[Kurzrezi] Herz des Glürm (Erweiterung zu Maus und Mystik)

*träller* „Keep me searching for a Heart of Glühühühürm!“ *träller*
Herrje, ich laufe hier seit zwei Tagen nur noch trällernd durch die Wohnung und Neil Young würde sich vermutlich im Grabe umdrehen, wenn er das hören müsste…
Christoph Maser hat bei Facebook darum gebeten, daher sei sei Wunsch mir Befehl und ich berichte ziemlich zeitnah zur aktuellen Erweiterung zu Maus und Mystik. Okay, ganz nebenbei hatte das Ding auch einen so hohen Aufforderungscharakter, dass es nicht lange ungespielt hier rumstehen konnte:
Titel: Herz des GlürmErweiterung zu Maus und Mystik
Autor: Jerry Hawthorn
Verlag: Plaid Hat Games / Heidelberger
ISBN: 4015566100220
Preis: ca. 20-25 Euro
Link:Finde es leider gerade bei den Heidelbären nicht, daher der Amazon-LinkOh, da habe ich mich geirrt – hier isses.
Alter: ab 7
Spieler: 1-4
Dauer: 60-90 Minuten
Genre: Familien-Dungeoncrawler
Hä? Hoher Aufforderungscharakter? Was soll ich sagen? Ich wurde nicht enttäuscht. Es gibt eine herzzerreißende Liebesgeschichte unter Glühwürmchen, aus der der Bösewicht dieser Erweiterung entspringt und so habe ich während des ganzen Spiels gedacht: „Herrje! Er ist doch nicht böse – ich will ihn am Schluss gar nicht umbringen müssen! Gibt es denn da keine andere Lösung?“ Und das Spiel enttäuscht mich nicht in seinem Ansatz, auch mit der ganzen Familie gespielt werden zu können – es GIBT eine andere Lösung. Das war es aber auch schon mit brutalen Spoilern. Die kleinen Story-Zwischenteile sind wie schon im Grundset schön geschrieben und ich kann mir gut vorstellen, dass auch die Kleinsten ihnen folgen können, da immer anschaulich, aber nicht ohne gewisses Niveau fabuliert wird.
An Material wird einem ein Heft mit einem in 6 Kapitel unterteilter Handlungsbogen geboten, in dem die Helden dramaturgisch immer einen Schritt zu spät kommen, der erfahrene Spieler aber genau weiß, dass er seine Aufgabe schon noch irgendwann irgendwie erfüllen wird. Ich tippe mal, dass das für jüngere Spieler, die noch nicht so „meta“ denken, wirklich eine spannende Angelegenheit ist und sie am Schluss wirklich motiviert sein werden, wenn sie den „Bösewicht“ endlich gestellt haben.
Um nochmal zu dem eingangs genannten Aufforderungscharakter zu kommen. Die Box sieht super aus, fast wie ein schweres Buch – was es ja von der Grundidee her auch sein will. Ich stehe auf den Zeichenstil von John Ariosa die beiden neuen Minis sind wieder extremst schnuffig, sowohl Neré, die zu spielende Mystikerin als auch Glürm, der „Fiesling“ passen genau ins Bild und wären nur noch angemalt schicker, aber das würde die Produktionskosten vermutlich ordentlich in die Höhe treiben und denen eine Freude nehmen, die gerne Minis anmalen (und zu denen ich natürlich NICHT gehöre).
Auch der Schwierigkeitsgrad der 6 Kapitel ist absolut okay, obwohl es dreimal mehr als knapp wurde. So ist es motivierend, da nicht allzu leicht, aber man marschiert auch nicht problemlos durch die Story und räumt alle Schwierigkeiten automatisch aus dem Weg.
Fazit: Hey, man kann hier echt nich viel Schlechtes sagen. Sowohl dungeongestählten Veteranen, die die Orks in den vergangenen Jahrzehnten heerweise in die ewigen Jagdgründe geschickt haben, als auch ihre 6-jährigen Töchter und die dazugehörigen Mütter – alle dürften an dieser Erweiterungl ebenso viel Spaß wie schon am Grundspiel haben. Wenn diese Nische nicht erfunden worden wäre, hätte man das glatt tun müssen. Also „ran an den Speck“ und schnappt euch das miese Glühwürmchen!
Alles richtig gemacht!
P.S.: Habe gerade zu Recherchezwecken auf der Homepage von Plaidhatgames gestöbert und da ist einiges für M&M in der Mache. Sieht so aus, als würde es sich nicht übel verkaufen, was ja meine Meinung durchaus bestätigen würde.

P.P.S.: Ich vergaß komplett die äußerst schnuffigen Schnecken-Kumpels zu erwähnen, die man im Laufe des Spiels an die Seite bekommen kann – nur schade, dass es von denen keine Minis gibt…

Bewertung: 5 von 5 Käse-Eckchen

[Kurzbesprechung] Maus und Mystik

… und ich konnte mir das nächste Brettspiel genauer ansehen. Die deutsche Version von „Mice and Mystics“ ist vor Kurzem erschienen und als alter Fan von Plaid Hat Games (und Hörer jeder einzelnen Folge des Podcasts) führt da natürlich kein Weg dran vorbei.
Maus und Mystik
Verlag: Heidelberger (Plaid Hat Games)
Autor: Jerry Hawthorne
Spielerzahl: 1-4
Altersempfehlung: ab 7
Spieldauer: 60 – 90 min
Empf. Verkaufspreis: um die 40 Euro

Schon beim Auspacken merkt man, dass da wirklich ein Verlag (okay, eher sogar zwei) viel Liebe reingesteckt hat. Es gibt schöne Mäuse- und Gegner-Minis und spezielle Würfel (von denen man sich manchmal mehr wünschen würde). Auch die Spielbrett-Elemente und die Brettelemente mit den Fortschrittsmarkern sind schick anzusehen und die vielen Illustrationen von John Ariosa passen sich gut in das Setting ein und vermitteln einen guten Eindruck von der Spielumgebung.

