Die Seifenkiste und die RPC 2015

In diversen Foren und Blogbeiträgen wird ja die RPC derzeit kontrovers diskutiert, ich hatte bisher eine sehr arbeitsreiche Woche, sodass ich nicht dazu gekommen bin, etwas zu schreiben – das hatte vielleicht den Vorteil, dass ich die Eindrücke etwas sacken lassen konnte.
Ich war nur am Sonntag vor Ort, was sicher Vorteile (weniger voll, weniger Wartezeiten…) aber auch Nachteile (leerer, viele coole Sachen sind schon weg, alle RPC-Teilnehmer sind schon etwas „durch“…) hat. Ich fand es in diesem Jahr einen Vorteil, war ich doch reiner Tourist und wollte einfach nur rumlaufen, quatschen, spielen und knippsen (was ich natürlich schon wieder nicht geschafft habe, daher gibt es hier wieder eine digitale Bleiwüste allererster Kajüte). Netterweise hat mir Skar, seines Zeichens Mitorganisator Pressekarten für die Seifenkiste, den Blog der Herzen, organisiert und so konnte ich in Minutenschnelle vom EIngang zur Presse-Abteilung und zack, rein in die halbleeren Hallen…
Stichwort „halbleere Hallen“ – diese waren für mich gleichzeitig großer Vort- und Nachteil der ganzen Chose. Gut war das neue Hallenkonzept, da ich am Sonntag frei und relativ unbedrängt  alles abklappern konnte – negativ wirkte es sich aus, da ich durch die breiten und irgendwie seltsam aufeinander abgepassten Gänge immer irgendwie das Gefühl hatte, in einer Art „Rudis Resterampe der Fantastik“ herumzulaufen. Denn nicht nur die Gänge waren irgenwie etwas abstrus angeordnet, sondern auch die unterschiedlichsten Fandom-Abteilungen waren mir zu bunt durcheinandergemischt. In meiner kleinen Weltsicht hätte ich gerne feste Abteilungen für Tabletopper, Rollenspieler, LARPer, Computer-Hoschis, Mittelalter-Fuzzis und andere Cosplay-Künstler… Sah also alles irgendwie wirr und „billig“ aus, war aber, wenn man sich mit Verlagsmenschen unterhalten hat, ein ganz großer Wurf, denn die Verkäufe waren super, einige hatten am Samstag schon so viel umgesetzt, wie sonst an beiden Tagen, ein großer deutscher Verlag für Brett- und Rollenspiele musste scheinbar sogar seinen Stand für den zweiten Tag verkleinern, da man gar nicht mehr genügend Zeug hatte, um richtig klotzen zu können. Sehr schön. Freut mich für unser Hobby.
Nächstes Stichwort „unser Hobby„. Es gibt ja viele, die Probleme damit haben, dass es keine dezidierte Konzentration auf einen Bereich gab. „Role Play Convention“ ist hier extrem breit gefasst und viele „echte Rollenspieler“ (TM) sind der Ansicht, dass junge Damen, die als Sailor Venus gekleidet sind, keine „Rollenspielerinnen“ sind und in Kölle mal so gar nix zu suchen haben. Das sehe ich nicht so. Ich sehe es gerne, wenn die unterschiedlichsten Nischen-Nerds hier ihre Chance haben, mal ins Rampenlicht zu treten und ich habe keine Ahnung, was einen an diesen Farbtupfern überhaupt stören kann. Wie oben geschrieben sehe ich das bei den eigentlichen Ständen etwas anders – da soll bitte nicht alles bunt durcheinanderwirbeln, sondern ich hätte gerne bestimmte Messeabschnitte, wo die unterschiedlichen Fandoms zu finden sind.
Das bringt mich zum nächsten Punkt, dem „Fandom„. Das wird nach wie vor von der RPC perfekt unterstützt. Nicht nur hatte ich so 2009 meinen eigenen kleinen (kostenlosen) Stand, an dem ich mit ein paar Freunden die 200 Labyrinth Lord-Kopien verkaufen surfte, sondern auch 2015 gibt es Stände für die DORP-Schlawiner, für die Jungs von „Cthulhus Ruf“ oder für die üblichen Verdächtigen der Nerdpols. Eben jenen Nerdpol möchte ich exemplarisch nehmen für die „Unterstützung der Kleinen“ – hier haben sich ein paar Leutchen zusammengetan, die ihre Internetcommunity und ihr Portal für Leute, die gerne via Hangout rollenspielen wollen, vorstellen können und aus der virtuellen Welt ind die Realität transformieren können. So wird nicht nur einem ganzen Haufen Leute die Chance gegeben, sich endlich mal direkt zu treffen, sondern diese bekommen direkt auch vier Tische hingestellt, wo sie (als kleine Cousins der GfR) in Eigenregie Spielrunden anbieten können. Coole Sache!
