[Rezension] The Rising 3: Neue Fronten (Mantikore Verlag 2016)

Neue Fronten wird mir immer als der erste Roman sein, den ich komplett als epub auf dem Smartphone gelesen habe. Das geht deutlich besser, als ich vorher angenommen hatte. Und die ersten beiden Bände waren ja als Postapokalypse (endlich mal ohne Zombies) wirklich sehr lesenswert.
Ich warne euch aber jetzt schon – rechnet nicht mit einer abgeschlossenen Trilogie. Ich war zuerst etwas verwirrt, aber hier haben wir es einfach mit einem Band einer länger angelegten Reihe zu tun.

… ab und an bietet der Mantikore-Verlag übrigens für seine E-Bücher granatenmäßige Sonderpreise an – wenn ihr das Teil hier für 99 Cent seht, gibt es wirklich keinen Grund, nicht zuzuschlagen!

Das Cover – (Co) Mantikore Verlag
Produkt: The Rising 3 – Neue Fronten
Autor: Felix Münter
Verlag: Mantikore
Aufmachung: epub, 311 Seiten
Erscheinungsjahr: (März) 2016
Preis: 9,99€ (Kindle), 13,95€ (Taschenbuch)
ISBN: 978-3945493380
Gestaltung
Tja, da kann ich nun wirklich in diesem Fall nicht viel sagen. Bei epub ist ja wirklich nur Text am Start – und der hat nur ein paar vergeigte Umbrüche, aber das ist echt kein Beinbruch und dem Lesevergnügen am kleinen Telefonbildschirm steht nichts im Weg.
Inhalt
Der Roman beginnt mit einer heimtückischen Entführung: In Yard werden Sohn und Tochter von Präsident respektive oberstem General entführt, ihr Leibwächter wird hinterrücks ermordet. Vordergründig besteht die erste Hälfte des Romans nun in einem Kriminalfall – nämlich der Suche nach den Jindern und ihren Entführern. Immer aber steht im Hintergrund die Frage nach der derzeitigen Gesellschaft und ihrer Legitimation. Irgendwann ist dieser Fall dann gelöst und die gesellschaftlichen Misstöne treten in den Vordergrund. Neben viel Action werden auch fast schon staatsphilosophische Fragen gestellt: „Wie weit darf eine Regierung gehen?“ oder „Wie weit muss meine Loyalität gehen?“…
Sorry, dass ich hier nicht weiter ins Detail gehen möchte, aber wer die ersten beiden Teile gelesen hat, wird hier die eine oder andere Überraschung erleben, die ich ihm nicht nehmen möchte.
Fazit
Ein wirklich starker Roman mit interessanten Figuren und zwei komplett unterschiedlichen Teilen. Beide Teile gefallen mir ausgesprochen gut, man darf lediglich nicht mit der Erwartung herangehen, dass man es mit dem Abschluss einer Trilogie zu tun hat – aber das ist wohl eher das Problem von „uns“ fantasygeprägten Lesern.
Es bleibt alles beim Alten – Felix kann gut schreiben und darf gerne weitere Romane in der Reihe veröffentlichen. Punkt!
Bewertung
4 von 5 unerfreuliche politische Entscheidungen

[Sonntags-Interview] Peter Hohmann (Autor)

In der letzten Zeit bin ich beim Rezensieren und Korrigieren immer mal wieder über den Namen „Peter Hohmann“ gestolpert, der zudem noch ein Berufskollege von mir ist – Grund genug, ihn zu einem kurzen Interview zu zwingen…
Zuletzt habe ich den Roman Feywind vor der Brust gehabt:

1. Peter – bei dir bin ich mir nicht sicher: Bist du Rollenspieler?
Jein, würde ich sagen. Früher habe ich ein bisschen DSA gespielt, aber nur ein paar Mal. Ein wenig später hatte ich eine kleine Earth-Dawn-Runde. Ist aber alles schon sehr lange her. So richtig gesüchtelt habe ich bei Computerspielen, Baldur´s Gate, Witcher I,II,III, DSA usw. Aber am Computer ist es natürlich nicht das, was es in einer echten Spielrunde ist. Daher wie gesagt jein … 🙂

2. In der letzten Zeit habe ich so den einen oder anderen Roman von dir bei den unterschiedlichsten Verlagen gesehen. Wie kommt das? Warum hast du keinen „Stamm-Verlag“?
Meine erste Veröffentlichung, die länger war als eine Kurzgeschichte, hatte ich 2010 beim Arcanum-Fantasy-Verlag, der inzwischen leider seine Pforten geschlossen hat. Aus über 180 Einsendungen erzielte ich mit meinem Kurzroman „Weißblatt“dort den ersten Platz. Was aus meiner Novelle nun wird, hängt derzeit in der Schwebe. Aber „Weißblatt“ war die „Initialzündung“ für längere Veröffentlichungen. Bei denen hat mir André Skora alias „Würfelheld“ maßgeblich geholfen. Der ist seit langem eine feste Größe in der Rollenspiel-Szene und kennt auch viele Verleger. Nachdem ich bei einigen seiner Anthologie-Projekte mitwirken durfte, hat er mal bei ein paar Verlagen angeklopft und meine Roman-Skripte vorgestellt. So kam dann eines zum anderen. Inzwischen habe ich bei Begedia meine beiden Bände von Magier des Dunklen Pfades herausgebracht sowie Operation Thule, bei Prometheus Feywind und ab Sommer kommen im Abstand von zwei Monaten drei Bücher beim Atlantis-Verlag heraus, meine erste Trilogie sozusagen. So darf es gerne weitergehen. Das mit einem Stammverlag hat sich also irgendwie einfach nicht ergeben.

3. Du bist ja kein „Profi-Schreiber“, sondern von Hauptberuf Lehrer – wie kannst du das Schreiben und den Job vereinbaren?

Organisation (obwohl ich manchmal ein völliger Chaot bin, nur beim Schreiben nicht) und – das Allerwichtigste – Motivation. Es gibt nur eine einzige Kernfrage, die eigentlich für alles im Leben gilt. Will ich – oder will ich nicht?

