[Rezension] Der marsianische Patient (Space 1889)

Und weiter geht die Uhrwerk-Woche – heute wieder mit viktorianischer „All-Seefahrt“:
Das Cover – (Co) Uhrwerk Verlag
Produkt: Der marsianische Patient
System: Ubiquiety / Spae 1889
Autor: Dennis Maciuszek
Verlag: Uhrwerk
Aufmachung: Softcover, A4, 56 Seiten
Erscheinungsjahr: 2015
Preis: 14,95 Euro
ISBN: 978-3-95867-015-0
Gestaltung
SPACE 1889 von Uhrwerk halt. Wobei diesmal neben den klassisch guten Jödemann-Karten noch zwei echt coole Illus von Rich Longmore enthalten sind.
Inhalt (möglichst spoilerfrei)
Die ersten 19 Seiten werden der Vorgeschichte auf der Erde gewidmet. Ich bin ja ein großer Fan davon, reale historische Persönlichkeiten in Rollenspiel-Abenteuern unterzubringen und der alte Siggi Freud ist da eine perfekte Wahl. Aber um ganz ehrlich zu sein, wird hier etwas viel Brimborium betrieben, bloß um die Gruppe dazu zu bringen, mit ihrem Schützling die Reise zum Mars anzutreten. Auf dem Mars geht es dann wieder richtig los, denn unser Schutzbefohlener ruft dort diverse wilde Aktivitäten von mehreren Seiten hervor, die die Gruppe wie so oft mitten in politische Ränke hineinziehen. Genaueres sollte man hier nicht sagen, aber ich kann noch den Autoren loben, der etwas tut, was im deutschen Rollenspiel nicht sehr beliebt ist – er macht sich mehr Arbeit als nötig. Als zwei Beispiele mögen da zum einen die unterschiedlichen Herbergen dienen, wie auch die „Flug-Varianten“. So schildert er genau das Geschehen für alle drei potentiellen Herbergen, in denen die Gruppe absteigen könnte. Gleiches gilt für die drei möglichen Flüge vom Ausgangsort aus. Ja, in beiden Fällen werden alle drei Szenen genau geschildert und es wird sich nicht darauf verlegt, eine Möglichkeit genau zu beschreiben und zwei andere – scheinbar unpopulärere – Varianten kurz anzureißen (oder im schlimmsten Falle zu sagen, dass dort genau das gleiche passiert…). Super. So stelle ich mir Abenteuerdesign vor, auch wenn viele die Hände über dem Kopf zusammenschlagen werden und darüber fluchen, dass sie zweimal zwei Möglichkeiten mitbezahlt haben, die die Spieler nie zu Gesicht bekommen werden. Und diese Sorgfalt zieht sich durch das komplette Abenteuer bis hin zum Schluss – wo es auch wieder drei unterschiedliche, genau dafinierte Enden gibt. Herausragend!
Fazit
Das wäre das perfekte Abenteuer, um seine pulpige Hollow Earth Expedition-Gruppe erstmals ins All zu jagen – sehr schöner kurzer Einstieg auf der Erde, um sich dann den Mysterien des Mars zu stellen. Auf dem Mars wird dann alles aufgefahren, was die Welt von SPACE 1889 zu bieten hat. Sehr gelungen!
Bewertung
4 von 5 freud’sche Therapien eines Marsianers