Top 10 Spielbücher für Einsteiger*innen

Eine Mastodon-Diskussion hat nun dazu geführt, dass ich mir Gedanken gemacht habe, welche 10 Abenteuer-Spielbücher ich für den Einstieg empfehlen würde. Technokrat und Bekkersson fühlt euch gegrüßt.

Okay, wie gehe ich an diese Liste ran? Hmmm… Ich denke die Faktoren Genre, Verfügbarkeit, Regeln und Unterhaltungswert sollten da unbedingt eine Rolle spielen. Vor allem aber sollte es in deutscher Sprache erhältlich sein, um eine möglichst niedrige Einstiegsschwelle zu gewährleisten. Mal sehen, was ich da für euch im Nerdkeller zusammentrage.

Okay. Meine erste Nominierung läuft außer Konkurrenz. Im Rätsellabyrinth des Minotaurus ist zwar mit großem Abstand mein allerliebstes Solo-Abenteuer für ein Rollenspielsystem, da es einfach nur Spaß macht und schöne klassische Rätsel hat – ABER es ist nur in Kombination mit den D&D Classic-Regeln zu spielen und ich möchte in der Top 10 nur Bücher haben, die aus sich heraus spielbar sind. Also fallen auch die tollen Thurau-DSA-Solo-Abenteuer flach. Sorry. Ich beginne also mit der äußerst ehrenwerten Erwähnung von IM RÄTSELLABYRINTH DES MINOTAURUS von Jeff Grubb, einem der definitiv besten Rollenspiel-Designer der 80er und 90er Jahre.

Okay. fangen wir von hinten an, um die Spannung zu steigern.

Platz 10: Die Säulen von Pentegarn (Rose Estes, D&D Abenteuer ohne Ende)

Zu Beginn/Mitte der 80er Jahre erschienen einige der TSR-Spielbücher unter dem Label D&D Abenteuer ohne Ende bei C. Bertelsmann. Diese Reihe weist keinerlei Regelwerk auf und lebt alleine von den Entscheidungen der Leser*innen. Von den 10 Bänden ist dieser mein liebster, da er fast noch am wenigsten kindlich rüberkommt.

Wenn ihr gerne ein Spielbuch hättet, das ihr einfach nur gechillt in der Badewanne spielen könnt und das ein wenig märchenhaft und kindlich ist, dann schlagt hier zu – okay, die Reihe ist nur noch antiquarisch zu erhalten, aber das hat euch ja noch nie abgeschreckt, oder?

Platz 9: Das Feuer des Mondes (Florian und Christian Sußner, Einzelband)

Noch erhältlich, und zwar beim im Spielbuchbereich führenden Mantikore-Verlag ist Das Feuer des Mondes von Christian und Florian Sußner, zweien der Köpfe der Sußner-Drillinge. Das gute Stück ist schon einen Tacken umfangreicher und besteht aus drei Unter-Büchern, Zufallsbegegnungen und zusätzlichen Ausbildungsabschnitten.

Come on, alleine wegen der Zufallstabellen muss ich das gute Stück einfach lieben. Wenn ihr ein Spielbuch sucht, das etwas düsterer und mit schon halbwegs komplexen Regeln daherkommt, seid ihr im Hause Sußner genau richtig!

Platz 8: Kurai Jikan Eidolon (Markus Leupold-Löwenthal, Einzelband)

Dieses fernöstlich angehauchte Spielbuch ist noch recht jung und entstand 2020 aus einem Crowdfunding des Rollenspielverlags Ludus Leonis. Es hat Daumenkinowürfel und versprüht einen ganz anderen Charme als alle anderen modernen Spielbücher.

Platz 7: Der Blutstein (Frank Rehfeld, Cthulhu-Spielbücher)

Der Blutstein erschien 2008 in der Cthulhu-Hexer von Salem-Reihe bei Pegasus Spiele. Neben einem wirklich schön gruseligen Abenteuer enthält das Buch noch ein kurzes Kapitel, in dem der großartige Andreas Melhorn Interessierten den Schritt vom Spielbuch zum Rollenspiel schmackhaft machen will.

Das bisher wohl komplizierteste Regelsystem in Form eines Würfelpoolsystems. Ich würfle so viele Würfel, wie mein Spielwert angibt und muss einen Zielwert erreichen. Klassisch, aber funktional. Auch das einzige leicht angehorrorte Buch auf meiner Liste. Ist das euer Kink, dann schlagt hier zu – leider auf dem Sekundärmarkt, da schon lange vergriffen.

Platz 6: Flucht aus dem Dunkel (Joe Dever, Einsamer Wolf Band 1)

Ihr habt doch nicht gedacht, dass ich eine Top 10 ohne den Einsamen Wolf aufstellen würde. Hier der erste Band, der um 150 Abschnitte erweitert und komplett neu übersetzt wurde.

