[Eldritch Enterprises] Heroes & Magic II

… und es geht weiter mit den nächsten beiden etwas umfangreicheren Geschichten aus der Anthologie.
The false prints (Clark)
Schon die Einleitung verrät, dass diese Geschichte aus einer Rollenspielrunde entstand und das merkt man ihr auch an vielen Ecken an, denn wir haben es nicht mit einer stringent erzählten Geschichte zu tun, sondern man erkennt immer mal wieder, dass diese Geschichte am Spieltisch entstanden ist. So wird eine Abenteurergruppe vom örtlichen Prinzen angeheuert und findet sich in dessen Schloss wieder, wo die Helden nun frei vorgehen konnten. Der „professionelle“ Rollenspieler erkennt direkt zwei Punkte, an denen die Gruppe einhaken kann und das tut sie dann auch. So gibt es (natürlich) ein großes Geheimnis von fast schon cthulhoiden Ausmaßen zu entdecken, dem man auf mehrere Arten auf die Spur kommen kann. Als Freund „origineller“ Namenwahl ist es mir natürlich ein innerer Durchmarsch, dass die drei Haupt-„NSC“ Timothy, James und Mentzah heißen – sehr schöne Verbeugung vor seinen Verlagskollegen. Etwas cheesy, aber ich stehe ja auf so etwas.
Dragoneater Attack (Ward)
Die Dragoneater greifen eine strategisch wichtige Stadt der Menschen an und aus Sicht von Aud Khan erfährt man mehr und mehr über die lang angelegte Angriffskampagne der Dragoneater, die in einem offenen Ende mündet. Herrje, ich muss sofort nachsehen, ob es eine Fortsetzung gibt…
Auch hier trifft Ward wieder voll meinen Geschmack – die meiste Zeit über erlebt man das Geschehen aus Sicht des Anführers der Dragoneater mit, aber manchmal wechselt die Perspektive auch auf Commander Jammison, den Anführer der Verteidiger der Stadt und die Sicht des Lesers wird wieder auf den Kopf gestellt. Das hat den Effekt, dass man eigentlich gar nicht zu einer der beiden Seiten hält, sondern mehr oder weniger neutral zusieht, wie die  Situation sich entwickelt. Für mich auf jeden Fall das nächste Highlight der Sammlung.
Jim Ward
… ich wollte ja auch nach und nach die 4 Köpfe hinter Eldritch Ent vorstellen und an dieser Stelle bietet sich Jim Ward einfach an – der Wikipedia-Artikel ist zwar äußerst kurz, aber ich denke man kann unschwer erkennen, welchen Einfluss er Mitte bis Ende der 70er auf die Richtung von TSR genommen hat.
Weitere Informationen gibt es natürlich bei RPG-Geek. Alleine schon für Metamorphosis Alpha und Gamma World gebührt ihm der Dank aller Rollenspieler, die sich etwas abseits von Fantasy oder „ernsthafter“ Science-Fiction wie Traveller bewegen wollten.
Klickt euch einfach durch die Links, die ihr auf meinen beiden Links findet. Es lohnt sich und ihr werdet mehr über eine der einflussreichsten Personen der frühen Rollenspielgeschichte erfahren und danach mit mir zusammen die Daumen drücken, dass sich seine gesundheitlichen Probleme wieder in den Griff bekommen lassen.

[Eldritch Enterprises] Heroes and Magic

Schon seit Jahren hat Frank Mentzer ja angekündigt, eine neue Rollenspielschmiede an den Start zu bringen – seit Mitte 2011 ist es endlich auch halbwegs greifbar und er hat sich mit niemand Geringerem zusammengetan als Tim Kask, Jim Ward und Christopher Clark. Das Ergebnis des Ganzen heißt nun Eldritch Enterprises oder kurz Eldritch Ent.
Ich werde die vier Herren demnächst etwas genauer vorstellen, bis dahin könnt ihr ja schonmal Google befragen.
Doch genügend des einleitenden Textes – nun geht es in medias res – erste „größere Veröffentlichung des Labels ist HEROES AND MAGIC, das demnächst das Licht der Welt erblicken wird. Dabei handelt es sich um einen 306 Seiten starken Kurzgeschichtenband im Taschenbuchformat, den ich vorab schon lesen durfte. (Mittlerweile habe ich gesehen, dass man das gute Stück auf RPGNow für 8 Dollar kaufen kann – schlagt zu!) 
Die Geschichten versprühren allesamt den Charme der späten 70er Jahre, aber man kann zwischen den Zeilen lesen, dass bei den Herren gesetzteren Alters die aktuelle Rollenspiel- und Fantasy-Szene nicht spurlos vorbei gegangen ist.
Auf geht’s:
Lich Pitch (Mentzer)
Eine Sci Fi-Fantasy-Kombo in bester Gygax-Tradition. Raumschiffe und Liche – was will das Herz mehr? Nur noch Ninjas, Clowns und Piraten könnten die Story noch besser machen.
Smallish Chamber of Doom (Ward)
Eine Kurzgeschichte zu „Monty Haul“ inklusive etwas Rollenspieltheorie. Absolut lesenswert.
When Bhana fly (Kask)
Tim Kasks einziger Beitrag zu diesem Band entführt den Leser auf eine Wüstenwelt voller verborgener Geheimnisse. Das würde ich gerne als Setting oder wenigstens Abenteuerhintergrund sehen. Mehr davon! Nicht nur das Setting, auch der „Maler“ Maron ist ein Held, der durchaus noch die eine oder andere Fortsetzugn vertragen könnte.
The Standard Bearer (Ward)
Bis zu diesem Punkt meine liebste Kurzgeschichte vom Bannerträger eines berühmten Paladins -die Geschichte versrüht einen unterschwelligen 70er Charme und passt perfekt in die Zeit, als D&D noch rauh und fantastisch war und man sich als Spielleiter rausnehmen konnte, völlig irrsinnige Dinge geschehen zu lassen. Glücklicherweise findet ihr auf der oben verlinkten RPGNow-Seite genau diese Geschichte als Leseprobe. Eine gute Wahl
Troll Wars (Ward)
Direkt im Anschluss gibt es die etwas später entstandene Vorgeschichte von „The Standard Bearer“. Ward erzählt mit viel Freude am Fabulieren wie ein Kämpfer während der Trollkriege durch göttliche Fügung seinen „Job“ als Bannerträger erlangt. Witziges Detail – die Trollkriege heißen „Trollkriege“, obwohl insgesamt nur 3 Trolle an den Kampfhandlungen beteiligt waren – aber lest selbst…
Hatten die bisherigen Geschichten allesamt zwischen 4 und 16 Seiten, so ist die nächste Geschichte The false Prints, mit der Chris Clarke sein Debüt in diesem Band gibt, mit 67 Seiten schon etwas amtlicher und ich werde dafür – und die folgenden Geschichten – einen eigenen Beitrag schreiben.
Ich möchte euch an dieser Stelle auf jeden Fall das Label im Allgemeinen und diese Anthologie im Speziellen sehr ans Herz legen, ich werde den Weg der 4 Jungs mit Spannung verfolgen und ihnen alle Daumen drücken, die ich habe!