4. Wissen deine Schüler, was du nebenbei so treibst? Und wenn ja, wie finden sie das?
Da ich nicht unter Pseudonym veröffentliche, sind die natürlich irgendwann dahinter gekommen. Die finden das interessant. Ab und an lese ich ihnen vor den Sommerferien ein paar Geschichte vor – aber nur, wenn sie mich danach fragen. Ich will mein Geschreibsel wirklich niemandem aufzwingen. Obwohl ich mir überlegt habe, jedem Schüler, der alle meine Bücher vorweisen kann, ein paar Einser zu geben. Das würde die Verkäufe ordentlich ankurbeln. 😉

5. Gibt es in deinen Romanen eine Figur, auf die du besonders stolz bist?

Das ist eine wirklich gute Frage. Müsste ich mich festlegen, würde ich sagen: Feywind. Liegt aber wohl vor allem daran, dass der mich am längsten begleitet hat. Feywind habe ich vor fast zehn Jahren geschrieben, und da war ich schreibtechnisch, sagen wir, etwas eingeschränkter als heute. Somit habe ich das Buch mehrere Male umgemodelt und umgeschrieben und aufgehübscht und so weiter. Umso mehr freut es mich, dass er es – zusammen mit seinem Sidekick Shnurk – zwischen zwei Buchdeckel geschafft hat!

6. Dein Roman „Feywind“ ist ja mit Prometheus bei einem etablierten Rollenspielverlag erschienen. Wer genau soll da die Zielgruppe sein?
Gute Frage, nächste Frage. Da ich den ja, wie bereits erwähnt, am Anfang meiner „Karriere“ schrieb, stellte sich seinerzeit diese Frage gar nicht, da ich mir da keinen sonderlichen Kopf über Zielgruppen gemacht habe. Mir fehlte da die Erfahrung – was nicht heißt, dass ich heute der absolut abgebrühte und mit allen Wassern gewaschene Autor bin. Es gibt immer etwas zu lernen und zu verbessern. Und das ist auch das Reizvolle.

7. Wo siehst du dich als Autor in 10 Jahren?

Bei guter Gesundheit vor meinem PC, mit vielen Ideen im Kopf und bis in die Haarspitzen motiviert. Was den Erfolg betrifft, muss man den immer für sich selbst definieren. Hätte mir jemand damals prophezeit, dass es Verlage gibt, die meine Roman veröffentlichen wollen, hätte ich sofort eingeschlagen und Luftsprünge gemacht. Jetzt ist das eingetreten. Satt bin ich aber noch lange nicht. 🙂 Ich bin ein ständig Suchender. Andere sagen: ein ständig Getriebener. Beides stimmt wohl.

8. Gibt es einen Autor, den du als Vorbild ansehen würdest?
Es gibt einen Autor, von dem ich wirklich jedes Buch gelesen bzw. verschlungen habe, und das ist der 2006 verstorbene David Gemmell. Für mich konnte dieser Mann wie kein anderer eine mitreißende Story mit absolut genialen Charakteren kreieren, die ohne gekünstelt wirkende sprachliche Ausritte auskommt. Vor allem gefällt mir die in seinen Roman vorkommende Badassery. *grins* Es gibt aber viele, viele andere Autoren, die ich ebenfalls super finde. Aber David Gemmell ist wie gesagt mein Favorit.

9. Arbeitest du derzeit an irgendwelchen Projekten, von denen ich unbedingt wissen sollte?
Tja, das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht, da man ja nie weiß, ob ein Roman einen Verlag findet oder nicht. Was bei meinem derzeitigen Projekt vielleicht ungewöhnlich anmutet, ist, dass es ein Thriller ist – ganz ohne fantastische Elemente. Hat mich einfach mal gereizt. Bleibt nur abzuwarten, ob das Projekt auch gutgeht. Man wird sehen …

10. Vielen Dank für deine Zeit. Abschließend erhältst du noch die Chance, dein Credo an alle Leser da draußen loszuwerden.
Lest Bücher, genießt das Leben und bleibt gesund!

[Rezension] Operation Thule (Roman)

… und der rührige Gymnasialkollege aus dem tiefsten Süden beschert mir mal wieder eine nette (Schul-)Lektüre…
Autor: Peter Hohmann
Verlag:
Begedia
Format:
Taschenbuch
Seitenzahl:
325
Erschienen: 2015
ISBN:
978-3957-770318
Preis: 12,50
Euro

Nordische Mythologie und Nazis – da macht man nichts verkehrt!
Vielleicht! Denke ich…
Das Cover – (Co) Begedia
Klappentext
‚Dort, wo die Geister hausen, im
dunklen Reich, ruht mein Bruder im Gewand der Ewigkeit, ganz wie ich.
Dieser sagt dir dann, wohin des Weges, tapferer Wanderer!‘
Ein
reisender Wikinger will den Ort gefunden haben, an dem sich Götter-
und Menschenwelt treffen!
Wenn sich dieser lange verschollene
Bericht als wahr herausstellen sollte, konnte das damit verbundene
Geheimnis den Ausgang des Krieges verändern. 

Ein in
altnordisch gehaltener Runentext einer aus der Frühzeit der Wikinger
stammenden Steintafel führt den Archäologen und Sturmbannführer
Rudolf Krieger nach Finnland.

Zum Inhalt
Hier haben
wir mal wieder einen Roman, bei dem es nicht ratsam ist, zu viel zum
Inhalt zu erzählen, denn er lebt von eben jener Handlung.
Ganz grob kann ich aber gerne verraten, dass wir es mit einer recht
krassen Zweiteilung zu tun haben und einem kurzen Zwischenteil, als
die beiden Welten beginnen zu verschwimmen. Zuerst gibt es eine Art
Schnitzeljagd des rücksichtslosen Sturmbannführers Rudolf Krieger
(der eigentlich alles andere ist als ein Krieger) nach nordischen
Götterhimmel und im zweiten Teil befindet sich die nicht sonderlich
homogene Gruppe aus fiesen SS-Schlägern, einer „Hexe“ auf Seiten
der Nazis und ein paar Wehrmachtssoldaten (von denen zwei die
eigentlichen Helden der Geschichte sind) sowie einigen Norwegern, die
sich auf Rachefeldzug befinden, dann eben dort und muss sich den
eigenen Ängsten und Problemen stellen.
Interessant ist hier, wie gut es gelungen ist, in unsere reale Welt
mächtige Magie einzuflechten, ohne, dass es sonderlich stört. Ja,
in den besten Augenblicken blitzt sogar ein hauch Indiana Jones auf.
Fazit
Nuuuun, wie
soll ich es sagen? Als Deutscher tut man sich immer etwas schwer
Geschichten aus der Sicht deutscher Wehrmachtssoldaten zu lesen, und
seien die auch noch so edel und gut und stellten sich gegen die
fiesen SS-Schergen. In diesem Fall
habe ich mich zähneknirschend irgendwann daran gewöhnt und war dann
beim Lesen wirklich gut unterhalten, denn dieser durchgeknallte
nordische Mythen-Schmonses wurde konsequent durchgehalten. Wie schon
an anderer Stelle festgestellt, hat dieser Hohmann eine wirklich
unterhaltsame Schreibe und empfiehlt sich wirklich für Größeres…
Bewertung
4 von 5
Runentafeln