DU bist der Einsame Wolf! Nuff said und absolute Empfehlung, wenn ihr eine wirklich laaaaaange fortlaufende Geschichte mit Charakterprogression erleben wollt. Dank des Mantikore-Verlages kommt ihr aktuell auch leicht an alle Bände der Reihe.

Platz 5: Mord im Diogenes Club (Gerald Lientz, Sherlock Holmes)

Band 1 der wirklich ausgezeichneten Holmes-Spielbücher, die Mitte/Ende der 80er im Thienemann Verlag erschienen. Achtung! Die Dinger sind echt schwierig zu spielen und noch schwieriger in die Finger zu bekommen – aber es lohnt sich. Das einzige Detektiv-Buch in der Top 10, daher konkurrenzlos, wenn ihr gerne ermittelt.

Platz 4: Die Verbotene Kammer (M. Stritter, N. Mendrek, S. Tannert, DSA Myranor)

Ein furioses Solo-Abenteuer für Myranor, den „kleinen Bruder“ (okay, viel größeren, aber deutlich unbekannteren) des DSA-Kontinents Aventurien. Das Buch der Orkenspalter TV-Crew kommt komplett ohne Regeln aus, ist aber großartig erzählt und macht richtig Spaß. Es macht sogar Spaß etwas rumzublättern und Abschnitte zu lesen, auf die man gar nicht gelangen kann.

Wollte ihr ohne Regelballast eine tolle Geschichte erleben? Dann ab mit euch auf den Sekundärmarkt, denn leider ist die Rechtelage um Myranor gerade… äh… schwierig. Mit einem Nachdruck ist also leider nicht zu rechnen.

Platz 3: Das Gipfeltreffen (Asterix Abenteuerspiel Band 1)

Diese Spiel-Comic-Serie ist unerreicht und ich habe damit Ende der 80er Jahre unendlich viel Spaß gehabt. Ich kann gar nicht beschreiben wie toll sie sind. Das müsst ihr erleben.

Problem: Ihr müsst zwei bis drei Nieren investieren, um einen der (ich glaube) 4 Bände in die Finger zu bekommen. Ich besitze leider selber nur drei. Wenn ich also irgendwann mal über den fehlenden Band stolpern sollte – BÄM!

Platz 2: Metal Heroes (Swen Harder, Einzelband)

Ja, Metal Heroes ist einfach eine Bank. Unverbrauchtes Thema, drei verschiedene Schwierigkeitsgrade – und es wurde die Geschichte verarbeitet, dass ich mal in eine Umkleide platzte, gerade als Joe Cocker eine gigantische hellblaue lange Unterhose anzog.

Und wenn es euch irgendwie gelingt, schnappt euch die Special Edition, die enthält noch eine Soundtrack-CD (die sogar für ingame-Rätsel hilfreich ist, ein Pokerdeck und spezielle Würfel. Mmmmmhhhhh… Spezielle Würfel.

Naja, sei es wie es sei, wenn ihr Talor spielen wollt, seines Zeichens Vollblutrocker und Volltrottel, der völlig überraschend zum Nachfolger des Rock-Gottes werden könnte, schlagt zu und rennt dem Mantikore-Verlag die Bude ein!

Platz 1: Wächter der Lüfte (Rhianna Pratchett, Fighting Fantasy)

Ebenso wie der Einsame Wolf darf die Fighting Fantasy-Reihe einfach in dieser Top 10 nicht fehlen. Dass es für den ersten Platz gelang hat, ist aber nicht den knallharten Abenteuern der 80er Jahre von Jackson/Livingstone zu verdanken, sondern Rhianna Pratchett, die uns hier im Jahr 2020 mit dem wunderbar märchenhaften und kindgerechten, aber dennoch den Geist der Fighting Fantasy-Reihe atmenden Abenteuer Wächter der Lüfte beschenkt hat.

Ganz großes Damentennis (wenn ich als Steffi Graf des Rollenspiels das hier mal sagen darf), denn dieses Abenteuer kann ich wirklich allen empfehlen: jüngeren Leser*innen, Familien, alten und knüppelharten Grognard*ettes… You name them.

Meine Empfehlung, mit der ihr eigentlich nix falsch machen könnt. Und wenn ihr euch durch dieses Abenteuer gespielt habt und wissen wollt, wie die „alten FF-Sachen“ sich so gespielt haben – ich weiß aus sicherer Quelle, dass der deutsche ueberreuter-Verlag Anfang 2023 auch den absoluten Old School-Klassiker Der Hexenmeister vom flammenden Berg auf Deutsch rausbringen wird.