[Rezi] Tage des Schmerzes – Sigel-Chroniken 2 (Andy Schnell)

Hui! innerhalb kürzester Zeit schon mein zweiter Zombiekalypse-Roman – wird Zeit, dass ich mal wieder etwas Witziges lese.
… obwohl: Tage des Schmerzes beginnt irgendwie sehr humoresk. Professor Kelp, der Protagonist der ersten Seiten wirkt weniger wie ein Mensch denn wie eine abstruse Figur aus einem Kunstmärchen, so überzeichnet ist der arme Kerl. Auch die Handlung ist irgendwie verwirrend. Es gibt zwar Zombies und die stellen auch ab und an eine Gefahr dar, aber insgesamt wird die Szenerie eines kleinen (tschechischen?) Dörfchens so behäbig geschildert, dass einfach kein rechtes Zombie-Feeling aufkommen will. Vielleicht ist das aber auch ein geschickter Kunstgriff, um gleich das Tempo anzuziehen…
Roman: Tage des Schmerzes
Autor: Andreas Schnell
Verlag: Mantikore
ISBN: 978-3-939212-47-8
Preis: 13,95€
Link: Amazon
Sei es wie es sei. Ich erinnere mich düster, dass der erste Roman mir letztes Jahr im Mai/Juni sehr gut gefallen hat, leider erinnere ich mich aber kaum noch an die Handlung und so muss ich wieder bei Null beginnen. Okay. Wir haben also diesen Kelp – der scheint die eine Achse der Handlung darzustellen; Anton Krebs, ein in Frankfurt forschender Wissenschaftler die andere. Dazwischen ist Karol (der Held des ersten Romans) mit seinen Kumpels unterwegs und immer wieder taucht ein geheimnisvoller „Marius“ auf. Der scheint zumindest teilweise zu wissen, was abgeht – eine Art Jesus? Auch das finale „foreshadowing“, wo eben jener Marius in Frankfurt hoffnungsvoll gen Osten blickt, ist dann doch etwas holzhammerig, das hätte ich auch kapiert, wenn es etwas subtiler gewesen wäre.
Ich weiß noch nicht so recht was ich von dem Versuch halten soll, eine Zombiakalypse nicht reißerisch-rasantzu erzählen, sondern schon fast postmodern zerfasert mit etlichen Zeitebenen, Handlungssprüngen und Personenwechseln. Darüber wird wohl nur die Zeit (und Buch 3 der Chroniken) richten können. Persönlich mag ich Andy Schnell als Autor ja immer eher, wenn er etwas hemdsärmelig zur Sache geht, frei von der Leber weg schreibt und dem Leser ordentlich zeigt wo der Action-Hammer hängt.
Mal alle Bedenken beiseite gelassen, ist der Versuch, dem Genre etwas Neues abzugewinnen, absolut aller Ehren wert und so richtig misslungen ist er auch nicht. Wer also gerne mal eine andere Dimension erleben will, als einen Helden, der zusammen mit dem Leser atemlos vorMilliarden Untoten flüchtet, dem seien die Sigel-Chroniken empfohlen – da kann es definitiv nix schaden, mal einen Blick in die Serie zu werfen.
Fazit: Ich mag ja Andys Schreibe, tue mich mit diesem Band etwas schwer, wirkt er doch irgendwie wie ein klassischer zweiter Teil einer Trilogie (auch wenn ich gar nicht weiß, wie viele Bände die Reihe haben soll) – der Autor will irgendwohin, weiß auch schon ungefähr was dort passiert, aber erstmal muss er dort hin gelangen… Ich erwarte also mal gespannt den nächsten Teil und hoffe auf etwas weniger verquaste göttlich-wissenschaftliche Elemente und etwas mehr Dampfhammer!
Mögen die Guten gewinnen!