[Rezension] The Black Company – Seelenfänger (Roman)

Ich warte ja immer noch drauf, dass mir die Verlage etwas vorbeischicken, was ich so richtig Scheiße finde . vielleicht besteht mit diesem Roman ja die Chance zum brutalen Verriss…

Das Cover – (Co) Mantikore
Produkt: The Black Company – Seelenfänger
Autor: Glen Cook
Übersetzerin: Andrea Brendl
Verlag: Mantikore
Format: Taschenbuch, broschiert, 386 Seiten
Erscheinungsjahr: 2015
Preis: 14,95 Euro
ISBN: 978-3-945493-28-1
Gestaltung
Das Cover hat mir irgendwie eher die Erwartung auf einen klassische Rittergeschichte geweckt, aber die Düsternis des Geschehens wird immerhin gut dargestellt. Das passt. Ich hätte mir hier noch einen kleinen Fantasy-Einschlag gewünscht, um besser auf das Buchinnere vorbereitet zu werden.
Die Übersetzung ist größtenteils gelungen, aber an einigen Stellen werden Redewendungen nicht richtig erkannt oder fragwürdig übersetzt. So klingt beispielsweise „Sie bedecken ihre Hintern“ im Deutschen dann doch eher merkwürdig. Außerdem weiß ich, dass mein Freund Matthias (der Layouter) jetzt wieder einen EInlauf vom Chef kriegt, aber die falschen Trennungen kann man nicht an den FIngern zweiter Hände abzählen. So etwas wirft mich immer etwas raus. Das ist natürlich alles kein Beinbruch und das Buch lässt sich wirklich gut lesen, ich bin da wahrscheinlich etwas überkritisch unterwegs, weil mir so etwas „berufsbedingt“ auffällt.
Noch eine Anmerkung dazu, dass sowohl der Name der Kompanie als auch die Namen der meisten Handelnden nicht übersetzt wurden: Ich war zu Beginn irritiert, aber ich vermute sehr, dass der Verlag hier nicht in die „Game of Thrones“-Falle tappen wollte und alte Fans der Reihe vergrätzen oder gar Übersetzungsprobleme in der Zukunft heraufbeschwören wollte. Man gewöhnt sich auch schnell daran und gegen Ende empfand ich es sogar als „Besonderheit“ der Hintergrundwelt. Ich kann also mit dieser Entscheidung gut leben.
Inhalt
Poah, den Inhalt sinnvoll wiederzugeben ohne großartig zu spoilern, ist in diesem Fall wirklich schwer – aber für die treuen Seifenkistenlesern versuche ich mich an dieser herkulischen Aufgabe:
Aus der Sicht von Croaker, dem Chronisten, wird die Geschichte der „Black Company“ erzählt – einer Söldnertruppe, die zwar einen gewissen Ehrenkodex besitzt, allerdings ist dieser (beim Berufsbild fast zwangsläufig) käuflich.
So begibt sich die Kompanie schnell in die Dienste von Soulcatcher, eines der „Entführten“, unter dessen Befehl sie nun von Schlacht zu Schlacht und von Spezialmission zu Spezialmission taumeln, immer mit den „Rebellen“ im Nacken. Über dieser Handlungsebene einzelner menschlicher Schlachten und Scharmützel liegt die Ebene des Streitens der finsteren „Lady“ gegen ihren vermeintlich toten Ex-Mann, den „Dominator“. Auf Seiten der Lady kämpfen die „Entführten“, mächtige untote Wesen, auf der Gegenseite stehen die Rebellen, die Prophezeiung der Weißen Rose im Handgepäck. Interessant ist hier, dass diese „politische“ Erzählebene nicht getrennt von den „normalen“ Aktionen der Kompanie steht, sondern dass die mächtigen Generäle der Guten und der Bösen tatsächlich in die Handlung eingreifen – ja in Person von Croaker, dem Erzähler, besteht sogar eine mysteriöse direkte Verbindung zur unfassbar mächtigen Lady.
Nach unendlichen Gefechten, die ich gerne auf einer strategischen Karte verfolgt hätte (Mantikore Veralg – ich blicke in deine Richtung! Da muss für Teil 2 nachgebessert werden!), gibt es dann den großen Showdown, in dem sich die Armeen der Lady auf einem gewaltigen Turm gegen die Rebellen zur Wehr setzen müssen. Mittlerweile scheint sogar die Prophezeiung erfüllt zu sein, denn ein Komet steht am Himmel und die Rebellen führen demonstrativ ein junges „weißes“ Mädchen in die Schlacht, aber der professionelle Fantasy-Leser hat zu diesem Zeitpunkt schon eine sichere Ahnung, dass er die Weiße Rose schon seit etlichen hundert Seiten kennt…
So viel (ähhh… so wenig) zur extrem komplexen Handlung, es sei aber noch gesagt, dass nicht nur die Handlung äußerst interessant ist, sondern dass auch die einzelnen Charakteren, egal ob Hauptmann (von dem man nie den Namen erfährt), Elmo, Raven, Goblin, One-Eye oder Silent, ganz zu schweigen vom Ich-Erzähler Croaker, sehr interessant sind und man mit ihnen und ihren Schicksalen mitfiebert – und das, obwohl sie ja eigentlich die Bösen sind!
Fazit
Ein überraschend starker Stück Fantasy, das mal nicht auf dem moralisch hohen Ross reitet, sondern die Geschicke einer Söldnerkompanie verfolgt, die derzeit für die „böse“ Seite kämpft. So stellt die Erzählung die Frage nach „Gut“ und „Böse“ unterschwellig immer mal wieder, gibt aber keine vorgefertigte Antwort. Gefällt mir.
Ich habe leider (neben der minimal verbesserungswürdigen Übersetzung) nur einen echten Kritikpunkt: Sorry, aber ich brauche hier einfach eine Karte!!!
Wenn ihr ein paar Hintergründe zur Serie sucht, seid ihr hier super aufgehoben, die von mir schmerzhaft vermissten Karten findet ihr hier.
Bewertung
4,5 von 5 verwirrende Schlachten im Nirgendwo

