[Rezension] Finsterland – Dracolith

Herrje, dieses gute Stück liegt schon viel zu lang auf meinem Rezi-Stapel und ich werde auch in absehbarer Zeit leider nicht dazu kommen, es mal leiten zu können. Daher habe ich es mir an den beiden vergangenen Abenden mal konzentriert zu Gemüte geführt und kann so das neueste Werk aus den Finsterland-Studios ausreichend qualifiziert beschreiben.
Was man vielleicht noch erwähnen sollte, ist, dass es sich bei dieser Kampagne nicht um Textmaterial der Kernbelegschaft handelt, sondern, dass sie von einem Fan der ersten Stunde geschrieben wurde, dessen Material die Macher so begeistert haben, dass sie die Kampagne in Printform rausgebracht haben.
Cover (Co) Finsterland
Produkt: Dracolith
Autor: Markus von Leon
System: Finsterland
Verlag: Selbstverlag
Aufmachung: A4-Softcover, 72 Seiten
Erscheinungsjahr: 2015
Preis: 17 Euro
ISBN: 978-3-9503270-8-3
Gestaltung
Wie vom sympathischen österreichischen Projekt gewohnt haben Illustrationen und Layout einen leicht amateurhaften (im besten Sinne) Touch, während die Texte die meisten Profi-Produkte in den Schatten stellen, da hier zum einen diese für uns Deutsche ungewöhnliche leicht „träge“ Sprache, die aber gerade dadurch perfekt zur Hintergrundwelt passt, verwendet wird, als auch stakres Augenmerk auf ein Korrektorat gelegt wird, wodurch man nicht durch unnötige Fehler ins Stolpern gerät.
Alles sieht aus und liest sich wie aus einem Guss und das ist wirklich für ein „Liebhaberprojekt“ ein großes Lob und gerade die Cover-Illustration hat in meiner persönlichen Finsterland-Hitparade die Nase ganz vorne. Die Illu ist echt Klasse – daher habe ich sie mal im Artikel mittelgroß dargestellt, nicht klein, wie sonst in meinen Besprechungen üblich!
Inhalt
In drei Kapiteln (Gaspardis Angebot, Staub und Vergangenheit, Ritualleuchten) mit je 5 Szenen stellen sich die Helden einer Sekte entgegen, die irgendwelche finsteren Pläne mit den Finsterländer Drachen, Wesen uralter Legenden, haben.
Ausgezeichnet gefällt mir die erste Seite des eigentlichen Abenteuers, denn hier bekommt der potentielle Spielleiter einen guten Überblick. Okay, ich habe hier also drei Abenteuer vorliegen, die je Stoff für 1-6 Spielstunden bieten – außerdem wird genau darauf hingeweisen welche Abenteuer aus den vorhergehenden Regelwerken vorher und nachher gespielt werden müssen, damit die Hintergrundgeschichte konsistent bleibt. Auch der Inhalt der Abenteuer wird kurz (JAAAA! KURZ! IN je zwei Sätzen. Das ist super, ich blicke in deine Richtung, DSA!)
Auch die Intime-Verortung findet sich hier: Frühling 1544 in Alexandragrad.
Das Abenteuer lebt sehr von seiner Handlung, daher will ich die hier wirklich nur sehr kurz anreißen:
Zu Beginn geht es lediglich darum, einem Sammler ein sehr seltenes Gestein, Dracolith, zu organisieren. Dieses erweist sich als tatsächlich sehr mächtig und – natürlich – gibt es irgendjemand, der davon irgendwie profitieren will. Aber ob das im Sinne der Helden und Finsterlands ist…?
Abschließend gibt es dann noch eine kurze Settingbeschreibung des Mertinger Stadtviertels und jede Menge Handouts. Mein persönlicher Favorit sind aber die Regeln des typischen Finsterländer Kartenspiels „Skambül“. Ich liebe solche kleinen, liebevollen Details – für genau die schätze ich das gesamte Finsterland-Projekt so sehr.
Fazit
Die erste große Kampagne für Finsterland – extrem stark gelenkt (daher auch von mir nicht mit Höchsnote belohnt), aber was soll es. Man kann dem Team eigentlich gar nichts krumm nehmen und wer auf thematisch eigenständige Viktorianik aus Kontinentalperspektive steht, der muss sich ohnehin sämtliche Finsterland-Werke ins Regal stellen. Und seien wir mal ehrlich – Drachen sind immer gut!
Die Stimmung kommt hervorragend rüber, es gibt tolle Kämpfe und etliche Gelegenheiten rollenspielerisch zu glänzen. Wer sich nicht daran stört, dass neben dem Abenteuer kaum nach rechts und links geschut werden kann, und wem obige Vorteile zusagen, der kann unbesehen zugreifen!
Bewertung
3,5 von 5 Alte Drachen (in Kombination mit den Kartenspiel-Regeln 4 von 5 Watschisten)