[Rezension] THE WALKING DEAD: Gute alte Zeit – Ein langer Weg – Die Zuflucht (Comics)

Bei Cross Cult erscheint mit „The Walking Dead“ eine der heißesten Comic-Reihen auf dem Markt (wenn man mal von Superhelden absieht…). Ich kam bisher aus rein monetären Gründen nicht dazu mir die Comics anzusehen, aber nun werden die Bände nach und nach für kleines Geld als Taschenbuchausgabe in den Zeitschriftenhandel gepumpt – ich denke mal für 8,99 Euro (anstelle der 16 Euro für „das volle Programm“) macht man da absolut nichts verkehrt…
Bisher erschienen sind:
– Band 1: Gute alte Zeit
– Band 2: Ein langer Weg
– Band 3: Die Zuflucht

Vielleicht sollte man vorab kurz erwähnen, dass wir es bei dieser Reihe mit einer 16+ Empfehlung zu tun haben, die meisten meiner Schüler also besser die Finger davon lassen sollten – und tatsächlich wird hier einiges an Gewalt gezeigt, was nicht jeder junge Mensch zwangsläufig sehen muss.

Außerdem sage ich es jetzt und hier: Dieser Blog-Beitrag enthält Spoiler!

Okay. Sieht ja schonmal ganz gut aus – und vielleicht ist dies die Stelle, an der ich zugeben kann, dass TWD eine der Nerd-Serien ist, die komplett an mir vorbeigegangen sind, gemeinsam mit ihren Kumpels Breaking Bad und Game of Thrones…
Also frisch ran an’s Werk. Fangen wir mit dem Augenscheinlichsten an – die Zeichnungen sind in schwarz-weiß und obwohl aus den Federn von zwei unterschiedlichen Zeichnern stammend, wie aus einem Guss. Das ist schonmal gut, dass einem keine krassen Brüche ins Auge fallen. Auch der Umfang ist für den Preis mehr als nur in Ordnung. Mit 144 Seiten, auf denen es immer ordentlich etwas zu sehen gibt, hält ein Band locker den klassischen Prüfungen „Bahnfahrt“ oder „Badewannen-Sitzung“ stand. Wirklich eine sehr angenehme Länge.
Die Grundvoraussetzung ist clever gemacht und recht klassisch für Zombie-Apokalypsen – der Leser begibt sich gemeinsam mit einer Identifikationsfigur gemeinsam auf den Weg, die „neue Weltordnung“ zu erforschen.
In diesem Fall ist das der Polizist Rick, der angeschossen wurde, nun im Krankenhaus aufwacht und sich mit einer völlig neuen Welt konfrontiert sind, in der es nur noch lebende Tote gibt, die ihm ans Leder wollen. Die meisten sind mehr oder weniger ungefährlich, denn sie sind schon zu verrottet, um noch Unheil anrichten zu können. Aber auch sonst haben wir es hier mit dem Typus „langsamer Zombie“ zu tun und meist kann man entkommen, wenn man nicht überrascht wird oder sich einer gewaltigen Überzahl ausgesetzt sieht.

