[Dämmerstunden] Hinter dem Spiegel

Weiter im Text – ich versuche mich ein viertes Mal mit den Dämmerstunden gepflegt zu gruseln.
Hinter dem Spiegel hat von allen angetretenen Abenteuern mal locker den einfachsten Plot – dem kann sogar ich folgen. Eine Fee ist gefangen und versucht mit Hilfe der Helden aus ihrem Gefängnis zu entkommen. So weit so einfach.
Zurück zum Ziel mich oder meine Spieler zu gruseln – das Abenteuer beginnt mit kopflos (also schon mit Kopf – eher „konfus“) herumrennenden Schaustellern, die vor einem schwarzen Killerkaninchen flüchten. Sorry, aber das hat schon in der weißen Fassung bei „Ritter der Kokosnuss“ nicht funktioniert. Wenn ich mich einnässe, dann höchstens vor Lachen. Sorry, aber „Horror“ ist was anderes. Da wäre das andere „kopflos“ schon horro-mäßiger gewesen.
Und genau in dieser Szene schlägt DSA mal so richtig zu. Die Begegnung mit dem Kaninchen eröffnet neue Dimensionen des „Aktionen-der-Spieler-Entwertens“ und schlägt selbst die Tatsache, dass Borbel nicht einmal Werte hat und kein Gegner, sondern ein plot device ist.
Das Karnickel greift irgendeine  Tussi an – wollen die Helden es planieren, so werden ca. 2756886 hochmagische Gründe genannt warum es ihnen nicht gelingt, sondern das Biest einfach abhaut. Halten sie die Füße still, so tritt irgenein anderer Handaffe dazwischen und das Biest haut einfach ab. Supi!
Achtung! Ab hier könnten Infos stehen, die man als potentieller Spieler nicht lesen möchte!
Das eigentliche Abenteuer dann ist recht „geradeaus“, bietet aber sicher einige interessante Szenen. Lustig finde ich die Idee, die Helden in einen Alptraum zu versetzen, aus dem sie scheinbar aufwachen und sich in einem zweiten Alptraum befinden, der sich allerdings erst im Laufe der Zeit als ein solcher erweist.
… stellt sich noch jemand außer mir die Frage, warum die Fee ihre potentiellen Befreier ausgerechnet durch Alpträume jagt? Geht da nicht was Freundlicheres? Aber wahrscheinlich habe ich nur etwas Wichtiges überlesen. Vor allem das untote Eichhörnchen, das die Helden auf einem Baum jagen müssen, würde bei jeder Runde, die ich kenne mehr nach Buster Keaton als nach Freddie Krueger aussehen – zumal ungefähr 90% aller Rollenspieler in meinem Bekanntenkreis den verdammten Baum einfach abfackeln würden.
Genial ist eine kurze Sequenz, in der die Spieler ein Rollenspiel im Rollenspiel spielen müssen. Das gefällt mir echt gut – inklusive Rollenkärtchen – da fühle ich mich gleich wie in der Schule. Aber ohne Witz. Die Idee ist super.
Mit der richtigen Beschreibung könnte auch die abschließende Szene hinter dem Spiegel gut rüberkommen. Auf einer runden gläsernen Fläche geht es ordentlich zur Sache – wer runterfällt stürzt und stürzt und stürzt und kracht dann irgendwann auf die Unterseite der Fläche. Das ist gerade beim ersten Mal sicher sehr schön überraschend.
Sollte mich irgendjemand zwingen DSA-Forums-Noten zu vergeben, hätten wir hier wieder 3 von 5 Sternchen vorliegen. Die Struktur des Abenteuers gefällt mir gut, ebenso einige Szenen, aber die Karnickelsache kann ich echt nicht verzeihen. Sorry! Und wenn man ehrlich ist, hat auch die Alptraumsache einen soooooo langen Bart, was hier nur durch die doppelbödige Konstruktion etwas gerettet wird.
Insgesamt ist die Anthologie wirklich gelungen, aber so unfassabr gruselig ist sie nun wirklich nicht – ich würde sie eher als eine etwas düstererer Variante der Märchenanthologien sehen wollen. Gute bis sehr gute Abenteuer mit sehr gutem Lektorat – da gibt es Schlimmeres, was man mit 20 Euro anstellen könnte.

4 Gedanken zu „[Dämmerstunden] Hinter dem Spiegel“

  1. Hui, ein Rezensent, der die Abenteuer nicht ganz genau liest und sie dann bespricht 😉 Das ist ja auch mal was Neues …
    Das mit den Alpträumen, die die Fee verursacht, hatte ich so verstanden, dass das eigentlich gar keine Alpträume sein sollten, sondern normale Träume, die von dem bösen Feenwesen pervertiert werden. So wird meiner Einschätzung nach ein Schuh draus – den ich nach einem kurzen Durchlesen bereits entdecken konnte …

  2. Gracias, Horst. Ich hatte noch zweimal gesucht, das aber nicht gefunden.

    Irgendwie wäre ein Wiesen- und Blümchen-Abenteuer aber auch thematisch deutlich weniger passend gewesen.

  3. Moritz wollte unbedingt schneller sein als ich und wurde daher abschließend etwas hastig – würde ich auch, so ich rillenmannis fauligen Atem hinter mir spürte …

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