[Ultrakurz-Rezi] Tödlicher Auftrag

Na prima! In eines der Bücher, das ich von der RPC mitgenommen habe, habe ich mir direkt auf der
Rückfahrt schon zur Brust genommen, um den Rezi-Stapel gar nicht erst so hoch werden zu lassen, und zwar den Krimi „Tödlicher Auftrag“ vom genialen Joe Haldeman.

Ich nehme es direkt mal vorweg: Ich habe das Buch auf Seite 107 abgebrochen – versuche aber dennoch etwas „Rezensionsähnliches“ auf die Beine zu stellen, denn langweilig oder unerwähnenswert (gibt es das Wort?) ist der Roman beileibe nicht.

Titel: Tödlicher Auftrag:
Autor: Joe Haldeman
Übersetzer: Michael K. Iwoleit
Art: Roman
Verlag: Mantikore
Format: A5, broschiert, 319 Seiten
ISBN: 978-3-939-212-45-4
Preis: 12,95€

Tja, was soll ich sagen? Es schmerzt schon, erstmals eine Rezension vorzeitig beenden zu müssen, aber irgendwann war dann wirklich der Punkt gekommen, wo meine persönliche Komfort-Zone zu weit verlassen wurde. Als Beifahrer auf dem Weg zum Einkaufen habe ich den Roman irgendwann in den Fußraum gelegt und geseufzt: „Nee, jetzt reicht es!“

Das soll euch jetzt nicht abschrecken, denn im Prinzip sind die Rahmenbedingungen geschaffen – cooles Cover, renommierter Autor, dessen Sachen ich bisher immer mochte, ein sympathischer Verlag mit vielen absolut soliden Standbeinen im Rollenspiel-, Spielbuch- und Romanbereich…

Ich erzähle mal, was grob bis zu der Stelle geschah, an der ich aufgegeben habe und was meine Beweggründe waren. Wenn ihr härter gesotten seid als ich oder ein anderes Ekelempfinden habt, mögt ihr wahnsinnig Spaß an dem Teil haben. Also los:

Wir haben es mit einem ehemaligen Scharfschützen zu tun, der mittlerweile Anwalt/Privatdetektiv ist und den Auftrag erhält, einen Roman zu einem noch nicht existierenden Drehbuch zu schreiben (ja, letztere Tatsache ist so mysteriös, wie sie sich anhört.) Er schreibt also fröhlich frei von der Leber weg einen unfassbaren Trash über einen (vermeintlichen?) Alien, der sich Jogger und Radfahrer schnappt, sie fachgerecht zerlegt, in die Tiefkühltruhe packt und bei Gelegenheit verspeist. Eben jener erzählte Roman, der sich immer mit Kapiteln der eigentlichen Handlung abwechselt, war der Hauptgrund warum ich die Lektüre eingestellt habe. Diese Menschenfresser-Szenen waren mir einen Tacken zu heftig und zu „explicitly“ beschrieben. Alter, das geht bei mir gar nicht, das fand ich echt eklig.

Diese Romanhandlung hat vermutlich die Funktion zu zeigen wie abgefuckt der Held der Haupthandlung ist und wie er immer krasser draufkommt – das ist nur für meinen persönlichen Geschmack einfach zu gut gelungen.

Im Haupterzählstrang wird dann wie schon erwähnt unser eher unsympathischer Held (einer mit Ecken und Kanten) angeheuert, diesen Roman zu schreiben und zu Recherchezwecken macht er mit seiner Freundin eine sehr amtliche Radtour. Weiter war ich in die Handlung noch nicht eingetaucht, aber der Klappentext verrät, dass er in absehbarer Zeit ein Scharfschützengewehr und einen ordentlichen Batzen Kohle bekommt, für den er jemanden töten soll.
Mehr weiß ich leider noch nicht.

„Dazu“ kommt dann noch eine Übersetzung, die zwar teilweise von der Muse geküsst ist, aber noch deutlich mehr verbockt – sowie ein Lektorat, das so fürchterlich ist, dass die beteiligte Person (falls es sie gegeben haben sollte) nicht einmal in den Credits steht. Ich bin da ja eigentlich echt schmerzresistent und kann über viel „hinweglesen“ aber hier hat es echt das Lesevergnügen geschmälert. Und irgendwie habe ich den Eindruck, dass auch die Rechtschreibung im Laufe der Zeit schwächer und schwächer wird – wahrscheinlich ein Stilmittel um den Niedergang des Protagonisten zu verdeutlichen. Verdammt clever gemacht.
Hauptgrund für mein Verweigern vor dem Oxer ist aber auf jeden Fall das eklige Kannibalenzeuch, das habe ich echt nicht weiter „erleiden“ mögen. Macht euch also so etwas nichts aus, so könnte euch das Teil sogar gefallen, denn ich habe als ich später noch vor dem DM Markt im Auto wartete den Epilog gelesen und es scheint mir glatt so, als habe Haldeman neben seinem üblichen Verarbeiten von Kriegstraumata noch eine weitere Komponente hinzugefügt: Medienkritik – genauer: Kritik an modernen sensationsheischenden Formaten, die die Grenze zwischen Fiktion und Realität verschwimmen lassen.

Fazit: Tut mir Leid, ich konnte einfach nicht mehr. Seid ihr härter drauf, steht auf Haldeman und seine wirklich gute Schreibe, dann sollte nichts dagegen sprechen, euch das Ding mal näher anzusehen.

… ich bitte zu beachten, dass ich mir alle Gags verkniffen habe, hinsichtlich Vermutungen, für wen der Roman ein „Tödlicher Auftrag“ gewesen sein könnte.

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