[Einsamer Wolf Mehrspielerbuch] Bestiarium

Konnte das gute Stück auf dem MantiCon abgreifen und habe in den letzten 1,5 Tagen etwas blättern können. Genug immerhin, um euch ein wenig den Mund wässrig zu machen.
Bestiarium
System: EW Mehrspielerbuch
Autor: Darren Pearce
Übersetzer: Alex Kühnert
Verlag: Mantikore
Seiten: 236 Seiten (Softcover, ca. A5, farbige doppelseitige Karte)
Erscheinungsjahr: 2012
Preis: 14,95 Euro
ISBN: 978-3-939-212201
Außen: 
Anscheinend qualifiziert mich meine EW-Toilettenlektüre nicht ausreichend, um alle Monster auf dem Cover zu erkennen. Ich tippe schwer auf Giak-Wolfsreiter und eine Zlan-Bestie, aber den fiesen Grünling im Vordergrund kann ich auch nach Lektüre des Bandes nicht genau einordnen – Vorschläge in Kommentarform sind herzlich willkommen.
Innen:
Wo Alex Kühnert draufsteht, ist immer Qualität zu finden – zumindest was Sprache und Fehlerhäufigkeit angeht. Für eventuell auftretende Struktur- oder Textprobleme kann Deutschlands Spielbuchexperte Nummer 1 ja nun wirklich nichts. Kurz: Die Übersetzung ist wirklich gelungen.
Erstmals positiv überrascht bin ich schon direkt beim Vorwort – da hat Joe Dver eigens für die deutsche Ausgabe eines verfasst und ein paar lobende Worte für seine deutschen Partner und seine Fans gefunden. Ein feiner Zug vom großen alten Mann des Spielbuchs.
Direkt zu Beginn findet sich ein echter Mehrwert gegenüber der englischsprachigen Ausgabe, denn man wird von einer doppelseitigen Karte des nördlichen Magnamund begrüßt und auch die aus den Spielbüchern bekannte Urkunde, in der man seinen Namen eintragen kann, fehlt im Gegensatz zur Originalausgabe hier nicht. Weitere Boni gibt es am Ende, wo zusätzlich eine Kampfbegegnungs- und eine Zufallszahlen-Tabelle befinden.
Auch im Gegensatz zu den vorhergehenden 4 Bänden des Mehrspielerbuchs wird einiges mehr geboten, ist das gute Stück doch fast doppelt so dick.
Inhaltlich startet der Autor mit für Rollenspiel-Spielleiter selbstverständlichem Schnickschnack wie dem Hinweis, dass man seine Monster nicht einfach beim Namen nennen soll, sondern sie lieber möglichst präzise beschreiben soll. Für altgediente Spielleiter lächerlich, aber für Neu-Spielleiter, die über das Lesen von Spielbüchern an das Hobby geraten sind, doch wieder ein sinnvoller Hinweis.

Der Mini-Spielleiterteil bietet noch die zwei Tipps, das Spiel nicht aus der Hand zu geben und intelligente Monster auch intelligent zu spielen, dann geht es an das Beschreiben der Kreaturen.
Glaubt man dem Index am Ende des Buches, so werden nun 159 Monster vorgestellt, die in die Rubriken 
  • Gewöhnliche Kreaturen
  • Intelligente Kreaturen
  • Menschen und Humanoide
  • Untote
  • Elementare und Konstrukte
  • Dunkelbrut
  • Agarashi
  • Mutanten
  • Außerweltliche Kreaturen
unterteilt sind.
Fans der Spielbücher werden vor Freude Herzklopfen bekommen, wenn sie alle ihre Lieblingsgegner in dieser Dichte präsentiert bekommen. Neben den Guten (Kai-Mönchen) machen für mich persönlich auch die Bösen (Darklords und ihre Schergen) den Reiz des Magnamund-Settings aus. Dieser Monsterband ist also in weiten Zügen gleichzeitig auch ein Quellenband, der das Setting weiter beschreibt.
Das ist nicht nur vom Gefühl her begründet, auch die Unterteilung der Monster gibt immer wieder Aufhänger, die dem Spielleiter die Chance geben, den Spielern Magnamund näher zu bringen. Jedes Monster wird nämlich beschrieben in Hinblick auf Aussehen, Geschichte und Kampf und abschließend gibt es immer noch Rollenspielhinweise.
Ich weiß also wie die Kreatur aussieht, wie sie in die Welt Magnamund eingebunden ist, wie sie sich im Kampf verhält und wobei ich beim Spielen der Kreatur achten muss. Die Aufteilung finde ich wirklich mustergültig. Da kann man sich kurz und knackig auf den Einsatz des Monsters vorbereiten – und gerade der geschichtliche Abschnitt gibt immer den einen oder anderen Rollenspielaufhänger.
Die Illustrationen sind old-schoolig und versetzen einen in die glorreiche Zeit der EW-Veröffentlichungen bei Goldmann zurück, es gibt aber für meinen Geschmack zu wenige davon – eigentlich hätte jede einzelne Kreatur eine eigene Abbildung verdient – aber das wäre wahrscheinlich unerschwinglich gewesen. Schade drum, denn der Zweck Magnamund weiter zu beschreiben, wird so etwas eingeschränkt.
Es ist zwar wahrscheinlich Geschmackssache, aber ich persönlich finde diese thematische Einteilung der Kreaturen eher störend, denn beim Durchblättern findet man Monster deutlich langsamer, weil man nie weiß, in welcher Rubrik man sich gerade befindet. Da wäre eine Tabelle mit den Rubriken am Ende des Buches nützlicher gewesen.
Verstehen könnte ich die Maßnahme, wenn zu Beginn jeder Rubrik ein einleitender Text zu finden wäre, der weitere Informationen gibt – das ist aber nicht der Fall.

Fazit: 
Ein schickes Monsterhandbuch im Taschenbuchformat. Gerade für Magnamund-Verrückte ein Muss, wird doch einiges vom Flair des Settings über die Kreaturen und Monster transportiert. Mir persönlich schmeckt die thematische Unterteilung nicht so sehr, aber vom Gedanken her soll es wohl unerfahrene Spielleiter an der Hand nehmen und ihnen dabei Hilfestellung leisten, thematisch zusammenhängende Abenteuer zu entwerfen.
Wer tatsächlich ambitioniert EW Mehrspieler leiten will, braucht dieses Teil. Word.