Im ersten Band dreht sich vor allem alles darum sich von der titelgebenden „guten alten Zeit“ zu verabschieden. Rick irrt umher, lernt Überlebende kennen, trifft den einen oder anderen Zombie und wird immer davon angetrieben vielleicht in Atlanta seine Frau und seinen Sohn Carl wieder zu treffen. In Atlanta angekommen zeigt es sich, dass es die großen Städte noch brutaler erwischt hat als die ländlichen Regionen, aber, wie das Schicksal nunmal so spielt, trifft er in höchster Not den jungen Glenn, der ihn zu ein paar Überlebenden bringt – ratet mal, wen er da antrifft…
… und das sind nur die ersten 50 Seiten des ersten Bandes und ab hier möchte ich nicht mehr viel verraten, was persönliche Dinge angeht und nur noch kurze Informationen zur groben Handlung zu geben. Gerade die kleinen persönlichen Entscheidungen und Dramen in einer Welt, in der man sich auf nichts mehr verlassen kann, sind hier das Salz in der Suppe – die Besonderheit, weswegen ich die Serie weiter verfolgen werde.
Ausgezeichnet sind die Cliffhanger, das muss man mal ganz klar sagen – so endet Band 1 mit einer äußerst überraschenden Szene, in der der kleine Carl seine frisch erworbenen Schießkünste unter Beweis stellt.
Band 2 dient vor allem dazu, der Gruppe Überlebender den Schwarzen Tyreese mit Begleitung hinzuzufügen und zu zeigen, wie die Suche nach Sicherheit immer wieder zu Enttäuschungen führt. Zwischenzeitlich sieht es so aus als habe man eine Art „Heimat“ gefunden, aber auch diesen Ort muss die Gruppe verlassen und zieht weiter. Cliffhanger: Von einem Hügel aus sehen sie eine Gefängnisanlage, die komplett umzäunt friedlich im Sonnenschein liegt. Sieht gut aus für Band 3.
Nicht. Denn die Zuflucht in Band 3 erweist sich zwar als sicher gegenüber der Außenwelt, aber auch hier gibt es wieder den einen oder anderen Zombie zu zerlegen und auch die 4 Überlebenden, die die Gruppe im gewaltigen Speisesaal antrifft, sind nicht gerade die klassischen Traum-Schwiegersöhne und so wandelt sich der Horror in diesem dritten Teil von einer Bedrohung von außen in eine Bedrohung aus dem Inneren heraus. Sehr schicker Kniff und für mich bisher der intensivste Band, gerade was moralische Fragestellungen angeht. Soll ich was zum Cliffhanger verraten? Nee, lieber nicht, außer vielleicht, dass ich hier mit etwas Ähnlichem gerechnet habe.
Fazit
Ihr seid noch nicht in die Walking Dead-Reihe eingestiegen? Dann ist genau jetzt eure Chance. Die ersten drei Bände sind in Taschenbuchformat erschienen, Band 4 gibt es ab dem 24.02.2016 – der perfekte Zeitpunkt, um nicht den Anschluss zu verpassen. Und ich kann euch sagen – nach dem traditionell guten Cliffhanger in Band 3 bin ich heiß wie Frittenfett auf den vierten Teil der Reihe!
Bewertung
4,5 von 5 schlurfende Leichen

[Rezension] Richard Castle – Frozen Heat (Roman)

Der fiktive Rick Castle hat wieder zugeschlagen und in bester „Monk“-Manier geht es einem Handlungsstrang der Reihe an den Kragen, auf dessen Verwurstung ich schon lange gewartet habe…
Die Besprechungen zu den bisherigen 3 Besprechungen findet ihr hier.
Das Cover – (Co) Cross Cult
Produkt: Richard Castle – Frozen Heat – Auf dünnem Eis
Autor: Richard Castle – Wer sonst?
Verlag: Cross Cult
Erscheinungsjahr: 2013
Preis: 12,80 Euro
ISBN: 978-3-86425-010-1
Gestaltung
Cooles äußerst traditionelles Cover, Lektorat und Übersetzung okay. Nuff said!
Inhalt
Die ganze Zeit schon fragen wir uns, was es mit dem Tod von Nikki Heats Mutter auf sich hat – und genau um dieses uralte Rätsel geht es in diesem Band. Ein neuer Fall weist nämlich eine Verbindung zu dem bisher unaufgeklärten Mord auf und so machen sich Rook und Heat auf eine (immer wieder durch die Mühlen der Bürokratie ausgebremste) Schnitzeljagd in die Vergangenheit, die sie nach Paris und wieder zurück in die USA führt. Der klassische Krimi verschwimmt hier an vielen Stellen mit einem ebenso klassischen Agentenroman und eine Zeitlang sieht es gar so aus, als sei Mama Heat eine Doppelagentin und Verräterin gewesen, aber der aufrechte Leser zweifelt natürlich keine Sekunde an ihren rechtschaffenen Motiven. Nach den üblichen Szenen, in denen Heat und Rook gefangen genommen und mit Folter bedroht oder wahlweise einfach in Cafés beschossen werden (also den üblichen Castle-Roman-Scherenschnitten) endet alles in einem furiosen Showdown in einer stillgelegten U-Bahn-Station inklusive völlig überraschendem Bösewicht, den wir schon aus vorherigen Bänden kannten und keines bösen Gedankens für fähig hielten.
Sehr unterhaltsam ist auch der permanente Streit mit ihrem Vorgesetzten und dessen „Gspusi“. Das ist für mich in Hinblick auf die nächsten Fälle der Faktor, der mich am meisten interessiert – wann wird dieser Dödel endlich abgesägt?
Fazit
Für mich der stärkste Band der (bisher von mir besprochenen) 4 Castle-Romane. Man merkt zwar immer mehr, wie sehr hier mit Schablonen gearbeitet wird, aber dafür stimmt die Action und der Fall wird durch die persönliche Betroffenheit der Ermittlerin zu etwas ganz Besonderem. Und Agentenkrempel gefällt mir sowieso immer gut, da hat der Ghostwriter aus Versehen genau in meine Komfortzone reingeschrieben.
Bewertung
5 von 5 als Agentinnen arbeitende Mütter

