[Rezension] Orkenspalter und der Mythos (Cthulhu, Pegasus)

Die Rezi-Woche geht in Tag 3 und ich habe mir eine kleine Abenteuersammlung für Cthulhu angesehen. Ich durfte ja schon einige Cthulhu-Runden bei den Orkenspaltern spielen, aber bei den hier abgedruckten fünf Investigationen war ich nie dabei – schauen wir sie uns also an…

  • Produkt: Orkenspalter und der Mythos
  • Autor*innen: Eevie Demirtel, Thomas Echelmeyer, Nico Mendrek, Mháire Stritter
  • Illustrationen: Sabrina Scheffler, Mark Freier (Cover)
  • Verlag: Pegasus
  • Aufmachung: A4 Softcover, 86 Seiten
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Preis: 14,95 Euro
  • ISBN: 978-3-96928-089-8

Gestaltung

Was soll ich zu einem Pegasus-Cthulhu-Abenteuerband sagen? Die sehen alle gleich (gut) aus. Tolles Cover, zweispaltiges Layout auf dickem, etwas dunklerem Papier sowie alte Fotos, Karten und Bilder. Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts (Schlechtes) zu sehen.

Inhalt

Bei den hier abgedruckten Abenteuern handelt es sich um solche, die auf dem Orkenspalter TV-Kanal gespielt wurden. Dadurch könnt ihr sie euch heute noch ansehen, was ich persönlich immer ganz interessant finde – sei es als Vorbereitung oder als interessierten Abgleich damit, wie eure Gruppe das Abenteuer gespielt hat und wie eine andere Gruppe vor Publikum sich geschlagen hat. Wenn ich das richtig verstanden habe, basieren die vorliegenden Abenteuern auf Mháires Vorbereitungen, die dann zur Veröffentlichung „etwas genauer“ ausgearbeitet wurden.

Sehen wir uns die 4 Teile doch einmal kurz an, aber ich bin sicher, es wird etwas dabei sein, was euch interessieren wird:

Die Himmelfahrt (ausgearbeitet von Eevie Demirtel): Mit vier vorgefertigten Investigator*innen versucht unsere Gruppe im Juni des Jahres 1924 auf einem Hochseedampfer und später der Insel Asuncion nicht verrückt zu werden. Und, hihihi, die alte Dame im Rollstuhl, die sie kennenlernen, hört sich an als sei sie von Loriot erfunden worden. Ja, ich blicke in Ihre Richtung, Lady Fritham. Man merkt dem Abenteuer an, dass es ursprünglich in einzelnen Szenen für das Spielen im Stream entwickelt wurde, aber die einzelnen Locations sind hier so gut aufbereitet, dass ich eher vermuten würde, dass meine Gruppe mehrere Spielsitzungen braucht, um das finale Geheimnis in der Vulkanhöhle zu lösen. Ein starker Beginn – das Abenteuer kommt sofort auf den Stapel derer, die ich gerne ihn Bälde leiten möchte.

Der Jahrmarkt von Gillingham (Nico Mendrek): Mit 12 Seiten sehr übersichtlich – sowohl vorzubereiten, als auch zu spielen. Eine gute Wahl, um in die Welt des Cthulhu-Rollenspiels einzusteigen. Wir befinden uns im Jahr 1929 in der Nähe von London. Ein Jahrmarkt ist in der Stadt. Die Charaktere sind auf der Spur eines Kleinkriminellen und landen in einem flammenden Inferno. Ausgezeichnete Action und ganz sicher problemlos an einem Abend zu spielen, das sich das Abenteuer auf einige wenige Schlüsselszenen und einige Jahrmarkt-Momente beschränken lässt. Dass das Abenteuer auf einer wahren Begebenheit basiert, ist hier nur die Kirsche auf der Torte.

