… in vielen anderen Bereichen des Lebens wäre das etwas für ein Museum!

Hui! Mir bleibt gerade die Spucke weg und ich ärgere mich nicht zum ersten Mal, dassin nächster Zeit keine fette Erbschaft ansteht und ich kein Lotto spiele – Dave Arnesons private Rollenspielsammlung kommt unter den Hammer.
Ab dem 6. Mai kann man in mehreren eBay-Auktionen zuschlagen, die wie schon so manches Schmankerl von Paul Stromberg’s Collector’s Trove ausgerichtet werden.

"D&D ist das System für Dungeons"

Ich bin sicher, dass ich es schonmal irgendwo geschildert habe, aber natürlich finde ich nicht mehr wo, daher muss ich tatsächlich einen neuen Beitrag verfassen – und zwar um ein Versprechen einzulösen, das ich hier indirekt gegeben habe.
In dem verlinkten Thread wird die These aufgestellt, dass DSA das System für Reiseabenteuer ist und D&D das System für Dungeons.
Das möchte ich mal – zumindest für die Jahre 1983/84 bis 1987 und den deutschen Markt – von D&D-Seite her aufdröseln, denn der Satz, den ich unauffällig als Überschrift verwurstet habe, greift so natürlich etwas zu kurz. Ihr habt gelesen von welchen Jahren ich spreche, also kommt mit gar nicht erst mit D&D 3 oder 4…
Ende 1983 erschien die rote D&D Basis-Box – sie enthielt die Regeln für Charaktere der Stufen 1 bis 3 und befasste sich vom Regelwerk her vor allem mit dem Krauchen durch düstere Gewölbe – es gab aber auch „genrebildende“ Abenteuer wie „Festung im Grenzland“, wo man eine begrenzte Spielwiese zur Verfügung hatte, auf der sich mehrere Abenteuerorte – allen voran natürlich die Chaoshöhlen – befanden. Auch hier konnte man sich frei im Gelände bewegen und es gab Regeln und Tabellen dafür, wie schnell die Reise ging und wem oder was man dort begegnen konnte. Das Hauptaugenmerk lag allerdings deutlich auf den Dungeons – klarer Fall.
Wenig später – 1984 – erschien das blaue Experten-Set für die Stufen 4 bis 14. Neben neuen Charakterregeln richtete sich das Hauptaugenmerk weg vom Dungeon (der natürlich immer noch wichtiges Element blieb) hin zu einerseits Wildnisabenteuern (sprich: Reisen) und andererseits Stadtabenteuern.
Ab Stufe 9 konnten die Spieler dann ihre eigenen Baronien erhalten, das politische Spiel wurde allerdings in den Experten-Regeln noch nicht allzu ausführlich beschrieben. Erstmals wurden auch im Regelwerk ein kleiner Ausschnitt einer Welt geschildert, der dann in Ausbau- und master-Set weiter ausgebaut wurde.
Das folgte dann 1986 im türkisen Ausbau-Set. Die Regeln für die Stufen 15-25 beschäftigten sich vor allem mit der Verwaltung von Reichen und mit Massenkampfregeln – falls die Mittel der Politik mal nicht ausreichen würden.
Ein Jahr später (1987) gab es dann das schwarze Master-Set, das nun (im ganz groben Pinselstrich) die gesamte Welt vorstellte, die die Charaktere (die mittlerweile die nötige Macht dazu besaßen) auf ganzer Linie retten konnten.
Auf Englisch gibt es noch das goldene Immortals-Set, das es ermöglicht Unsterbliche zu spielen, die die Geschickte ganzer Welten steuern. (Dafür war ich aber intellektuell nie reif genug und bin auch vor 6 oder 7 Jahren noch in einer englischsprachigen Online-Runde gescheitert, weil ich einfach geistig/philosophisch nicht mitkam.)
Kurzgesagt: „Das System für Dungeons? My ass!“

