[Rezension] Splittermond – Non-Books

Nachdem ich im Dorp-Podcast das grandiose Wort „Non-Books“ aufgeschnappt habe, muss ich das mal direkt verwursten – und es passt in diesem Fall sogar perfekt, denn ich habe drei Splittermond-Artikel vor der Rezi-Flinte, die zum System gehören, aber definitiv keine Bücher sind:
1. Splittermond: Zustandskarten
Spielkartengroße Karten, die eine hervorragende Unterstützung im Kampf sind – es gibt etwa eine Trillion (okay: 110) Karten, die die diversen Zustände und ihre regeltechnischen Auswirkungen darstellen. Eine prima Sache, die diejenigen nerven wird, die ihre Kämpfe gerne eher „frei“ gestalten und denen Regeln ziemlich schnuppe sind, aber will man komplett regelgetreu spielen, sind diese Karten eine wirklich enorme Hilfe. Sprich: Der Kampf wird zusätzlich abstrakter, da man wieder etwas in der Hand hält, was die Regeln unterstützt, aber für so manchen die Fantasie eine Stufe zurückschraubt. Neben zwei Karten mit kurzen Erklärungen, Karten mit Aktionslängen und Zauber-EGs und einigen Karten mit Stufen, die man den Zuständen anfügen kann, gibt es folgende unterschiedliche Zustände:
Blutend, Verwundet, Lichtverhältnis (Stufen 1 bis 5), In hüfthohem Wasser, In Vorbereitung, Kniend, Brennend, Erschöpft, Geblendet, Sterbend 1-3, Angsterfüllt, Ringend, Schlafend, Siechtum, Rasend, Panisch, Lahm, Bewusstlos, Glaubenskrise, Krank, Benommen, Liegend, Vollendet/Ausgelöst, Unter Wasser, Fliegend, Taktischer Vorteil.
Und wisst ihr, was mir diese gigantische Liste sagt?
1. Hier hat wirklich jemand mitgedacht und jede erdenkliche Möglichkeit in Betracht gezogen und
2. Meine ursprüngliche Idee von Splittermond als Amalgam aus DSA und Pathfinder in blau steht auf einem immer festerem Fundament.
Wow! Ich sehe gerade den Preis: 19,95€ sind doch tatsächlich recht sportlich. Das bringt ihnen in meiner Rangliste der drei hier besprochenen Artikel Rang 3 ein – und das, obwohl sie echt mal eine sinnvolle Ergänzung sind.
2. Splittermond: Die Musik
Schick, schick. Ralf Kurtsiefer hat mal wieder seine Magie gewirkt und eine Rollenspielhintergrundwelt in Klänge gegossen. Hier haben wir es mit 24 Tracks zu tun, die unterschiedliche Stimmungen und Regionen einfangen. Aber warum zum Henker setzt er ausgerechnet als ersten Song („Spiel auf zum Tanz!“) genau die Art von dämlichen Pseudo-Mittelalter-Tavernen-Gehoppse, gegen das ich so unfassbar allergisch bin??? Beim ersten Hören habe ich etwa 10 Sekunden überstanden, die CD aus dem CD-Player gerissen und quer durch den Raum auf’s Sofa geschleudert. Der zweite und dritte Versuch (bei denen ich Track 1 jeweils unauffällig übersprungen habe) waren dann doch erfolgreicher und katapultieren den Silberling immerhin auf Platz 2 dieser kleinen Rangliste.
Ralf gelingt es nämlich wirklich gut, Stimmungen einzufangen und musikalisch auszudrücken. Mein persönlicher Lieblingstrack ist die Nummer 5, „Verheerte Lande“, das kann echt was – aber bis auf den grauenhaften Einstieg sind keine wirklichen Ausreißer mehr auf der CD und man hat für viele Regionen des Settings die passende Mucke. Wirklich stark.
Untermauert wird das Konzept durch kurze begleitende Texte von Weltenredakteur Thomas Römer, die 6 kurze Abenteuerskizzen umreißen und mit Seitenverweisen in der Welt verankern. Dazu noch eine kleine Liste mit empfohlenen Liedern von der CD – tolle Sache.
3. Splittermond: Tickleisten-Set
Von diesem Teil hatte ich mir mit Abstand am wenigsten erwartet. „Tickleisten-Set“ klingt nicht nur unsexy, sondern ist auch noch nötig wie ein Kropf, wenn man die Promo-Abenteuer besitzt, wo Tickleisten (im Volksmund auch „Kramerleisten“ genannt) aufgedruckt sind.
Aber ich sehe mich korrigiert und kann das Teil wirklich nicht nur für Splittermond nutzen, sondern auch noch problemlos für andere Systeme zweckentfremden.
Was also enthält das „Set“? Eine fette, brettspielähnliche und superstabile Spielfläche von ca. 60×40 cm Größe. Außen rum findet man die namengebende Leiste und in der Mitte eine Box mit Karofeldern (aka „Battlemat“). In den Zwischnräumen tummeln sich die unterschiedlichsten Tabellen: Patzertabellen, Zauberverbesserungstabelle, Aktive Abweht und Handlungsmöglichkeiten im Kampf. Gefällt mir. (Wenn auch hier dasselbe gilt wie bei den Zustandskarten: Wer auf diese Art von Kampforganisation steht, wird begeistert sein, wer seine Kämpfe lieber „erzählerisch gestaltet“, wird entrüstet die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.
Dazu kommen noch unendlich viele Counter, die Charaktere und Gegner darstellen – und zwar je in zweifacher Ausführung für die Tickleiste und die Battlemat. Ergänzt werden die durch etliche Zahlencounter und bunte Ringe, die man um die Counter herumlegen kann, um – unterstützend zu den Zustandskarten – die Zustände der jeweiligen Charaktere anzuzeigen.
Wir haben es hier mit einem Preis von 19,95€ zu tun und der ist auch mehr als angemessen, da bekommt man ordentlich was für – ein klarer Fall: Hier haben wir die würdige Nummer 1 der Splittermond-Non-Books!!!
Alter Schwede, dieses System ist echt gut durchdacht, da erkennt man insgesamt einen roten Faden, der sich durch sämtliche Veröffentlichungen zieht. (Abgesehen von der glücklichen Fügung den Weltenband vor den Regeln rausgebracht zu haben – das war total unabsichtlich, aber im Endeffekt ein geschickter Schachzug.)
Ich werde wegen genau solcher Sachen wie beispielsweise den 83759240592 Zuständen wohl nie der allergrößte Splittermond-Fan werden, aber Respekt vor einer guten „Operation“ habe ich ganz sicher. Hut ab!
Hmmm! Irgendwie ist diese Bleiwüste unsexy – mal sehen, ob ich noch ein paar Fotos gemacht bekomme…
Alle drei Teile könnt ihr beispielsweise im Uhrwerk-Shop kaufen – der findet sich hier