[Rezension] Der Herr der Ringe: Adventure Book Game (Ravensburger)

Kurz vor der SPIEL in Essen kam noch ein schickes kleines Brettspiel von Ravensburger bei mir an. Herr der Ringe? Gut. Kooperativ? Sehr gut! Auch solo spielbar? Perfekt!

Sehen wir uns doch mal dieses „Adventure Book Game“ an. Aber hey – ich hatte eine Variante von Abenteuer-Spielbüchern erwartet. Und die Schachtel enthält etwas völlig anderes. Also los.

DISCLAIMER: Ich habe von Ravensburger ein kostenloses Rezi-Exemplar erhalten.

  • Name: Der Herr der Ringe: Adventure Book Game
  • Verlag: Ravensburger
  • Autor*innen: Ryan Miller, Jason Little, Marcus Ross, Shannon Lyon
  • Illustrator*innen: Wigwam Studios, Vlad Rodriguez, Chiara Bellavite (Art Dircetion)
  • Preis: ca. 35-40 Euro
  • Alter: 10+
  • Spieler*innen: 1-4
  • Dauer: 20 min pro Kapitel
  • BGG-Ranking: 5463 (ist aber erst frisch erschienen)
  • Genre: Fantasy, kooperativ, Herr der Ringe, Karten, Spielbuch
Das Cover – (Co) Ravensburger

Aufmachung

Ich bin überrascht. Hatte mit einem klassischen Abenteuerspielbuch gerechnet, aber hier ist es wirklich ein SPIELbuch. Ähnlich wie bei Pranken des Löwen haben wir es hier mit einem Buch aus fetter Pappe zu tun, wo wir uns jeweils auf einer Doppelseite durch die 8 Kapitel spielen, die die Handlung der 3 Herr der Ringe-Romane nachstellen.

Gefällt mir super, denn auch das zusätzliche Material ist wirklich schön – allen voran die 7 Plastikminiaturen (HEY! Weshalb gibt es keine Gandalf-Figur, sondern nur einen Marker?). Schade, dass ich echt untalentiert im Bemalen bin, die würden ordentlich was hermachen.

Das gesamte Material ist echt gelungen und das Buch ist einfach toll. Da zieht alles die Spielgruppe perfekt in die Tolkien’sche Welt hinein und der Spielablauf ist kein reines Karten-Ausspielen, sondern es entspinnt sich wirklich eine fantastische Geschichte, in der die Ringgefährten die Helden sind und die Spieler*innen mittendrin stehen. Klasse.

Das Spielmaterial – (Co) Ravensburger

Bei aller bisherigen Begeisterung muss ich kurz etwas meckern. Ich weiß, vielen ist es egal, aber ich finde inklusive Sprache wichtig. Und hier wird halt wie bei vielen Brettspielen im generischen Maskulinum geschrieben. Im Rollenspielbereich sind die Verlage da teilweise schon weiter und hier wurde noch als kleines Mäntelchen der Inklusion der Satz eingefügt, dass ja das generische Maskulinum die einfachste Variante ist, aber sich bitte alle angesprochen fühlen dürfen. Das bereitet mir immer so ein wenig Bauchschmerzen, denn wenn sich eine Redaktion eines Problems bewusst ist, darf sie gerne auch versuchen eine Lösung dafür zu finden. So ist es sogar mehr als halbgar und es wäre mir fast lieber, wenn dieser Feigenblattsatz dann weggelassen worden wäre.

Wie mittlerweile bei vielen Spielen üblich gibt es in der Anleitung eine Seite, auf der das Material vorgestellt wird und eine weitere, die uns den Aufbau genau erklärt. Prima, so kann es direkt und ohne Umschweife losgehen.

Das Spiel

Steht alles, so können wir uns an der linken Seite der Doppelseite entlanghangeln und direkt ins Spiel springen. Die Spieler*innen gehen reihum die 5 Schritte an Aktionen durch, die in einem Zug gemacht werden dürfen oder gar müssen:

  • Bewegung: Eine Figur darf einen – oder zwei Figuren ein Feld weit bewegt werden
  • Storytelling: Hier dürfen durch Kartenabwerfen weitere Bewegungen getätigt, Karten getauscht, Herausforderungen gelöst, Sonderkarten gespielt oder Der Eine Ring-Karten ausgespielt werden
  • Ziehen: 2 Storykarten nachziehen
  • Handlungsanweisung: Eine der 15 Karten wird vom Stapel gezogen und das getan, was für das jeweilige Kapitel angegeben ist. ACHTUNG! Ist der Stapel leer, so ist das Spiel verloren! Jede Partie dauert also maximal 15 Züge lang.
  • Karten abwerfen: und zwar auf 6 Karten
Der Spielaufbau für Kapitel 1 – (Co) Ravensburger

Mit Hilfe dieser Aktionen müssen wir nun die Herausforderungen an der rechten Seite bestehen – sind sie alle bestanden ohne dass eine der zahlreichen Niederlage-Bedingungen eingetreten sind, so haben wir das Kapitel gewonnen. Bei diesen Herausforderungen müssen die Figuren meist Voraussetzungen auf dem Spielbrett erfüllen und es müssen dort angegebene Karten ausgespielt werden – da heißt es klug vorauszuplanen, um erfolgreich zu sein.

Siegesfoto auf der Wetterspitze. Im Hintergrund dräut Saurons Auge – (Co) Ravensburger

Neben diesen Grundregeln gelten noch alle möglichen kleinen Regeln, die teilweise auch nur während eines einzigen Kapitels gelten. Was mir ausgezeichnet gefallen hat, ist dass der Stapel mit Storykarten immer stärker wird, da diese nach und nach „freigespielt“ werden und in den Storykartenstapel hineingemischt werden. Ein weiterer Faktor ist die fortschreitende Verderbnisleiste. Auch diese wird nicht nach dem Kapitel zurückgesetzt, sondern muss alle 8 Kapitel über im Auge behalten werden.

So haben wir es immerhin mit einem Hauch von Legacy zu tun. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Gefällt mir ausgezeichnet.

Was mir auch ausgezeichnet gefällt, ist das, was die Macher*innen mit dem eigentlich einfachen Mechanismus anstellen, dass sich 4-7 Figuren über ein Spielfeld bewegen. So kann das dazu dienen, eine Reise zur Wetterspitze darzustellen, eine Art Ratssitzung auszuspielen, die Gefahren der Minen von Moria adäquat darzustellen, das Chaos der getrennten Gruppe zu zeigen oder final unter den unterschiedlichsten Schwierigkeiten den Ring in die Schicksalskluft zu werfen. Sehr, sehr gut gemacht.

Ich schließe mit dem Spruch auf der Rückseite des Spielbuchs: „Selbst der Kleinste vermag den Lauf des Schicksals zu verändern.“, denn tatsächlich kann hier ein Zug, eine falsche Karte oder eine gelungene Aktion den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen.

Fazit

Überraschend gutes Spiel mit dezenter Andor-Ähnlichkeit im Herr der Ringe-Universum mit frischer Aufmachung und interessanten Mechanismen. Einige der neueren kooperativen Kapitelspiele mochte ich ja nicht sonderlich (Robin Hood, ich blicke in deine Richtung), aber bei diesem Abenteuerbuch-Spiel habe ich wirklich Spaß und freue mich drauf es nach dem Solo-Durchspielen nochmal mit meiner Mittwochs-Spielerunde zu lösen und den Ring dorthin zu werfen, wo er hingehört.

Bewertung

4,5 von 5 tolle Fantasy-Geschichten