Astrein! Die deutsche Post arbeitet doch noch relativ zuverlässig und eines der Päckchen, die mich heute an der Türschwelle erwarteten, beinhaltete die langersehnte Ausgabe 2 der „deutschen“ Antwort auf Fight on!
Eines vorweg: Ich liebe dieses schicke kleine Format!
Zum Inhalt: „Nur“ 7 Beiträge auf satten 86 Seiten? Hört sich wenig an, verspricht aber viel Spielspaß für die unterschiedlichsten Geschmäcker.
Die Gefiederte Kralle ist ein Raumschiff für Traveller geschrieben von Tobias Deißler. Ich habe zwar seit gut 15 Jahren kein Traveller gespielt, aber das hier exaktest beschriebene Raumschiff macht auch mir, der ich eigentlich eher in der Fantasy verwurzelt bin, Laune auf mehr. Neben den Eckdaten werden 6 unterschiedliche Decks ausgearbeitet und mit gut gewählten Illustrationen stimmig umgesetzt.
Bei Der Vergessene Tempel des Thaxon handelt es sich um ein Einsteigerabenteuer für Labyrinth Lord von Moritz Mehlem. Dieser sehr untotenlastige Tempel ist aus dem bisher nur auf Englisch erhältlichen Quellenband „Larm“ entliehen.
Lobend hervorheben sollte man die stimmungsvollen Bilder von Andy Taylor und die tolle Karte von Andreas Claren, welche man auch im Original-Old-School-Blau herunterladen kann.
Trolle auf der Wetterspitze ist ein Abenteuer für Legends of Middle-Earth und wurde geschrieben von Clemens Meier. Die Umgebung von Bree wird vermehrt von Trollen angegriffen. Und wir reden hier nicht von ein paar Trollen – insgesamt stehen den Helden 300 Orks, 20 Trolle und 200 böse Menschen gegenüber, welche vom Schwarzen Numenorer Turgurth angeführt werden.
Da muss man sich schon besonders „heroisch drauf“ fühlen oder man versucht die direkte Konfrontation zu vermeiden.
Ganz nebenbei sollte ich noch zugeben, dass ich Clemen‘ Schreibe wirklich gerne lese, da ist auch immer ein Augenzwinkern dabei, so ist man auch als Spielleiter bei der Vorbereitung nicht gelangweilt.
Daniel Hanowski beschäftigt sich mit dem Aventurischen Seehandel. Logo – das System ist DSA. Seit 1986 habe ich meine DSA-Zeit hinter mir, aber der Mechanismus sieht so durchdacht aus, dass man ihn sicher auch für andere Systeme stehlen undanpassen kann.
Daniel geht hier in 5 Schritten vor:
– Marktgröße bestimmen
– Finden eines Anbieters
– Ermittlung verfügbarer Ware
– Einkaufspreis bestimmen
– Käufer finden.
Auch die wirklich gut nachvollziehbare Struktur wird es leicht machen, den Mechanismus auf ziemlich jedes Spiel anzupassen.
Glücklicherweise kann man das „Handelsformular“ auch runterladen, da die abgedruckte Version definitiv zu klein ist, um sie sinnvoll nutzen zu können. (Gleichzeitig ist dies der einzig kleine Wermutstropfen in einer tolle nAusgabe.)
Das Szenario Little Rapids 1878 von Stefan Bohnensack führt uns in den Wilden Westen. Ein bestimmtes System wird bewusst nicht genannt, aber ich werde demnächst mal meine Spieler mit einer Runde Boot Hill pesten und sehen, ob es so funktioniert, wie Stefan es sich vorstellt.
Sehr gut gefällt mir, dass hier ganz in meine persönliche Philosophie passend ein Ort mit Personen und Abenteuerideen vorgestellt wird, in den ich meine Spielercharaktere setzen kann. Auch hier ist es nicht so, dass die Charaktere das Zentrum sind, um das sich das Universum dreht.
Schade, dass es außer der (charmant naiven) Karte von LR und Umgebung keine Illustrationen gibt, ein paar Cowboys, Indianer und Kneipenprügeleien hätte ich schon gerne gesehen.
Allsegeln für Anfänger haut dann so richtig auf den Putz: Jakob Skobe bietet direkt Setting UND Szenario an.
Die Illustration eines Allseglers auf Seite 62 muss ich noch unbedingt hervorheben – da können sich viele Spelljammer-Bilder aus den 90ern ein Scheibchen von abschneiden. Auch die beiden Karten des Sonnensystems sind einfach, aber gut gelungen.
… übrigens dürft ihr dreimal raten, welches verrückte Volk die Allsegelei erfunden hat: natürlich die Gnome!
Spektakulär ist der Detailreichtum, von unendlich vielen Namen, bis hin zu drei verschiedenen Arten auf Seglern durch das All zu reisen.
Diese Liebe zum Detail findet sich dann auch im Abenteuer-Szenario, in dem die Abenteurer auf der „Busena“ nach Thardath reisen wollen, was allerdings nicht so einfach ist, wie es wünschenswert wäre…
Den Abschluss der Ausgabe bildet Der Orden des heiligen Besitzes, der von sich selbst behauptet, eine „Persiflage auf den Fandom-Kult um Memorabilia, Sammelkarten und die Trivialitäten, mit denen wir uns so gerne herumschlagen“ zu sein. Christian Buggedei führt uns in drei Akten durch die Welt der verrückten Sammler. So durchgeknallt das Ganzesein mag, leider erkennt man sich doch immer mal wieder selbst in den Diebesgelehrten von I-Emdebbe. Auch Sidekicks wie Ordenswache „Captain ‚Chuck‘ Donigan“ sind so absurd, dass fast schon scheibenweltartige Abstrusitätswerte erreicht werden.
Die „letzte Stufe der Parodie“ wird dann erklommen, wenn man sich den Ordenstempel ansieht, welcher (sowohl Karte alsauch Inhalt der Räume) mit einem Zufallstool erstellt wurde. Das könnte man als Makel ansehen, oder aber als „konsequent durchgezogenen Unsinn“.
FAZIT:
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