Hmmmm… Ich war lange nicht mehr auf der Seifenkiste, da ich mit der Bekanntmachung vermeintlich spektakulärer Neuigkeiten beschäftigt war!
Dieser
Thread bei Dragonsfoot befasst sich mit dem Sinn und Unsinn von Retro-Klon-Systemen. Erstaunlicherweise steht gerade die Zielgruppe der Bemühungen von Matt Finch, Dan Proctor und Co der gesamten Bewegung am kritischsten gegenüber, denn die alten Säcke sagen völlig zurecht: „Wofür brauche ich den Kram? Ich habe alle Originalbücher, die ich brauche, mehrfach im Regal stehen, zur Not schieße ich sie mir für teilweise sehr wenig Geld bei eBay ab. Wozu brauche ich also OSRIC, wenn ich alle AD&D 1E Regelwerke besitze?“
Das ist aber zu kurz gedacht, aber dazu später…
Die ursprüngliche Idee hinter OSRIC war simpel. Es sollte in Vehikel sein, um neues Material für AD&D herausbringen zu können, ohne von WotC bis auf die Unterhose verklagt zu werden. Es war nur ein umformliertes Spielerhandbuch, man konnte das Spiel nicht NUR mit dem OSRIC-Regelwerk spielen. Auch hier meckern die alten Säcke wieder: „Man konnte doch vorher schon AD&D-Material veröffentlichen – als Gratis-Download bei Dragonsfoot! OSRIC ist also nur für Geldgeier, die Kohle an mir verdienen wollen!“
Viiiel zu kurz gedacht, später mehr dazu…
Die neue Ausgabe von OSRIC, die hoffentlich im Laufe der nächsten 10 Tage endlich als Druckfassung zu kaufen sein wird, bietet schon einiges mehr. Hier haben wir ein eigenständig spielbares Komplettwerk vor uns, das von einer höchst dynamischen Forengemeinschaft im KnK Alehouse erstellt worden ist. Spätestens hier sollte man denken, dass es nichts mehr zu nörgeln gäbe, aber weit gefehlt – auch hier wird immer noch vorhehalten: „Ich habe doch die alten Bücher schon! Was soll ich mit eurem neuen Kram, ich habe alle Probleme im Regelwerk schon durch meine eigenen Hausregeln geflickt, ich brauch eure Hausregeln nicht!“
Laaangweilig!
Jaa, ihr Mümmelgreise des Rollenspiels – IHR habt vielleicht alles griffbereit im Schrank liegen. Jaa, ihr Mümmelgreise – IHR wisst, dass jeder, der für seine Bemühungen ein Abenteuer zu schreiben, wenigstens die Kosten für die Produktion wieder einspielen will, ein fieser Sack ist, der nur auf euer Geld scharf ist. Jaa, ihr Mümmelgreise – IHR habt in jahrzehntelanger Arbeit die Regeln eurem Spielstil angepasst.
Aber das Rollenspiel lebt nicht nur von euch allein – um ehrlich zu sein seid ihr die kleinste Nische aller kleinen Nischen, die man sich vorstellen kann. Das gilt für Deutschland in noch höherem Maße als für die USA oder Großbritannien. Damit das Rollenspiel am Leben bleibt, muss es dynamisch sein, muss es leben. Das Hobby hat nichts davon, dass ihr euch keine Module kauft, weil ihr seit 1980 nur eigene Abenteuer schreibt und mit der Gruppe der gleichen 5 Leute ebenso lange in einem Keller sitzt und euer Spiel spielt.
Nicht jedem ist die gabe gegeben sein eigenes Material zu schreiben – er ist wenigstens,um die Technik zu erlernen, eine Zeit lang auf Kaufabenteuer angewiesen. Und die sollen doch gut sein, oder? Warum also formuliert ihr nicht die tollen Abenteuer, die ihr seit 1980 schreibt, aus und veröffentlicht sie, damit andere davon profitierne können.
Das ist es beispielsweise, was ich an meinem Label-Kollegen Alphonso Warden so schätze. Der Kerl hat über die Jahre tolles AD&D 1E-Material geschrieben und hat jetzt schon 5 tolle hochstfige Abenteuer für drei verschiedene Verleger herausgebracht, eines besser und abwechslungsreicher, als das andere.
Gut, meine These steht, dass ihr nicht die Zukunft des Rollenspiels seid. Ihr könnt allerdings daran mitstricken, indem ihr Kinder, Neffen, Nichten, Enkel… mit kurzen Spielrunden für das System eurer Wahl begeistert. Und dann ist es doch Klasse, wenn die sich die Regeln einfach im Internet kostenlos herunterladen können, oder? Tolle Sache das! Wenn ihr ihnen dann zum Geburtstag eines eurer 15 AD&D-SPielerhandbücher schenkt, damit sie auch die Ursprünge kennen lernen können – umso besser.
Hier sind wir beim Punkt. Damit das Spiel lebendig bleiben kann, werden jüngere Leute benötigt, die die Fackel für euch weitertragen. Diese Leute werden ganz sicher nicht bei eBay aus Versehen über ein AD&D-Spielerhandbuch stolpern. DIE müssen das Teil im Laden liegen sehen, zumindest in einem Online-Shop „durchblättern“ können. Die müssen mit Testrunden begeistert werden. DIE müssen durch das Aussehen des Produktes angesprochen werden. DIE müssen zusätzliche Abenteuer oder Quellenbände daneben stehen sehen und denken: „Hey, das sieht interessant aus. Das will ich ausprobieren.
Wenn dann noch ein kompetenter Verkäufer zugegen ist, der kurz darauf hinweist, dass in diesem Buch ein komplettes System zu finden ist, dass Charaktererstellung 10 Minuten dauert und dass dieses oder jenes Abenteuer dem potentiellen Spielleiter und seiner Gruppe gefallen könnte, dann besteht die Chance, dass euer Hobby euch überlebt und nicht mit euch ausstirbt.
Ich habe bisher nur von OSRIC gesprochen, da es der erste Klon war und er sich in seinen beiden Editionen extrem weiterentwickelt hat, ich muss natürlich kurz auf Labyrinth Lord eingehen. Wir waren auf der RPC und haben deutlich über 100 Regelwerke verkauft – außerdem mit unseren 3 Spielrunden ganz sicher einigen Spielern Spaß gemacht und – ich bin ganz sicher – eine komplette Spielrunde dazu gebracht, dem System eine Chance zu geben.
Nach der Messe habe ich einige Exemplare des LL Regelwerks und meines Einführungsabenteuers weiter gegeben, um sie auch tatsächlich in Läden liegen zu sehen.
Meine ersten Informationen sind, dass sowohl online im LORP-Shop, als auch in „echten Läden“ bei Highlander Games in Bochum und Duisburg die Kopien weggehen wie warme Semmeln – und das, obwohl ich mir absolut bewusst bin, dass das derzeitige Design von LL nicht gerade dazu angetan ist jüngere – manga-gewöhnte Spieler anzusprechen. Also auch auf dieser Ebene besteht noch Verbesserungspotential.
Dazu brauchen wir die Retro-Klone. Punkt.