[Rezension] Richard Castle – Heat Rises (Roman)

… und noch’n Roman! Ich verschlinge ja gerade, wenn ich nicht gerade Rollenspielkram übersetze, Krimis und Thriller aller Art. Hier haben wir nun den dritten Roman der Castle-Reihe…
Castle 1 – Heat Wave
Castle 2 – Naked Heat
Das Cover – (Co) Cross Cult

Produkt: Richard Castle 3 – Heat Rises

Autor: Richard Castle sicher nicht!
Verlag: Cross Cult
Erscheinungsjahr: 2012
Preis: 12,80 Euro
ISBN: 978-3-86425-009-5
Gestaltung
Keine Neuigkeiten an dieser Front. Die Übersetzung ist in Ordnung, das Cover und der Rücken passen zu den vorherigen beiden Bänden, alles absolut im Soll – und ich denke auf das Layout eines vulgären Romans muss ich nicht genauer eingehen, oder?
Inhalt
Alles fängt recht „gemütlich“ mit dem Mord an einem Geistlichen in einem SM-Studio an. Dazu sitzt die Dienstaufsichtsbehörde Nikki Heats Mentor Captain Monrose im Nacken und der verhält sich zunehmend merkwürdig, während Nikki den besten Aufstiegstest zum „Lieutenant“ gemacht hat, die das NYPD überhaupt jemals gesehen hat. Nun buhlen sämtliche höheren Stellen um ihre Gunst und die Cops in ihrer Umgebung schleimen sich entweder fürchterlich ein oder nerven mit Bockigkeit. Keine angenehme Voraussetzung, wenn man einen Mord aufklären will, der zwar einige weiterführende Spuren bietet, aber keine davon will so richtig greifen. Dafür wird Nikki mal wieder von Profi-Killern gejagt, mehrmals fast umgebracht und auch die obligatorische (Fast-)Folter darf natürlich nicht fehlen. Man merkt es schon, der eigentliche Fall zerfasert immer mehr und es müssen an den unterschiedlichsten Fronten Brände ausgetreten werden.
Immerhin ist die Beziehung zu Rook in diesem Band halbwegs stabil und so kann er sich erneut als Fels in der Brandung profilieren und gehört sogar zu den Privilegierten, die eine Kugel schlucken dürfen, um Nikki Heat zu beschützen. Top!
Fazit
In Band drei lässt es der Ghostwriter mal so richtig krachen – ein toter Geistlicher im SM-Studio, Captain Monrose beißt ins Gras und es gibt eine Verschwörung, die bis in die höchsten Kreise des Polizei-Apparats reicht. Da wird alles geboten!
Der eigentliche Fall ist nicht so gut wie der in Band 2, aber das Drumherum weiß hier zu punkten.
Bewertung
4 von 5 solide Serienfolgen

[Rezension] Das UPgrade 2 – Pioniernachmittag in Tenochtitlan (Comic)

Ich habe ja soeben das Interview mit Dimitrios online gestellt – und eben jener hat mir etwas ganz, ganz Merkwürdiges ins Haus geschickt. Das UPgrade – Band 2. Das ist einer der brandaktuellen Comics aus dem Hause Cross Cult und ich bin ja sowohl tolerant als auch sehr leidensfähig. Sehen wir uns das gute Stück also mal an…
Das Cover – (Co) Cross Cult
Produkt: Pioniernachmittag in Tenochtitlan
Autoren: Graupner / Wüstefeld
Verlag: Cross Cult
Aufmachung: gebunden, vollfarbig, 64 Seiten
Erscheinungsjahr: Oktober 2015
Preis: 20 Euro
ISBN: 978-3-86425-669-1
Sorry, aber der Comic sprengt meine üblichen Kategorien, ich muss improvisieren:
Beschreibung und der Versuch eines Fazits
Alter, ist die Chose hier durchgeknallt. Ich habe ganz ehrlich keine Ahnung, wie ich das am besten beschreibe. Versuchen wir es doch einfach mal mit einer Art Kochrezept:

