Vom Leiten eines Rollenspiels…

„Ist das Leiten eines Rollenspiels eine Kunst oder eine Wissenschaft?“

So leitet Mike Carr im Vorwort in das Spielleiterhandbuch der ersten Edition von AD&D ein. Logischerweise ist sein Fazit ein klassisches sowohl-als-auch, was doch eher unbefriedigend ist.

Ich persönlich beantworte die Frage mit einem schallenden „Beides nicht!“

An ein Rollenspiel kann man nicht wissenschaflich herangehen, sonst wird es trocken und uninteressant. Auf eine Hintergrundwelt oder eine System, die ich selber nicht als lebendig empfinde, können meine Spieler auch keine richtige Lust haben. Logischerweise brauche ich Wissen, welches in meine Überlegungen einfließt, aber ich sehe hier keine Notwendigkeit, dies zu übertreiben.
Wenn ich den Begriff „Metaebene“ nur höre oder lese, schaltet mein Gehirn sich sofort ab.

Andererseits habe ich auch nicht den Anspruch, Kunst entstehen zu lassen. Das Ziel wäre viel zu hoch gegriffen und selbst die tollste Hintergrundwelt oder das interessanteste Abenteuer würde ich niemals als Kunst bezeichnen wollen – obwohl natürlich Parallelen zu Literatur oder Malerei zu ziehen sind.

In meinen Augen ist es eher eine Art solides Handwerk, natürlich angetrieben von viel Liebe zum Spielen. Sonst könnte man gar nicht den gewaltigen Zeitaufwand leisten, der nötig ist, um sich Regelwerke durchzulesen, Regeln zu verändern, Abenteuer zu schreiben, Welten zu erschaffen, Spielrunden zu leiten, Blogbeiträge zu schreiben…
Ich benötige also eine Reihe handwerklicher Fertigkeiten, um als Spielleiter zu bestehen, welche man sich allerdings aneignen kann, so dass theoretisch wirklich jeder auch den Posten des Spielleiters ausfüllen können müsste. Ich bin mal gespannt ob das Buch „Spielleiten“ hier in eine ähnliche Kerbe schlägt und diese Fertigkeiten vermittelt oder Tipps gibt, wie man sie schulen kann, oder ob versucht wird, das Ganze auf eine wissenschaftliche Ebene zu heben.
Ich lasse mich mal überraschen.
Die Kapitel lassen zumindest einiges erhoffen, denn hier werden die Dinge behandelt, die ich mit „handwerklichen Fertigkeiten“ meine. Toi toi toi!

Interessanterweise sehe ich sogar viele Parallelen von meinem Hobby „Spielleiter“ zu meinem Beruf „Lehrer“. Von der Planung, über die Vorbereitung, bis hin zur Durchführung und „Benotung“. Aber das mal nur so ganz nebenbei.

4 Gedanken zu „Vom Leiten eines Rollenspiels…“

  1. Kann mich dieser Sichtweise eigentlich nur anschließen.

    Spielleitung als Handwerk zu verstehen, ist eine interessante Denkweise, der ich mich dort sogar anschließen kann. Insbesondere merkt man dies, wenn man handwerklich Mittel gezeigt bekommt, und dann später den Kommentar bekommt, dass dieses oder jenes Mittel den Spielfluss und die Abende sehr verbessert hat, und daran, dass mit den richtigen Mitteln die Vorbereitungszeit sinkt.

    Auf das Buch bin ich auch gespannt, werde es mir zur Spiel holen.

  2. Interssante Sichtweise.

    Auch wenn ich nicht damit übereinstimme (sehe Spielleitung eher als…tja als Spiel), fand ich den Artikel schlüssig und interessant zu lesen.

    Weiter so.

  3. Ich würde Spielleitung in der Tat auch am ehesten als Handwerk betrachten. Dort sind durchaus auch Kreativität und Ästhetik gefragt (etwa beim Schnitzen oder bei Floristinnen), ebenso wie gewisse Kenntnisse, aber als Kunst oder Wissenschaft würde das dennoch niemand bezeichnen.

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