[Rezension] Die Stunde der Helden

Auf der RPC habe ich mir ein paar Mantikore-Romane mitgenommen – und, wie bisher eigentlich immer, wurde ich nicht enttäuscht. Autor und Setting sagen mir zwar bisher gar nix, aber „Jörg Benne“ und „Legenden von Nuareth“ behalte ich mal im Hinterkopf – da habe ich in den letzten Jahren schon schlechtere deutsche Fantasy gelesen…
Titel: Legenden von Huareth – Die Stunde der Helden
Autor: Jörg Benne
Art: Roman
Format: Taschenbuch, 353 Seiten
Verlag: Mantikore
ISBN: 978-3-945493-21-2
Preis: 12,95€
Link: Manti-Shop
Gestaltung
Gutes Cover, absolut sattelfestes Layout, ordentlich lektoriert…
Inhalt
In den wilden Nordlanden treibt sich der (erzählerisch orientierte) Barde Felahar herum und erzählt in einer Kneipe eine komplett aus den Fingern gesogene Geschichte von drei legendären Helden der Region. Anschließend stellt er fest, dass eben jene drei Helden zu seinem Publikum gehörten. Komplett starstruck gelingt es ihm, mit den Dreien auszuhandeln, dass er mit ihnen reisen darf, im Gegenzug für einen Anteil an den verkauften Büchern der gewaltigen und zu erwartenden Heldensaga.
Schnell stellt er fest, dass die drei auch nur mit Wasser kochen und beispielsweise ihren Lohn ausfeilschen und angepisst sind, wenn die Entlohnung nach einem ausgeführten Auftrag geringer ausfällt als versprochen, da die Dorfbewohner nicht mehr so viel Geld besitzen. So weit so erwartet, aber die ganze CHose fällt dann doch ziemlich knallhart und schonungslos aus, ich war nach dem Klappentext allerdings auf etwas Witziges eingestellt gewesen und musste ein paar Seiten lang umdenken.
Die Hintergrundwelt ist ein klassisches, von der Zivilisation nur spärlich berührtes, Grenzland mit den klassischen Wesen, die hier allerdings etwas anders heißen. Diese Namenswechsel sind dann aber auch das Einzige, was Nuareth von den anderen drölfzillionen Grenzlanden aus Literatur und Rollenspiel unterscheidet. Umso überraschender, dass scheinbar die Welt im Fokus des Autoren liegt. Ich hatte damit gerechnet, dass die Helden im Zentrum stehen und als Protagonisten der nächsten Romane aufgebaut werden. Sieht man sich das Ende des Buches an, so wird man feststellen, dass ich mich nicht heftiger hätte irren können…
Fazit
Ich hatte nach dem Lesen des Klappentextes irgendwie etwas völlig Anderes erwartet – menr ih Richtung witziger Fantasy, aber das, was dann zwischen die Deckel gedruckt wurde, ist noch viel besser. Vielleicht an einigen Stellen etwas zu blutig und sexmäßig zu brutal für meine zarte Kinderseele, aber gut augebaut, gut geschrieben, mit vielen schicken Klischees, aber auch den dazu passenden Wendungen. So kann der Kerl gerne weiterschreiben. Her mit der nächsten Legende von Huareth.
Bewertung
4 von 5 klassische Heldengruppen

[Interview] Eva Strasser (Gewinnerin des DSFP 2015)

Dank der Vermittlung des guten alten Würfelheldenhatte ich die Chance ein paar Fragen von Eva Strasser beantwortet zu bekommen, deren in der Anthologie „Tiefraumphasen“ erschienene Kurzgeschichte „Knox“ gerade den DSFP 2015 gewonnen hat – eine gute Gelegenheit, ihr zu gratulieren…

Zu deinem Hintergrund weiß ich genau das, was als kurzer Info-Text hinten in „Tiefraumphasen“ zu finden ist. Wie viele Stunden am Tag muss man denn so durchschreiben, um als „Autorin und Dramaturgin in Berlin“ überleben zu können? Und fast genau so interessant – kannst du mir etwas zum Kurzfilm „Küss mich tiefer“ erzählen, ohne dass ich erröte und kichern muss wie ein Schulmädchen?

Mit Stundenangaben bin ich nicht so gut, wenn ich los schreibe, schaue ich nicht auf die Uhr und dann sind mal 2 Stunden rum und mal 4. Mehr als 4 Stunden am Stück finde ich auch schwierig. Nebenher unterrichte ich Dramaturgie und arbeite in der Stoffentwicklung, das nimmt auch Zeit in Anspruch, macht aber auch Spaß. Aber nur vom Schreiben leben kann ich noch nicht.

„Küss mich tiefer“ habe ich zusammen mit der Regisseurin Eleni Katsoni geschrieben. Es geht um eine junge Frau, die sich plötzlich in ihren real gewordenen virtuellen Netzwerken wieder findet, sie muss gegen personalisierte Werbung, Apps und Follower im täglichen Leben ankämpfen und dabei nicht die Liebe aus den Augen verlieren. Kennt man ja! Der Titel bezieht sich auf ein Lied, das ihre Tante im Film singt, es ist griechisch, und geht ungefähr so: „… und er küsste mich auf die Stirn und ich sagte, küss mich tiefer; und er küsste mich auf den Hals und ich sagte küss mich tiefer; er küsste mich auf den Bauch und ich sagte küss mich tiefer; und dann küsste er mich auf das Knie und ich sagte, küss mich höher!!!“ Also sehr nett elliptisch erzählt.