Man nehme:
– 1 Messerspitze Paul Auster
– 2 abgekaute Fingernägel von Rolf Kauka
– je 1 gebrauchte Socke von Wendy und Richard Pini
– 3 mit dem Mörser zerstoßene Haare von der Stirn von Erich Honecker
– 100 ml einer Urinprobe von Lance Armstrong
– 15 von Heinrich Schliemann erlernte Sprachen
– die letzten 3 Seiten eines Säggssch-Wörterbuchs
Okay, das alles jetzt verquirlen und etwa 1 Stunde lang auf kleiner Flamm köcheln lassen.
Sprich eine völlig wahnsinnige Geschichte in mindestens ebenso wahnsinnigen Bildern führt Ronny Knäusel zurück in seine früheste Kindheit, wo es ihm einfach gelingen MUSS, in das Pionierleiterzimmer zu gelangen, bevor es sich selbst zerstört, um Fürchterliches zu verhindern. Hört sich logisch an, ist es auch (im gewissen Rahmen). 
Neben der völlig postmodernen Erzählweise sind es ganz sicher die zahlreichen DDR-Anspielungen, die den Comid zu einem ganz „besonderen Erlebnis“ machen. Ich habe ihn zumindest schon dreimal gelesen und a) verstehe ich ihn immer noch nicht besser als beim ersten Mal und b)entdecke ich immer wieder neue Details und neue Gags. Ich gebe mir mal noch zwei weitere Durchgänge, um komplett durchzublicken (wobei ich es nicht bestreiten würde, dass es helfen könnte, den ersten Teil zu kennen – was bei mir nicht der Fall ist).
Daumen rauf für eine wirklich mutige Veröffentlichung.
Bewertung
4 von 5 transolzierte Azteken

[Sonntags-Interview] Dimitrios Charistes (Cross Cult)

Es ist mal wieder Zeit für ein neues und regelmäßiges Feature auf der Seifenkiste. Ich habe mir vorgenommen immer mal wieder Leute aus dem „Biz“ sowie Alrik-Normalrollenspieler zu befragen und immer wieder sonntags zu virtuellem Papier zu bringen. Den Anfang macht ein junger Mann, auf den ich aufmerksam geworden bin, weil ich als stinknormaler Blogger noch nie solch eine professionelle Zusammenarbeit mit einem Verlag erlebt habe. So erhält man bei Cross Cult immer eine freundliche und informative Mail, wenn ein neues Produkt erscheint mit dem Hinweis, dass man es sich ab jetzt zu Rezensionszwecken bestellen kann – und bumms, ein paar Tage später ist es mit zusätzlichem Presse-Material im Briefkasten. Dass die Mail auch schon verwendbare Grafiken und Info-PDFs enthält, ist natürlich selbstredend! 😉
Ich habe mir mal denjenigen geschnappt, der sich um diese reibungslosen Abläufe verdient macht – Dimitrios Charistes.
1. Hi, Dimitrios, auf meinem Blog präsentiere ich ja manchmal Interviews mit „Leuten hinter den Kulissen“. Wer würde diesem Prädikat eher gerecht werden, als jemand, der sich bei einem Verlag um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Stell dich doch mal bitte kurz vor.

Hu hu, da draußen. Ich bin Dimitrios, 27, kulturbesessen und wohl ewig wissensdurstig.  Seit Anfang 2015 bin ich für den Ludwigsburger Comic & Romanverlag für die Presse- & Öffentlichkeitsarbeit und für Marketingkooperationen zuständig.
Ich komme aus dem beschaulichen Aschaffenburg in Unterfranken und habe nach abgeschlossenem Redaktions-Volontariat bei einem lokalen Verlag und diversen Stationen im Journalismus schließlich noch Medienkommunikation & Journalismus in Köln studiert.
Nebenbei arbeite ich noch als Kulturjournalist für diverse Musik-, Film- und Kulturmagazine, wie z. B. Deadline, Virus, FRIZZ, SLAM, BLACK etc. Außerdem schreibe ich auch für diverse Zeitungen und Online-Zines, dort in letzter Zeit verstärkt auch im gesellschaftspolitischen Spektrum.

2. Ich schreibe ja für die Produkte der unterschiedlichsten Verlage Rezensionen, aber ich habe es noch an keiner Stelle erlebt, dass das so professionell aufgezogen wird, wie bei Cross-Cult. Beschreibe doch mal bitte, was du an einem durchschnittlichen Arbeitstag so tust.

