Was wissen die Charaktere von der Welt?

Klarer Fall! Zuerst einmal NICHTS! In meinen Kampagnen wird daher auch nie ein Spieler in einem Hintergrundband zur Welt, in der wir gerade spielen, lesen. (Wenn das denn überhaupt möglich ist, und wir nicht ohnehin in einem selbstgebastelten Setting spielen.)

Die Charaktere agieren in einer Welt, die ihnen zuerst einmal fremd und unbekannt ist. Sie beginnen in meinen Kampagnen das Spiel für gewöhnlich in einem Dörfchen. Dieses Dörfchen mit allen Einwohnern kennen sie dann innerhalb kürzester Zeit und beginnen sich dort zuhause zu fühlen.

Nun gibt es vermutlich innerhalb des Dorfes schon ein paar Problemchen zu lösen, um sich erste Sporen zu verdienen. Bis zu diesem Zeitpunkt ist den Spielern, wie auch den Charakteren, lediglich das Dörfchen selber bekannt.

Als nächsten Schritt bereite ich drei oder vier kleinere Abenteuer vor, welche die Abenteurer jetzt in Angriff nehmen könnten, wobei ihnen A) absolut freisteht, wohin sie sich richten wollen und sie B) jetzt die nähere Umgebung des Dörfchens kennen lernen.

Abgesehen von den von mir vorbereiteten Abenteuern habe ich jetzt als Spielleiter schon weitere Ideen, was in der näheren Umgebung an Gefahren oder potentiellen Verbündeten existiert. Die Gruppe kann auch, wenn sie absolut nicht auf die Abenteuer-Angeln, die ich ausgelegt habe, eingeht , in eine völlig andere Richtung marschieren.

An dieser Stelle könnte es dann passieren, dass sie auf das schon öfters erwähnte Kobolddorf treffen könnten, welches eigentlich gar nicht „für sie gedacht ist“, in diesem Fall (der allerdings selten eintritt) müssen sowohl Spieler, als auch Spielleiter schnell danken und handeln, um die Situation zu lösen (oder auch nicht).

Mitterweile haben die Abenteurer vielleicht genügend Geld, um sich Pferde zu kaufen, sodass sieauch die weitere Umgebung erforschen können. Ihr seht, die Welt wächst um die Gruppe herum, wobei der Spielleiter natürlich immer einen Schritt voraus sein muss.

Später können die Charaktere dann fliegen oder teleportieren, die Welt (wie auch die Aufgaben) wächst jetzt immer schneller.

Ein voller Erfolg!

Vielen Dank für die vielen Antworten und netten Diskussionen in meinem Blog! Ich hätte nicht damit gerechnet, dass nach nur 2 Tagen bereits so viel hier geschehen sein würde.

Interaktion war meine Intention dahinter, einen Rollenspielblog zu eröffnen. Ich wollte mich auf die Seifenbox stellen und meine Parolen (Ideen, Infos…) in die Menge rufen, dann wollte ich auf Zurufe reagieren. Hätte es gar keine Zurufe gegeben, dann wäre die Blog-Idee unsinnig geworden, aber so macht es wirklich richtig Spaß.

Ich weiß, dass meine Auffassung von Rollenspiel heute nicht mehr von vielen geteilt wurde, da ich irgendwie in meiner „Entwicklung“ im Jahr 1984 stehen geblieben bin, aber ich finde, dass gerade dieser Pioniergeist heute etwas fehlt und er damit nicht als muffiger, sondern als frischer Wind daherkommt.

Zu meiner Person: Augenblicklich ist mein persönlicher Rollenspielhorizont absolut begrenzt und dieser Blog könnte dazu dienen, ihn wieder zu erweitern.
Rollenspieltechnisch gibt es zwei Dinge, die mir im Moment wichtig sind, meine LABYRINTH LORD Spielrunde (zu der jeder immer wieder herzlich eingeladen ist), sowie meine Rollenspielveröffentlichungen in den USA. Erstere besteht aus einem festen Kreis von 6 Spielern und ein paar Sympathisanten, letztere bisher aus einem Abenteuer und einem Accessory, welche sich für zwei Artikel einer derart kleinen Nische eigentlich ganz gut verkaufen, immerhin sind die Verkaufszahlen beider Artikel zusammengenommen immerhin dreistellig, dabei ist der zweite erst seit einem Monat auf dem Markt.

