Unnötige Monster: Der Doppelgänger

Mir ist gestern beim Schreiben eines Labyrinth Lord-Abenteuers aufgefallen, was der Doppelgänger doch für ein nutzloser Schmock ist.
… okay. es kann auch einfach nur daran liegen, dass ich ihn nicht richtig einzusetzen verstehe.
Und ich beziehe mich hier lediglich auf das Monster in seiner Inkarnation bis zu AD&D 1. Neuere Doppelgänger-Varianten habe ich mir noch nicht genau angesehen und möchte daher verständlicherweise nichts zu ihnen sagen.
Die Grundidee hinter dem Doppelgänger ist eigentlich sehr cool. Das Wesen nimmt das Aussehen eines Charakters an, ermordet diesen möglichst unbemerkt und macht sich dann in Person dieses Charakters nach und nach über die Gruppe her. Sehr schicke Sache, um eine Gruppe schnell zu töten oder um eine Art „Whodunnit“ zu starten, in dem sich die Charaktere kriminalistisch dagegen wehren müssen, komplett ausgelöscht zu werden.
So weit, so gut, aber wie setzt man das im Spiel um? Zuerst einmal müsste der erste Charakter unbemerkt um die Ecke gebracht werden. Wie aber soll das am Spieltisch geschehen? Ich bin kein großer Freund davon Szenen mit einzelnen Spielern getrennt von der Gruppe auszuspielen – und wenn der Spieler dann mit hängenden Schultern zurückkehrt, dürften die anderen sich schon ihren Teil denken können. Weiterhin muss ja der Spieler den vermeintlichen Charakter weiter spielen, damit die Situation weitergetrieben werden kann. Das wird er wohl nur zähneknirschend tun.
Der nächste Schritt besteht ja dann darin die restlichen Gruppenmitglieder nacheinander (möglichst am Lagerfeuer schlafend) auszulöschen. Und schon steht man vor den nächsten Problemen. Wie soll das unauffällig vor sich gehen.
Regeltechnisch ist das kein Problem. Einen Schlafenden kann man mit einem Messer ohne Würfelwurf ermorden. Kein Ding. Aber wie soll das vonstatten gehen, ohne dass der Verdacht der Spieler (nicht der Charaktere) direkt auf den Spieler des Doppelgängers fällt. Quatsch – Verdacht! Sie werden sich ihrer Sache sicher sein. Wenn die Spieler Bescheid wissen, ist die Grundidee hinter dem „Rätsel“ schon im Eimer. Klar gibt es Die Hard-Charakter-Ausspiel-Rollenspieler, die durch ihren Charakter so tun können, als wisse er nicht Bescheid – aber seien wir doch mal ehrlich. Der Spaß ist weg.
Fazit: Doppelgänger haben eine geile Grundidee, stinken aber am Spieltisch ab.

5 Gedanken zu „Unnötige Monster: Der Doppelgänger“

  1. Doppelgänger kamen bis jetzt immer eher als vermeintliche Verbündete vor. Ersetz nicht die Gruppe, ersetz andere Leute.

  2. Also wenn ich an meine ersten Begegnungen mit D&D-Doppelgängern zurückdenke, war das schon ziemlich geil.
    Damals gingen Dungeon Master noch mit Spielern ins Nebenzimmer, wenn ein Charakter z.B. Nachtwache gehalten hat.

    Man kann Austausch-SC übrigens auch entführen, wenn man sie nicht gleich töten will.

  3. Es funktioniert in dieser Form nur, wenn der Spieler ohnehin beabsichtigt, seinen Charakter zu wechseln. Das ist es ein sehr cooler Effekt, bei dem der Spieler voll dabei ist.

    Andernfalls, funktioniert es nur ohne Tod. Gestalt- bzw. Seelenwanlder, die vorübergehend einen Charater übernehmen, kamen bei meinen Spielern immer gut an.

  4. Der Doppelgänger ist ein wundervolles Monster für Gruppen, die ständig mit vollem Dutzend Henchmen in unter Tage gehen. 😉

    Aber auch sonst: Nur weil die eine Situation "Doppelgänger übernimmt Gruppenmitglied und killt die anderen nach und nach am Lagerfeuer" Schwierigkeiten mit sich bringt (die ich nichtmal für unlösbar halte), ist doch nicht gleich das ganze Monster unbrauchbar ..

    Ein Doppelgänger, der sich in eine an sich freundliche oder neutrale NPC-Fraktion eingeschlichen hat, kann auch sehr spaßige Verwirrung unter den Spielern verursachen – um noch ein Beispiel zu nennen. Es gäber aber sicher noch viele mehr.

  5. Ich versteh auch nicht, warum der Doppelgänger falsch sein soll. Vielleicht, wenn man ihn auf die von Dir genannte Funktion beschränkt, aber warum sollte ich sowas tun?

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