[Rezension] An den Küsten der Kristallsee (Splittermond-Abenteuer #4)

Die Uhrwerk-Woche tritt in ihre Splittermond-Phase – die Abenteuer Nummer 4 bis 6 habe ich mir mal zur Brust genommen und sogar teilweise spielen können:
Das Cover – (Co) Uhrwerk Verlag
Produkt: An den Küsten der Kristallsee
System: Splittermond
Autoren: Marion Kreuz, Michael Kusternig, Marcus Renner, Weltengeist
Verlag: Uhrwerk
Aufmachung: Softcover, A4, 88 Seiten
Erscheinungsjahr: 06.08.2015
Preis: 14,95 Euro
ISBN: 978-3-95867-027-3
Gestaltung
„Sarah Wisbar“ sollte ich mir echt merken. Die hat nämlich das Cover gebastelt – das fällt fast gar nicht auf, dass es nicht von Florian Stitz ist. Gute Arbeit. Und im Inneren ist wie immer „Splittermond pur“. Gut, wenn auch leicht dsaig geschrieben, sehr gut und vor allem übersichtlich präsentiert und kaum Fehler.
Nach dem vierten genaueren Hinsehen habe ich übrigens auch kapiert, dass das komische Fehlen von Farbe im oberen rechten Teil der Cover-Illu ein weißes Segel ist. Details, Details…
Inhalt
Ich liebe ja Abenteuerwettbewerbe – und hier haben wir es mit den Siegerbeiträgen des 2014er Wettbewerbs zu tun, die allesamt um die Kristallsee herum spielen.
Das Geschenk der Seealben (Marion Kreuz)
Wie gemein! Da wird erst in mehreren Szenen eine Freundschaft zum putzigen Kapitän Dromik aufgebaut, bloß, um den Schlawiner im nächsten Moment eiskalt entführen zu lassen. Die Spur führt zu den Schädelkorsaren, die natürlich ordentlich auf die Nuss kriegen müss. Sehr gut gefällt mir hier die Möglichkeit, sich an unterschiedlichen Stellen Hilfe zu organisieren, um den großen – fast schon jamesbondigen – Endkampf etwas mehr zu seinen Gunsten zu gestalten. Die Organisation des Abenteuers ist leider sehr klassisch und oft macht man sich auf die Suche nach wichtigen Informationen, die irgendwann mal irgendwo in einem Nebensatz genannt wurden, die ich aber gerne auch nochmal in einer zusammenfassenden Box gesehen hätte. Splittermond ist da aber insgesamt schon auf einem sehr guten Weg, denn im Schnitt wird alles sehr übersichtlich präsentiert und es gibt klare Kennzeichnungen für wichtige Elemente.
Aber sei es wie es sei – ein wirklich guter Einstieg in die „Hobby“-Abenteuersammlung.
Ach ja – ganz vergessen. Ein dickes Plus gibt es auch noch für die Möglichkeit, sich zeitweise in eine Ratte zu verwandeln inklusive Vorlesetexten für Rattensinne. Witziges Gimmick.
 