Du hast ja soeben mit deiner Kurzgeschichte „Knox“ in der Sammlung „Tiefraumphasen den DSFP 2015 abgeräumt. Zuerstmal ganz, ganz herzlichen Glückwunsch! Wie hast du den Sieg gefeiert?

Vielen Dank! Ich habe mich auch schon sehr über die Nominierung gefreut. Als ich dann gelesen habe, dass ich gewonnen habe, konnte ich es erst mal nicht glauben, konnte allerdings auch nicht wirklich feiern, weil ich am nächsten Tag sehr früh verreist bin und noch packen musste, und war dann einfach nur sehr aufgeregt und glücklich.

Was unterscheidet eine preisgekrönte Kurzgeschichte von einer guten?

Oh, keine Ahnung. Ich finde eine Geschichte dann gut, wenn ich sofort drin bin, als würde mich Jemand am Arm in eine fremde Wohnung ziehen und da durch alle Zimmer schleifen und überall treffe ich seltsame Gestalten oder zumindest Figuren, die mir in Erinnerung bleiben, und wenn ich dann später wieder draußen auf der Straße stehe, bin ich aufgewühlt und nachdenklich, auf jeden Fall aber in einem anderen „state of mind“ als vor der Geschichte.

Ich hatte ja in meiner Rezi deine Kurzgeschichte als „Anlesetipp“ genannt. Nimmt man so etwas als Autor wahr? Wie eitel ist man da und in welchen Abständen googelt man nach dem Erscheinen den Namen der eigenen Geschichte?

Das habe ich gesehen und es hat mich sehr gefreut! Ich musste mich gar nicht googeln, weil ich über die Tiefraumphasen-Seite bei Facebook eigentlich immer gut informiert war, wo es wieder eine neue Rezension gibt.

Wie bist du mit der Illustration zufrieden, die zu deiner Geschichte angefertigt wurde? Was hältst du überhaupt davon, Geschichten in Bilder gießen zu wollen?

Die Illustration gefällt mir sehr gut, sie hat auch etwa Trauriges und Verlorenes. Ich lese Comics und Graphic Novels sehr gerne. Ich würde wahnsinnig gern selbst Graphic Novels schreiben, aber ich kann leider überhaupt nicht zeichnen. Aber für mich selbst male ich immer mal wieder  Minicomics.

Ich kann halbwegs vernünftig mit Worten umgehen, aber meine bisherigen belletristischen Versuche haben mich alle nicht ganz zufrieden gestimmt – hast du daTipps für mich? So eine Art „Die 3 goldenen Regeln einer erfolgreichen Kurzgeschichte“ oder so…?

Hmm, ich habe, als ich Knox fertig geschrieben habe, mal gegoogelt, was es so für Kurzgeschichten-Kriterien gibt und dann gleich wieder aufgehört, das zu lesen, weil ich das alles nicht berücksichtigt habe. Für mich am wichtigsten ist eigentlich immer, dass es nicht langweilig ist. Sehr wichtig finde ich auch zu wissen, nur für mich zum schreiben, wer die Geschichte erzählt. Und dann einen groben Plan, was passiert. Und dann höre ich beim Schreiben immer Musik, die zu der Stimmung und Welt der Geschichte passt. Das hilft ganz gut.

Wie ich Schreiberlinge so kenne, sitzt du sicher gerade an mehreren Projekten gleichzeitig. Gibt es derzeit irgendetwas Konkretes zu vermelden? Was treibt der Schwarzwald-Thriller, der in TRP angeteasert wird?

Der Thriller ist noch nicht ganz fertig, ich habe zwischendurch noch ein paar Exposés für Serien und Film geschrieben. Aber er steht auf meiner Liste, zusammen mit dem zweiten Teil von Mary, dem Roman, der 2013 erschienen ist. Und dann gibt es vielleicht bald noch einen Science Fiction Roman!

Für die Seifenkistenleser vielleicht noch interessant – hast du eine Beziehung zum Rollenspiel? Du weißt schon – so mit Pizza am Tisch sitzen und Orks verprügeln, nicht scharfe Krankenschwester und geiler Patient…

Nein, hab ich gar nicht! In der Schule früher spielten ein paar Schwarzes Auge, aber ich war nie dabei. Ich kann mir aber vorstellen, dass das großen Spaß macht, ich fand es als Kind schon ganz toll, ein Zauberer beim Verrückten Labyrinth zu sein.

[Rezension] Tiefraumphasen (Kurzgeschichten-Sammlung)

