[Kurzbesprechung] Maus und Mystik

… und ich konnte mir das nächste Brettspiel genauer ansehen. Die deutsche Version von „Mice and Mystics“ ist vor Kurzem erschienen und als alter Fan von Plaid Hat Games (und Hörer jeder einzelnen Folge des Podcasts) führt da natürlich kein Weg dran vorbei.
Maus und Mystik
Verlag: Heidelberger (Plaid Hat Games)
Autor: Jerry Hawthorne
Spielerzahl: 1-4
Altersempfehlung: ab 7
Spieldauer: 60 – 90 min
Empf. Verkaufspreis: um die 40 Euro

Schon beim Auspacken merkt man, dass da wirklich ein Verlag (okay, eher sogar zwei) viel Liebe reingesteckt hat. Es gibt schöne Mäuse- und Gegner-Minis und spezielle Würfel (von denen man sich manchmal mehr wünschen würde). Auch die Spielbrett-Elemente und die Brettelemente mit den Fortschrittsmarkern sind schick anzusehen und die vielen Illustrationen von John Ariosa passen sich gut in das Setting ein und vermitteln einen guten Eindruck von der Spielumgebung.

Spielumgebung“ ist direkt ein gutes Stichwort, denn M&Ms Hauptanliegen ist es – wie bei eigentlich allen PHG-Spielen – eine interessante Geschichte zu erzählen. Ehrlich, das ist mir bei noch keinem anderen Verlag in dieser Konsequenz aufgefallen. So hat man es zwar augenscheinlich mit einem klassischen Dungeon-Schnetzel-Spiel zu tun, aber es gibt ein eigenes Storybuch „Trauer und Erinnerung“, wo man sowohl mehr zum Spielhintergrund erfährt, als auch die Geschichten und Sonderregeln der einzelnen Kapitel dargestellt bekommt.
Dieses Buch hat nach dem Prolog (der Hintergrundgeschichte) elf Kapitel, durch die man sich spielen kann. Das ist wirklich clever gemacht, denn nach jedem Kapitel ist die Motivation hoch, sich direkt in das nächste Kapitel zu begeben, um zu erfahren, wie die Geschichte weitergeht. Ich habe bisher 5 Kapitel gespielt und muss mich echt zurückhalten, nicht im Missionenbuch weiterzulesen – Contenance, Moritz, Contenance!

So spielen die Spieler kooperativ die Geschichte um Prinz Collin und seine Gefährten aus, die allesamt zu Mäusen verwandelt wurden, um der Gefangenschaft der bösen Vanestra und ihrer Spießgesellen zu entkommen und – im Idealfall – diese aus dem Schloss zu vertreiben. Kooperativ ist hier in seiner reinsten Form zu verstehen – alle Spieler spielen gemeinsam nicht gegen einen der Spieler, der eine Art „Dungeonmaster“ spielt, sondern man spielt gemeinsam gegen das Regelwerk.
An Mäusecharakteren gibt es den Anführer Collin, den Strolch Finger, den Mystiker Maginos, den Tüftler Rex, die Heilerin Tilda und – später im Spiel – die Schützin Lily.

Die einzelnen Mäuse haben neben Werten für Angriffsstärke, Verteidigungsstärke, Gelehrsamkeit und Geschwindigkeit noch Spezialfertigkeiten, eine Startausrüstung und je nach ihrer Klasse zu Beginn einer, später mehreren, Fähigkeiten. Ausrüstungsgegenstände uhd diese Fähigkeiten sind es dann auch, die es dem Spieler gestatten, seine Maus im Laufe der gesamten Story zu verändern und individueller zu gestalten.

Wie man es bei den Heidelbergern (und ihren Partnern von FFG oder PHG) gewohnt ist, ist das Regelwerk übersichtlich gestaltet (auch wenn die klassische Regelzusammenfassung auf der letzten Seite des Regeln fehlt) und auch die Übersetzung ist eine runde Sache geworden, ich habe keinerlei Riesenhacker entdecken können.
Sowohl Kampf als auch Aufbau und Entwicklung der Kapitel sind wirklich einfach zu erlernen, nach dem ersten Kampf hat man raus, wie die Maus läuft und wenn man bei gegnerischen Würfeln keinen allzu großen Käse würfelt, sollten die Missionen auch gut schaffbar sein.

Eine Besonderheit dieses „gegen das Spiel spielen“ ist die, dass man M&M auch alleine spielen kann. In den Missionen sind zumeist vier Mäuse beteiligt, die unter den teilnehmenden Spielern aufgeteilt werden – dabei kann es sich auch um einen Solo-Spieler handeln.

Das in meinen Augen wirklich einzige kleine Problem besteht darin, dass es zu wenige unterschiedliche Gegner gibt. Ich hätte da wirklich lieber noch etwas mehr Krabbelzeug gehabt, das sich den tapferen Mäusen in den Weg gestellt hätte. Die Ratten und auch die Spinnen und Tausendfüßer hat man recht schnell über und wünscht sich mehr Abwechslung. Aber Erweiterungen sind ja schon in der Mache. Da sollte doch diese kleine Scharte locker ausgewetzt werden.

Fazit: Ein schnuffiger Dungeon-Crawler, der aufgrund der putzigen Maus-Optik auch für jüngere Spieler zu empfehlen ist. Sowohl hartgesottene Kerkermetzler, als auch ihre 6jährigen Töchter können sich hier gemeinsam an einen Tisch setzen und die possierliche Mäusebande durch vielerlei Gefahren navigieren. Damit trifft es ziemlich zielsicher eine Marktlücke, denn familientaugliche Spiele mit Fantasy-Bezug gibt es nicht gerade wie Sand am Meer. Zudem ist die ganze Chose wirklich liebevoll aufgemacht, durch das übersichtliche Regelwerk gut zu erlernen und es macht einfach Spaß. den fiesen Ratten zu zeigen, wo die Maus die Locken hat!

P.S.: Mein Dank geht an die Heidelberger, dass ich endlich mal in einer Rezension das Wort „schnuffig“ verwenden konnte.

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