Wow, das ist natürlich ein tolles Kompliment und freut mich zu hören – da hab ich mir die warme Dusche und das Eiebrot heute Abend endlich verdient. Einen „durchschnittlichen“ Arbeitsalltag bei Cross Cult gibt es eigentlich nicht. Da wir ein kleines Team von nur vier festangestellten Mitarbeitern sind (dutzende Freie kommen noch dazu), komme ich eigentlich nie dazu, das zu tun, was ich mir am Tag darauf wirklich vornehme. 🙂
Im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit plane ich natürlich mit deutschsprachigen Medien in aller Form Promotion-Kampagnen und Gewinnspiele, koordiniere Interviewanfragen für unsere Künstler, schreibe Pressetexte, organisiere Presse-Mailings und halte den Kontakt zu unseren Key-Persons und direkten Ansprechpartnern im Comic-Journalismus. Natürlich fallen aber auch tägliche Aufgaben wie z. B. Homepage- und Social Media-Pflege oder Rezensionsmaterial verschicken an. Im Team schreiben wir auch für das Portal comic.de (einer Gemeinschaftskooperation von Splitter, Tokyopop/Popcom und Cross Cult), verfasse Texte und Produktbeschreibungen für Kataloge, Flyer, PR-Redaktionen und, und, und. Dazu kommen noch unsere Cross Cult-Veranstaltungen, wie der Besuch von Conventions, Messen, Lesungen oder Signier-Touren. Einen langweiligen Tag hatte ich bisher tatsächlich noch nicht.

3. … und an einem ungewöhnlichen.

Ungewöhnlich ist hier eigentlich jeder Tag. Ich komme morgens in den Verlag und weiß selten, was auf mich zukommt. Wenn eine interessante Mail von einer Promo- oder PR-Agentur im Postfach zu finden ist, oder eine kreative Attacke vom Chef, hat das natürlich oft Prioritä. Dann verschiebt sich alles Weitere.  Ich versuche natürlich trotzdem jede einzelne eingegange Mail von Bloggern, Redaktionen oder Fans zu beantworten. Wobei ich gerade den kreativen Prozess meines Jobs bevorzuge, wenn wir also tatsächlich die Möglichkeit bekommen, eine größere Kampagne für einen Comic-Titel zu fahren.

4. Per Mail wolltest du mir nicht verraten, wie es dir gelungen ist, den Bond-Roman Trigger Mortis in einem Artikel der TV Spielfilm unterzubekommen – wie sieht es hier im Interview aus?

Hochfrequentierte Medien mit einer hohen Leserschaft sind natürlich das Ziel für alle PR-Menschen. Darunter gehört natürlich auch die TV-Spielfilm. Ausgezeichnete Kontakte und aktives Networking sind hier das Alpha und das Omega. Wenn eine Redaktion allerdings ganz von sich auf uns zukommt und über einen Titel berichten möchte, dann nimmt mir das nicht nur viel Arbeit ab, sondern zeugt von der Qualität unseres Verlagsprogramms.

5. Kannst du mir grobe Zahlen verraten, wie viele Zeitschriften, Journalisten und Blogger du in deinem Verteiler hast?

Puh, ich denke nicht, dass die Zahl hier ausschlaggebend ist. Es gibt Agenturen, die mit opulenten Presse-Verteilern arbeiten und auf ihre Mailings dann doch kaum Ressonanz bekommen. Dabei ist es eher die Kunst mit den wichtigsten Redakteuren in regem Kontakt und Austausch zu stehen.
Eine goldene Regel in der PR lautet: Pflege den Kontakt zu 15-20 key-persons, die ihre Materie wirklich leben/lieben – das führt eher zum Erfolg, als eine unübersichtliche Zahl von einmaligen gesichtslosen Kontakten.

6. Da ich weiß, dass einige andere Blogger hier mitlesen, eine ganz wichtige Frage: Was qualifiziert ein Medium in deinen Augen dazu, mal Dinge für Cross Cult besprechen zu dürfen?