Mir ist mal wieder eine Kurzgeschichten-Anthologie vor die Augen gekommen, die durchaus rollenspielerische Bereiche streift – nicht nur wegen der teils auch aus dem Rollenspielbereich bekannten Autoren, sondern auch, weil ich mich das eine oder andere Mal an Traveller-Spielrunden erinnert fühlte…
Titel: Tiefraumphasen
Herausgeber: André Skora, Armin Rößler, Frank Hebben
Art: Kurzgeschichtensammlung
Format: Taschenbuchgröße, 261 Seiten
Verlag: Begida
ISBN: 9-783957-770066
Preis: 13,50€
Link: Begida
Gestaltung:
Respekt! Gerade für so einen kleinen Verlag und eine vermutlich recht geringe Druckauflage wird hier einiges geboten – so gehört zu jeder Geschichte eine passend angefertigte Illustration und im Anhang findet man Kurzinfos zu den AutorInnen inklusive Foto. Toller Service und eine tolle Hilfe, um die Schreiberlinge und ihre Geschichten besser einordnen zu können. Auch das Cover gefällt mir und vermittelt gut das, was ich mir von der Sammlung erwarte (ob ich das dann auch bekomme, steht erstmal auf einem anderen Blatt): Sprich: Sieht gut aus, ist gut lektoriert und macht so schonmal direkt Spaß.
Inhalt:
  • Armin Rößler
  • Andreas Winterer
  • Christian Günther
  • Karsten Kruschel
  • Niklas Peinecke
  • Peter Hohmann
  • Sven Klöpping
  • Torsten Exter
  • Thorsten Küper
  • Jakob Schmidt
  • Karla Schmidt
  • Eva Strasser
  • Jan-Tobias Kitzel 
Dreizehn mehr oder weniger bekannte Namen aus der deutschen Literaturszene, die Sci-Fi-Geschichten präsentieren. Die Illu und der Titel erschaffen vor meinem geistigen Auge Bilder von Kälteschlafkammern, von der Charaktererstellung im Traveller-Rollenspiel, ganz allgemein von Hard-Sci-Fi mit amtlich technischem Schnickschnack und jeweils einer Prise philosophischem, aber sich in Grenzen befindendem Geschwurbel.
Aber (in den meisten Fällen) weit gefehlt! Sci-Fi gibt es schon, aber nur selten wird auf den Weltraum-Tech-Bereich eingegangen. Eher schon gehen viele der Geschichten in Richtung Cybertech – was eine deutliche Verbindung zum Vorgängerprojekt Fieberglasträume darstellt, mich aber in meiner Erwartungshaltung etwas einbremst.
Die Geschichten rauschen im Mordstempo an mir vorbei, aber wenn ich nachher drüber nachdenke, hat sich wenig im Gehirn festgesetzt. Müsste ich mich allerdings auf einen Favoriten festlegen, weil Thema und Ende einfach verdammt ungewöhnlich (aber nicht zu ungewöhnlich!!!!) sind, so würde ich als Anlesetipp zu „Knox“ von Eva Strasser raten. Wir reisen im Gehirn des scheinbar etwas zurückgebliebenen Knox als Beifahrer mit und das ist mal wirklich verstöhrend…
Mag man es absolut verwirrend, dann gibt schon der Titel „Extremophile Morphologie“ von Jakob Schmidt einen deutlichen Fingerzeig in welche Richtung es gehen könnte. Wer schon immer mal über Merkurkrabben philosophieren wollte, der wird hier perfekt bedient.
Fazit:
Hmmm… Ich weiß nicht so recht, ob alle Geschichten das repräsentieren, was ich mir im Vorhinein vorgestellt habe, aber ganz ehrlich: Alle sind handwerklich gut geschrieben und keine einzige ist wirklich schlecht. Allerdings hat mich auch keine so richtig weggehauen – scheint irgendwie gerade so ein Trend bei Kurzgeschichtensammlungen zu sein. Die Qualität in der Breite stimmt absolut, aber die Spitze ist doch eher schmal. (Okay, vielleicht liegt das aber auch an meinem verquasten Geschmack…) Wer sich einen guten Überblick über die deutsche Kurzgeschichtenszene verschaffen will, der sollte hier unbedingt zugreifen.
Bewertung:
3,5 von 5 Kälteschlafkammern

[Rezension] Aetherwestern Ausgabe 1 – Staub und Aether

Cool. Mein erster Groschenroman seit ich mal zu Recherchezwecken vor drei oder vier Jahren ein John
Sinclair-Heft gelesen habe. Davor war mein letztes Zusammentreffen mit
diesem Genre in der 11. Klasse, als wir als Klassenarbeit ein Kapitel
aus einem Arztroman geschrieben haben…
Artikel: Aetherwestern – Ausgabe 1

Autoren: Anja Bagus, Brida Anderson, Lara Kalenborn, Andreas Dresen
Verlag: Aether Manufaktur
Preis: 2,50€
Reihe: Aetherwestern
Format: A5-Heft, 82 Seiten
Erschienen: September 2014

Klappentext:
    Der wilde Westen. Sand knirscht unter den Stiefeln, Sporen klirren; die Männer sind rau, die Frauen auch, und manch einer ist schneller mit der Waffe als mit Worten. Die besten Freunde sind der Sonnenuntergang, das Pferd und die Winchester. Doch die Tänze der verfolgten Ureinwohner wecken den Aether, und mit den grünen Nebeln kommen nicht nur hilfreiche Geister, sondern auch bösartige Scheußlichkeiten.
    Unsere Geschichten erzählen von den Siedlern, den Cowboys, den Marshals und den Pinkerton-Detektiven. Sie erzählen auch von mutigen Frauen, von Glücksrittern, Geschäftemachern und von denen, die das Unbekannte nicht scheuen, sei es nun staubgrau oder aethergrün.

    Die Geschichten:
    Shunta — Kitty-Grace Cunningham (alias Anja Bagus)
    Für eine Faust voll Federn — Brida Anderson
    Fallende Steine — Nathaniel T. Jefferson (alias Lara Kalenborn)
    Aetherwood — Al McMurphy (alias Andreas Dresen)

Die Storys:
Shunta:
Ein rasant ziehender Pinkerton-Agent, der irgendwie mit in einen Indianer-Mythos hineingerutscht ist. Traum oder Realität?

Für eine Faust voll Federn:
Schöner Mysterywestern mit amtliche fiesen Bösewichten einer (vielleicht 2???) Heldin, die sogar auf diesen wenigen Seiten Gestalt annimmt und ein Knaller im letzten Satz. So muss Pulp-Literatur!

Fallende Steine:
Hmmm… Wenig Western, wenig Steampunk, aber eine schöne etwas an Lovecraft erinnernde Liebesgeschichte.

Aetherwood:
Mein Highlight, da tatsächlicher überraschender Schluss und die meisten Steampunk-Elemente sowie ein fernöstlicher Drache im Wilden Aether-Westen. Blitzsaubere Unterhaltung.

Das Setting:
Das Setting gefällt mir echt gut – wir haben es hier mit einem leicht steampunkigen, etwas düsteren Western zu tun, der in seinen besten Momenten leicht cthuloide Züge hat und an das Deadlands-Setting erinnert.
Leider kommt in allen Geschichten nicht so recht raus, was es mit diesem ominösen Aether nun auf sich hat – erst im Nachwort erfährt man etwas mehr darüber und kann sich ein Bild von der Substanz im großen Ganzen machen. Nichtsdestotrotz eine interessante Welt, in der sich noch so manche Geschichte spinnen lässt – auf jeden Fall wird es sich lohnen die Aethermanufaktur mal im Auge zu behalten. Wer den Mut hat, im Jahr 2014 einfach mal ohne Verlagsunterstützung eine eigene Groschenromanserie aus dem Boden zu stampfen, der gehört einfach unterstützt.
Vielleicht auch noch in den Bereich „Setting“ einzuordnen sind zwei kleine Details, die ich noch gerne anmerken möchte: Nett finde ich, dass sich drei der AutorInnen groschenromanige Western-Namen gegeben haben – ich präsentiere: Kitty-Grace Cunningham, Nathaniel T. Jefferon und – mein persönlicher Namensfavorit – Al McMurphy. Schöne Kleinigkeit am Rande, die dafür sorgt, dass das ganze Produkt etwas abgerundet wird. Gleiches gilt auch für die stylishen Western-Steampunk-Werbeanzeigen auf den Innenseiten des Umschlags. Das erinnert mich doch an etwas. Ich muss mir sofort 3 Flaschen „Hamlin’s Wizard Oil“ bestellen.

