[Rezension] Jenseits der Grenzen – Die Feenwesen von Lorakis (Splittermond-Quellenband)

… und den Abschluss der Uhrwerk-Reziwoche macht ein flammneues Splittermond-Teil – Jenseits der Grenzen, ein Quellenband über die Feenwesen von Lorakis. Und wie immer ist es äußerst…
… blau!
Das Cover – (Co) Uhrwerk Verlag
Produkt: Jenseits der Grenzen
System: Splittermond
Autoren: jede Menge (Redaktion: Lars Reißig, Thomas Römer)
Verlag: Uhrwerk
Aufmachung: Hardcover, A4, vollfarbig, 134 Seiten
Erscheinungsjahr: 2016
Preis: 29,95 Euro
ISBN: 978-3-95867-038-9
Gestaltung
Wie immer verdammt blau. Punkt.
… dennoch sollte man vielleicht noch die äußerst sympathische Widmung an den unlängst verstorbenen David Bowie erwähnen. Kann mich nicht erinnern, so etwas überhaupt jemals in einem Rollenspielwerk gesehen zu haben. Prima.
DSA-Fans aufgehorcht! Eurem Lesebändchen-Fetisch wird Rechnung getragen. Natürlich ist es… 
blau.
Inhalt
Puh! Der Inhalt ist deutlich „männlicher“ als ich gefürchtet hatte beim Untertitel „Die Feenwelten von Lorakis“. Um ehrlich zu sein, ist er sogar ziemlich hart und bietet (glücklicherweise) überhaupt nicht das, was ich mir bei der ursprünglichen Erwähnung von Mondpfaden und Feenwelten vorgestellt hatte. Aber der Reihe nach:
In sechs Kapiteln (plus Anhängen) wird wirklich einiges geboten.
Als Einstieg werden die unterschiedlichsten Feenwesen der verschiedenen Regionen auf Lorakis kurz charakterisiert, was insofern äußerst praktisch ist, da man so einen groben Überblick bekommt, wie es sich wo mit den Feenwesen verhält. Ihr hättet gerne Tausendundeine Nacht? Auf nach Pash Anar! Keltischer Mythos gefällig? Die Binnenmeerlande sind genau euer Ding! Es soll etwas Asiatischer sein? Takasasu!
Neben dieser groben Verortung werden gleich auch noch ein ganzes Bündel schicker neuer Regeln eingeführt: Was Pakte angeht, oder was es mit Glimmer auf sich hat, wie es zwischen Feenwesen und Sterblichen aussieht. Am interessantesten hier ist das Konzept „Glimmer“. Diese „Materie“ macht ein Feenwesen zu einem Feenwesen und man kann diesen Glimmer brechen, um den Wesen einen Teil ihrer Macht zu rauben. Außerdem gibt es in den Feenwelten „Umgebungs-Glimmer“, das für die jeweilige Fremdartigkeit verantwortlich ist und das fieserweise sogar regelrecht angreifen kann. Ein toller kleiner Mechanismus gepaart mit der innerweltlichen Erklärung für die Andersartigkeit der Fennwelten.
Anschließend geht es dann tatsächlich Jenseits der Grenzen. Hier erfahren wir alles über Zeit in den Feenwelten (wie schon aus jeder Artus-Erzählung bekannt vergeht die Zeit zumeist schneller oder langsamer als in der „realen“ Welt“), über die Merkmale der Feenwelten, über die Übergänge in die Feenwelten (inklusive toller Generationstabellen für Übergänge), über das Reisen sowie Gefahren und Wunder. Mein Favorit in dieser Hinsicht (neben den schon erwähnten Übergangs-Tabellen) ist die Wandelbarkeit, denn je nachdem wie stabil eine Feenwelt ist, desto häufiger oder desto seltener verändern sich Umwelt, Feenwesen, Kommunikation oder Klima – und natürlich kann man dies mit Tabellen zufallsmäßig bestimmen. So muss das sein. Auch der Aspekt „Horror“ kommt nicht zu kurz und es gibt Hinweise, wie man Horror-Elemente in den Feenwelten etabliert. Und, ihr hattet es bestimmt schon erraten, es gibt eine W10-Tabelle für mögliche Horror-Elemente.