Also nochmal DANKE an alle, dies ich die Mühe machen sich meine Ergüsse anzutun und sich dann sogar noch so weit damit beschäftigen, dass sie mich einer Antwort für würdig befinden.
Danke!

Abenteuerdesign für Spieler oder für Charaktere?

Heute erwischt euch direkt die nächste Seifenbox-Predigt. Bei modernen Rollenspielen ist es anscheinend absolut unumgänglich ein Abenteuer auf eine bestimmte Kombination an Rassen und Klassen abzustimmen.

Nicht so im Jahr 1978! (Und meiner Meinung nach muss dies auch heute nicht sein!)

In einem sehr interessanten Thread in den Dragonsfoot-Foren schreibt TIM KASK, der Editor der ersten DRAGON-Ausgaben, dass früher Abenteuer nicht konzipiert wurden, um dort bestimmten ausgewogen gewählten Charakteren (bei D&D 3e sogar möglichst exakt 4) eine Spielwiese zu bieten, sondern dass das Abenteuer eine Art mentaler Wettkampf der Intelligenz des Spielleiters gegen die kombinierte Intelligenz der Spieler war.

Die Abenteuer wurden also nicht erstellt, um ausgewogen einer guten Mischung von Charakteren zu begegnen, welche auf jeden Fall die Chance hatten das Abenteuer zu schaffen.

Wer schon einmal solche Schätzchen wie TOMB OF HORRORS oder WHITE PLUME MOUNTAIN gespielt hat, der weiß, was ich meine. Nur die wenigsten Spieler können stolz von sich berichten dort lebendig wieder herausgekommen zu sein.
Vielmehr ging es den Spielern darum möglichst lange den tödlichen Fallen des Spielleiters zu entgehen, um vielleicht das Abenteuer zu überleben und mit einer gehörigen Portion Schätze aus der Aktion hervorzugehen.

… und vielleicht mit einem T-Shirt: „I SURVIVED THE TOMB OF HORRORS!“

Natürlich ist diese Art von Abenteuern keine gute Idee, wenn man eine längere Kampagne spielen will, dafür ist die TPK-Rate (Total Player/Party Kill) einfach zu hoch, es käme nur Frust auf, aber für einmalige Abenteuer ist das auch heute noch ein absolut interessanter Ansatz.

Gerade für CON-Spiele ist diese Art, Abenteuer zu designen, auch in den Tagen von D&D 4. Edition, absolut nicht zu unterschätzen.

Eine Prise dieses Gedankens beachte ich allerdings bei jedem Abenteuer, das ich schreibe – es gibt immer mindestens eine Stelle, wo die Spieler ihren Grips anstrengen müssen – völlig unabhängig von den Charakteren, die sie spielen.

Müssen Begegnungen ausgewogen sein?

Zuerst möchte ich mich für den Gebrauch des neumodischen Wortes „Begegnung“ entschuldigen, aber mir fiel gerade nichts Kurzes und Prägnantes für die Überschrift ein – ihr wisst zumindest, was ich meine.

Zur Frage und somit zur ersten „echten“ Seifenbox-Rede: In einem Forum bei wer-kennt-wen und später bei rpgs-info wurde – inspiriert von meinem Abenteuer „Fortress of the Mountain King“ die Diskussion losgetreten, ob alle Situationen und Interaktionen in einem Abenteuer ausgewogen, bzw. für die Charaktere „schaffbar“ sein müssen.

Meine Position dazu ist ganz klar: NEIN! Das müssen sie nicht! Es gehört einfach zu einem guten Rollenspiel, dass die Spieler (und somit auch die Charaktere) lernen müssen, dass sie, wenn sie als Hanseln der 1. Stufe einem Drachen begegnen, diesen nicht zwangsläufig besiegen können.

In meinen Augen ist es ein wichtiger Lernprozess zu erkennen welchen Kampf ich gewinnen kann und wo ich einfach Fersengeld geben muss und froh sein kann, mit dem Leben davon gekommen zu sein. (Vielleicht kann ich ja zu einem späteren Zeitpunkt besser ausgerüstet einen zweiten Anlauf machen.)

Wird das Spiel nicht langweilig, wen die Spieler wissen, dass das ganze Abenteuer auf sie zugeschnitten ist und sie jedem Gegner zumindest ebenbürtig sind? Ich habe zwar seit langen Jahren nicht mehr selber gespielt, da ich zum ewigen Leiten verdammt bin, aber ich würde mir schlichtweg verar***t vorkommen, wenn ich alles babybreigleich mundgerecht serviert bekäme..