Mein Fazit:
Hmmm… Vier sehr unterschiedliche Geschichten von unterschiedlicher Qualität (zumindest was meinen persönlichen Geschmack angeht). Man ist zwar nicht mehr mit einem Groschen dabei, aber die 2,50 Euro und die Autoren versprechen im Nachwort sämtliche Einnahmen durch die Reihe für einen wohltätigen Zweck spenden zu wollen. Auch das mindert meine Sympathie für das Unterfangen nicht gerade.
Mein einziges Problem ist, dass ich im gesaaaaaamten Internet nicht herausfinden konnte, wo man den Band und folgende Bände (sowohl gedruckt als auch als eBook) erwerben kann – ich hoffe in Zukunft wird man diesbezüglich auf http://aethermanufaktur.de/ gut informiert werden…

Meine Wertung:
3 von 5 aetherbetriebene Metallkorsette

[Etwas wie eine Rezension] Dirty Nerd – Texte von der dunklen Seite des Nerdtums

David „Grasi – El Grasidente“ Grashoff lädt mal wieder zum gepflegten Slam-Texte-Konsum. Das ist natürlich mal so richtig schwer zu rezensieren, denn entweder man hat einen Sinn für solch nerdig-vulgären Texte, oder man kann damit mal so überhaupt nix anfangen.

Beginne ich also direkt mit dem Fazit: „Du bist Nerd (gerade in den Bereichen Filme, Comics und Rollenspiele), hast nix gegen eine gehörige Prise Sex und herrlich virtuose vulgäre Wortschöpfungen und kannst auch über dich selbst lachen, dann wirst du das Teil heiß und innig lieben – liest du nur die Auto Motor Sport, schlappst morgens mit einem Köfferchen unterm Arm auf die Arbeit zur Debeka, tippst bis 16:15 am Computer rum und gehst frustriert nach Hause zu Frau, 1,7 Kindern und Zwergkaninchen, wo du zum Lachen in den Keller gehst, dann mach einen großen Bogen um die Texte von der dunklen Seite des Nerdtums.“

Bei Amazon gibt es das gute Stück für 3,99€ als .mobi und .epub – was mich erstmal vor größere Probleme gestellt hat, ich habe dann aber nach langem Testen und Herumexperimentieren für mein .mobi-Buch eine gute Lösung gefunden. Um euch die Suche zu ersparen, kann ich euch gerne verraten, dass mein Tablet das Format mit der Gratis-App „Moon+ Reader“ problemlos anzeigen kann – und es gibt noch etliche schicke kleine Extras und Statistiken, wie ich sie bei Readern so liebe…

Aber kommen wir doch endlich zum Eingemachten: Insgesamt ballert Grasi dem 39 mal längere, mal kürzere Geschichten im D-Zug-Tempo um die Ohren und gerade, wenn man ihn mal lesen gehört hat, kann man sich ganz gut den Duktus und die Vortragsart vorstellen (Habe ich schon nach nem Hörbuch gefragt, Grasi?) und die ganze Sache noch mehr genießen. So kannte ich etliche der Texte entweder vom Blog des Autoren oder von einer Lesung auf der FeenCon 2014 in Bonn, und war mental auf das vorbereitet, was mich erwarten würde.

Der Opener ist dann auch wirklich gut gewählt und gerade Computerspiel-Nerds werden ihren Spaß mit Blutbad-Bitz69 haben. Wie bei einem guten Konzert wurde versucht, stark einzusteigen, die Texte so anzuordnen, dass sich harte und etwas zartere Texte mit computerspielzentrierten und 80er-angehauchten abwechseln. (Okay, wahrscheinlich hat sich Grasi da gar keine Gedanken gemacht, aber trotzdem sind die Texte wirklich gut angeordnet – da gibt es nix zu meckern.)
So folgt dann auf den eher blutigen (no pun intended) Blutbad-Text „Ein Sommer in den Achzigern“, wo es etwas gemütlicher und gemächlicher wird. Aber Grasi wäre nicht Grasi, wenn die ganze Nummer nicht nach einem fast klassischen Beginn langsam in den Wahnsinn abgleiten würde.
Wenig später folgt dann mit „Mein Gemüse“ eine weitere Stärke: eine völlig sinnlos runtergerasselte Aufzählung, die in ihrer Dämlichkeit einfach nur Spaß macht und gerade bei einer Lesung immer ordentlich rockt. Ja, so isser eben, der Zack Boner!
Rollenspieler werden sich in „Ein ganz normaler Tag im Leben eines Rollenspielers“ problemlos wiedererkennen und wer schon immer mal eine Antwort auf eine dämliche Spam-Mail schreiben wollte, der ist mit „Email von Juliana_X“ genau richtig aufgehoben, wer in den 80ern mies gehänselt wurde und seitdem auf Rache sinnt, sollte es mal mit „Das Nerdperium schlägt zurück!“ probieren.
So wird einfach jeder unterdrückte Nerd einer jeglichen Nerd-Subspezies bedient – ja, auch die Nerdklassen werden hier massenkompatibel kategorisiert und erklärt.

Um mal noch ein paar persönliche Anlese-Empfehlungen zu geben: „Mein Brief an Vladimir Vladimirovich Putin“, „Die Liga der außergewöhnlichen Mitbewohner“, Wer suchet der findet“ oder für Trekkies „Ein Tag wie jeder andere an Bord der U.S. Enterprise 2.0“

Die Preise für die dämlichsten Text-Überschriften gehen an „Palmin ist das Ejakulat Gottes“ und „Die Masturbation ist der Puff des kleinen Mannes“. Glückwunsch an die beiden!

Den Abschluss des Bandes bilden drei Kurzgeschichten (die natürlich im Vergleich zu den Slamtexten eher Novellen oder Romane sind), die man sich durchaus geben kann. Ich fand da die mittlere  – „Herr Sanders“ – ganz interessant, da sie mir endlich gestattet, Grasi literarisch zu kategorisieren. Klarer Fall. Er ist der „Lovecraft des sexuell herausgeforderten Nerds“.