Der nächste Abschnitt widmet dich dem, was den ersten Verlautbarungen zum neuen System nach, eines der Haupt-Merkmale von Lorakis ist, den Mondpfaden. Und hier werden die fünf bekanntesten Pfade genauer beschrieben, von der eher konventionellen Seidenstraße bis zum recht durchgeknallten Pfad der Sehenden, der Altfeste mit Wüstentrutz verbindet. Dass die Mondpfade weit entfernte Orte auf Lorakis verbinden und die Reise durch die Feenwelt deutlich verkürzen, aber gleichzeitig etwas unsicherer gestalten, wisst ihr sicher schon und ich muss es nicht mehr erklären, oder? Außerdem gibt es eine gnomische Portalgilde (sorry, die Allianz zur gemeinsamen Erkundung und Erschließung des magischen Wegnetzes jenseits von Lorakis), die bereit ist, bei Reisen via Mondpfad unterstützend zur Seite zu stehen. Auch diese wird in ihrer ganzen bürokratischen Pracht beschrieben.
Der Abschnitt aber, in dem sich die Autoren mal so richtig austoben konnten, befasst sich dann mit 8 beispielhaften Feenhöfen und Schattenwelten. Sie alle werden mit Geschichte, Zugängen, Bewohnern und besonderen Orten beschrieben und laden zu einem spontanen kurzen Abstecher ein. Auf den ersten Blick am wahnsinnigsten erscheinen Die Welt der Urgnome und Das ewige Schlachtfeld, während mir Silanani, das Reich der Kinder dann doch etwas zu peterpanig rüberkommt.
Auch das nächste Kapitel lud zu beispielloser Kreativität ein, denn es geht um die Wesen der Anderswelt. Tatsächlich gibt es einige (teils leicht abgewandelte) Standards aus anderen Systemen und Welten, wie den Basilisken (hier in etwa so ein Hühnchen wie die Cockatrice in D&D), Hobgoblin oder Rakshaza, aber auch völlig durchgeballerte Eigenkreationen wie der Türkisriese – wobei tatsächlich ein Großteil der Wesen aus den unterschiedlichsten Sagen-Schätzen unserer Welt entlehnt wurde. Ich mag ja Monstersammlungen sehr, bin also mit diesem Kapitel hochzufrieden, auch wenn ich gerne – ja, das kommt auch vor – etwas ausschweifendere Beschreibungen gehabt hätte. So hat man sich auf das zwei-Monster-pro-Seite-Format eingschossen und mit Spielwerten und Illustration bleibt da immer nur ein kleiner Abschnitt, um die Wesen genauer zu schildern. Vielleicht könnte man da regelmäßige kurze (natürlich kostenlose) PDF-Erweiterungen im Stil der alten Dragon-Reihe „Monster Ecologies“ anbieten, mit denen die Stellung des jeweiligen Sagenwesens in der Welt genauer beleuchtet wird.
Den Abschluss bilden vier neue Feen-Aufsätze (Elementar-, Licht-, Schatten- und Teil der Wilden Jagd), sowie neue Regeln: Stärken, Meisterschaften, Zauber, Kräuter und Alchemika und Dienstleistungen und Begleittiere.
Ja, man sollte nicht ohne lizensierten Gilden-Pfadfinder und glimmer-geschultes Ross aufbrechen. Take good care!
Die Anhänge fassen dann die Welten und Pfade noch einmal tabellenhaft zusammen und natürlich gibt es einen Index, das haben sich die Uhrwerker ja auf die Fahnen geschrieben! „NoI!“ (Nie ohne Index!)
Fazit
Ein wirklich gelungenes Quellenbuch, das den hohen Splittermond-Standard problemlos hält. Ganz wichtig für das Spiel auf Lorakis sind die nun besser beleuchteten Mondpfade, absolut bereichernd sind die beispielhaften Feenwelten und die vielen neuen (teils aus anderen Systemen altbekannten) Monster, die dem Spielleiter noch mehr Möglichkeiten an die Hand geben, mit den Hintern der Charaktere den Boden aufzuwischen.
Insgesamt kann man wirklich sagen, dass das deutsche Pathfinder-DSA sich gerade durch diese Veröffentlichung immer mehr eigenes Profil gibt. Weiter so!
Bewertung
4,5 von 5 babyblaue Feen mit putzigen Schmetterlingsflügeln

3 Gedanken zu „[Rezension] Jenseits der Grenzen – Die Feenwesen von Lorakis (Splittermond-Quellenband)“

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