Pashtarische Päckchen (Marcus Renner)
Im Gegensatz zu den drei anderen Abenteuern, die allesamt für den Heldengrad 1 entworfen sind, haben wir es hier mit einem Abenteuer für Grad 2 zu tun. Wie so oft ist der Abenteueraufhänger ein kleiner, harmloser Auftrag, den man „mal eben noch mitnehmen“ kann. Ein Päckchen nach Chaharbid zu bringen und ein weiteres wieder zurückzubringen, ist ja nun wirklich kein Hexenwerk. Okay, diese kleine Belagerung dürfte nur eine kurze Verzögerung darstellen Gut, später muss man auch wieder aus der Stadt herausgelangen mit einem eher unhandlichen Gegenstand im Schlepptau. Kein Problem!
Gerade die typischen Szenen im Heereslager sind zwar verteufelt „DSA-style“, aber dennoch sehr unterhaltsam und kamen bei meiner Gruppe ausgesprochen gut an.
Schick, schick. Auch Abenteuer Nummer 2 kann man durchaus spielen, ohne als Spielleiter zu verzweifeln.
Des Seekönigs Zorn (Weltengeist)
Na prima! Die Menschen lernen auch einfach nicht aus Fehlern. Wie schon vor 7 mal 7 mal 7 Jahren entführen sie schon wieder eine Sirene und das kann der Seekönig einfach nicht auf sich sitzen lassen. Und wer sind wieder die einzigen weit und breit, die der Stadt Gondalis den Hintern retten können? Natürlich die Charaktere. In drei Akten gilt es der Gefahr entgegenzutreten und einmal mehr „das Richtige“ (TM) zu tun. Teile des Abenteuers spielen unter Wasser, was ich immer eine großartige Sache finde, wenn es einem gelingt, die Fremdheit der Welt darzustellen und die Bedrohung durch das Element Wasser allgegenwärtig sein zu lassen. Eine gute Entscheidung der Bandredaktion, auf den letzten beiden Seiten die Regeln zum Schwimmen und Tauchen nochmal konzentriert abzudrucken. Respekt. Da hat jemand mitgedacht.
Mord im Schwimmenden Zirkus (Michael Kusternig)
Zu lösende Mordfälle sind immer gut und mit einem Zirkus macht man auch als Abenteuerdesigner nie was verkehrt. Hier wird der Kapitän, mit dem die Charaktere unterwegs sind, zum Verdächtigen im Mordfall an seinem Bruder. Die Charaktere helfen erst dabei ihn festzusetzen und machen sich dann daran, den Fall zu lösen. Seien wir mal ehrlich – der eigentliche Fall und die Auflösung sind ein wenig „lame“. Aber andererseits wissen wir auch, dass die meisten Mysterien mit neunfacher Zwiebelschalenverschachtelung Alrik-Normalspieler hoffnungslos überfordern und oft in spielleitergelenkten Super-Katastrophen endet.
Auch ist hier wirklich fast schon exemplarisch dargestellt, wie der Fall zu lösen ist und es gibt keine Stellen, wo ein einziger Wurf über Erfolg oder Misserfolg entscheidet, was für mich den Todesstoß für jedes Detektivabenteuer darstellt. Wirklich ein ganz, ganz großes Lob an den Autoren für die ausgezeichnete Präsentation der möglichen Zeugen, der zu findenden Spuren und aller Beteiligter (inklusive R-Map). Prima! Dazu noch etwas Mut ein etwas kniffligeres Abenteuer zu entwerfen und das Teil hier wäre eine ganz große Nummer geworden.
Äh, irgendwie entspricht der Text auf der Rückseite nicht so recht der Reihenfolge der Abenteuer im Band – da wurde wohl noch kurzfristig was umgeworfen. Ts-ts-ts.
Fazit
Vier wirklich gut konzipierte Abenteuer, die nicht zu Unrecht vorne im Wettbewerb gelandet sind. Sie fallen auch nicht merklich gegenüber Abenteuern „professioneller“ Autoren ab, was bei den Ergebnissen von Wettbewerben nicht immer der Fall ist.
Besonders hervorzuheben ist, dass es wirklich keinen Schwachpunkt gibt, was für die Qualität des Wettbewerbs spricht. Alle vier Abenteuer sind problemlos spielbar, nicht allzu komplex aber auch nicht zu leicht, es gibt Kämpfe, Rätsel und viel soziale Interaktion…
Bewertung

4 von 5 Kristallseen

2 Gedanken zu „[Rezension] An den Küsten der Kristallsee (Splittermond-Abenteuer #4)“

  1. Eine Relationship-Map. Ein Diagramm, auf dem die Beziehungen der einzelnen handelnden schematisch dargestellt sind.

    Sorry. Solche ROllenspieler-Klugscheißer-Wörter sollte ich eigentlich schon im Text erlären.

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