Knights & Wizards

Nachdem ich gestern mit dem Auffinden von Retro Phaze einen Überraschungserfolg verbuchen konnte, weise ich heute mal direkt auf das nächste kleiene System hin: Knights & Wizards. K&W ist eine für Kinder vereinfachte Fassung von Classic D&D und findet sich ab Seite 16 des hier kostenlos herunterladbaren ENCOUNTER-Magazins, das euch auch schon der Gockel und der Greif ans Herz gelegt haben.
Jimm Johnson, der Autor, hat das Spiel mit 5-7-jährigen gespielt und es scheint gut geklappt zu haben.
Das System selber ist auf 2 Seiten geschildert, wobei es absolut notwendig ist, sich mit älteren Fassungen von D&D auszukennen, um alles auf Anhieb einwandfrei zu verstehen. Wie man am (extrem verschärften) Charakterbogen ablesen kann, gibt es keine Attribute, sondern „nur“ die Klasse, Trefferpunkte, Stufe und Rüstungsklasse.
Die Wahl der Klasse (Knight, Wizard, Elf, Dwarf) bestimmt dann spezifische zusätzliche Fertigkeiten und schon kann es losgehen – und zwar mit dem beigefügten 3-seitigen Abenteuer Quest for the Enchanted Sword. Das Abenteuer ist ideal, um Kindern die Grundmechanismen beizubringen und direkt mit einem Erfolgserlebnis in die Rollenspielkarriere zu starten.
Fotos der gespielten Runde zeugen vom Erfolg dieser Strategie…

TSR Archive

Ich hatte schon etwas Angst, das TSR Archive, die beste Überblicksseite zu alten TSR-(A)D&D-Produkten sei aus dem Netz verschwunden, aber es sieht so aus, als bestünde im Gegenteil sogar Hoffnung, dass das gute Stück wieder mal aktualisiert werden könnte.
In der Zwischenzeit ist der Inhalt der Seite hier hochgeladen – schaut einfach mal vorbei: Es gibt sogar Infos über ausländische TSR-Sachen.
Mehr Infos zum Stand der Dinge gibt es im RPG-NET-Forum

[D&D 4 Essentials] Die rote Box

Im Hofrat-Forum wurde schon beklagt, dass die rote D&D Essentials-Box im deutschen Raum noch gar nicht wahrgenommen – oder gar gewürdigt wurde.

Nun. Ein Exemplar ist heute bei mir angekommen und ich konnte es mir genauer ansehen. Ich bin zwar eklig erkältet und befinde mich in einer Art Fieberwahn, aber vielleicht hilft das ja bei einem kurzen Blog-Eintrag…

Zu den beiden Illus: Das obere Bild ist das Cover des Mentzer-D&D-Sets aus dem Jahr 1983 (mit Elmore-Cover). Das Aussehen der Box entspricht zu etwa 98% dem der 2010 erschienenen Box. Das gefällt mir doch schonmal ausgezeichnet.
Die beiden Handbücher im Inneren der neueren Version zeigen dann allerdings die unten abgebildete Illustration. Bildet euch eure eigene Meinung dazu, inwieweit die verschiedenen Illustrationen vor eurem inneren Auge ein Gefühl von „Abenteuer“ entstehen lassen…

Der Begriff „Abenteuer“ wird in dieser Kurzbesprechung noch öfter vorkommen, also gewöhnt euch daran.

GRUNDSÄTZLICH möchte ich gerne sagen, dass es mal an der Zeit war, dass eines der ganz großen Rollenspielsysteme mal wieder die Gelegenheit nutzt, ein Einsteigerprodukt zu präsentieren, das neue Fans für das Rollenspiel gewinnen kann. Eine hervorragende Idee, die große deutsche Rollenspielsysteme gerne abkupfern könnten (wenn nicht gar eine ohnehin einsteigerfreundlichere neue Regelfassung mit Tutorial-Charakter am Horizont wartete…)
Neben den angesprochenen Neu-Spielern sind natürlich nostalgische alte Säcke wie ich eine weitere Zeilgruppe, die man versucht, mit ins Boot zu holen.

Auf den Inhalt der Box möchte ich nur kurz eingehen. Es gibt eine beideitige Battlemap mit einer Straßenkreuzung, einer typischen Monsterhöhle und auf der Rückseite einem schicken kleinen Dungeon, der gleichzeitig der Dungeon im Spielleiterheft ist. Dazu gibt es Würfel und Karten mit magischen Gegenständen und Kräften, sowie Counter, die Miniaturen ersetzen und ein paar vereinfachte Charakterbögen.

Spannend sind hingegen Spieler- und Spielleiterhandbuch, und welchen „Geist“ sie den neuen Spielern vermiteln.

