Dank der Vermittlung des guten alten Würfelheldenhatte ich die Chance ein paar Fragen von Eva Strasser beantwortet zu bekommen, deren in der Anthologie „
Tiefraumphasen“ erschienene Kurzgeschichte „Knox“ gerade den
DSFP 2015 gewonnen hat – eine gute Gelegenheit, ihr zu gratulieren…
Zu deinem Hintergrund weiß ich genau das, was als kurzer Info-Text hinten in „Tiefraumphasen“ zu finden ist. Wie viele Stunden am Tag muss man denn so durchschreiben, um als „Autorin und Dramaturgin in Berlin“ überleben zu können? Und fast genau so interessant – kannst du mir etwas zum Kurzfilm „Küss mich tiefer“ erzählen, ohne dass ich erröte und kichern muss wie ein Schulmädchen?
Mit Stundenangaben bin ich nicht so gut, wenn ich los schreibe, schaue ich nicht auf die Uhr und dann sind mal 2 Stunden rum und mal 4. Mehr als 4 Stunden am Stück finde ich auch schwierig. Nebenher unterrichte ich Dramaturgie und arbeite in der Stoffentwicklung, das nimmt auch Zeit in Anspruch, macht aber auch Spaß. Aber nur vom Schreiben leben kann ich noch nicht.
„Küss mich tiefer“ habe ich zusammen mit der Regisseurin Eleni Katsoni geschrieben. Es geht um eine junge Frau, die sich plötzlich in ihren real gewordenen virtuellen Netzwerken wieder findet, sie muss gegen personalisierte Werbung, Apps und Follower im täglichen Leben ankämpfen und dabei nicht die Liebe aus den Augen verlieren. Kennt man ja! Der Titel bezieht sich auf ein Lied, das ihre Tante im Film singt, es ist griechisch, und geht ungefähr so: „… und er küsste mich auf die Stirn und ich sagte, küss mich tiefer; und er küsste mich auf den Hals und ich sagte küss mich tiefer; er küsste mich auf den Bauch und ich sagte küss mich tiefer; und dann küsste er mich auf das Knie und ich sagte, küss mich höher!!!“ Also sehr nett elliptisch erzählt.
Du hast ja soeben mit deiner Kurzgeschichte „Knox“ in der Sammlung „Tiefraumphasen den DSFP 2015 abgeräumt. Zuerstmal ganz, ganz herzlichen Glückwunsch! Wie hast du den Sieg gefeiert?
Vielen Dank! Ich habe mich auch schon sehr über die Nominierung gefreut. Als ich dann gelesen habe, dass ich gewonnen habe, konnte ich es erst mal nicht glauben, konnte allerdings auch nicht wirklich feiern, weil ich am nächsten Tag sehr früh verreist bin und noch packen musste, und war dann einfach nur sehr aufgeregt und glücklich.
Was unterscheidet eine preisgekrönte Kurzgeschichte von einer guten?
Oh, keine Ahnung. Ich finde eine Geschichte dann gut, wenn ich sofort drin bin, als würde mich Jemand am Arm in eine fremde Wohnung ziehen und da durch alle Zimmer schleifen und überall treffe ich seltsame Gestalten oder zumindest Figuren, die mir in Erinnerung bleiben, und wenn ich dann später wieder draußen auf der Straße stehe, bin ich aufgewühlt und nachdenklich, auf jeden Fall aber in einem anderen „state of mind“ als vor der Geschichte.
Ich hatte ja in meiner Rezi deine Kurzgeschichte als „Anlesetipp“ genannt. Nimmt man so etwas als Autor wahr? Wie eitel ist man da und in welchen Abständen googelt man nach dem Erscheinen den Namen der eigenen Geschichte?
Das habe ich gesehen und es hat mich sehr gefreut! Ich musste mich gar nicht googeln, weil ich über die Tiefraumphasen-Seite bei Facebook eigentlich immer gut informiert war, wo es wieder eine neue Rezension gibt.
Wie bist du mit der Illustration zufrieden, die zu deiner Geschichte angefertigt wurde? Was hältst du überhaupt davon, Geschichten in Bilder gießen zu wollen?
Die Illustration gefällt mir sehr gut, sie hat auch etwa Trauriges und Verlorenes. Ich lese Comics und Graphic Novels sehr gerne. Ich würde wahnsinnig gern selbst Graphic Novels schreiben, aber ich kann leider überhaupt nicht zeichnen. Aber für mich selbst male ich immer mal wieder Minicomics.
Ich kann halbwegs vernünftig mit Worten umgehen, aber meine bisherigen belletristischen Versuche haben mich alle nicht ganz zufrieden gestimmt – hast du daTipps für mich? So eine Art „Die 3 goldenen Regeln einer erfolgreichen Kurzgeschichte“ oder so…?
Hmm, ich habe, als ich Knox fertig geschrieben habe, mal gegoogelt, was es so für Kurzgeschichten-Kriterien gibt und dann gleich wieder aufgehört, das zu lesen, weil ich das alles nicht berücksichtigt habe. Für mich am wichtigsten ist eigentlich immer, dass es nicht langweilig ist. Sehr wichtig finde ich auch zu wissen, nur für mich zum schreiben, wer die Geschichte erzählt. Und dann einen groben Plan, was passiert. Und dann höre ich beim Schreiben immer Musik, die zu der Stimmung und Welt der Geschichte passt. Das hilft ganz gut.
Wie ich Schreiberlinge so kenne, sitzt du sicher gerade an mehreren Projekten gleichzeitig. Gibt es derzeit irgendetwas Konkretes zu vermelden? Was treibt der Schwarzwald-Thriller, der in TRP angeteasert wird?
Der Thriller ist noch nicht ganz fertig, ich habe zwischendurch noch ein paar Exposés für Serien und Film geschrieben. Aber er steht auf meiner Liste, zusammen mit dem zweiten Teil von Mary, dem Roman, der 2013 erschienen ist. Und dann gibt es vielleicht bald noch einen Science Fiction Roman!
Für die Seifenkistenleser vielleicht noch interessant – hast du eine Beziehung zum Rollenspiel? Du weißt schon – so mit Pizza am Tisch sitzen und Orks verprügeln, nicht scharfe Krankenschwester und geiler Patient…
Nein, hab ich gar nicht! In der Schule früher spielten ein paar Schwarzes Auge, aber ich war nie dabei. Ich kann mir aber vorstellen, dass das großen Spaß macht, ich fand es als Kind schon ganz toll, ein Zauberer beim Verrückten Labyrinth zu sein.