Labyrinth Lord und Dungeonslayers

Die erste Auflage im Jahr 2006
Auf der RPC hatte ich ein paar Gespräche und natürlich habe ich mir vorher schon oft Gedanken dazu gemacht, da ich ja beide Systeme mit Abenteuern und Material versorge: „Hauen Labyrinth Lord und Dungeonslayers in die gleiche Kerbe? Besetzen beide Systeme die gleiche Nische?“
Die knappe und deutliche Anwort kann nur heißen: „Nö! Keinesfalls“.
DS 2010
Labyrinth Lord ist als System gesehen viel tödlicher (selbst dann noch, wenn man DS mit slayenden Würfeln spielt) und alleine schon daraus ergibt sich eine völlig andere Art von Spiel. Bei LL sind eine Hand voll Orks für eine Anfänger-Abenteurergruppe schon eine ernst zu nehmende Gefahr und man muss sich jeden Kampf, in den man hineingeht, wohl überlegen und es irgendwie hinbekommen, dass man die Umstände etwas zu seinen Gunsten beeinflusst. Bei DS kann ein Anfängergruppe mit geschwungenen Schwertern relativ gefahrlos durch eine kleinere Orkgruppe hindurchwaten und dabei ein nettes Liedlein auf den Lippen haben. 
Gleiches gilt für die Stufenaufstiege – die bei LL dauern deutlich länger, was das einzelne Erfolgserlebnis deutlich aufwertet, aber natürlich auch seltener werden lässt. Wer also gerne schnell dabei zusieht, wie der eigene Charakter aufsteigt, ist bei DS besser aufgehoben.
Die Regeln bei LL sind etwas sperriger, da es keine einheitliche Würfelmechanik gibt, aber nach einer kurzen Einführung und zwei kleinen Pfeilen auf dem Charakterbogen über den Attributen und den Rettungswürfen sind auch hier alle Probleme geklärt und ich hatte noch nie einen Spieler, der damit  (auch dem bösen, bösen ThAC0) Schwierigkeiten gehabt hätte. DS ist da etwas intuitiver, hat aber Elemente wie die Zauberabklingzeit oder die Komplettheilung nach dem Kampf, mit denen ich mich persönlich etwas schwer tue, da ein Element old-schooligen Spiels – die Ressourcenverwaltung – merklich geschwächt wird.
Auch die Tatsache, dass DS ein rudimentäres Fertigkeitensystem besitzt, während es bei LL die Diebesfertigkeiten oder einzelne Fertigkeiten wie die Rassenfertigkeiten von Elfen, Halblingen und Zwergen, führt dazu, dass es sich vollkommen anders spielt. Hier geht es schon sehr in Richtung „Fordere ich den Spieler oder den Charakter heraus?

Ich will hier bewusst kein Fazit ziehen, ich denke jeder Leser hat seine eigene Meinung zu den genannten Punkten und wird für sich selbst entscheiden können, ob er LL oder DS bevorzugt, oder ob er einfach je nach Situation mit beiden Systemen arbeiten kann…

4 Gedanken zu „Labyrinth Lord und Dungeonslayers“

  1. Nun, ich stimme da nicht ganz zu. DS und LL fischen schon im selben Teich, der Köder ist ein etwas anderer. Deine Hinweise auf andere mechaniken und damit bedingt auch andere spielweisen und Herangehensarten im Abenteuer sind richtig, aber dennoch lautet bei beiden Spielen: Tür auf, Gang gesehen, und REIIIIIIN! Beide können mehr, klar, aber sie zielen auf ein Dungeonpublikum ab, das gerne durch Kavernen klabautert. abei hat DS das bessere Layout, die schöneren Illus, die interessantere Welt. LL hat dafür trotz der uneinheitlichen Mechanik dennoch den Vorteil, dass es ncoh einsteigerfreundlicher ist (meiner Meinung nach), denn eigentlich braucht man nur 4: Trefferwurf hoch = gut: RW hoch = gut; Danach Schaden: viel = bald tot. Nur der 1W6 ist anders: Will ich was wissen, ist die 1 schön. Bei Initiative will ich die 6 sehen. Und dann noch Diebe und Prozentwerte – das kapiert ja nun wirklich jeder Depp.
    Und letzteres zu beweisen, da habe ich ja nun eine Woche Zeit für …

  2. Ich hab ja meine erste DS-gruppe zerlegt (OKay, in dem Fall gefangengenommen), weil sie um einiges stärker war als gedacht. Aber mit der Bewußtlosschwelle, die bei LL ja praktisch nicht vorhanden ist, hast Du schon recht. Insgesamt seh ich es aber auch eher wie der Rore Baron.

  3. Mit meinen geringen praktischen Erfahrungen kann ich nicht bestätigen, dass LL oder DS tödlicher sind. In beiden Runden wurden an den Abenden bisher so gut wie alle SC getötet. 🙂

    Ob LL und DS eine ähnliche Nische besetzen hängt doch davon ab, was für die Spieler den hauptsächlichen Reiz ausmacht eines der Systeme zu spielen. Für mich liegt er darin schnell und einfach ein paar Monster zu verprügeln und dabei einen netten Abend zu haben, wenn ich mal ein Spiel leiten will. Dafür ist mir DS schon wieder zu komplex oder zu kompliziert zu durchschauen, sodass ich lieber auf LL zurückgreifen würde. Nur wollen meine Mitspieler lieber das modernere System von DS oder dann doch gleich doch lieber D&D 3.5, weil man es halt schon kennt. In der Praxis sind LL und DS daher bei mir direkte Konkurrenten.

  4. Man kann da aber auch statt Konkurrenz ohne wenn und aber ein gewisses Synergiepotential bemerken. A la "Ds hat mir aber gut gefallen, wollen mir nicht auch mal LL auspropieren? Das ist ja noch simpler…" und umgekehrt. Von der Verwertbarkeit der Abenteuer, die wenn schon nicht regeltechnisch, so doch flair-mäßig voll kompatibel sind. Ich denke mit jedem System, das irgendwie neue Spieler anzieht, gewinnen die "klassischen" Dungeoncrawlsysteme in toto.
    Sag ich mal so, um dann alles für meine Old-School-Pathfinderrunde zu pervertieren… Muahahahaha! 😉

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