[Interview] Swen Harder (Autor von "Reiter der Schwarzen Sonne")

Mal wieder ein Interview. Passend zu einem aktuellen Anlass – meiner Rezension seines Buches „Reiter der Schwarzen Sonne“ im DnD-Gate – habe ich mir mal Swen Harder zur Brust genommen und über das dickste Ding seit dem Postraub und sein aktuelles Projekt befragt:

Seifenkiste: Hi! Wir
haben uns ja schon auf so mancher Con getroffen und ich kann vorausschicken,
dass es mich sehr für dich freut, wie gut sich „Reiter der Schwarzen Sonne“
scheinbar verkauft. Also lass uns das Grillen ohne viel Gequatsche beginnen!
Spielbücher sind ja mal sowas von 80s – wie
kamst du auf genau dieses Medium?
Swen:
Weil ich in den 80ern aufgewachsen bin und in dieser und der nachfolgenden
Dekade viel mit Spielbüchern und Rollenspiel im Allgemeinen zu tun hatte. Diese
Art des Hobbys gab mir recht viel – letztendlich bis heute. Außerdem wollte ich
schon immer mal ein Spielbuch schreiben.
Seifenkiste:
Das kann ich gut verstehen, ich bin bisher aber mit beiden Versuchen
gescheitert, eines zu schreiben. Wie hast du es geschafft durchzuhalten und
gleich so einen Riesen-Ziegelstein zu schreiben?
Swen:
Ich weiß auch nicht. Wahrscheinlich weil ich der Typ „durchziehen“
und „niemals aufgeben“ bin. Je größer die Herausforderung, desto
besser. Dass es am Ende das größte Spielbuch wurde, hatte auch was mit meiner
Zielsetzung zu tun: Wenn ich schon ein Spielbuch schreibe, dachte ich mir, dann
soll es auch ein Besonderes sein…
Seifenkiste:
Aber wir alle wissen ja, dass es nicht auf die Größe ankommt, sondern wie man
mit seinem Buch umzugehen versteht – auf welchen Spiel-Mechanismus bist du am
stolzesten?
Swen:
Es gibt schon ein paar Sachen, die mir in RdsS gut gelungen sind, denke ich.
Zum einen die Tatsache, dass es für Anfänger und Profis gleichermaßen geeignet
ist, da die Regeln nicht komplett am Anfang des Buchs vorgesetzt werden,
sondern häppchenweise, nach den einzelnen Kapiteln. Zweitens die Flugmanöver
mit einem neuartigen Verweissystem und zum Schluss das Finale, das je nach
Charakterstärke, sprich Können des Lesers, den Schwierigkeitsgrad anpasst.
Seifenkiste:
Stimmt. Hört sich gut an. Die gute didaktische Aufbereitung hatte ich ja auch
schon in meiner Besprechung beim DnD-Gate lobend hervorgehoben. Schaffst du es
halbwegs spontan einen Elevator Pitch rauszufeuern, der auch meine Frau und
ihre Oma davon überzeugt, dass sie sich das Buch unbedingt zulegen müssen?
Der Fahrzug startet – du hast 10 Sekunden
bis die beiden aussteigen…
Swen:
RdsS ist die perfekte Einstiegsdroge zum Rollenspiel-Genre der Spielbücher.
Einfacher Einstieg, tiefgründige Story und anspruchsvolle Rätsel. Kämpfe werden
nicht stupide mathematisch abgehandelt, sondern zumeist mit Köpfchen.
Seifenkiste:
Das wäre schon ein perfektes Schlusswort, aber ich bin halt kein
Profi-Journalist. Kommen wir doch mal zum Verlag – bei Spielbüchern liegt die
Verbindung zu Nic Bonczyk und dem Mantikore Verlag natürlich nahe. Erzähl doch
mal lang und schmutzig aus dem Nähkästchen wie du an Nic geraten bist.
Swen: Ich hatte RdsS zu 50% fertig gestellt und war der Meinung, man könne
vielleicht einen Dummen finden, dem ich das Machwerk andrehen könnte. So
recherchierte ich im Internet und fand heraus, dass es tatsächlich einen Verlag
gab, der sich auf Spielbücher spezialisiert hatte – der Mantikore Verlag. Ich
schrieb kurzerhand ein hyper-professionelles Exposé und fuhr zur Spiel 2010
nach Essen. Dort drückte ich (ein wenig aufgeregt) Nic den Schnellhefter in die
Hand. Er versprach mir, es sich anzusehen. Der Rest ist Geschichte.
Seifenkiste:
Verdammt. Ich glaube in dem Moment könnte ich sogar daneben gestanden haben.
Wie historisch wertvoll. Hätte ich doch Fotos gemacht.
Nic ist ja immer sehr schnell im Bearbeiten
solcher Dinge (oder deligiert sie an Alex Kühnert weiter). Kriegst du den
zeitlichen Ablauf noch zusammen von diesem Augenblick von weltgeschichtlichem
Format bis zu dem, in dem du das gedruckte Buch in Händen hieltest?
Swen: Wow. Das ist hart. Ich machte mir nach diesem epochalen Treffen eh
keine großen Hoffnungen. Dennoch arbeitete ich mehr oder weniger regelmäßig
daran RdsS fertig zu stellen. Irgendwann kam dann eine Mail, man traf sich in
Frankfurt, redete über das Projekt und seine Machbarkeit. Ich hatte natürlich
andere Vorstellungen über die Schnelligkeit der Veröffentlichung und der
Zusammenarbeit mit anderen Parts des Verlags. Aus meiner Sicht zog sich das Ganze
