[Rezension] Tiefraumphasen (Kurzgeschichten-Sammlung)

Mir ist mal wieder eine Kurzgeschichten-Anthologie vor die Augen gekommen, die durchaus rollenspielerische Bereiche streift – nicht nur wegen der teils auch aus dem Rollenspielbereich bekannten Autoren, sondern auch, weil ich mich das eine oder andere Mal an Traveller-Spielrunden erinnert fühlte…
Titel: Tiefraumphasen
Herausgeber: André Skora, Armin Rößler, Frank Hebben
Art: Kurzgeschichtensammlung
Format: Taschenbuchgröße, 261 Seiten
Verlag: Begida
ISBN: 9-783957-770066
Preis: 13,50€
Link: Begida
Gestaltung:
Respekt! Gerade für so einen kleinen Verlag und eine vermutlich recht geringe Druckauflage wird hier einiges geboten – so gehört zu jeder Geschichte eine passend angefertigte Illustration und im Anhang findet man Kurzinfos zu den AutorInnen inklusive Foto. Toller Service und eine tolle Hilfe, um die Schreiberlinge und ihre Geschichten besser einordnen zu können. Auch das Cover gefällt mir und vermittelt gut das, was ich mir von der Sammlung erwarte (ob ich das dann auch bekomme, steht erstmal auf einem anderen Blatt): Sprich: Sieht gut aus, ist gut lektoriert und macht so schonmal direkt Spaß.
Inhalt:
  • Armin Rößler
  • Andreas Winterer
  • Christian Günther
  • Karsten Kruschel
  • Niklas Peinecke
  • Peter Hohmann
  • Sven Klöpping
  • Torsten Exter
  • Thorsten Küper
  • Jakob Schmidt
  • Karla Schmidt
  • Eva Strasser
  • Jan-Tobias Kitzel 
Dreizehn mehr oder weniger bekannte Namen aus der deutschen Literaturszene, die Sci-Fi-Geschichten präsentieren. Die Illu und der Titel erschaffen vor meinem geistigen Auge Bilder von Kälteschlafkammern, von der Charaktererstellung im Traveller-Rollenspiel, ganz allgemein von Hard-Sci-Fi mit amtlich technischem Schnickschnack und jeweils einer Prise philosophischem, aber sich in Grenzen befindendem Geschwurbel.
Aber (in den meisten Fällen) weit gefehlt! Sci-Fi gibt es schon, aber nur selten wird auf den Weltraum-Tech-Bereich eingegangen. Eher schon gehen viele der Geschichten in Richtung Cybertech – was eine deutliche Verbindung zum Vorgängerprojekt Fieberglasträume darstellt, mich aber in meiner Erwartungshaltung etwas einbremst.
Die Geschichten rauschen im Mordstempo an mir vorbei, aber wenn ich nachher drüber nachdenke, hat sich wenig im Gehirn festgesetzt. Müsste ich mich allerdings auf einen Favoriten festlegen, weil Thema und Ende einfach verdammt ungewöhnlich (aber nicht zu ungewöhnlich!!!!) sind, so würde ich als Anlesetipp zu „Knox“ von Eva Strasser raten. Wir reisen im Gehirn des scheinbar etwas zurückgebliebenen Knox als Beifahrer mit und das ist mal wirklich verstöhrend…
Mag man es absolut verwirrend, dann gibt schon der Titel „Extremophile Morphologie“ von Jakob Schmidt einen deutlichen Fingerzeig in welche Richtung es gehen könnte. Wer schon immer mal über Merkurkrabben philosophieren wollte, der wird hier perfekt bedient.
Fazit:
Hmmm… Ich weiß nicht so recht, ob alle Geschichten das repräsentieren, was ich mir im Vorhinein vorgestellt habe, aber ganz ehrlich: Alle sind handwerklich gut geschrieben und keine einzige ist wirklich schlecht. Allerdings hat mich auch keine so richtig weggehauen – scheint irgendwie gerade so ein Trend bei Kurzgeschichtensammlungen zu sein. Die Qualität in der Breite stimmt absolut, aber die Spitze ist doch eher schmal. (Okay, vielleicht liegt das aber auch an meinem verquasten Geschmack…) Wer sich einen guten Überblick über die deutsche Kurzgeschichtenszene verschaffen will, der sollte hier unbedingt zugreifen.
Bewertung:
3,5 von 5 Kälteschlafkammern