[Rezension] Shopping Queen – Das Spiel zur Sendung (Brettspiel – Huch and Friends)

Es gibt ja Verlage, die lieben das Risiko und es gibt solche, da grenzt das schon fast an Todessehnsucht. Nachdem ich den Jungs und Mädels von Huch and Friends eine Anfrage geschickt hatte, ob sie Lust hätten, mir Rezensions-Exemplare zum Testen für meinen Blog zu schicken, haben sie doch glatt Shopping Queen auf die Reise geschickt und als ich darauf hinwies, das mein Blog da nicht der perfekte Ort für wäre, meinten sie nur freundlich lächelnd, dass sie sehr gespannt auf meine Besprechung wären. Wohlan! Können sie haben!
Interessanterweise sehe ich tatsächlich mit meiner Frau öfters die VOX-Sendung und hatte Gelegenheit, es mit ihr und meiner Tochter (21) zu spielen. Mit meinem dadurch erworbenen Wissen – beispielsweise was eine Clutch ist – zähle ich im Jahr 2016 ja schon fast unter die Kategorie „metrosexuell“ und kann mich halbwegs in das Spiel hineinfuchsen. Das bedeutet allerdings noch nicht, dass der durchschnittliche Seifenkistenleser mir nach dem Lesen dieses doch sehr rollenspielfernen Artikels nicht eventuell den Rücken kehren wird.
Aber ich bin da hart zu mir und zu anderen und werde die Besprechung knallhart durchziehen – bleibt nur noch die Frage zu beantworten, ob ich meinem Blog oder dem mutigen Verlag mehr schade…,
Bevor ich loslege, muss ich noch meine Frau zitieren: „Schreib was Nettes und grüß den Guido von mir!“
Das Cover – (Co) Huch and Friends
Name: Shopping Queen – Das Spiel zur Sendung
Verlag: Huch and Friends
Autoren: Nicola Schäfer, Michael Feldkötter
Illustrator: Folko Streese
EAN: 4-260071-878854
Preis: ca. 33 Euro
Link: Hutter HP
Alter: 12+
Spieler: 3-5
Dauer: ca 60 min
Genre: Quiz, Party, Mode
BGG-Ranking: nicht gelistet
Aufmachung
Ein freundlich grinsender Guido auf dem Cover, viel Rosa und zwei Shopping Queen-Krönchen auf dem Cover weisen den Weg – junge Damen sind die Zielgruppe und da ist es ein Treffer voll auf die Zwölf. Öffnet man die Schachtel, bleibt es rosa mit vielen, vielen Karten, Shopping-Mobilen, Anziehbarbies und vielen Karten mit Klamotten. Absolut wertiges Material, auch wenn ich beispielsweise die Shopping-Mobile lieber als Plastik-Miniaturen denn als Papp-Aufsteller gesehen hätte – da wäre an einigen Stellen noch etwas mehr „value for money“ möglich gewesen. Aber ich kenne die Auflage das Spiels nicht und kann schlecht beurteilen, wie sich der Preis nach oben verändert hätte, wenn da etwas mehr mit Holz und/oder Plastik gearbeitet worden wäre.
Meinem ganz persönlichen Geschmack nach könnten auch die Bilder der Kleidungsstücke etwas moderner sein – so sehen sowohl die Anziehpuppen als auch die Kärtchen irgendwie aus wie diejenigen, die meine Oma aus den frühen 60er Jahren gerettet hat und mit denen ich als Kind gespielt habe.
Das Spiel
Verglichen mit brutalen Expertenspielen hat man hier die Regeln erfreulich schnell durchblickt und – ganz ehrlich – ich habe schon schlechter aufgebaute Anleitungen gesehen. So bekommt jedeR MitspielerIn eine Anziehfigur, ein Shopping-Mobil, einen klassischen Shopping Queen-Geldumschlag mit den obligatorischen 500 Euro, 5 Wertungschips und einen Shopping Queen Chip.
Anschließend werden zwei Mottos aufgedeckt und (anders als in der Sendung) darf man sich nun ein Motto aussuchen, das man der fiesen Konkurrenz natürlich tunlichst nicht verrät und es kann losgehen. (Nachdem man bei den Fragen und Aktionen festgelegt hat, ob man Modeprofi oder eher Azubi ist.)