Walisisches Potpuorri (Thomas Echelmeyer und Nico): Im Frühjahr des Jahres 1926 fordert eine unbekannte Gefahr Opfer unter den Bergleuten der Bergbaugemeinde Cymmer. Auch dieses Abenteuer ist recht einfach zu leiten, da es einen klaren Zeitablauf gibt und es an der Gruppe liegt, ob sie mit ihren Investigationen am Puls der Zeit ist oder weit hinterher hängt und sie nur noch reagieren kann. Wales (oder auch Cornwall oder Devon) sind mit ihren Bergwerken immer schön düstere Ortschaften für Cthulhu-Abenteuer und auch hier kommt das dunkel Mythische gut rüber und so leitet sich das Abenteuer fast von ganz alleine. Saufen, Erkundungen, ein explosives Finale – klassisch und bewährt. Ich würde denken, dass hier eher zwei Spielabende fällig werden.

Die Gefangenen von Cape Clear (Thomas und Nico again) Historisch vielleicht ganz interessant, dass dieses das erste live gestreamte Cthulhu-Abenteuer bei Orkenspalter TV war. Mit 10 Seiten ist dieses das kürzeste Abenteuer; dafür ist es aber vom Spielen her das Ungewöhnlichste. Eine irische Insel in den 1920er Jahren, ein uraltes Mönchskloster und ein Menhirkreis sind immer gute Zutaten für ein Abenteuer – aber hier geht es nicht darum, nach einer Investigationsphase ein Ritual zu stören, mit dem uralte boshafte Wesenheiten beschworen werden sollen. Waaaaaas? Aber was geschieht denn dann bitte sehr in diesem Abenteuer? Und eine zweite wichtige Frage ist: „Weshalb habe ich die ersten 7 Seiten „Yoh-Vombis-Engel“ stett „Yoh-Vombis-Egel“ gelesen und einen völlig falschen Eindruck von der Gefahr in diesem Abenteuer gehabt?“ Frage 1 ist schwierig zu beantworten und ich will auch nicht viel spoilern außer: „Sind wir nicht alle Monster?“ – Frage 2 ist leicht beantwortet mit „mangelnde Lesekompetenz“.

Dunkle Resonanz (Nico und Mháire): Dieses Abenteuer hat eine sehr interessante Genese, denn es entstand in einem Live-Stream auf der ConSpiracy und wurde dann dort wenig später auch geleitet. Ich mag solche Community-Aktionen ja immer sehr gerne (auch wenn meine Vorschläge bei so etwas nie berücksichtigt werden – ja, Little Wizards – ihr seid gemeint!). Hier befinden wir uns erstmals nicht in den 1920er Jahren, sondern das Abenteuer spielt im tiefsten Sibirien der 1980er. Die Charaktere befinden sich auf einer sowjetischen Abhörstation und es geschehen… Dinge… merkwürdige Dinge… Und was haben diese fiesen Amerikaner hier zu suchen? Das schreit nach einem präventiven Erstschlag! Bumm!

Fazit

Eine starke Sammlung unterschiedlichster Abenteuer. Für Neulinge sowohl als Spielleitung (einige) als auch als Spieler*innen (eigentlich alle) geeignet, aber auch herausfordernd genug, um alte Häs*innen an Investigation und Sinnen zweifeln zu lassen.

Gerade den Jahrmarkt könnt ihr euch gerne mal ansehen, wenn ihr überlegt, wie ihr in das Cthulhu-Rollenspiel einsteigen wollt. Soll der Ablauf des Abenteuers mal ein wenig unkonventioneller sein? Dann solltet ihr euch auf Cape Clear gefangen nehmen lassen Wollt ihr es „anders“ und vielschichtiger, dann solltet ihr euch unbedingt auf die sowjetische Abhörstation begeben.

Empfehlung! Empfehlung! Empfehlung! Und das sage ich, obwohl ich bei den Abenteuern nicht mitspielen durfte. 😉

Bewertung

4,5 von 5 Spielrunden #sterbenmitstritter