[Rezension] Unter Wölfen (AB04 – Splittermond)

Zwei Tage sind geschafft – an Tag drei der Uhrwerk-Woche gibt es etwas aus dem neuen Paradepferd im Stall: Splittermond!
Das Cover – (Co) Uhrwerk Verlag
Produkt: AB 04 – Unter Wölfen
System: Splittermond
Autoren: Tilman Hakenberg, Sven Heyroth, Matthias Klahn, Lars Reißig, Marcus Renner
Verlag: Uhrwerk
Aufmachung: Softcover, A4, 70 Seiten
Erscheinungsjahr: 2015
Preis: 12,95 Euro
ISBN: 978-3-95867-025-9
Gestaltung
Blau, Stitz-Cover, altbekanntes pathfindereskes Layout? Aha! Splittermond! Da macht man nix verkehrt und tut keinem weh. Dazu ist auch das Lektorat wieder gelungen, die Sprache wie gewohnt leicht hotzenplotzig – sprich: für den deutschen Durschnittsrollenspieler gut lesbar. Alles im grünen Bereich.
Inhalt
Die Redaktion hat hier drei Einsteigerabenteuer in Dragorea gesammelt. Dragorea ist die klassische Region für Leute, die sich in Splittermond einlesen wollen, denn es handelt sich um eine Region mit recht klassischer Fantasy, in die man schnell hineinfindet. Der große Vorteil besteht darin, dass man in diesem recht generischen Setting alle möglichen Arten von Abenteuern ansiedeln kann und das nutzen die Splittermondler hier auch aus.
Ich versuche mal möglichst wenig zu spoilern, falls ihr die Abenteuer noch als Spieler absolvieren wollt…
Die Abenteuer sind:
Gejagt! (von Lars Reißig) – Heldengrad 1
Eine mysteriöse Entführung im Herzen von Gondalis. Dahinter steckt ein kompromissloser Kult, dem die Abenteurer auf die Schliche kommen müssen – ihre Nachforschungen lassen die Wahl zwischen 2 potentiellen Bösewichtern und egal, wie man es dreht und wendet – ein bösartiger Hund und eine uralte Göttin scheinen eine Rolle dabei zu spielen.
Das Abenteuer ist von der Struktur her schön frei, tappt aber leider das eine oder andere Mal in die klassische DSA-Falle, zwar viele Eventuualitäten zu bedenken, aber dann darauf zu verweisen, dass der SL in dem Fall, dass die Spieler auf diese oder jene tolle Idee kommen, sie mit „irgendetwas belohnen soll“. Wenn man selber als Schreiber des Abenteuers schon möglichst viele Dinge bedenkt – warum, zum Henker, legt man dann nicht gleich fest, was dort passiert? Das hat nix mit Gängelei oder Railroading zu tun – im Gegenteil – es verhindert brutalste Handwedelei allererster Kajüte.

Ein Funke Mut (von Sven Heyroth) – Heldengrad 2 (auf dem Backcover steht allerdings 1)
Ha! Langsam kapiere ich, warum die Abenteuersammlung „Unter Wölfen“ heißt – der Bösewicht in diesem Abenteuer ist der königliche Verweser Varrik, genannt „der Blutwolf“. Mit dem riesigen Hund in Abenteuer 1 kristallisiert sich da eine Linie heraus – mal sehen, was Abenteuer 3 wolfsmäßig zu bieten hat.
Nach einer klassischen Investigation mit Abschlussschlacht (oder anderem Abschluss) haben wir es hier mit der ganz, ganz kleinen Politik zu tun. In drei Kapiteln geht es darum, der Baronie Rotfurt ein kleines Fünkchen Hoffnung zu vermitteln. Kapitel 1 beginnt mit einem fröhlichen Jahrmarkt und endet im Blutvergießen. Kapitel 2 ist sehr frei gestaltet und es geht darum, die Sache der Rebellion möglichst effektiv zu unterstützen. Im abschließenden Teil entscheidet sich die nähere Zukunft der Baronie – konsequenterweise werden hier beide großen möglichen Ausgänge bedacht und mit dem passenden Text versehen. So etwas mag ich ja – zumal des den ambitionierten Spielleiter immer in die Lage versetzt, die Geschichte von dieser Stelle an mit dem jeweiligen Ausgang weiterzuspinnen. Das wird noch unterstützt durch einen kleinen Zusatztext zur Rebellion in der Baronie.
Das Heulen des Windes (von Tilman Hakenberg, Matthias Klahn und Marcus Renner) – Heldengrad 3
Super! Die Glorreichen 7 Splittermondler! In bester Samurai-Western-Manier gilt es ein Dorf vor den scheinbar bösen Vargen (oha, satte 11 Punkte auf der 10-stufigen Wolfsskala) zu verteidigen. Mein persönliches Highlight der Sammlung und sehr schön, wie die Möglichkeiten der Verteidigung, wie auch der komplette Angriff festgelegt werden. Wie bei den beiden vorhergehenden Abenteuern besteht aber auch hier wieder die Möglichkeit „andere Wege zu gehen“…
Fazit
Sehr gute Abenteuerauswahl. Da wird jedem Spielertyp etwas geboten und auch, dass drei unterschiedliche Grade bedient werden, gefällt mir sehr gut. Allen drei Abenteuern ist gemeinsam, dass sie nicht völlig „geradeaus“ zu lösen sind und sich oft auch eine eher ungewöhnliche Herangehensweise auszahlt. Auch bemühen sich alle drei Abenteuer um genaue Schilderung der Hintergründe, um ein möglichst handwedelfreies Spiel zu ermöglichen – da hat man dem großen (wirtschaftlichen) Vorbild DSA schon einiges voraus.
Bewertung
4 von 5 unterschiedliche Wölfe