[Rezi] Choose Cthulhu 1 – Cthulhus Ruf (Spielbuch Mantikore)

Da hab ich doch glatt vor einiger Zeit ein amtliches Paket von Mantikore-Nic bekommen und bin gespannt drauf, was da im letzten Jahr im Bereich Spielbücher passiert ist. Und siehe da – es gibt eine neue Reihe, von der mittlerweile schon die ersten beiden Bände erschienen sind. Mit Choose Cthulhu haben wir ein schickes Hybrid vorliegen. Wir haben hier die klassischen Lovecraft-Geschichten sowohl in Spielbuchform, als auch den kompletten Text der Erzählung in neuer Übersetzung – und als Bonus gibt es noch die Monster und Personen der Geschichte mit Illustrationen und kurzen Texten – schauen wir uns doch heute mal Band 1 genauer an:

Disclaimer: Ich habe ein kostenloses Rezensions-Exemplar erhalten.

Cthulhus Ruf

  • Autor: Victor Conde (und H.P. Lovecraft)
  • Übersetzer: Jan Enseling
  • Illustrator: Eliezer Mayor
  • Verlag: Mantikore Verlag
  • Aufmachung: Taschenbuchformat, 193 Seiten
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Preis: 13,95 Euro
  • ISBN: 978-3-96188-146-8

Gestaltung

Das macht echt Spaß. Den Großen Alten Cthulhu auf dem Cover überbietet ohnehin schonmal nichts und auch die irgendwie dunkel-giftig-grüne Farbwahl des Umschlags versprüht schon cthuloiden Wahnsinn. Die ersten 116 Seiten enthalten den Spielbuchteil mit 111 Einträgen, dann folgen 5 Seiten mit Informationen zu Personen und Monster des Abenteuers und den Rest des Bandes nimmt die klassische Erzählung Cthulhus Ruf ein.

Ich habe vorab gehört, dass das Buch viele Fehler enthielte – aber mir liegt die 2. Auflage vor und da sind nur ein paar kleinere Vertipper und zwei etwas witzige Übersetzungen – „actual“ heißt nicht immer „aktuell“ – zu finden. Da wurde scheinbar nachgebessert. Was allerdings wieder der Fall ist, ist, dass die Worttrennung scheinbar wieder auf Englisch steht und so das eine oder andere Wort schlimm getrennt wurde.

Abgesehen von diesem Mini-Meckerer gefällt mir das Buch sehr gut – das Layout ist übersichtlich und die Illustrationen von Eliezer Mayer sind schön schwarz-weiß-gräuselig. Wirklich sehr passend.

Inhalt

Ich (oder du, wenn du das Buch liest) bin der Erbe des leicht durchgeknallten Großonkels George Angell. In seinem Nachlass finden sich Papiere und eine… äh… eigenartige Statue.

Jetzt ist es natürlich an mir, ihm auf seinem Weg zu folgen – natürlich, was sollte ich auch sonst tun? Etwa die Sache auf sich beruhen lassen und friedlich und geruhsam ein langes Leben leben? Neeeeeein! Natürlich nicht. Zu Beginn habe ich nicht sonderlich viele Optionen und ich folge der Geschichte des Romans (eher der Novelle) ziemlich genau eins zu eins, aber später dann gibt es unterschiedliche Wege. Soll es eher in den Norden gehen, oder finde ich mein Schicksal weit im Süden?

Gerade, wenn ich die Geschichte schon kenne, ist es schwierig zu spielen, da ich ständig dazwischen schwanke, die bekannte Handlung nachzuspielen oder ausgetretene Pfade zu beschreiten.

Apropos Pfade – in Cthulhus Ruf gibt es keinerlei Regeln, Attribute, Würfelwürfe oder Sonstiges. Alle Konflikte werden erzählerisch gelöst und so ist es besonders wichtig, die nicht-lethalen Handlungsoptionen zu erahnen.

Selbst bei „nur“ 111 Abschnitten gelingt es nämlich das eine oder andere Mal mehr oder weniger stilvoll abzuleben oder durchzudrehen und selbst der „erfolgreiche“ Abschluss hat noch zwei verschiedene Grade, wie erfolgreich ich nun wirklich war – aber lest selbst.

Anschließend werden dann vorkommende Monster von Cthulhu höchstselbst bis hin zu lumpigen Zombies vorgestellt, bevor es volle Kraft voraus in eine Neu-Übersetzung von Cthulhus Ruf geht.

Fazit

Ich habe ja schon die unterschiedlichsten Lovecraft-Übersetzungen gelesen und bin mit den Erzählungen des (völlig zurecht) umstrittenen Meisters des kosmischen Horrors recht gut vertraut. So ist für mich die zweite Hälfte des Buches recht nutzlos, auch wenn die Übersetzung wirklich gelungen ist. Das Spielbuch ist einfach geradeaus und bietet wenig komplett neue Nebenstränge, aber das erwarten Lovecraft-Fan*ettes sicher auch nicht unbedingt.

Vermutlich ist diese Reihe für euch perfekt geeignet, wenn ihr die Geschichten noch gar nicht kennt und die selbst erlebten Abenteuer als Einstieg in das Werk des Mannes aus Providence nutzen wollt. Gerade so entfaltet die Kombination aus Abenteuer, Schilderung der Personen und eigentlicher Erzählung ihren Reiz.

Bewertung

3,75 von 5 geflügelt und tentakelisierte Statuetten