Fast exakt einen Monat ohne Posting – das geht doch so nicht. Da muss ich doch glatt heute und morgen zwei kleine, aufeinander aufbauende Abenteuer mit euch teilen, die mir der Obscurati Verlag zugeschickt hat.
Disclaimer: Der Verlag hat mir ein kostenloses Rezensions-Exemplar geschickt.
Und noch eine Anmerkung zu Beginn – ich versuche auf übermäßiges Spoilern zu verzichten. Also los geht es mit dem…
Aufbruch zur Drachenspitze
- Autor: James M. Spahn
- Illustrationen: Anthony Cournoyer
- Übersetzerin: Julia Silberer
- Verlag: Obscurati Publishing (Gallant Knight Games)
- Aufmachung: A5, Softcover, 24 Seiten, vollfarbig
- Erscheinungsjahr: 2021
- Preis: 5,99 Euro
- ISBN: 9-783985-067176
Gestaltung
Das ist schnell geschehen. Ihr habt ja oben schon das Cover gesehen und das fasst den Geist dieser Abenteuerreihe für Tiny Dungeon schon gut zusammen. Klein, handlich, bunt und irgendwie knuffig. Spricht sicher vor allem Märchenliebhaber*innen und Familien an – und passt somit ausgezeichnet zur allgemeinen Ausrichtung von Tiny Dungeon, das ich nicht direkt als Kinder-Rollenspiel empfinden würde, aber als ein so schön simples und elegantes System, dass es für das Spielen mit mehreren Generationen perfekt geeignet sein dürfte.
Die wenigen Illustrationen sind wirklich stimmungsvoll – ich mag die Bergspitze und die Ruine sehr, aber ich zeige euch mal beispielhaft zwei der vorgefertigten Charakteren, dann könnt ihr euch ein eigenes Bild machen.
Ansonsten ist das Heftchen gut und übersichtlich aufgemacht und lässt sich einerseits gut lesen und andererseits findet ihr euch im Text schnell zurecht, da alles klar strukturiert ist. Okay, okay, wir werden gleich dazu kommen, es ist jetzt von Aufbau und Handlung her nicht fürchterlich komplex…
Und als kleine side note: Es ist schon merkwürdig wie schnell mir komplett männlich formulierte Texte eigenartig vorkommen.
Inhalt
Uppsi. Sagte ich, dass das Abenteuer vom Aussehen her etwas für Familien sein könnte? Denn genau das wird direkt in der Einleitung postuliert. Da hatte ich doch ein gutes Näschen.
So wird auch direkt zu Beginn neuen Spielleiter*innen die Angst genommen und es werden ein paar erste Tipps gegeben. Sehr netter Zug, denn etwas Aufmunterung kann schließlich nie schaden.
Kommen wir aber zum eigentlichen Abenteuer. Wir befinden uns im Königreich Caldamis und beginnen direkt mit einer Audienz auf der Burg Calda. Baron Leonas hat einen Auftrag und – jawollja – umsichtige Gruppen, die sich zuerst noch in der Burg umhören können Gerüchte aufschnappen. Und es gibt sogar einen Mechanismus dafür. Keine Handwedeleien on my watch! Genau so muss das.
Aber von hier an ist es steter Abenteuerstrom, dem wir uns nicht entziehen können. Okay, nix, was mir persönlich gefällt und als Spieler bekäme ich Tränen in die Augen, aber come on, die jungen Menschen können hier einfach eine schöne und spannende Geschichte erleben. Vor einigen Jahren noch hätte ich verbittert geschrieben, dass so nur unselbständige Pfeifen herangezogen werden, aber ich bin da irgendwie altersmilde geworden und natürlich besitze ich die einzig glücklich machende Anleitung zum Rollenspiel, aber ich will allen anderen nicht den Spaß verderben.
Huch. In Verbindung mit dem Blitz meiner Handykamera hat gerade dieses Bild einen leicht bobrossigen Touch. Ich bin doch glatt ein Künstler.
Quark. Natürlich nicht. Aber sei es wie es sei. Dieses Abenteuer geht sehr gerade nach vorne und nach der ersten Szene bei Hofe gibt es noch vier weitere aufeinanderfolgende Szenen inklusive des großen Showdowns auf der Drachenspitze. Unterwegs geht es durch den Wildlingswald, das Bachental, auf die Drachenspitze und schließlich in die Höhle, wo die Gruppe ihren Auftrag erfüllen muss.
Nach der Rückkehr kommt ein leichter Spirit von „Feier im gallischen Dorf“ auf und die Gruppe könnte zu königlichen Agenten von Calda werden, was vermutlich den Einstieg in spätere Abenteuer erleichtern sollte.
Kritisch betrachtet haben wir es hier mit einer Begegnungsperlenkette zu tun – allerdings sind die Begegnungen in den einzelnen Szenen so gut beschrieben und erklärt UND – was mir noch viel wichtiger ist – immer mit Regeln unterfüttert, sodass sich auch unerfahrene Spielleiter*innen zurechtfinden sollten. Diesem Aspekt gebührt auf jeden Fall besonderes Lob.
Falls ihr nicht zwingend auf Tiny Dungeon setzen möchtet, bin ich sehr sicher, dass sich das Abenteuer auch problemlos mit Dungeonslayers oder einfacheren Retroklonen spielen lassen wird – also gebt dem Heftchen eine Chance. Es kostet nicht die Welt und wird ganz sicher mit eurer Gruppe und egal welchem System funktionieren.
Fazit
Sieht wunderschön aus. liest sich unterhaltsam, richtet sich nicht unbedingt an mich als Kernzielgruppe und old-schoolig ist definitv kein Attribut, das ich hier locker vergeben könnte – aber ich mag es nach der Lektüre so gerne, dass ich es in den nächsten Tagen online leiten und schauen werde, ob es auch für Erwachsene taugt. Daran, dass es ein tolles Erlebnis für Familien oder vielleicht auch schon etwas vorgebildeter Gruppen von 8-12jährigen sein wird, zweifle ich nämlich keine Sekunde. Den Geschmack der Zielgruppe trifft es ganz sicher (und ich werde auch das im nächsten Schuljahr mit meiner Spiele-AG nachweisen).
Bewertung
4 von 5 schnuffelig-puffelige vorgefertigte Charaktere
… die Drachenspitze kehrt morgen zurück mit SCHATTEN ÜBER DER DRACHENSPITZE!
Ein Gedanke zu „[Rezi] Aufbruch zur Drachenspitze (Tiny Dungeon – Obscurati)“
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