Old School Hype in Deutschland?

Einige Male durfte ich diesen Ausdruck in den verschiedensten Foren und Blogs lesen und kann mich überhaupt nicht anschließen. Seit Ende der 90er bin ich in der US-Forenszene aktiv und habe erst Mitte dieses Jahres begonnen Foren in Deutschland zu lesen (und sogar ganz selten dort etwas zu posten). Seit ziemlich genau einem Monat verfolge ich auch die deutschen Blogs und kann nur sagen – wenn es in Deutschland etwas definitiv NICHT gibt, dann ist es ein Old School Hype.

Auf meinen gesammelten Streifzügen durch die deutsche Szene habe ich maximal 5 Menschen kennen gelernt, die ähnlich antiquierte Ansichten haben wie ich, dazu noch einmal 10, die für ältere Rollenspielsysteme Interesse aufbringen können, die überwiegende Masse steht dem Ganzen gleichgültig bis genervt (teils sogar fast feindlich) gegenüber. Auch drei Rezensionen meines kleinen Abenteuerchens können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im deutschen Raum auf absolutes Desinteresse gestoßen ist.
Von einem Hype ist die Situation in meinen Augen also weit entfernt!

… aber daran kann man ja noch arbeiten.

Ich nehme diese Auffassung also mal als Kompliment für diejenigen, die diese grassroot-Bewegung im deutschsprachigen Raum unterstützen oder für mich, der sich fast täglich bemüht etwas halbwegs Spannendes für seinen Blog auszugraben. Auch Projekte wie die „Abenteuer.“ sind ganz sicher ein Schritt in Deutschland wieder eine größere Bandbreite an Wahrnehmung vom Rollenspiel zu erzeugen.

Außerdem muss ich noch abschließend anmerken, dass auch ich mit dem Begriff „Old School“ nicht so recht glücklich bin, da er völlig schwammig und nichtssagend ist. Ich benutze ihn meist nur der Einfachheit halber, um ein langes Problem mit einem kurzen prägnanten Ausdruck zu schildern, der allerdings – wie ich schon merken konnte – gerade in Deutschland eher negativ konnotiert ist, ja fast schon in Richtung Schimpfwort geht.
Für mich persönlich ist ein System dann „Old School“, wenn es mit möglichst wenig Regeln Spielern und Spielleitern in beiderseitigem Vertrauen erlaubt, in einer möglichst freien Welt möglichst frei zu handeln.

Monsters of Myth

Das wohl beeindruckendste Beispiel für die „Power of OSRIC“ – also die Möglichkeit, neues Material für AD&D 1. Edition zu veröffentlichen, ist die Monstersammlung MONSTERS OF MYTH.

Von diesem Teil kann man gar nicht genug schwärmen! Kauft es euch und stellt es direkt in euer Regal neben „Monsterhandbuch 1“ und „Monsterhandbuch 2“.

Wenn ich mich im Inhaltsverzeichnis nicht verzählt habe, dann findet ihr hier 137 neue Monster für AD&D 1. Edition. Nicht alle, aber die meisten der Monster sind zusätzlich zu den Werten und Beschreibungstexten auch noch mit schwarz-weiß Illustrationen versehen.

Was dieses Kompendium so besonders macht, ist die Tatsache, dass die Monster aus verschiednen Federn stammen, aber ein absolut homogenes Produkt herausgekommen ist. Ihr findet hier Kreaturen vieler regelmäßiger Poster des Knights and Knaves Alehouse, zum Beispiel der beiden Osric-Macher Stuart Marshall (PapersAndPaychecks) und Matt Finch (Mythmere), aber auch anderer „Online-Legenden“ wie James Boney, Trent Foster oder Bill Silvey.

Eine eigene Abteilung mit etlichen Monstern aus seiner Heim-Kampagne hat Steve Marsh, das TSR-Urgestein, was dem Projekt noch mehr das Feeling eines „inoffiziellen offiziellen“ Monsterhandbuch 3 verleiht“

Es macht einen Heidenspaß, wenn man die Charaktere der Macher kennt, zu tippen, welches Monster aus wessen kranken Gedanken entsprungen ist. Eine Faustregel ist hier: „Wenn es schleimig ist und Tentakel hat, dann ist es von Mythmere.“

Drucken lassen kann man sich das gute Stück wie so Vieles bei Lulu. Das Softcover bekommt man für $14.99, das (absolut zu empfehlende) Hardcover für $27.50.

Fight On! Issues 1 + 2

FIGHT ON! Vom selbsternannten „Fanzine for the Old School Renaissance“ sind bisher 2 Ausgaben erschienen und wie viele Rollenspielartikel heutzutage kann man sie sich bei Lulu drucken lassen.
Dazu möchte ich auch dringend allen Anhängern traditioneller Rollenspiele raten, denn beide Ausgaben sind voll mit guten Ideen, tollen Abenteuern oder auch einfach kleinen Landkarten.

Beide Ausgaben sind zwar schon eine zeitlang auf dem markt, ich denke aber, sie verdienen auch in deutschen Rollenspielerkreisen deutlich mehr Aufmerksamkeit.

Ausgabe 1 des „Vorbildes“ von ABENTEUER. ist noch eher „auf der dünnen Seite“ – 30 Seiten sind mit $10 (plus Porto) doch recht ordentlich bezahlt. Wenn man allerdings Ausgabe 2 und noch ein bis zwei kleine Lulu-Schmankerl mitordert ist das Porto halb so wild.
Vom Inhalt her spricht die erste Ausgabe aber schon für sich: Alleine für das Abenteuer von Jeff Maliszewski THE RUINED MONASTERY lohnt sich der „Eintrittspreis“! Interessant ist auch SETTING UP YOUR SANDBOX von Calithena, was sich mit der Planung einer Kampagne befasst.

Nummer 2 macht dann direkt ein richtiges Fass auf! Die Kritik „wenig value for money“ wurde sich von den Machern zu Herzen genommen. Hier wird einem auf 88 Seiten alles geboten, was das Herz begehrt. Spektakulär doof fällt hier der PENGUIN AS PLAYER CHARACTER von Patrick Farley auf – ich nehme mal an, das Ganze wurde vom legendären Penguin of Destiny von Frank Mentzer inspiriert. Ein interessantes Gedankenexperiment ist der ADVENTURE FLOWCHART von Dan Eldredge. Für mich am beeindruckendsten in der ganzen Ausgabe, die übrigens DAVE ARNESON gewidmet ist, ist die Schilderung von THE FIRST DUNGEON ADVENTURE von Greg Svenson, einem der ursprünglichen Spieler von Arneson. Ach, man kann es einfach nicht allen tollen Artikeln recht machen, diese zweite Ausgabe ist ein MUSS. Ab zu Lulu und die Print-Version bestellen. Das macht sich sehr gut im Sammlungsregal.