[Sonntags-Interview] Daniel Mayer (Rollenspiel-Autor und Übersetzer)

… und das nächste Sonntags-Interview. Dieses Mal hat es Daniel Mayer erwischt, der in letzter Zeit alles übersetzt, was nicht schnell genug auf den Bäumen ist!

1. Daniel – schildere doch mal bitte kurz deinen Weg ins Rollenspiel.
Das ist jetzt 23 Jahre her. Ich habe in der Schülerbibliothek meiner damaligen Schule das Abenteuerspielbuch „Die Höhlen der Schneehexe“ entdeckt und war sofort völlig fasziniert. Ich habe angefangen, Abenteuerspielbücher zu sammeln, und als ich dann irgendwann das DSA-Abenteuer „Im Spinnenwald“ entdeckt habe, habe ich es gekauft, weil ich irrtümlicherweise dachte, das wäre auch ein solches Buch. Und seitdem bin ich dabei.

2. Führte das dann zur klassischen DSA-„Erziehung“?
Absolut. DSA hat für mich die ersten Jahre vollkommen definiert, was Rollenspiele sind. Ich habe dann irgendwann bemerkt, dass es mehr gibt (Shadowrun war das erste, das dazu kam), aber ich war da sehr eingefahren.

3. Hast du in den ganzen 23 Jahren durchgängig Rollenspiele gespielt?
Ja. Ich hatte Phasen (die nie länger als ein paar Monate waren), in denen ich einfach keine Zeit hatte, aber ich war immer Rollenspieler. Und das wird sich auch nicht mehr ändern.
Wenn ich nicht gespielt habe, habe ich mich immer noch mit dem Zeug beschäftigt.

4. Okay. Ich habe ja in letzter Zeit sehr viel von dir korrigiert oder rezensiert – wie ging dein Weg „in die Industrie“ vonstatten?
Mein erstes wirkliches Projekt war Heredium, für das ich die Regeln und das erste Abenteuer geschrieben habe. Ich hatte schon immer privat Zeug gemacht, und wollte irgendwann einfach raus damit. Das Internet macht ja Kontaktaufnahmen relativ leicht. Ich habe dann ein paar Sachen für 13 Mann übersetzt. Richtig angefangen hat es aber mit dem Projekt Kopfkino. Ich habe zusammen mit David Grashof, Dominik Pielarski, Timo Grubing, Fabian Maruschat und noch ein paar anderen Leuten ein paar Projeke aufgezogen, als kostenlose PDFs, von denen dann besonders Funky Colts und Ratten! wirklich eingeschlagen haben. Das hat das Interesse von Prometheus Games erweckt. Darüber hab ich die Betreuung der Übersetzung der ersten deutschen Edition von Savage Worlds und Scion: Hero übernommen. Die Zusammenarbeit mit Prometheus endete dann relativ schnell, und ich hab ein Weilchen ausgesetzt. Vor ein paar Jahren hab ich dann angefangen, wieder zu übersetzen, vor allem für Ulisses, Uhrwerk und den Mantikor-Verlag.

5. Basierend darauf – welchen Tipp würdest du Seifenkisten-Lesern geben, die gerne an offiziellem Rollenspielmaterial mitarbeiten oder welches erstellen würden?
Letztlich – einfach mal Leute anschreiben. Es gibt so viele Projekte, bei denen so viel zu tun ist, und wenn man ordentliche Arbeit macht, kommen die Leute wieder auf einen zu.

6. Ich habe ja beispielsweise überhaupt keinen Bock mehr, klassische Fantasy zu übersetzen. Gab es eine Übersetzung, die dir besonders viel Spaß gemacht hat?
Ja, auf jeden Fall. Ich bin da grundsätzlich recht schmerzfrei, weil ich einfach richtig gern übersetze, aber es gibt natürlich Sachen, die toll sind. Ich hatte riesigen Spaß an allen Sachen für 13th Age und Fate, an denen ich gearbeitet habe, besonders am bald erscheinenden Tianxia, weil ich auf Kung-Fu-Zeug stehe. Aber ich hatte auch wirklich richtig viel Spaß mit dem Regelwerk für Battle Tech Alpha Strike, weil mir die Regeln beim Übersetzen schon Spaß gemacht haben.
Und Romane machen Spaß. Besonders Marsbound.

7. Hast du noch Träume, was Veröffentlichungen angeht?
Ach klar. Ich würde gerne irgendwann mein eigenes Setting Arkadiya (aktuell noch mit eigenem Regelsystem, aber ich stelle gerade um) veröffentlicht sehen, und natürlich träume ich davon, dass mich jemand D&D 5 übersetzen lässt. Und Exalted. Weil es das tollste Spiel der Welt ist.

8. Äh? Das tollste Spiel der Welt? Weshalb das?
Weil es das epischste (im eigentlichen Sinne), großartigste Setting hat, das ich je gelesen habe. Die Mischung aus Wunxia, griechischen Mythen, einer Prise Anime und vor allem unfassbar viel Irrsinn ist einfach genau meinst. Ich mag auch hohe Powerniveaus. Das mag mehr meine Linse sein, aber es packt mich einfach. Ich kann nicht mal richtig erklären, warum ich es so toll finde. Die Regeln sind es sicher nicht.

9. Und welches System hat die tollsten Regeln?
Schwere Frage. Sehr schwer. Ich muss schummeln, weil ich es unheimlich davon abhängig mache, was ich will. Wenn ich es mir ultra-crunchy geben möchte, spiele ich Hero System (besser als sein Ruf!). Weil es so logisch ist. Ich liebe Fate heiß und innig, wenn ich nicht so regellastig drauf bin oder online spiele. Natürlich darf ich 13th Age nicht vergessen (das für mich leicht die Nase vorne hat vor D&D 5), weil ich es für die beste D20-Inkarnation aller Zeiten halte. Und ich könnte weitermachen. Es gibt zu viele Systeme die ich liebe.

10. Du hast es auch schon geschafft! Vielen Dank für deine ausführlichen Antworten. Gibt es noch irgendetwas, was du dem deutschen Rollenspielvolk mit auf den Weg geben möchtest?
Gerne. Ja, freut euch auf die nächsten Jahre. Da kommt echt cooler Kram!