[Rezension] Imhotep (Brettspiel – Kosmos)

Meine Mittwochs-Spielgruppe war begeistert! „Ja, Imhotep! Da hab ich voll Bock drauf!“
Schnell stellte sich dann heraus, dass alle inspiriert vom ersten Mumienfilm – vor ihrem inneren Auge das Bild eines ägyptischen Dungeoncrawlers hatten. Da erwartete sie etwas komplett anderes, dennoch kam das Spiel super an und hat sich spontan in meine Top 5 der „Nicht-.Kampf-Spiele“ gekämpft. Paradox, isn’t it…? Da ist der gute Herr Walker-Harding nach Cacao jetzt schon doppelt reingemogelt. Was hätte der bloß drauf, wenn er jetzt was mit amtlichem Schlachtengetümmel veröffentlichen würde…
Tja, hier hat er immerhin unter „Imhotep“ nicht „schlecht geschminkter böser und untoter Hohepriester“, sondern „größter Baumeister des Nilreiches“ verstanden – auch eine Option.

P.S.: Witzigerweise haben Hunter und Cron da sehr ähnliche Assoziationen.

Die Box – (Co) Kosmos Verlag
Name: Imhotep
Verlag: Kosmos
Autor: Phil Walker-Harding
Illustrator: Miguel Coimbra
EAN: 4-002051-692384
Preis: ca. 35 Euro
Alter: 10+
Spieler: 1-4
Dauer: 40 min
Genre: Worker Placement, Bauen, Ressourcenmanagement
BGG-Ranking: noch nicht gelistet
Aufmachung
Wow! EINHUNDERTZWANZIG Holzklötze in vier Farben! Was für eine Materialschlacht. Dazu 5 ortstafeln, eine Wertungstafel, 8 Bootsplättchen, vier Vorrats-Plättchen, 21 Runden-Marker, 34 Marktkarten und eine wirklich gut gemachte Spielanleitung.
Beim gesamten Design merkt man Kosmos an, dass sie Erfahrung mit Lehrmaterial haben, denn irgendwie erinnert das gesamte Spiel an eine Art inoffizielles „Was ist was? Wer baute die Pyramiden“-Spiel. Und mit Holzmaterial wirkt alles ohnehin nochmal einen Tacken wertiger. Ausgezeichnet, ich bin jetzt schon angetan, auch wenn mein Gehirn immer noch in einer dunklen Ecke „IMHO-TEEEEEEEP“ ruft und darauf hofft, dass ich gleich mit meinen Mitspielern in einer uralten Pyramide Zombies, Mumien und kleine Krabbelkäfer bekämpfen darf…
Das Spiel 
Schon wieder eines dieser Spiele, das auf den ersten Weg unfassbar einfach aussieht, aber im Verlauf der ersten Partien immer größere Tiefe erkennen lässt.
Ziel des Spiels ist es, möglichst viele Siegpunkte zu kassieren. Dazu hat man sechs Runden Zeit. Im Verlauf einer Runde hat man nacheinander vier verschiedene Aktionen zur Verfügung und zwar so lange bis alle 4 Schiffe einen Ort angesteuert haben.
Diese vier Aktionen sind: einen Stein auf ein Boot legen, ein Boot zu einem Ort fahren, eine blaue Marktkarte ausspielen, bis zu 3 Steine aus dem Steinbruch nehmen.
Vor mir habe ich ein Steinelager liegen, das maximal 5 Steine enthalten kann und ich verschenke Ressourcen, wenn ich die Aktion „Steine nehmen“ verwende und nicht mindestens drei Slots frei habe. Man sollte das also nur in absoluten Notfällen tun.
Die sechs Runden werden durch Karten angezeigt, welche angeben, welche vier Boote in dieser Runde zur Verfügung stehen. Diese Boote bieten Platz für 1-4 Steine und dürfen immer erst dann losfahren, wenn mindestens Maximalanzahl-1 Steine geladen sind. Man kann nicht nur Boote bewegen, auf denen man selber Steine liegen hat, manchmal kann es auch sinnvoll sein, Boote mit gegnerischen Steinen an einen für die Gegner sinnlosen Ort zu bewegen und diesen ordentlich in die Suppe zu spucken.
