunden“ lässt nicht eben Angstschweiß meinen Rücken hinabrinnen, sondern hat eher etwas von englischen Gentlemen, die sich um 5:32 p.m. bei einer Tasse Earl Grey im Diogenes Club „The Raven“ vorlesen. Aber okay – vielleicht ist der DSA-Grusel ja etwas elaborierter – let’s see…
Noch eine kleine Anmerkung zu meinen DSA-Abenteuerbesprechungen: Trotz aller Bemühungen bin ich noch immer alles andere als ein DSA 4(.1)-Regelcrack und beziehe mich in meinen Besprechungen eher auf mechanische Kriterien und darauf, ob das Abenteuer so, wie es da steht, zu leiten sein sollte und merke an, welche Informationen mir fehlen.
ACHTUNG! AB HIER KÖNNTE DER EINE ODER ANDERE SPOILER VORKOMMEN!
Gruseln wir uns doch warm mit Abenteuer 1: Geisterjahrmarkt von Muna Bering und Jan Bratz. Der Plot ist schnell erzählt – ein fieser Kobold hat die Schausteller eines Jahrmarkts wahlweise dazu getrieben, sich gegenseitig umzubringen oder gefangen genommen. Nun hat er auch zwei Kinder des Nachbardorfes in seine Gewalt gebracht, da hört der Spaß auf. Die Helden schauen nach dem Rechten, versohlen ihm den Hintern und machen dem Spuk ein Ende. Die Grundidee erinnert also schonmal sehr stark an Jahrmarkt der Tränen für Pathfinder. Sieht man sich das Cover des PF-Teils an, sieht man, dass der Bösewicht etwas vom Clown aus ES in noch kleiner und fieser hat – sieht man sich auf Seite 18 den Bösewicht aus Geisterjahrmarkt an, sieht er eher aus wie ein Sohn von Pumuckl und einem irischen Leprechaun. Bei wem ich mich da lieber grusle, sollte man leicht erraten können.
Insgesamt fällt auf, dass wir hier des deutsche Pendant zum amerikanischen Abenteuer vorliegen haben – wird dort der Fokus auf knackige Kämpfe gelegt und eine gute Ermittlungsarbeit und kluges Vorgehen der Gruppe, so konzentriert sich unser deutsches Autorenpaar darauf, interessante Szenen und viel Interaktion im Abenteuer unterzubringen.
Nach der Interaktion mit den Dorfbewohnern führt der Weg schnell auf den Jahrmarkt und es gibt direkt mal ein kleines Kästchen mit den „Geheimnissen des Jahrmarkts“. Das ist mal hilfreich und man spart sich viel Rumgeblätter.
Direkt nach dem Betreten des Geländes, regiert Stimmung, Stimmung und nochmal Stimmung. Es gibt Geistererscheinungen, die ersten Treffen mit dem Kobold, Aufgaben, die der Kobold stellt, damit er die Gefangenen befreit…
Apropos: „Aufgaben“. Diese Aufgaben bilden das eigentliche Herzstück und es wird sicher so einiges geschehen, was sich den Spielern noch einige Zeit lang im Gedächtnis einbrennen wird. Zuerst gilt es einen „unterhaltsamen Seiltanz“ zu absolvieren, dann folgt der ungeregeltste, aber wahrscheinlich denkwürdigste Part des Abenteuers. Die Helden müssen ein Marionettentheater planen und durchführen. Geniale Idee und Gruppen, die an so etwas Spaß haben, werden zu wahrer Hochform auflaufen. Im Anschluss heißt es nur noch sich die „Bestien“ des Kuriositätenkabinetts anzusehen und dabei den Kobold zu amüsieren.
Aufgabe 4 ist dann gaaanz einfach – man muss „nur“ in die Geister“bahn“ hineinzugehen und zum Ausgang wieder herauszukommen. Dass es hier Geister, Rätsel und fiese Sachen gibt, sollte jedem klar sein.
Witzig ist hier die Idee, die Geister die immer mal wieder die einzelnen Elemente das „wahren Koboldnamens“ pantomimisch darstellen zu lassen, oder anderweitig Hinweise in gezeichneter Form zu geben, sodass die Helden am Schluss nicht auf einen übermächtigen Gegner treffen, sondern auf einen, mit dem sie es auch aufnehmen können. Dieser Machtverlust ist recht elegant geregelt und ebenso wie diese regeltechnische Festlegung muss ich dem Abenteuer ein großes Lob aussprechen – bis auf völlig freestylige Elemente wie die Bewertung des Marinettenthaters, sidn alle Vorkommnisse im Abenteuer regeltechnisch abgedeckt, wie beispielsweise die Behandlung von Illusionen.
Insgesamt schonmal ein gelungener Auftakt, der sich mit der richtigen Gruppe sicher hervorragend spielt. Das darf gerne so weitergehen.
Würde der Kobold mich zwingen, ihm in DSA4-Forums-Style eine Note zu geben, so wären das vorsichtige 3 von 5 Punkten. Ich will ja für die folgenden 3 Abenteuer noch Luft nach oben und nach unten haben.

2 Gedanken zu „[DÄMMERSTUNDEN] Geisterjahrmarkt“

  1. Die Ideen klingen ja teilweise wirklich nicht schlecht. aber ist die Motivation für den Kobold, den Helden Aufgaben zu geben und umgekehrt für die helden, diese anzunehmen (und keinen alternativen Weg zu suchen) glaubhaft. Das tolle am Jahrmarkt der Tränen ist ja die gestaltung als Mini-Sandbox und ugleich ist es natürlich ein NSC-Schaulaufen, wenn man die D-Reihe in Falkengrund gezockt hat. Letzte Fäden wurden / werden hier geklärt (bin gerade mittendrin).

  2. Jau! An Möglichkeiten alternative Lösungen zu suchen mangelt es wirklich. Man kann versuchen den Kobold zu plätten oder auf seine Spielchen einzugehen (und ihn dann plätten).

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