Verwirrenderweise gibt es zwei Wege, die man in jedem Zug absolvieren muss – man zieht mit der Guido-Figur auf einem inneren Kreis, wo sich entscheidet, ob man sich mit einer Wissensfrage oder einer Aktion zum Shoppen qualifiziert oder ob man (wenn man auf das Guido-Startfeld gerät) direkt shoppen darf. Darf man einkaufen, würfelt man erneut und bewegt sein Shopping-Mobil auf dem äußeren Kreis, wo man sein Geld in den Geschäften unter’s Volk bringen darf.
Aber gehen wir nochmal kurz einen Schritt zurück zum Guido-Teil des Zuges – Wissenskarten sprechen für sich. Man beantwortet die Frage, ist die Antwort richtig, darf man einkaufen gehen. Problematischer (was den Spielmechanismus angeht) sind da schon die Aktionen, denn hier ist man auf das Wohlwollen der MitspielerInnen angewiesen, die einen hier boshaft blockieren können. Wenn es also dumm läuft und man entweder brutale Fragen vorgesetzt bekommt, oder die anderen einem nicht gewogen sind, ist das Spiel vorbei (nach 8 Runden), bevor man überhaupt sein erstes Teil kaufen konnte, was sehr frustrierend sein kann. Schon zu diesem Zeitpunkt wird das Spiel entweder frustrierend, oder man einigt sich darauf, eher „miteinander“ als „gegeneinander“ zu spielen.
Auch am Spielende ist es wieder wichtig, dass die MitspielerInnen positiv zu einem stehen, denn man erhält in drei Kategorien Punkte – und die Look-Wertung kann ordentlich Punkte auf’s Konto schaufeln:
Motto-Wertung: Man erhält Siegpunkte für die Kleidungsstücke und Accessoires, die man gekauft hat und die mit dem Motto konform gehen.
Look-Wertung: Reihum präsentieren alle MitspielerInnen ihr Outfit und erklären warum sie sich für die geshoppten Dinge entschieden haben. Die anderen bepunkten nun – ganz wie in der Sendung – unabhängig voneinander die fremden Outfits und fügen so weitere Siegpunkte hinzu.
Laufsteg-Wertung: In Reihenfolge des „Zieleinlaufs“, also wie schnell man es auf den Laufsteg geschafft hat, kann man sich nochmal verdeckt liegende Punktekarten sichern. 
Eigentlich ganz clever, dass man hier das Konzept der Sendung mit klassischen Brettspielmechanismen angereichert hat – so ist die Motto-Wertung sehr gut zu beeinflussen und es ist auch sinnvoll, Punkte zu vergeben, wenn man besonders schnell und erfolgreich war, einziger Wackelkandidat ist die Look-Wertung, wo man auf die Gnade der anderen angewiesen ist. Da dies aber das zentrale Element der Sendung ist, kann ich auch im Spiel gut damit leben.
Fazit
Puh! Hardcore-Brettspieler werden sich wohl wegen der beiden Mechanismen, in denen man der Gnade der MitspielerInnen ausgesetzt ist sowie der Thematik etwas schwer mit Shopping Queen tun, aber Fans der Sendung, denen absolut klar ist, dass man zum Sieg auf das Wohlwollen der Konkurrenz angewiesen ist, werden absolut ihren Spaß haben. Meine beiden Damen waren sehr angetan und ich konnte das auch durchaus spielen, ohne Magenschmerzen zu bekommen. Die Mischung aus dem zentralen Element der Sendung mit traditionellen Brettspielmechanismen kommt auch gut rüber und ist durchaus spielenswert.
Bewertung
3,5 von 5 goldene Krönchen und (leicht) gehässige Guido-Kommentare (meine Frau vergibt „mindestens 4“)

2 Gedanken zu „[Rezension] Shopping Queen – Das Spiel zur Sendung (Brettspiel – Huch and Friends)“

  1. Das geschieht Dir ganz recht, "Shopping Queen" rezensieren zu dürfen. Wer sich so zur "Rezensionsexemplarhure" macht, hat es ja nicht besser verdient. 😉
    Immerhin warst Du konsequent und hast es durchgezogen. Offenbar hast Du es sogar genossen.
    😀

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