[Rezension] EZ D6 – Deutsche Ausgabe

Da ist mir doch glatt mal wieder ein einfaches, aber nicht old-schooliges, sondern eher modernes System ins Haus geflattert, auf das ich schon mehrmals aufmerksam gemacht wurde. Schauen wir uns dieses EZ D6 doch einmal an.

Disclaimer: Ich habe ein Rezensionsexemplar von Truant Spiele erhalten.

  • Produkt: EZ D6 – Deutsche Ausgabe
  • Autor: Scotty McFarland
  • Illustrationen/Layout: Sean Boga/Brandish Gilhelm
  • Verlag: Truant Spiele (im Original: Runehammer)
  • Aufmachung: ca. A5, gebunden, s/w mit grünen Elementen, 120 Seiten
  • Erscheinungsjahr: 2023 (im Original 2022)
  • Preis: 24,95 Euro
  • ISBN: 978-3-949089404
Die Umschlagrückseite – (Co) Truant Spiele

Gestaltung

Ein schickes kleines A5-Büchlein von 112 Seiten und im Hardcover. Eine meiner bevorzugten Darreichungsformen für Rollenspielprodukte. Noch dazu ist es sehr übersichtlich gelayoutet und weist immer wieder Kommentare des Autoren (für Designentscheidungen) und des Kämpfers Roderik (für Hinweise auf In-Game-Dinge) auf. Das ist teils etwas eigenwillig und … äh … interessant, aber ich persönlich finde es ja charmant und ansprechend. Aber seht selber…

Außerdem ist das Ganze aus einer Hand illustriert, was für mich immer ein Plus ist – noch dazu in einem leicht skizzenhaften Sword & Sorcery-Stil, der mich entfernt an Björn Lensig erinnern, den wir alle von Malmsturm oder Barbarians of Lemuria kennen und lieben.

Der Wurm der Ödnis – (Co) Truant Spiele

Interessant ist auch der Schreibstil des gesamten Buches – so spricht hier Scotty nicht nur aus den Sprechblasen heraus zu uns, sondern das gesamte Regelwerk nimmt uns irgendwie locker-kumpelhaft an der Hand, um uns in seinen Bann zu ziehen. Das kommt auch in der Übersetzung sehr gut rüber, da gibt es nichts zu meckern. Stichwort „meckern“ – das gesamte Buch ist im generischen Maskulinum geschrieben, was viele freuen wird, mich aber im Jahr 2023 langsam etwas befremdet, da es ja die unterschiedlichen Varianten gibt, sich um inklusive Sprache zu bemühen, aber come on. ich urteile nicht, ich will es an dieser Stelle aber schreiben, da diese Information eine Kaufentscheidung in beide Richtungen darstellen könnte.

Inhalt

Auf Deutsch zündet der Titel des Systems direkt mal so gar nicht, aber ich habe auch keine Idee, wie das cool und sinnvoll übertragen werden kann, also sprecht es einfach „easy d6“ aus, dann wisst ihr, wohin der Hase läuft. Das System basiert also auf dem W6 und NUR dem W6 und will einfach sein – was ihm auch gelingt, soviel kann ich an dieser Stelle schonmal verraten.

Auch schonmal gesagt sei direkt, dass ihr hier ein Regelwerk erhaltet, kein Setting. Zugegeben – alles schreit nach generischer Fantasy und ein paar der Monster sind schon sehr speziell, aber wenn ihr ein spezielles Setting sucht, kauft etwas anderes. Hier bekommt ihr klassische Regelwerks-Kost, um ein Fantasy-Setting zu bespielen, entweder aufgesetzt auf eine schon existierende Welt oder in Kombination mit eurer eigenen Kreation.

Und so geht es nach einigen einführenden Seiten zu den etwa 40 reinen Regelseiten, aber da ist auch schon die Charaktererschaffung mit inkludiert. Der eigentliche Regelmechanismus ist: Würfle einen W6 und versuche den von der Spielleitung angesagten Mindestwert zu treffen oder zu übertreffen. Hast du durch irgendwelche Fähigkeiten oder Umstände einen Vorteil würfelst du zwei oder gar noch mehr W6 und der höchste Wurf zählt, ist es aber ein Nachteil, würfelst du zwei oder mehr W6 und der niedrigste Wurf zählt. Ebenso einfach wie fies.

Dazu gibt es natürlich etliche kleine Zusatzregeln, wie die Tatsache, dass ich eine*r Mitheld*in helfen kann, indem ich auf meine eigene Hauptaktion verzichte und diese*r dafür einen zusätzlichen Würfel erhält, aber prinzipiell war es das erst einmal an Regeln.