Spielumgebung“ ist direkt ein gutes Stichwort, denn M&Ms Hauptanliegen ist es – wie bei eigentlich allen PHG-Spielen – eine interessante Geschichte zu erzählen. Ehrlich, das ist mir bei noch keinem anderen Verlag in dieser Konsequenz aufgefallen. So hat man es zwar augenscheinlich mit einem klassischen Dungeon-Schnetzel-Spiel zu tun, aber es gibt ein eigenes Storybuch „Trauer und Erinnerung“, wo man sowohl mehr zum Spielhintergrund erfährt, als auch die Geschichten und Sonderregeln der einzelnen Kapitel dargestellt bekommt.
Dieses Buch hat nach dem Prolog (der Hintergrundgeschichte) elf Kapitel, durch die man sich spielen kann. Das ist wirklich clever gemacht, denn nach jedem Kapitel ist die Motivation hoch, sich direkt in das nächste Kapitel zu begeben, um zu erfahren, wie die Geschichte weitergeht. Ich habe bisher 5 Kapitel gespielt und muss mich echt zurückhalten, nicht im Missionenbuch weiterzulesen – Contenance, Moritz, Contenance!

So spielen die Spieler kooperativ die Geschichte um Prinz Collin und seine Gefährten aus, die allesamt zu Mäusen verwandelt wurden, um der Gefangenschaft der bösen Vanestra und ihrer Spießgesellen zu entkommen und – im Idealfall – diese aus dem Schloss zu vertreiben. Kooperativ ist hier in seiner reinsten Form zu verstehen – alle Spieler spielen gemeinsam nicht gegen einen der Spieler, der eine Art „Dungeonmaster“ spielt, sondern man spielt gemeinsam gegen das Regelwerk.
An Mäusecharakteren gibt es den Anführer Collin, den Strolch Finger, den Mystiker Maginos, den Tüftler Rex, die Heilerin Tilda und – später im Spiel – die Schützin Lily.

Die einzelnen Mäuse haben neben Werten für Angriffsstärke, Verteidigungsstärke, Gelehrsamkeit und Geschwindigkeit noch Spezialfertigkeiten, eine Startausrüstung und je nach ihrer Klasse zu Beginn einer, später mehreren, Fähigkeiten. Ausrüstungsgegenstände uhd diese Fähigkeiten sind es dann auch, die es dem Spieler gestatten, seine Maus im Laufe der gesamten Story zu verändern und individueller zu gestalten.

Wie man es bei den Heidelbergern (und ihren Partnern von FFG oder PHG) gewohnt ist, ist das Regelwerk übersichtlich gestaltet (auch wenn die klassische Regelzusammenfassung auf der letzten Seite des Regeln fehlt) und auch die Übersetzung ist eine runde Sache geworden, ich habe keinerlei Riesenhacker entdecken können.
Sowohl Kampf als auch Aufbau und Entwicklung der Kapitel sind wirklich einfach zu erlernen, nach dem ersten Kampf hat man raus, wie die Maus läuft und wenn man bei gegnerischen Würfeln keinen allzu großen Käse würfelt, sollten die Missionen auch gut schaffbar sein.

Eine Besonderheit dieses „gegen das Spiel spielen“ ist die, dass man M&M auch alleine spielen kann. In den Missionen sind zumeist vier Mäuse beteiligt, die unter den teilnehmenden Spielern aufgeteilt werden – dabei kann es sich auch um einen Solo-Spieler handeln.

Das in meinen Augen wirklich einzige kleine Problem besteht darin, dass es zu wenige unterschiedliche Gegner gibt. Ich hätte da wirklich lieber noch etwas mehr Krabbelzeug gehabt, das sich den tapferen Mäusen in den Weg gestellt hätte. Die Ratten und auch die Spinnen und Tausendfüßer hat man recht schnell über und wünscht sich mehr Abwechslung. Aber Erweiterungen sind ja schon in der Mache. Da sollte doch diese kleine Scharte locker ausgewetzt werden.

Fazit: Ein schnuffiger Dungeon-Crawler, der aufgrund der putzigen Maus-Optik auch für jüngere Spieler zu empfehlen ist. Sowohl hartgesottene Kerkermetzler, als auch ihre 6jährigen Töchter können sich hier gemeinsam an einen Tisch setzen und die possierliche Mäusebande durch vielerlei Gefahren navigieren. Damit trifft es ziemlich zielsicher eine Marktlücke, denn familientaugliche Spiele mit Fantasy-Bezug gibt es nicht gerade wie Sand am Meer. Zudem ist die ganze Chose wirklich liebevoll aufgemacht, durch das übersichtliche Regelwerk gut zu erlernen und es macht einfach Spaß. den fiesen Ratten zu zeigen, wo die Maus die Locken hat!

P.S.: Mein Dank geht an die Heidelberger, dass ich endlich mal in einer Rezension das Wort „schnuffig“ verwenden konnte.