Folgsam, wie es meine Art ist, lese ich das Spielerhandbuch zuerst. Dieses besteht komplett aus einem Solo-Einsteigerabenteuer, das in meinen Augen vieles richtig, aber etwas ausgesprochen Wichtiges falsch macht.
Im Laufe des kleinen Abenteuers wächst der eigene Charakter immer weiter, nimmt Gestalt an und gewinnt an Konturen. Außerdem liegt es in den Entscheidungen des Spielers, welche der vier Grundklassen der Charakter am Ende des Abenteuers inne hat. Eine tolle Idee, die mir ausgesprochen gefällt, die aber gleichzeitig auch zum Hauptproblem führt:

Das Abenteuer hat einfach keine Seele und keine denkwürdigen Figuren. Jede Entscheidung dient fast nur dazu, dem Charakter neue Statistiken hinzuzufügen. Der Spieler/Leser erlebt kein Abenteuer. Der Spaß dabei, das Abenteuer zu spielen, wird ganz alleine aus der Entwicklung der Attribute und Eigenschaftendes Charakters gezogen. Das erscheint mir zu mechanisch, um Neulinge für das fantastische Spiel gewinnen zu können.
Schade. Es gibt keinen abgrundtief bösen Bargle, keine schöne Aleena, die eines tragischen Todes stirbt, welche die Phantasie des 10-12-jährigen anregen und sie in eine abenteuerliche Welt hineinziehen können.

Sieht man aber das Ziel des Tutorials darin, die Grundmechanismen vorzustellen, dann gelingt das ganz hervorragend.

Auf zum Spielleiterhandbuch: Was soll man sagen? Auch hier werden die Grundzüge des Spiels schön einfach und übersichtlich aufbereitet. Es gibt Abenteuer-Regeln, ein Gruppenabenteuer, kueze Tipps, wie man eigene Abenteuer erstellen kann und einige Seiten mit Monstern, um die Abenteuer auch amtlich mit Gegnern ausstatten zu können.
Gut, selbst mir als einem der „kämpfenden Fraktion“ fällt auf, dass die angegebenen Regeln zum Großteil aus Kampfregeln bestehen.
Was mir allerdings gut gefällt, ist das Gruppenabenteuer. Das bietet wirklich einen netten Querschnitt aus Kampfbegegnungen, einer amtlichen Skill Challenge und Rätsel- und Knobelteilen. Sehr schön und es ist für jeden etwas dabei.
Geschickt finde ich es auch, am Ende des Abenteuers einen kurzen Abschnitt über „Feedback“ zu platzieren, wo ganz kurz und knapp mögliche Spielertypen charakterisiert werden und der SL darauf hingewiesen wird, dass sich in seiner Gruppe Spieler mit den unterschiedlichsten Vorlieben befinden könnten.

… und nur um die Gerüchte ein für allemal zu bekämpfen: Die Box enthält die Regeln für die Stufen 1-2, NICHT für die Stufen 1-3.

FAZIT: Es ist absolut notwendig, mehr einsteigerfreundliche Rollenspielprodukte zu produzieren, aber ob es sich als sinnvoll erweist, nach der Devise zu handeln: „Mechanismus vor Abenteuer“, wird sich noch zeigen. Ich hoffe mal, dass das nicht die allgemeine Richtung ist, denn das wäre für mich mal wieder ein weiterer Punkt, wie weit die 4E vom D&D alter Schule entfernt ist. Schließlich ziehe ich mir so eine Kundschaft heran, die nicht ihre Fantasie gebraucht, sondern einfach nur ein weiteres Spiel spielt, und bereit ist, Booster mit neuen Kräften zu kaufen oder sich im Internet ständig die neueste Charaktererstellungssoftware zu abonnieren.

Wo – bitte sehr – bleibt hier das Abenteuer?