Erstellen wir doch mal schnell einen Charakter (die heißen hier übrigens „Helden“ wie bei DSA):

  1. Wähle deinen Heldenpfad: Barbar – was denn sonst?
  2. Wähle dein Volk: Elf. Ha, in your face, damit habt ihr nicht gerechnet!
  3. Wähle deine Talente: Kämpfer, zäher Bastard
  4. Formuliere zwei Aspekte: Oh, no, bin ich hier bei Fate gelandet? Okay, das ist etwas unproblematischer und es gibt Beispiele. Da ich ein Elfen-Conan bin, kann ich aus eben jenen Beispielen wählen: berühmter Liebhaber, meisterlicher Gladiator. Da kann der innere 12-Jährige aus dem Vollen schöpfen.
  5. Falls Zauberer, wähle einen Zirkel der Zauberei: Ha, not on my watch!
  6. Wähle deine Ausrüstung: Es gibt hier kein Startgeld oder so, ich nehme also einen Zweihänder und würfle zwei Ausrüstungsgegenstände aus. Ein Topf mit Schmierfett (Äh, läuft…) und ein Kartenspiel. Alles klar, sehr conanesk. Das passt.

Ha! Erwischt! Bei den Ausrüstungsgegenständen benötige ich neben dem W6 auch noch einen W4. HA! Aber zugegebenermaßen darf ich ohnehin Gegenstände von den Tabellen aussuchen, der W4 ist also nicht verpflichtend.

Wow. Dies könnte glatt das erste Fantasy-Regelwerk sein, das keine seitenlangen Waffen- und Rüstungslisten mit Werten und Preisen besitzt – ja, es gibt hier schlichtweg gar eine Listen für so etwas. Krass.

Der zweite Abschnitt des Buches richtet sich an die Unruhestifter*innen – denn so wird hier die Spielleitung genannt. Hier gibt es allgemeine Hinweise, wie du eine gute Spielleitung bist, es gibt allgemeine Tipps vom Autoren sowie Hinweise, wie du Schwierigkeitsgrade einschätzen kannst.

Danach geht es im Schweinsgalopp zu den Monstern und dafür, dass das Büchlein echt übersichtlich ist, wird denen hier ordentlich Platz eingeräumt. Sehr gut, bin ich doch Fan von Monsterkapiteln (ich versuche die bei jedem Übersetzungsprojekt an mich zu reißen – gell, Franz?!?). Und hier gibt es dann doch etwas Settingfutter, denn neben 20 klassischen Monstern wie Drache, Oger oder Zombie, gibt es auch noch Werte und kurze Infotexte zu 20 „EZ D6 Monstern“ wie dem Knoblogg, dem Sarlakarn oder der Schreckensfledermaus. Und gerade letztere 20 Wesen gefallen mir echt gut. Davon werde ich in Zukunft ganz sicher einige „ausborgen“. Eines davon, den „Verschlinger“ kennt ihr übrigens schon vom Cover her.

Etwas mehr als 10 Seiten werden dann magischen Gegenständen gewidmet (wenn uns schon keine Listen für tolle Schwerter und shiny Kettenhemden vergönnt sind). Auch hier kann ich wieder auswürfeln oder auf den Tabellen passende Dinge aussuchen. Hier fällt direkt auf, dass es in bester DCC-Manier keine magischen Gegenstände von der Stange, wie ein Schwert+1 gibt, sondern dass alle Gegenstände einzigartig sind und direkt Bilder vor unseren geistigen Augen erscheinen lassen. Sehr gefällig und ich muss sagen die Nabelschnur von Lozomious ist deutlich nützlicher als sie sich anhört.

Den Abschluss bilden die nützlichen Dinge, oder „Anhänge“, wie wir langweiligeren Leute sagen würden. Aber hey, diese Dinge sind wirklich nützlich. Es gibt eine Regelzusammenfassung auf zwei Seiten – und mehr wird hier tatsächlich nicht benötigt. Dann gibt es Monsterlisten, Tabellen für überraschende Wendungen, einen NSC-Generator, einen Unterschlupfgenerator, Hinweise zu Schergen und einen Heldenbogen, den ihr aber auch online und zum Ausfüllen hier findet.

Fazit

Gelungen. Gut zu lesen. Gut erklärt. Gut bebildert. Gut zu spielen. Gut durchdacht. Gelungen halt.

Wenn ihr ein einfaches und schnell erlernbares System sucht und schon etwas Rollenspielerfahrung habt, seid ihr hier super bedient – für Neulinge würde ich bei dieser Empfehlung kleine Abstriche machen, da gerade dieses einfache auf dem W6 basierende System in der Einschätzung von Situationen verunsichern könnte. Hört sich komisch an, ist aber so.

Bewertung

4,5 von 5 einfachen sechsseitigen Würfeln

2 Gedanken zu „[Rezension] EZ D6 – Deutsche Ausgabe“

  1. hallo moritz,
    da du ja bei Tiny Dungeon mitgewirkt hast, wie würdest du die 2 Produkte vergleichen bzw. was hebt EZD6 von Tiny Dungeon ab?
    thx martin

Kommentare sind geschlossen.