… und um am Schluss nochmal kurz mit Anlauf in die Suppe zu rotzen – warum hat nicht nochmal jemand über die Texte drübergelesen und die 2W100 Fehler entfernt? Waren etwa bei diesem Produkt keine Millionen mehr übrig für ein geschmeidiges Korrektorat?

Abgesehen davon würde ich das Experiment „einfach mal ein virtuelles Buch zu basteln und es bei Amazon einzustellen“ als vollen Erfolg werten!

[Ultrakurz-Rezi] Tödlicher Auftrag

Na prima! In eines der Bücher, das ich von der RPC mitgenommen habe, habe ich mir direkt auf der
Rückfahrt schon zur Brust genommen, um den Rezi-Stapel gar nicht erst so hoch werden zu lassen, und zwar den Krimi „Tödlicher Auftrag“ vom genialen Joe Haldeman.

Ich nehme es direkt mal vorweg: Ich habe das Buch auf Seite 107 abgebrochen – versuche aber dennoch etwas „Rezensionsähnliches“ auf die Beine zu stellen, denn langweilig oder unerwähnenswert (gibt es das Wort?) ist der Roman beileibe nicht.

Titel: Tödlicher Auftrag:
Autor: Joe Haldeman
Übersetzer: Michael K. Iwoleit
Art: Roman
Verlag: Mantikore
Format: A5, broschiert, 319 Seiten
ISBN: 978-3-939-212-45-4
Preis: 12,95€

Tja, was soll ich sagen? Es schmerzt schon, erstmals eine Rezension vorzeitig beenden zu müssen, aber irgendwann war dann wirklich der Punkt gekommen, wo meine persönliche Komfort-Zone zu weit verlassen wurde. Als Beifahrer auf dem Weg zum Einkaufen habe ich den Roman irgendwann in den Fußraum gelegt und geseufzt: „Nee, jetzt reicht es!“

Das soll euch jetzt nicht abschrecken, denn im Prinzip sind die Rahmenbedingungen geschaffen – cooles Cover, renommierter Autor, dessen Sachen ich bisher immer mochte, ein sympathischer Verlag mit vielen absolut soliden Standbeinen im Rollenspiel-, Spielbuch- und Romanbereich…

Ich erzähle mal, was grob bis zu der Stelle geschah, an der ich aufgegeben habe und was meine Beweggründe waren. Wenn ihr härter gesotten seid als ich oder ein anderes Ekelempfinden habt, mögt ihr wahnsinnig Spaß an dem Teil haben. Also los:

Wir haben es mit einem ehemaligen Scharfschützen zu tun, der mittlerweile Anwalt/Privatdetektiv ist und den Auftrag erhält, einen Roman zu einem noch nicht existierenden Drehbuch zu schreiben (ja, letztere Tatsache ist so mysteriös, wie sie sich anhört.) Er schreibt also fröhlich frei von der Leber weg einen unfassbaren Trash über einen (vermeintlichen?) Alien, der sich Jogger und Radfahrer schnappt, sie fachgerecht zerlegt, in die Tiefkühltruhe packt und bei Gelegenheit verspeist. Eben jener erzählte Roman, der sich immer mit Kapiteln der eigentlichen Handlung abwechselt, war der Hauptgrund warum ich die Lektüre eingestellt habe. Diese Menschenfresser-Szenen waren mir einen Tacken zu heftig und zu „explicitly“ beschrieben. Alter, das geht bei mir gar nicht, das fand ich echt eklig.

Diese Romanhandlung hat vermutlich die Funktion zu zeigen wie abgefuckt der Held der Haupthandlung ist und wie er immer krasser draufkommt – das ist nur für meinen persönlichen Geschmack einfach zu gut gelungen.

Im Haupterzählstrang wird dann wie schon erwähnt unser eher unsympathischer Held (einer mit Ecken und Kanten) angeheuert, diesen Roman zu schreiben und zu Recherchezwecken macht er mit seiner Freundin eine sehr amtliche Radtour. Weiter war ich in die Handlung noch nicht eingetaucht, aber der Klappentext verrät, dass er in absehbarer Zeit ein Scharfschützengewehr und einen ordentlichen Batzen Kohle bekommt, für den er jemanden töten soll.
Mehr weiß ich leider noch nicht.

„Dazu“ kommt dann noch eine Übersetzung, die zwar teilweise von der Muse geküsst ist, aber noch deutlich mehr verbockt – sowie ein Lektorat, das so fürchterlich ist, dass die beteiligte Person (falls es sie gegeben haben sollte) nicht einmal in den Credits steht. Ich bin da ja eigentlich echt schmerzresistent und kann über viel „hinweglesen“ aber hier hat es echt das Lesevergnügen geschmälert. Und irgendwie habe ich den Eindruck, dass auch die Rechtschreibung im Laufe der Zeit schwächer und schwächer wird – wahrscheinlich ein Stilmittel um den Niedergang des Protagonisten zu verdeutlichen. Verdammt clever gemacht.
Hauptgrund für mein Verweigern vor dem Oxer ist aber auf jeden Fall das eklige Kannibalenzeuch, das habe ich echt nicht weiter „erleiden“ mögen. Macht euch also so etwas nichts aus, so könnte euch das Teil sogar gefallen, denn ich habe als ich später noch vor dem DM Markt im Auto wartete den Epilog gelesen und es scheint mir glatt so, als habe Haldeman neben seinem üblichen Verarbeiten von Kriegstraumata noch eine weitere Komponente hinzugefügt: Medienkritik – genauer: Kritik an modernen sensationsheischenden Formaten, die die Grenze zwischen Fiktion und Realität verschwimmen lassen.

Fazit: Tut mir Leid, ich konnte einfach nicht mehr. Seid ihr härter drauf, steht auf Haldeman und seine wirklich gute Schreibe, dann sollte nichts dagegen sprechen, euch das Ding mal näher anzusehen.

… ich bitte zu beachten, dass ich mir alle Gags verkniffen habe, hinsichtlich Vermutungen, für wen der Roman ein „Tödlicher Auftrag“ gewesen sein könnte.