ziemlich hin, zumal es mit den Illus nicht so reibungslos klappte, wie ich es
gerne gehabt hätte. Wir entschieden uns aber rechtzeitig mit Fufu Frauenwahl
einen deutschen Zeichner an Bord zu holen. Da war die Kommunikation wesentlich
einfacher. Die letzten Wochen vor Drucklegung waren echt hart. Korrekturen noch
und nöcher und es gibt einfach Dinge, die man nicht auf dem Schirm hat, die
aber alle bearbeitet werden wollen. Als das Teil im Oktober 2012 endlich da
war, war das natürlich ein erhebender Moment für mich.
Seifenkiste:
Sprich: Es hat zwei Jahre gedauert. Das ist doch durchaus im Rahmen für so ein
großes Projekt. Nun verkauft sich das Teil ja einen Tacken besser als
geschnitten’ Brot und jüngst musste eine zweite Auflage gedruckt werden. Was
hat euch denn geritten, ein komplett neues Cover anfertigen zu lassen und den
Preis um 2 Euro zu senken?
Swen: Die Antwort klingt vielleicht etwas altruistisch oder überheblich.
Aber die Wahrheit ist, dass Nic und ich eine Preissenkung ausführlich
diskutierten und meinten, dass 19,95 nun ein fairer Preis sei, insbesondere in
Verbindung mit dem Wunsch, die Zielgruppe zu erweitern. In diese Kerbe schlägt
natürlich ebenso das neue Cover, das eher modern in einem gängigeren
Fantasy-Look daherkommt. Ergänzend möchte ich aber noch sagen, dass Fufu zudem
fünf weitere Ganzseiten-Illus und zwei neue Vignetten beigesteuert hat. Ich
habe den Text in einigen Teilen erweitert, einige Fehler korrigiert und einen
Epilog hinzugefügt. Nicht nur deshalb ist die 2. Auflage einen Blick wert.
Selbst für Käufer der Erstauflage.
Seifenkiste:
Hört sich gut an! Möge der Plan neue Käuferschichten zu erschließen, in
Erfüllung gehen. Jetzt ist aber gut mit den Schwarzen Reitern. Ich habe bei
Facebook gesehen, dass du ein neues Projekt am Start hast, das sich doch
erfreulich wahnsinnig angehört hat. Was hat es damit auf sich?
Swen:
Nach dem überraschenden Erfolg von RdsS stellte sich natürlich die Frage, wie
geht’s weiter? Ich hatte bereits seit längerem die Idee, eine
Spielbuch-Trilogie im feudalen Japan mit einem guten Schuss Fantasy zu
schreiben. Irgendwann saßen wir zusammen und sprachen über zukünftige Projekte
und neue Ideen und mir kam plötzlich der Gedanke, man müsse mal ein vollkommen
neuartiges Spielbuch schreiben, dessen Genre – zumindest meines Wissens –
bisher noch nicht bedient wurde. So kam ich auf „Metal Heroes – and the Fate of
Rock“ – ein Rock-Comedy-Spielbuch.
Seifenkiste:
Wenn du da einen Berater brauchst – ich habe die kompletten 90er nur Rock und
Metal gehört und als Bühnenbauer gearbeitet. Kein noch so peinliches Klischee
ist mir fremd. Und warum, bitte sehr, hast du da eine Band für gesucht?
Swen:
Da komme ich gerne drauf zurück! So Roadie-Geschichten brauche ich noch ohne
Ende. Eine Band, oder besser gesagt Bands, suche ich übrigens immer noch. Ich
habe bereits einige ernste Anwärter und versuche darüberhinaus „große Fische“
an Land zu ziehen, doch da ist noch nichts spruchreif. Ja, warum in des
Rock-Gottes Namen brauche ich Bands für ein Spielbuch, wenn ich doch Moritz M.
kenne? Ganz einfach: Ich möchte dem Spielbuch eine CD beilegen. Allerdings
nicht nur als puren „Soundtrack“, sondern eben auch als Entscheidungshilfe für
die Geschichte selbst. Frag mich jetzt bitte nicht „Wie soll das
funktionieren?“. Ich würde antworten, dass ich es zu diesem Zeitpunkt des
Projekts nicht verraten kann… Die Wahrheit ist aber, dass ich es selber noch
nicht genau weiß. Mein Bauchgefühl sagt aber, es wird klappen. Und darauf
konnte ich mich bisher immer verlassen.
Seifenkiste:
Hört sich total geil an! Ich kaufe das Ding auf jeden Fall. Ich hatte da als
ich es gelesen habe sehr drauf gehofft, dass die CD nicht nur reine Beilage
wäre. Ich kenne von früher noch den Drummer von Caliban, die mittlerweile einen
ordentlichen Bekanntheitsgrad haben – soll ich den mal fragen, ob sie einen
Track einspielen wollen?
Dann mal viel Glück für dieses und alle
folgenden Projekte – gibt es noch etwas, was du in bester DORP-TV-Manier unter
das Volk der Spielbuchfreunde bringen möchtest?
Swen:
Genau in dieses Horn möchte ich stoßen: Wer ist oder kennt fähige Metal-Bands?
Bevorzugt mit weiblichen (Gesangs-)Part. Meldet euch in meiner Facebook-Gruppe
„Metal Heroes – and the Fate of Rock“ oder einfach unter
bands@metal-heroes.de
Für euch da draußen wäre es sicher eine
gute Gelegenheit euer Geschrubbe an neue Ohren zu bringen.

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