[Kurz-Rezi] David – Die Bestie im Inneren

Heute wage ich mich in Gefilde, die ich sonst selten betrete und gebe den Marcel Glgnfz-Ranitzki. Grund dafür ist ein Buch, das ich auf der Buchmesse gekauft habe – im Zuge der gegenseitigen „Befruchtung“ des Mantikore-Verlags und des Schüppler-Verlags.

Auf zu einer kurzen aber knackigen Besprechung eines wirklich unterhaltsamen Romans aus dem weiteren Shadowrun-Umfeld.

Titel: David – Die Bestie im Inneren
Autor: Marcus Strobel
Verlag: Schüppler-Verlag
Preis: 12,95€
ISBN: 978-3-942289-02-3

Vorweg – Außer einem groben Plot werde ich auf eine inhaltliche Beschreibung verzichten – will ja schließlich niemandem den Spaß nehmen.

Ich zäume das Pferd mal von hinten auf, um etwas vom klassischen Rezensions-Schema wegzukommen, das ich mir für Fantasy-Produkte angewöhnt habe:

Das Buch ist richtig unterhaltsam! Es hat Spaß gemacht zu lesen, las sich frei von der Leber weg, die Sprache ist absolut zum Genre passendanten, und die Charaktere sind liebevoll gezeichnet und wachsen einem richtig ans Herz.

Gerade Letzteres ist aber in meinen Augen das Hauptproblem, denn der Roman bemüht sich aufrichtig, „krass“ zu sein, was ihm auch in den meisten Momenten gelingt, dazu passt der Schluss leider nicht. Lest den Roman und ihr werdet wissen, was ich meine. Schade, eine verschenkte Chance mal so richtig zu rocken, aber dafür bietet sich die Chance eines zweiten Teils.

Was, zum Henker, macht denn diese merkwürdige Rezension auf einem Rollenspielblog? Klare Antwort: Die zweite Hälfte des Romans liest sich extrem wie ein Shadowrun-Roman. Hälfte1 laviert irgendwie etwas unentschlossen zwischen einer nüchtern erzählten Außenseitergeschichte und einem lässigen Tarantino-Metzler. Erstaunlicherweise gefallen mir hier die leisen („verlorenen“) Momente besser, als die, in denen Adrenalin fließt und Blut spritzt.
Gewalt ist ein großes Thema im Roman, wird aber nie übertrieben geschildert, aber schon so, dass man merkt, dass der Autor auch schonmal was auf die Omme gekriegt hat und sich gut in beide Seiten der Konflikte hineindenken kann. Hut ab vor den guten Action-Szenen (die allerdings – und das ist absolut gut so – beileibe nicht so heftig waren, wie sie mir im Vorfeld geschildert wurden).

So! Jetzt ist es an der Zeit zum Plot zu kommen – wie angekündigt nur ganz oberflächlich, um nichts Wichtiges vorweg zu nehmen.

Mit David stimmt etwas nicht – er lebt in einer entfremdeten Welt und arbeitet an einer Arbeitsstelle, wo anscheinend auch niemand Interesse an seinen Mitmenschen hat. Schnell erfährt man, was es mit David und der „Bestie im Inneren“ (Ich persönlich hätte diesen Zusatz im Titel ja lieber weggelassen.) auf sich hat. Eher unvermittelt lernt er gerade auf der Arbeit ein Mädchen kennen, das sich augenscheinlich für ihn interessiert. Mit diesem Mädchen und einem Kumpel sitzt er in einer Hafenkneipe, als der Freund brutal entführt wird und sowohl Stimmung als auch Handlung des Buches total kippen. Das Kippen der Handlung macht richtig Spaß, denn der Rest des Romans ist ein absolut reinrassiger „Run“ in die „Festung des Feindes“, um den Kumpel rauszuhauen.

Etwas unverständlich gibt es ab hier zwar deutlich mehr Action, aber die Stimmung des Romans hellt sich im merkwürdigen Kontrast dazu auf. Es wird gewitzelt, es gibt coole Sprüche, ja sogar romantische Szenen…
Keine Ahnung, warum dann vor dem Punkt, an dem alles kippt, so eine düstere Stimmung gemalt wurde. Die Welt kommt auf jeden Fall wirklich sehr trostlos und düster daher und erinnert stark an unsere Welt des Jahres 2010 in ihren schlechteren Momenten.

Eine weitere Merkwürdigkeit ist ein Nebenhandlungsstrang mit einem Mordermittler und einem Fernsehreporter, die sich permanent kabbeln und gegen Ende eine unsichere Allianz eingehen. Mir persönlich gefallen die Charaktere hervorragend und ich habedie ganze Zeit darauf gewartet, dass ihr Handlungsstrang irgendwann dem Hauptstrang zugeführt wird, was aber nie so recht passierte. Zu Beginn hatte ich durch die scheinbare Wichtigkeit dieses Nebenschauplatzes sogar irgendwie die Erwartungshaltung aufgebaut eine Art Krimi serviert zu bekommen, was sich aber in der Form nicht erfüllte.
Auf die jetztige Art und Weise laufen die beiden irgendwie ins Leere und man fragt sich, was sie im Roman zu suchen haben. Meiner Ansicht nach hätte es hier nur zwei Optionen geben können: Die Jungs komplett rauslassen oder ihnen gegen Ende eine richtig wichtige Rolle geben und sie an der Schlachtplatte beteiligen.
Warten wir mal auf den (vermutlich) geplanten Nachfolgeroman…

Ich habe ja die Bottom-Up-Rezi schon mit dem Fazit begonnen, dann kann ich es mir an dieser Stelle sparen.

Wen ihr also einem sympathischen „kleinen“ Autor eines sympatischen kleinen Verlags etwas unter die Arme greifen wollt und gleichzeitig drei Abende lang eine wirklich schön konstruierte Geschichte irgendwo im Grenzbereich zwischen lakonischem Zukunfts-Film-Noir und einem handfesten Shadowrun-Roman lesen wollt – greift nur zu! Bestellen könnt ihr (demnächst) bei Amazon. Zumindest solltet ihr mal auf der Seite des Autoren reinschneien – das hat noch keinem geschadet.