Auffällig war, dass es nicht mehr so viele Neuerscheinungen gab, wie in den letzten Jahren, ich werde in den kommenden Tagen mal ein paar Verlagsleute befragen, wie es dazu kommt, dass die RPC nicht mehr sonderlich interessant für Neuheiten ist, oder ob das ganz einfach dem Zufall geschuldet ist. Ich denke, dass es eine allgemeine Tendenz der Rollenspielverlage ist, nicht mehr speziell für RPC und SPIEL zu produzieren, sondern man haut Kram einfach raus, wenn er fertig ist. Mal nachhorchen…
Zwei Punkte möchte ich noch kurz ansprechen – nette Leute findet man auf der RPC immer, da muss man sich keien Sorgen machen. Das gilt sowohl für Verlagsmitarbeiter, mit denen man auch als Otto-Normal-Rollenspieler problemlos ins Gespräch kommt, als auch irgendwelche Menschen, mit denen man in Spielrunden sitzt, oder mit denen man einfach an einem Stand ein Schwätzchen beginnt. Also ehrlich. Ich kapiere ganz ehrlich nicht, wie man einfach nach einiger Zeit beleidigt die RPC verlässt und der Ansicht sein kann, man hätte alles gesehen und alles erlebt. Man kann echt jeden anquatschen, Pocahontas auf ein Foto bannen, sich in eine Rollenspielrunde setzen, einer Vorlesung der Sussner-Brüder lauschen, wahllos Brett- und Kartenspiele testen, die DSA-Redaktion nerven, sich jedes noch so undergroundige Projekt ansehen, Splittermond-Workshops ansehen, kostenlos Lasertag spielen, am Computer zocken, Goodies abgreifen… Sorry, aber so richtig langweilige kann einem da nur werden, wenn man es drauf anlegt.
Okay, es kann sein, dass der Sonntag für all diese Dinge besser geeignet war als der doch scheinbar amtlich vollgestopfte Samsatag, aber auch da war es ganz sicher mögliche den Massen etwas aus dem Weg zu gehen und sein eigenes Ding durchzuziehen.
An dieser Stelle muss ich mal kurz erwähnen, dass es schön war, meine ganzen „alten Bekannten“ wiederzutreffen, aber auch, Orakel kurz zu treffen und etwas mit dem Quarkbrot rumzuwandern – die beiden hatte ich vorher noch nie „in persona“ gesehen – scheinbar beides nette Typen…
Und spielen kann man auch bis die Schwarte kracht – so habe ich bei Pegasus Seventh Hero, ein kleines deduktives Kartenspielchen gespielt, bei den Heidelbergern kurz X-Com angetestet, mit den Nerdpolern Hobbit-Geschichten gespielt…
Klar kann man immer kritisieren (ja, das muss man sogar, damit die nächsten Ausrichtungen besser werden) und sich aufregen, aber mal im Ernst – Wo bitte kann ich so viel Kram an nur einem Nachmittag erleben? Danke, RPC!

4 Gedanken zu „Die Seifenkiste und die RPC 2015“

  1. Stimme Dir absolut zu. Selbst zu fünft und von Anfang bis absolutem Ende am Samstag anwesen, hatten wir nach wie vor das Gefühl, nicht alles gesehen zu haben. Ich fand die Standanordnung auch wirr, aber erkannte den Sinn darin. Ich mochte es sehr!

  2. Die Durchmischung der einzelnen "Fachbereiche" war ein hervorragender Plan, denn so waren die Besucher quasi hezwungen, sich auch Sachen anzusehen, die man sonst vielleicht ignoriert hätte. Es bestand ja eine grobe Trennung zwischen PC und "real life", was auch in Ordnung war. Ansosnten sollten die Leute sich eh auch mal abseits ihrer ausgetrampelten Wege interessieren *g*

  3. Unterm Strich stelle ich fest: Das "offene" Konzept hat sich ausgezahlt. Die Besucher an unserem Stand machten einen entspannteren (und somit auch zugänglicheren) Eindruck, als in den vergangenen Jahren.

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