[Rezi] Tod dem Tyrannen!

Schon wieder eine Rezi. Das gibt es doch gar nicht. Aber dieses Spiel ist für Rollenspieler (gerade solche, die gerne strategisch spielen) die perfekte Beschäftigung, wenn von diesem unzuverlässigen Rollenspielerpack neben dem SL mal wieder nur ein Spieler aufgetaucht ist.
Titel: Tod dem Tyrannen!
Autor: Lukasz Wozniak
Verlag: galakta / Heidelberger
ISBN: 4-015566-032996
Preis: 24,95€ (habe es aber auch schon um die 20€ gesehen)
Alter: 10+
Spieler: 2
Dauer: 20-30 Minuten
Genre: asymmetrische Strategie
Interessante Zweispieler-Spiele mit gebremstem Komplexitätsgrad sind ja irgendwie rar gesät – mal schauen, ob TdT in diese Bresche schlagen kann.
Das Spiel:
Die Regeln sind dann auch tatsächlich Kindergeburtstag. Ein Spieler spielt den König, der von seinen

Soldaten beschützt ins Schloss gelangen muss – der andere Spieler spielt die Dörfler, unter denen sich drei Meuchelmörder verbergen, die den König ausschalten wollen. Die Siegbedingungen für den König sind: erreiche die Burg oder lass deine Soldaten alle drei Meuchelmörder töten – die für den Rebellen sind: töte den König oder sorge dafür, dass er am Ende des Kartenstapels nicht das Schloss erreicht hat.

Bei diesem Spiel wird nicht gewürfelt, sondern es gibt einen Kartenstapel, der eine ähnliche Funktion bedient. Auf jeder der Karten finden sich nämloch die Infos wie viele Aktionen der König zur Verfügung hat, wie viele die Soldaten, wie viele die Rebellen und vor allem ob die Soldaten in diesem Zug einen Bürger festnehmen oder einen Meuchelmörder ausschalten dürfen.
Zu Spielbeginn ist die Situation auf den ersten Blick immer die gleiche, denn die Positionen der Soldaten, des Königs und der Dörfler sind festgelegt. Für den König bedeutet das tatsächlich, dass er sich in eine Ecke gedrängt sieht und diese – beschützt von seinen Soldaten möglichst zügig verlassen muss.
Die Rebellen allerdings haben da mehr Optionen, denn ihr Spieler kann zu Beginn drei der Dörfler zu Meuchelmördern machen. Und genau da eröffnen sich unzählige mögliche Strategien, von denen man vermutlich zu Beginn seiner Spielerkarriere möglichst viele ausprobieren wird.
Wie schon gesagt gibt es keine Würfel, aber auch die Karten sind ein fieser Zufallsfaktor, denn wenn rundenlang kein Festnahmesymbol kommt, kann der König gerade zu Beginn schwer unter Druck geraten.
Wie wirken sich die ungleichen Aufträge für die beiden Seiten aus? Nun, aus Sicht des Tyrannen ist die Sache zu Beginn schon bedrohlich und wird dann nicht gerade entspannter. Die Spannung, wenn immer mehr Dörfler auf den König und seine Wachen eindringen und er nicht weiß, wer davon tatsächlich eine Gefahr darstellt, ist förmlich greifbar und man würde am liebsten die ganzen idiotischen Bauerntrampel sofort festnehmen. Als Rebell bezieht das Spiel die Spannung daraus, wie gut die gewählte Strategie funktioniert und ob es gelingt, den König genau dorthin zu drängen, wo man ihn gerne hätte.
Ich würde sogar behaupten, dass es zu Beginn einfacher ist, den König zu spielen, während es komplizierter ist, die Rolle des Rebellen auszufüllen. Auch das mag ganz praktisch sein, wenn man jemandem das Spiel beibringen möchte und ihn erst einmal den König spielen lassen kann, wo er praktisch ohnehin nur reagieren kann, unterdessen die Regeln lernt und sich schon darauf freut, es einem in der nächsten Partie mit gleicher Münze heimzahlen zu können.
Aufmachung:
Absolut solide – stabiles Brett, stabile Karten, relativ verständliches Regelheft, einzig und alleine „echte“ Minis anstelle der Pappaufsteller hätte ich mir gewünscht, aber dann wäre wohl der Statud „kleines Spiel für zwei Spieler“ im Eimer geworden und die ganze Nummer hätte gleich ein paar Euro mehr gekostet…
Besonders sinnvoll sind die beiden Handkarten, die mit Symbolen die Bewegungsregeln für beide Parteien darstellen und gerade zu Beginn ein häufiges Nachschlagen im Regelwerk clever umgehen.
Fazit:
Asymmetrisch ist ja gerade schwer „in“, aber bei dieser kleinen Stratego-Variante macht es wirklich absolut Spaß. Beim ersten Lesen der Regeln hatte ich total das Gefühl, als würde der König mit seinen SOldaten schwer dominieren, aber bei unseren bisherigen Partien hatte er immer einen schweren Stand und hat auch das Schloss noch nie gesehen (wenn er auch dadurch gewonnen hat, dass alle drei Meuchler ausgeschaltet wurden). Es ist aber tatsächlich sinnvoll, immer gleich zwei Partien zu spielen und sich mit den Parteien abzuwechseln.
Wertung:
4 von 5 französischen Revolutionen