Unsere Spielregeln sind für jedermann auf unserer Presse-Seite einsehbar (http://www.cross-cult.de/presse.html). Für uns zählt die Leidenschaft, die jemand in seine private Arbeit bzw. seinen Blog steckt. Ein sehr gutes Beispiel ist hier z. B. der erst in diesem Jahr gestartete Comic-Blog deinantiheld.de oder das Team Nerdzig aus Leipzig mit ihren YouTube-Videos und dem dazugehörigen Webportal nerdzig.de
Dabei ist die Reichweite nicht zwingend entscheidend, und auch ewige Lobpreisungen auf einen Titel, nur um diesen kostenlos abzustauben, sind nicht unser Ding. Wir freuen uns immer über konstruktive Kritik und Feebback an unserer Arbeit und Neuerscheinungen, da darf es durchaus auch mal einen Veriss oder Kritik geben. Oft lesen sich die Rezensionen allerdings meist gleich und sind eine Mischung aus dem offiziellen Pressetext und zwei, drei eigenen Formulierungen. Bevorzugt behandelt werden diejenigen, die uns regelmäßig ihre Belege senden und auch eine gewisse Qualität in ihrer Schreibe und Berichterstattung garantieren. Bei ganz neuen Blogs prüfen wir natürlich vorab schon die jeweilige Reichweite. Und unverschämte Anfragen wie „Schickt mir eure Novitäten von September bis Oktober“ ohne Anrede oder weiteren Informationen auch mal ignoriert.

7. Gibt es ein Produkt oder eine Reihe aus eurem Portfolio, das oder die dir besonders am Herzen liegt?

Im Team, vom Verlagschef bis zur Lektorin und allen freien Mitarbeitern, sind wir alle von ganzem Herzen Fans des Mediums. Natürlich sind wir alle große THE WALKING DEAD-Fans und freuen uns diese Serie im Verlagsprogramm zu haben. Aber auch unsere PEANUTS-Reihe sind everybodys darling.
Mir persönlich liegen die eher unbekannteren Titel am Herzen, die in Deutschland oft noch Geheimtipp-Status besitzen. Da gehört die stimmungsvolle Horror-Mystery-Serie REVIVAL von Tim Seeley dazu, die mit einer deratigen Komplexität in den Charakteren daherkommt, dass ich durchaus mal eine Woche für die Lektüre eines Bands brauche. Oder die italienische WAISEN-Serie, innovative Science-Fiction mit gebrochenen Charakteren und einer toll durchdachten Storyline. Als Fan mit dem Hang zum Düsteren sind es aber vor allem unsere Horror-Serien, die ich bedingungslos weiterempfehlen kann: OUTCAST – die neue Mystery-Serie von TWD-Schöpfer Robert Kirkman, die fast schon politische Vampirserie V-WARS, die auch nicht an Gesellschaftskritik spart, oder aber natürlich alles von Mastermind Mike Mignola (BALTIMORE, FRANKENSTEIN UNDERGROUND, HELLBOY).

8. Hast du im Zuge deines aktuellen Jobs schon einmal etwas wirklich Verrücktes erlebt?

Ha, ha , glaub mir, in der Comic-Branche zu arbeiten ist schon verrückt genug. Da muss nicht zwingend verrücktes passieren.
Jeden Tag aufs Neue mit schrulligen Charakteren, verrückten Fans, verschrobenen aber genialen Künstlern und Autoren und Insidern zu arbeiten ist schon interessant genug und beflügelt den kreativen Alltag ungemein. Verrückt sind oftmals eher die Begegnungen auf Conventions und Messen mit all den eingefleischten Fans und ihrem ultimativen Nerd-Wissen. Ich finde es beeindruckend, mit welch oft bedingungsloser Hingabe viele Menschen ihrem Hobby Comic nachgehen. Ich komme ja ursprünglich aus der Musik- und dem Film-Biz – dieses ultimative Abnerden war anfangs eine Umstellung, jetzt aber höchstamüsant.

9. Damit etwas zusätzlicher Bezug zur Seifenkiste hergestellt wird: Spielst du selber Rollenspiele oder Brettspiele oder bist sonstwie irgendwie ansatzweise nerdig? (Nein, es gilt nicht, wenn du schon einmal eine Folge der Big Bang Theory gesehen hast.)

Ha, ha. Jetzt hast du mich auf dem kalten Fuß erwischt. LARP finde ich interessant, bin aber selbst nicht involviert. Hingegen finde ich die Welt der Brettspiele ungemein spannend, wenn auch einfach kaum Zeit dafür bleibt, neben Literatur/Comic, Musik und Film sich noch ein weiteres Hobby draufzuhauen.
Aktuell kooperieren wir aber mit dem Heidelberger-Spieleverlag, der mit der THE WALKING DEAD-Edition des genialen Kartenspiels BANG genau meinen Geschmack getroffen hat. Ich bin mir sicher, hier wird es im Freundeskreis zu einigen Duellen kommen 🙂
Alle Comic-Fans von STEAM NOIR dürfen übrigens gerne auch mal einen Blick in die Spielewelten von Künstler Felix Mertikat werfen, der neben einem Brett- auch ein Kartenspiel zu seiner fantasiereichen Steampunk-Welt kreiert hat.

