[Rezension] Blutroter Stahl (Sword & Sorcery Kurzgeschichten – Prometheus Games)

Ach, wenn ich das Ergebnis lese, bin ich doch ganz froh, dass ich keine Geschichte dazu beigetragen habe, wie es ursprünglich angedacht war. Das wäre mir dann doch schlussendlich zu peinlich gewesen, denn die Geschichten, die den Cut geschafft haben, können allesamt was, aber ich greife vor…
Außerdem habe ich gerade in den letzten Wochen sämtliche Conan-Geschichten für den Würfelheld zu Rezensionszwecken gelesen und halte mich für DEN Experten schlechthin, was Sowrd & Sorcery angeht. Das Mahl ist also bereitet.
Das Cover – (Co) Prometheus Verlag
Titel: Blutroter Stahl
Herausgeber: Michael Quay, Ingo Schulze & André Skora
Art: Kurzgeschichten-Anthologie
Verlag: Prometheus
Format: A5, 380 Seiten
ISBN: 978-3-944713-17-5
Preis: 14,95 Euro, 4,99 Euro (PDF)
Gestaltung
Äh, ja! Zuerst einmal stellen sich beim Betrachten des Umschlages drei Fragen:
1. Was macht der Sänger von Rammstein auf dem Bild?
2. Warum hat er so einen doofen Hut an?
3. Und warum, zum Henker, hat er sich sein Schwert in den Kopf gesteckt?
Aber ansonsten hat es alles, was man so braucht, Feuer, einen brutal dreinblickenden Tyen und ordentlich Blut. Auch die Innenillus gefallen mir in ihrer Old-Schooligkeit ausgezeichnet – mit William McAusland wurde gar einer meiner Lieblings-OSR-Zeichner mit ins Boot geholt. Dazu gibt es auch zum Korrektorat wenig zu bemängeln – da habe ich schon weniger saubere Arbeit gesehen.
Bisher ist noch alles in bester Ordnung – wenn jetzt noch die Geschichten was taugen ist alles perfekt.
Inhalt
Insgesamt sind hier satte 15 Kurzgeschichten vertreten, die als Gemeinsamkeit eine Verwurzelung in im Sword & Sorcery-Genre haben. „Sword & Sorcery“! Das bedeutet knapp bekleidete Barbarenkrieger, ebensolche Prinzessinnen, amtliche Schwertkämpfe, durchgeknallte Krötenmonster und fiese Nekromanten. Mal sehen, was ich davon geboten bekomme…
In den Wäldern so still (Christian Günther)
Gor! Genau so muss ein Held heißen! Und wenn er dann noch Spektren den Schaft seiner Axt vor den Kehlkopf rammt, dann ist alles in bester Ordnung. In klassischer „edler Wilder“-Manier beschützt er die Bauerntrampel in einer Herberge mitten im Wald. Auch der Twist am Ende, als er dem Endgegner gegnübersteht, ist sehr klassisch. Ein grundsolider Einstieg, so darf es gerne weitergehen.
Das letzte Lied (Anja Bagus)
Ja, sie kann nicht nur Steampunk, die Frau Bagus. Diese Erzählung geht zwart eher in Richtung „Fahfrd und der graue Mausling!“ als „Conan“, aber auch diese minimal filigranere Variante kann ja durchaus zu S&S gezählt werden. Hier geht es um die Freundschaft zwischen Kal und Eimon und eine Entscheidung, die sich einfach nicht mehr länger aufschieben lässt.
Das Geheimnis des Stahls (Die Voigts)
Ah, jetzt wird es so richtig conanesk! Ein junger Schmied macht sich auf den Weg, um ein Stück Kometenstahl zu finden. Auf dem Weg dorthin erlebt er ganz genau all das, was man als ordentlicher Conan-Epigone erleben muss. Absoluter Anlesetipp, wenn ihr auf wenigen Seiten mal all das erleben wollt, was das Genre ausmacht.

