[Rezension] Die Wüstengötter (Ein Fall für Meister Hippolit und Jorge den Troll 5)

Verdammte Axt! Das ist schon Band 5 und diese Reihe hat sich bisher völlig unbemerkt an mir vorbeigeschlichen??? Gut, dass mir das Cover bei Facebook ins Auge gesprungen ist – jetzt kann ich die Jungs von Feder & Schwert zwingen, mir die älteren Teile nach und nach vorbeizujagen. Vielleicht finde ich sie ja morgen auf der RPC…
Warum ich hier so vor Begeisterung sprühe? Die Frage ist leicht beantwortet: Wenn ihr schon immer mal wissen wolltet, wie es wäre, wenn Erich von Däniken während seines Vulgarien-Urlaubs einen Fantasy-Roman schreibt, dann seid ihr hier goldrichtig.

Titel: Die Wüstengötter
Autoren: Jens Lossau, Jens Schumacher
Format: Taschenbuch, A5, 382 Seiten
Erscheinungsjahr: 2015
Verlag: Feder und Schwert
ISBN: 978-3-86762-225-7
Preis: 12,99€
Gestaltung
Wie schon oben geschildert, ist mir das Cover direkt aufgefallen, als ich gelangweilt bei Facebook herumscrollte – auffällig ist es schonmal. Irgendwie erinnert mich schon die Aufmachung des Umschlags an eine poppigere, eventuell etwas abgedrehte Version der „Dangerous Journeys“-Reihe von Rollenspiel-Großmeister Gary Gygax, was ja schon keine schlechte Referenz ist.
Das Lektorat hat sauber gearbeitet, erst 4 Seiten vor Schluss bin ich über ein falsches „dass“ gestolpert, sonst ist alles im grünen Bereich – okay, sie haben auch eine nicht unerhebliche Anzahl von Schimpfwörtern übersehen, gerade, wenn die Trolle Joris und Jorge zu Wort kommen…
Inhalt
Die Handlung ist ebenso verworren wie interessant. Unsere beiden Ermittler müssen – „unterstützt“ durch Troll-Papa Joris (der wegen seiner Spielschulden gerade bei seinem Sohn untergekrochen ist) und der Thaumaturgin Iloven (als magische Firepower, wo M.H. seine Mächte komplett eingebüßt hat) sich auf den Weg in die Wüste zu merkwürdigen Kegelgräbern zu machen, wo Professor Gorenje auf mysteriöse Art und Weise ums Leben gekommen ist. 
Dabei verschlägt es sie schnell nach Kôbai, wo eine ganze Mordserie aufzuklären ist, die mit dem Tod des Wissenschaftlers zu tun hat. Hier ermitteln sie an mehreren Fronten und treffen die unterschiedlichsten Typen. Star dieses Abschnitts ist allerdings die Stadt, die liebevoll in all ihrer Abstrusität geschildert wird. Die Ermittlungen ergeben schnell, dass man sich zum ursprünglichen Grabmal zurückbegeben muss, wo ein gewaltiger Showdown auf uns wartet.
Das soll an Handlungs.Zusammenfassung erstmal reichen, alles andere wäre brutal gespoilert, aber ich kann euch nicht aus dieser kurzen Besprechung entlassen, ohne zu erwähnen, dass ich den flappsigen, aber dennoch cleveren Schreibstil sehr mochte, der auch über kleinere Schwächen im Romanaufbau lockerst hinwegträgt. Ganz ehrlich, ich habe den Roman alleine aufgrund der Sprache wirklich gerne gelesen. Das passiert auch nicht oft.
Im Zuge dessen war natürlich das Schicksal von Joris dem Troll ein ganz, ganz trauriger Moment für mich, denn er war meine heimliche Lieblingsfigur – und sein Zusammentreffen mit dem durchgeknallten Gewinner des kôbaischen von Däniken-Lookalike-Wettbewerbs in der Bibliothek war ganz großes Tennis! Auch Joris‘ Zeuginnenbefragung rockt ganz ordentlich. Go, Joris!
Fazit
Bärenstark! Ich liebe gut verwurstete Klischees sowohl in Sprache und Namen als auch Handlungselementen und dieses Ding hier liest sich irgendwie wie eine minimal weniger clevere, aber dafür etwas albernere Version von Terry Pratchett – jetzt, wo ich genau darüber nachdenke, geht die Cover-Illu auch in diese Richtung.
Das ist echt mal wieder schöne, leicht wahnsinnige Nicht-Norm-Fantasy aus deutschen Landen, die man unbedingt unterstützen muss. Da kann es nur heißen – losrennen und kaufen! Am besten direkt auf der RPC am (hoffentlich vorhandenen) Feder und Schwert-Stand, damit möglichst viel der Kohle direkt an die Macher geht.
Bewertung
5 von 5 brutal fluchende Trolle