10. Ist jemals zuvor irgendeiner deiner Kontakte auf die Idee gekommen, ein Interview mit dir zu führen?

Interviewanfragen gibt es durchaus einige, oft auch für Comic-Radiosendungen oder YouTube-Channels. Meist bleibt hier – während der Arbeitszeit kaum zeit dafür. Ich verweise hier aber gerne an Verlagsleiter Andreas Mergenthaler, er ist der ewige Chef-Nerd im Haus und in Sachen Comicfachwissen und Geek-Kompetenz ungeschlagen der bessere Gesprächspartner. 🙂

Vielen Dank dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten und viel Glück mit all euren zukünftigen Produkten.

EDIT: Einen verteufelt witzigen Fehler rausgehauen!

[Rezension] Richard Castle – Naked Heat (Roman)

… und ich habe mir den zweiten Castle-Roman vorgenommen – Nummer 1 findet ihr hier.
Das Cover – (Co) Cross Cult
Produkt: Richard Castle 2 – Naked Heat
Autor: „Richard Castle“
Verlag: Cross Cult
Aufmachung: Taschenbuch, 407 Seiten
Erscheinungsjahr: 2012
Preis: 12,80€
ISBN: 978-3-86425-008-8
Gestaltung
Ich muss zuerst mal was zum Titel loswerden. Der ist zwar äußerst cheesy, aber ich mag diese End-Achziger-Marotte in Reihen den Namen der Hauptperson als Wortspiel einzubauen, wie es ja so knüppelhart bei „Remington Steele“ durchgezogen wurde („Steele Waters run deep“, anyone?)
Ansonsten ist das Cover klassisch, die Übersetzung wirklich gut und das Lektorat bis auf ein paar vergeigte das/dass komplett sattelfest.
Inhalt
Da dieser Fall immer und immer weitere Kreise zieht und sich der Autor nicht nur mit einem Mord begnügt (und auch wieder der obligatorische Anschlag auf Nikki Heats Leben stattfindet), möchte ich hier nur die Ausgangssituation schildern, denn hier wären Spoiler wirklich fies!
Die Klatschkolumnistin Cassidy Towne wird tot in ihrer Wohnung aufgefunden und neben dem Leichnam sitzt…
… Rook! Der Jornalist wurde zwar zwischen dem ersten und dem zweiten Band bei der Polizei ausgebootet und auch mit Nikki Heat läuft nichts mehr, aber die Tatsache, dass er in jüngster Zeit eng mit der unfreiwillig Verstorbenen zusammengearbeitet hat, qualifiziert ihn dazu, sich wieder der Mordkommission um Nikki Heat und ihre beiden rechten Hände „Roach“ anzuschließen.
Verdächtige gibt es genug, denn die Spezialität der Journalistin bestand darin, in ihrer Kolumne auch nach dem kleinsten C-Promi mit Dreck zu schleudern, bis die Schwarte kracht. Ihre letzten Machwerke stellen aber keine direkten Mordmotive dar und so kristallisiert sich schnell heraus, dass „das große Ding“, an dem sie gerade gearbeitet hat, schuld an ihrem Tod sein dürfte. Gegen alle Widerstände (durch sämtliche Verdächtigen und den Verlag) heißt es nun also sich auf die Suche nach dem Manuskript zu machen. Witziges Detail am Rande – beim Besuch des Verlagshauses erfährt man von einer äußerst interessanten Leiche in Rooks Keller…
Auch gibt es wieder eine Annäherung der auf Eis liegenden Beziehung der beiden Protagonisten, die (natürlich) in einem James Bond-mäßigen Liebes-Happy End kulminiert, aber auch diese Längen übersteht man problemlos, wenn man sich auf die wirklich tighte Krimi-Handlung konzentriert.
Fazit
Klasse! Noch einmal eine Steigerung gegenüber dem 1. Band. Sehr schön, wie der Fall sich nach und nach in Zwiebelschalen auseinanderfaltet, bis die Ermittler (sowohl die drei offiziellen als auch der „Berater“) zum Zentrum der unzähligen Verbrechen vordringen. Dass ich so eine spektakuläre Spürnase bin und schon satte 350 Seiten vor Cas… (… sorry, Rook) weiß, wo sich der „Schatz“ befindet will ich mal nicht erwähnen, das wäre unfair.
Für Fans der Serie ein „Muss“, für alle Fans klassischer Krimis ein absolutes „Kann man wirklich“!
… und, das sei hier erwähnt: Es lohnt sich hier, den Klappentext auf der Rückseite des Romans zu lesen, der eröffnet völlig neue Sphären der Cheesiness und könnte wirklich direkt aus der schnöseligen Feder des Serien-Castle stammen. Astrein!
Bewertung
4,5 von 5 Ghostwriter

[Rezension] Wo ist der Zombie? – Ein Wimmelbuch … mit Zombies!