Finde Frieden unter den geborstenen Monden (Thorsten Küper)
Norugay ist ein simpler Maler, der eine gewaltige Invasionsarmee aufhält. Schön hintersinnig und ein gutes Stück von den ausgetretenen Pfaden entfernt. Bisher die größte Überraschung.
Die Rosine im Kuchen (B.C. Bolt)
Drei Küstendämonen (äh, ja, der Versuch etwas ungewöhnlichere Helden an den Start zu bringen) machen sich auf die Suche nach den verschwundenen Mädchen einer nicht näher bezeichneten Stadt – schlussendlich haben wir es mit der Conan-Variante von „Und täglich grüßt das Murmeltier“ zu tun.
Die träumende Stadt (Marc Geiger)
Damasus und „die ardanische Kriegerin“ landen auf der Flucht vor den Priestern Amenas in einer scheinbar verlassenen Stadt. Und ja, natürlich gibt es ein mächtiges magisches Geheimnis. Die zweite Geschichte, die sich wirklich sehr eng an den Original-Conan-Geschichten orientiert. Gefällt mir sehr gut bisher der Mix aus klassischen Conan-Geschichten, etwas hintergründigeren im Fritz Leiber-Style und solchen, die die grenzen des Genres ausloten…
Treue (Kay Noa)
Ein recht klassischer Dungeon-Crawl mit dem ebenso klassischen offenen Ende.
Die letzte Schlacht (Tom Daut)
Ein Despot nimmt sein gerechtes Ende – die bisher am wenigsten in den Rahmen passende Kurzgeschichte. An klassischen Klischees kann ich eigentlich nur erbitterte Kämpfe und Verrat erkennen.

(K)ein Held für einen Tag (Gloria H. Manderfeld)
Huiuiui! Orric ist der mit großem Abstand typischste Held in allen Geschichten. Und dann entstammt er auch noch der Fantasie einer Frau. Aber immerhin zeigen ihm die Frauen dieser Welt mal, wo eigentlich der Hammer hängt.
Die Rache (Daniel Isberner)
Orthulis und Orthira sind doch sehr unterschiedliche Geschwister! Der brave Kämpfer für das Gute und die böse Magierin. Leider wird man diese fiesen Magiern ums Verrecken nicht los. Man kennt das ja.
Der Weg einer Königin (Christel Scheja)
Aha! Eine Geschichte mit einer weiblichen Heldin! Geht doch! Kyra geht hier den kompletten Weg direkt aus dem Kerker auf den Königsthron.
Wiedergeburt (Florian Wehner)
Rakor hat echt Glück, dass er die alte Stromberg-Regel beherzigt, nach der ein Chef immer eine Nuss mehr versteckt haben muss als die anderen Eichhörnchen. Bloß, dass es in seinem Fall die entscheidende Unterarmklinge ist…
Der Krähenkönig (Mike Krzywik-Groß)
General Kropka und sein Faktotum Groll sind zwei wirklich schicke Helden. Kropka ist eine Art Conan, der an den späteren Elvis erinnert und Groll sein Gehilfe, der ihn aus den größten Problemen rauspaukt. In diesem Abenteuer machen sie sich auf die Suche nach dem Krähenkönig. Definitiv ein interessantes Duo, von es gerne weitere Geschichten geben darf.
Blutstein (Peter Hohmann)
Oha. Eine Schatzsuche, ein Königsthron und ein Verräter. Gute Komponenten.
Die Welle der Meeresbiester (Torsten Exter)
Zum Abschluss wird dann nochmal alles geboten – hier vermengen sich Elemente von Howard und Lovecraft.
Fazit
Die deutschsprachige Kurzgeschichtenszene brummt ja ohnehin und wenn dabei noch so gute Stories in einem zu Unrecht wenig vertretenen Untergenre herausspringen, dann gefällt mir das umso besser. Ganz ehrlich? Hier ist jede einzelne Geschichte lesenswert und besitzt aus sich heraus eine Daseinsberechtigung.
Bewertung
4 von 5 Conan-Enkel
 

3 Gedanken zu „[Rezension] Blutroter Stahl (Sword & Sorcery Kurzgeschichten – Prometheus Games)“

  1. So, du bist also "DER", genau "DER" Sowrd & Sorcery Experte.

    Welche Sword & Sword Werke neben Conan sollte man denn noch gelesen haben?
    Empfehle mir doch mal was. 😉

    AL

  2. Alle Thongor-Teile natürlich!

    … und SIE, mein Herr, sollten erstmal lernen, dass Zwergenfrauen nicht flussaufwärts getrieben werden.

    Für weitere Tipps google doch mal "Appendix N".

  3. In meiner Welt lass ich soviel Zwergenfrauen flussaufwärts treiben wie ich will! Tsss!

    Thongor habe ich komplett hier liegen und auch schon den ersten Band hinter mich gebracht.

    Carter schafft mit eigenen Begriffen für bekannte Dinge ein gutes und stimmiges Bild von Lemuria und vieles was im Buch vorkommt, half mir BoL besser zu verstehen.
    Thongor's Figur fand ich dagegen ein wenig blass und er hat zwischendurch mehr Glück als Verstand (Sogar noch mehr als Conan 😉 ).
    Was ich aber recht witzig fand, Thongor hat immer Hunger und beschwert sich zu jeder Gelegenheit über seinen leeren Magen.

    Den Appendix N habe ich natürlich auch schon gesichtet.

    AL

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