D&D-Magazin: Encounter

Ich bin mal wieder sehr begeistert von einem neuen Old-School-Magazin. Bisher (1. Ausgabe) erscheint es als kostenloses PDF, ich hoffe mal, dass man es demnächst auch in Print-Fassugn kaufen kann.
Ich spreche von Encounters, einem Magazin, das sich mit Classic D&D beschäftigt, also auch für Labyrinth Lord völlig ohne Konversionsarbeit verwendbar ist. Jesse Walker kann sich den Verdienst ans Revers heften, diese neue Zeitung zu betreuen – und er hat hervorragende Arbeit abgeliefert.
Dieses Erstausgabe ist sogar für den moderneren DSA-Fan interessant, müsste ihm doch der Stil der Cover-Illustration bekannt vorkommen – richtig, das Cover hat Jon Hodgson gezeichnet der sich in der letzten Zeit etwas um die Old-Schooligkeit des DSA-Zeichenstils verdient macht.
Folgendes bekommt man geboten:
  • Rückblick auf das Abenteuer E1 „Insel des Schreckens“
  • Reviews von neuen Old-School-Produkten
  • Death Mask (Abenteuer für Stufen 1-3)
  • Zufallstabellen: NPC-Eigenheiten
  • Mittelalterliche „Gerechtigkeit“
  • Neue Monster: Parasiten
  • Charakterpersönlichkeiten
  • aktuelle Blog-Zitate

Castle Mistamere

Nicht nur für Geschichtsfans interessant dürfte das erste D&D-Abenteuer sein, das je in deutscher Sprache erschien! Auf der Wizards-Seite könnt ihr es euch kostenlos runterladen!

Castle Mistamere ist das Gruppenabenteuer, das Frank Mentzer für das Spielleiterhandbuch der roten Box schrieb, die im November 1983 ihren Weg nach Deutschland fand.
Es ist ein kleiner, harmloser Dungeon ohne große Überraschungen, der Spieler und Spielleiter schon im Eingangsbereich lehrt, dass das Spiel kein kaffeekränzchen wird – hier stehen die Chancen gut, dass es die ersten Charaktertode gibt, wenn den Spielern nichts einfällt, wie man gegen mickrige Humanoiden vorgeht, die mit Bögen bewaffnet sind und die Charaktere aus der Entfernung beharken. Nach heutigen Maßstäben sind hier wirklich merkwürdige Dinge versammelt, die in der Form überhaupt keinen Sinn machen, aber wer sich den kindlichen „sense of wonder“ bewahrt hat und sich auf das Abenteuer einlässt, wird einige abgefahrene Sachen erleben können.

Wenn ich einen englischsprachigen Blog hätte, würde ich nur zu gerne einen Wettbewerb ausrufen und einen Preis für den ausloben, der mir die beste Version der 2. Ebene zuschickt, aber im deutschsprachigen Bereich dürfte das vergeben Liebesmühe sein.

Mein Fazit: RUNTERLADEN! RUNTERLADEN!! RUNTERLADEN!!! (und dann natürlich spielen)

Kämpfen bis zum Tod?

Zyklisch taucht in Deutschlands Rollenspielforen die Frage nach Moralregeln auf – respektive: „Machen Regeln Sinn, die ansagen, wann ein Monster oder ein Charakter einen Kampf verlässt, oder sich ergibt?“
Ich bin ja hier der Ansicht, dass die Leute sich nur mehr mit Rollenspielgeschichte befassen müssten, um eine einfache Antwort zu erhalten, denn spätestens mit Einführung der roten D&D-Box Ende 1983 gibt es selbst in Deutschland solche Regeln, die einfach und absolut praktikabel sind.

… und was noch viel besser ist: Man kann sie locker auf jedes System anwenden – so lange es mit Trefferpunkten operiert, ansonsten muss man die Bedingungen minimal umschreiben.

Hier ist die Regel in voller Länge:

Jedes Monster hat einen Wert zwischen 2 und 12 zugewiesen und in bestimmten Situationen im Kampf würfelt es mit 2W6 – wenn es seinen Wert übertrifft, ergibt es sich oder versucht zu entkommen.

Diese Situationen sind für Einzelgegner:

  • bei der ersten Verwundung
  • wenn er auf 1/4 der ursprünglichen Trefferpunkte reduziert ist

… für Gruppen:

  • wenn es auf einer der Seiten Tote gegeben hat
  • wenn die Hälfte der Monster kampfunfähig ist

Natürlich steht es jetzt jedem Spielleiter frei, diese Kriterien nach seinem Geschmack zu ändern, strenger zu machen, oder aufzulockern

GANZ WICHTIG: Charaktere haben keinen Moralwert – in die Entscheidungsgewalt des Spielers wie lange und wie verzweifelt sein Charakter kämpft, sollte man niemals nicht eingreifen!