Äh, ja. Manchmal geraten verteufelt merkwürdige Teile auf meinen Rezensionsstapel – ein solcher spezialgelagerter Sonderfall ist dieses Wimmelbuch. Ich war schon als Kind nicht allzu scharf drauf Waldo zu finden oder mit meiner Mutter auf Erkundungsreise in den Ali Mitgutsch-Riesenbüchern zu gehen. Zombies mag ich eigentlich auch nicht sonders – ich würde sagen wir haben perfekte Bedingungen…

Das Cover – (Co) Cross Cult
Produkt: Wo ist der Zombie?
Autor: Paul Moran und Jen Wainwright
Verlag: Cross Cult
Aufmachung: Hardcover, ca. A3, 48 Seiten (wenn ich richtig gezählt habe…)
Erscheinungsjahr: 2013
Preis: 16,80€
ISBN: 978-3-86425-200-6

Gestaltung und Inhalt
Sauber! Endlich mal ein Buch, bei dem der Abschnitt „Inhalt“ deutlich kürzer zu behandeln ist, als die Abteilung „Gestaltung“. Ich werfe die beiden Rubriken also am besten einfach zusammen:
Natürlich kommt es in diesem Wimmelbuch darauf an, den Illustrationen Details zu entnehmen, aber das hat die Macher nicht daran gehindert, auch noch eine Hintergrundgeschichte und eine kleine Handlung einzubauen. So wird uns zu Beginn der Laborarbeiter J. Peters vorgestellt, der einen bedauerlichen Unfall  mit dem neuen Virus ZX-5 hatte und nun unter Quarantäne steht. Er entkommt, flüchtet zu seiner Familie und die 8 infizzierten Personen und 2 Haustiere tauchen unter. Nun gilt es, die Familie Peters im Auge zu behalten und auf jedem der Bilder zumindest mit dem Auge dingfest zu machen, um die Menschheit zu retten. Auf 17 doppelseitigen Panels verfolgen wir jetzt einerseits die Familie Peters, als auch das rapide Herabsinken der Menschheit ins Chaos und schließlich eventuell sogar die komplette Vernichtung.
Obwohl ich, wie zuvor geschildert, kein großer Zombie-Fan bin, hat mir die Suche doch wirklich Spaß gemacht und das Buch liegt seit mehr als einer Woche neben meiner Badewanne, wo ich immer nach dem Joggen auf die Jagd nach den Peters‘ gehe. Komischerweise finde ich den Opa und den Vater am schwersten aufzufinden, die Zwillinge mit den roten Schleifen im Haar finde ich immer recht flott. Die Haustiere fallen mir auch immer schnell ins Auge.
Die Illustrationen sind in einem für Comicverhältnisse recht realistischen Zeichenstil gehalten und so bekommt man schnell ein Auge sowohl für die Familienmitglieder als auch für kleine Nebenhandlungen, bei denen sich das Gehirn seine eigenen Filme denkt.
Die Infektion beginnt logischerweise in einem Krankenhaus, verbreitet sich über die Luft im Park und in den städtischen Malls. Die ersten Schulen werden geschlossen und Überlebende verbarrikadieren sich in U-Bahn-Stationen. … in dieser Logik geht es weiter über den Bankenbezirk, ländliche Gebiete, direkt ins Weiße Haus. Nach etlichen Stationen, an denen es immer weniger Überlebende gibt, wenden sich die letzten Aufrechten im letzten Panel nach Fort Z, da die Forts X und Y soeben in die Hände der Untoten gefallen sind…
Fazit
Eiderdaus! Ein wirklich cooles Zeit mit Langzeitmotivation. Sehr gut gefallen mir die Auflösungsseiten, wo neben den eingekringelten Familienmitgliedern auch noch 5 Details pro Doppelseite aufgelistet sind, die man zusätzlich suchen kann. Ein wirklich gut aufgemachtes Wimmelbuch, das gerade im Moment, wo die Zombie-Apokalypse eines DER Themen in der Science Fiction ist, auf dem Markt eigentlich losrasen müsste wie verrückt.
Bewertung
4 von 5 Zombiehunde