Im Prinzip müsst ihr nun nur noch wissen, welche Orte angefahren werden können, dann liegen die gesamten Regeln und potentiellen Strategien offen vor euch:
Markt: Hier liegen 4 Karten aus, die man grob in vier Rubriken unterteilen kann: rote Karten erlauben mir einen sofortigen Effekt, grüne Karten werden zu Spielende abgerechnet, blaue Karten können für einen besonderen Effekt ausgespielt werden und lila Statuenkarten sind einfach eine weitere Ressource, die zu Spielende je nach Anzahl der gesammelten Statuen ordentlich Siegpunkte einbringen. Für jeden Stein, der hierher transportiert wird, darf sich der Besitzer des Steins eine Karte aussuchen.
Pyramide: Mit dem Schiff hierher transportierte Steine werden in eine Pyramide integriert und geben sofort Siegpunkte.
Tempel: Hier gibt es 5 Slots, die mit den angelieferten Steinen befüllt werden. Ist kein Slot mehr frei, wird links oben weiter aufgefüllt und auf die untere Reihe gelegt. Am Ende jeder Runde wird der Tempel angerechnet und man erhält je einen Punkt pro von oben sichtbarem Stein der jeweiligen Farbe.
Grabkammer: Die hier ankommenden Steine werden von links nach rechts in drei Spalten angelegt. Eine große Abrechnung am Ende des Spiels gibt amtliche Punkte je nachdem wie viele Steine einer Farbe verbunden (nicht diagonal) nebeneinander liegen.
Obelisken: Alle Steine, die hier ankommen, werden nach Farbe unterteilt aufeinander gestapelt und am Ende des Spiels werden je nach Höhe des Obelisken Siegpunkte ausgeschüttet. Und wehe, ihr kichert die ganze Zeit wie die Schulmädchen, wenn ihr krampfhaft versucht „den größten Obelisken“ zu haben. Da muss man auch mal knallhart und erwachsen sein!
Liest sich extrem unspektakulär, aber es gibt über den gesamten Spieltisch verteilt so viele Stellschrauben, an denen man drehen kann, dass das Spiel ganz sicher nicht so schnell langweilig wird. Ein Schlüssel zum Erfolg, den ich beispielsweise für mich entdeckt habe, besteht darin, keine Ressourcen zu verschenken und niemals eine Aktion dadurch zu „verschenken“, dass man selber ein Boot bewegt. Natürlich muss man da ein Näschen dafür entwickeln auf welches Boot man seinen Stein legt, weil man eien Ahnung hat, wo der Spieler, der dort eventuell schon Steine geladen hat, später mal hinmöchte. Auch habe ich zuerst die Marktkarten etwas ignoriert, aber mit den Teilen lässt sich echt richtig was anstellen, verliert nicht aus den Augen, was da so alles ausliegt.
Schiwerigkeitsgrad: Zusätzlich zu den zuvor beschriebenen Orten haben die 5 Orte auch Rückseiten mit zusätzlichen Funktionen und Effekten, um das Spiel noch etwas komplexer zu machen. Gefällt mir immer, wenn Spiele schon ihre eigene Erweiterung dabei haben.
Fazit
Grandios! Mal wieder ein Worker Placement-Spiel mit einfachen, aber clever zusammengestellten Mechanismen, die dazu einladen, die unterschiedlichsten Wege zum Sieg auszuprobieren. Auch das Thema passt super und je öfter man spielt, desto mehr lernt man, seine Gegner zu lesen und sich dadurch Vorteile zu generieren.
Bewertung
4,5 von 5 schwer beladene Feluken mit unsicherem Ziel